Schutz suchen

  • 21.10.2015, 15:50

In den nächsten Tagen wird das Thema Flucht progress-online dominieren. Ein Überblick.

Ende Oktober präsentiert progress mehere Beiträge zum Thema Flucht. Ein Überblick über das Thema.

 

Fluchtgründe

Was für Gründe brauchen Menschen, um in Österreich Asyl gewährt zu bekommen? Grundsätzlich regelt das das Asylgesetz 2005, das sich auf die Genfer Flüchtlingskonvention bezieht. 150 Staaten haben 1951 in dieser festgehalten, dass Geflüchtete eine „wohlbegründete Furcht vor der Verfolgung aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischen Meinung oder  Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe“ haben müssen, um als solche anerkannt zu werden. Allerdings müssen Refugees den österreichischen Beamten glaubhaft machen, dass sie wirklich persönlich verfolgt werden – eine schwierige Aufgabe, wie auch das Beispiel von LGBTI*-Flüchtlingen zeigt. Kriegsflüchtlinge werden meist nicht persönlich verfolgt, ihnen droht in ihrer Heimat jedoch Gefahr, weshalb sie subsidiären Schutz gewährleistet bekommen. Dieser Schutz vor Abschiebung gilt jedoch nur ein Jahr und muss danach erneuert werden. Eine ganze Reihe Gründe können gegen den Asylstatus in Österreich sprechen, zum Beispiel wenn ein anderer Staat der Dublin III-Verordnung für das Asylverfahren zuständig ist oder die Asylsuchenden Schutz in einem „sicheren Drittland“ finden können.


Krieg spielen

Die Belagerung Sarajevos im Bosnienkrieg ist die Inspiration für das Videogame „This War of Mine“ (PC, OS X, Linux, iOS, Android, Playstation, Xbox One, mindestens 14,99€). Hier spielt man zwei junge Männer und eine Frau, die gemeinsam versuchen, in einer zerstörten und gefährlichen Stadt zu überleben. Zwischen den Charakteren wechselnd muss man sich auf die Suche nach Nahrung machen, die verwahrloste Unterkunft reparieren und sich gegen andere plündernde Menschen verteidigen. Das rundenbasierte Gameplay bleibt einfach und macht einem Albtraum-Artwork und einer gruselig-eindringlichen Soundkulisse Platz. Die Atmosphäre ist durchgehend bedrohlich, auch die ruhigen Spielsequenzen bleiben angsteinflößend. „This War of Mine“ spielt man daher wahrscheinlich nur einmal, aber dafür ist das Spielerlebnis umso intensiver.

 

Lesestoff

Das Thema Flucht beschäftigt das progress schon seit längerem. In einer Printausgabe war es Dossierthema, dort wurden zum Beispiel anhand Hunger ist kein Asylgrund die grundlegenden Probleme des österreichischen Asylsystems beleuchtet. In Schlepperei in Zeiten unbegrenzter Grenzen haben wir über den Begriff der Schlepperei und den der Fluchthilfe geschrieben. Mit dem Verein Hemayat haben wir in Ein Schleier, der sich über die Existenz legt über die psychotherapeutische Betreuung von traumatisierten Folter- und Kriegsüberlebenden gesprochen. Mit dem Obmann von „Asyl in Not" gibt es einen Podcast: Kampf für das Recht auf Asyl. Die Refugee-Proteste der letzten Jahren haben wir in den Artikeln Menschenrechte statt Charity, Wenn alles am Spiel steht und Inside the Refugeeprotest begleitet. Von der Situation unbegleiteter Minderjähriger haben wir unter dem Titel Minderjährig, allein und auf der Flucht berichtet und eine Reportage von der Insel Lampedusa haben wir im Sommer 2015 gebracht: „Hier wird die Problematik von Grenzen bewusst“ und Allein im Mittelmeer. Die besonders Schwere Situation von LGBTI*-Flüchtlingen haben wir mit Kein Asyl ohne Erektion beleuchtet. Flucht ist aber (natürlich) nicht nur in Europa ein Thema, sondern auch in Amerika: In Grenz(t)räume haben wir zentralamerikanische Migrant_innen auf ihrer Reise in die USA begleitet.

 

Wortwahl

Weil die „ling“-Endung unnötig verniedlichend oder abwertend  klingt, pochen viele Aktivist_innen darauf, im Umgang mit Flucht stattdessen lieber von „Geflüchteten“ zu sprechen. Weiters sind Begriffe wie Asylant_innen oder Asylwerber_innen bereits derart negativ konnotiert, dass auch von ihrer Verwendung mittlerweile abzuraten ist. Stattdessen bietet sich der Begriff „Asylsuchende“ an, zumal ja nicht um Asyl „geworben“ wird, sondern das Asylrecht als ein grundlegendes Menschenrecht in Anspruch genommen wird. Ein anderes Wort, das Menschen beschreibt, die flüchten, ist das englische „Refugee“, das mittlerweile auch im deutschen Sprachraum Fuß fasst. Es kommt vom Wort „refuge“, was so viel wie Schutzort oder Zufluchtsort bedeutet, „Refugees“ sind somit Zuflucht- oder Schutzsuchende.

AutorInnen: Redaktion