Sprache

Elftes Gebot: Du sollst kein Tschuschisch sprechen!

  • 18.03.2015, 13:25

Die Rektorin einer Mödlinger Privatschule verhängte am Montag ein Deutsch-Gebot. Das kommt auch an öffentlichen Schulen vor, ist aber illegal.

Die Rektorin einer Mödlinger Privatschule verhängte am Montag ein Deutsch-Gebot. Das kommt auch an öffentlichen Schulen vor, ist aber illegal.

Am 16. März verschickte OStR Mag. Marina Röhrenbacher einen Brief an die SchülerInnen der Vienna Business School Mödling (VBS). Er ist fett mit „Amtssprache Deutsch“ übertitelt. Darin steht, fortan dürfe – abgesehen vom Fremdsprachen-Unterricht – nur noch Deutsch in der Schule gesprochen werden. Jugendliche, deren Eltern kaum Deutsch beherrschen, sollen sich demnach für Telefonate mit ihren Verwandten einen Bereich suchen, wo sie niemanden stören. Grund sei ein „interkultureller Konflikt“ zwischen einer makedonischen Putzkraft und einem albanischen Schüler. Der Brief wurde in sozialen Medien publik, was der Schule einen Shitstorm einbrachte. Anstatt das Schriftstück zurückzunehmen, wurde es als Missverständnis verkauft. Man stehe eh für Vielfalt, so eine Aussendung.

MELEK ÖT (Name von der Redaktion geändert) ist Lehrerin an einer Wiener Volksschule. Sie unterrichtet Kinder mit Muttersprache Türkisch. In jeder Volksschule haben Kinder nämlich das Recht auf einen gewissen Umfang Unterrichtsstunden in ihrer Muttersprache. Das findet meist während des Regelunterrichts in Kleingruppen statt. Öt meint, die Intention der VBS zu verstehen: „Diese Regelung, dass Deutsch gesprochen werden sollte, kann ich für den Unterricht oder die Kommunikation mit dem Lehrpersonal schon nachvollziehen.“ Die Unterrichtssprache ist auch grundsätzlich auch rechtlich geregelt. Problematisch wird es bei der Freizeitgestaltung.

Die Antirassismus-Meldestelle ZARA veranstaltet Workshops mit Jugendlichen, und dem Verein seien Schulen bekannt, welche immer wieder durch solch „krude interne Policies“ hinsichtlich sprachlicher Ge- und Verbote auffielen. Öt bestätigt, dass die Diskussion nicht abreißt: „In meiner Schule wollte eine Lehrerin auch verordnen, dass zwei Kinder in der Pause aufhören, Albanisch miteinander zu sprechen. Ich denke, die Intention ist eher, zum Deutsch-Üben anzuregen. Trotzdem sind solche Regeln, die in die Freiheiten der Kinder eingreifen, sehr problematisch.“ Das muttersprachliche Telefonieverbot in Mödling hält sie für absurd: „Sollen die Kinder also Dolmetscher für die Telefonate mit Eltern zwischenschalten? Oder jedes Mal vorher die Genehmigung der LehrerInnen einholen?“

Die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) erlaubt Behörden nach §8 (2) den Eingriff in das Privat- und Familienleben nur, wenn dieser gesetzlich vorgesehen ist und etwa den Schutz der Rechte anderer betrifft. ExpertInnen zufolge fällt die Verwendung der Muttersprache darunter. Artikel 66 des Staatsvertrags von St. Germain (StVvStG) erlaubt österreichischen StaatsbürgerInnen den Gebrauch jeder „Sprache im Privat- und Geschäftsverkehr“. Das Schulrecht in Kärnten und dem Burgenland sieht überdies zumindest in der Pflichtschule bilingualen Unterricht für Angehörige autochtoner Minderheiten vor. Der Landesverband NÖ der Elternvertretungen vertritt die Ansicht, "Verhaltensregeln" in der Schule könnten im Rahmen einer erweiterten Hausordnung von allen Schulpartnern gemeinsam (§64 SchUG) zum Thema gemacht und beschlossen werden (§44 SchUG). Landesschulratspräsident Hermann Helm hält dagegen, dass die Pausensprache rechtlich keinen Platz in einer Schulordnung habe.

DIE VBS IST EINE PRIVATSCHULE, was die Handhabe etwas erschwert. Dennoch hält Hermann Helm fest: „Es gibt keine Rechtsgrundlage. Wie in den Pausen gesprochen wird, wie in den Pausen kommuniziert wird, dafür gibt es keine Vorschrift.“ Der Präsident des Landesschulrats Niederösterreich führt aus, dass ein Deutsch-Gebot an öffentlichen Schulen rechtswidrig wäre: „Das müsste ich sofort untersagen. Das hätte disziplinäre Konsequenzen für den Schulleiter.“

Frau Mag. Röhrenbacher war für eine Stellungnahme gegenüber progress ebenso wenig erreichbar wie die zuständige Sektionschefin im Bildungsministerium. Daher ist unklar, welche disziplinären Konsequenzen an der VBS folgen.

 

Zoran Sergievski studiert Publizistik an der Universität Wien.

Links

Ein älteres, aber immer noch spannendes Interview mit İnci Dirim, Professorin für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, über Deutschgebote an Schulen und die Wechselwirkung von Gesellschaft und Universität: Ein Verbot ist keine pädagogische Maßnahme

 

Der ewige Kampf ums Heißen

  • 23.10.2014, 02:58

2014 war das Jahr der Diskussion über queer_feministische* Sprachpolitik. Was ist von der Reaktion auf Heinisch-Hoseks „Lernhilfe“, von Gabaliers Begehr nach einer Volksbefragung und vom Hashtag #wirsinddietöchter zu halten?

2014 war das Jahr der Diskussion über queer_feministische* Sprachpolitik. Was ist von der Reaktion auf Heinisch-Hoseks „Lernhilfe“, von Gabaliers Begehr nach einer Volksbefragung und vom Hashtag #wirsinddietöchter zu halten?

Splitting, das Binnen-I, die töchterintegrierende Bundeshymne und eine ÖNORM zur Festsetzung der männlichen Form waren in letzter Zeit Themen heftiger öffentlicher Auseinandersetzungen. Widerstände gegen das Binnen-I sowie seine sternigen Schwestern und die unterstrichigen Gegenzeichen zum normierten Sprach- und Schriftgebrauch sind immer wieder Gegenstand heftiger Attacken. Die Logik, die gemeinhin argumentative Auseinandersetzungen regeln sollte, scheint sich hier aufzulösen und es werden Aggressionen frei, die aus der Debatte eine verbale Schlacht auf einem theoretischen Fußballplatz machen. Sprachpolitische feministische Maßnahmen werden als widernatürlich und faschistisch angeprangert und aus ihrem basisdemokratischen Entstehungskontext gerissen. Ihre Gegner_innen inszenieren sich als unterjochte breite Masse, die unter den Ideen einiger Weniger leiden muss. Sie fordern die Abschaffung der unliebsamen Sprachspiele und wollen Regelungen, die dem unbequemen „Gendern“ Einhalt gebieten.

Objektiv sprechen? Witzeleien („Hauptfrau oder Nebenfrau?“), Übertreibungen („Wer braucht noch einE KugelschreiberIn?“), Abwertungen („Innen-Furz“), Vorwürfe („totalitäre Sprachpolizei“) und in letzter Konsequenz die Tradition und die „realen“ Probleme von Frauen werden gerne ins Feld geführt, um queer_feministische* Sprachpolitik abzuwerten. Gegner_innen wollen uns weismachen, dass unser Anliegen lächerlich und völlig unsinnig sei: Sprache sei nicht der Ort, an dem um Gleichbe rechtigung gerungen werden sollte. Sprache sei ein neutrales Mittel zur Kommunikation und solle nicht von Ideologien verändert und mit ideologischer Information überfrachtet werden. Oftmals wird sprachkritischen feministischen Positionen unterstellt, sie hätten den Bereich der Kritik verlassen und wären selbst zu totalitären Maßnahmen geworden, indem sie mit den „sprachlichen Reinheitsgeboten des Dritten Reichs“ assoziiert oder als „Sprachpolizei“ angeprangert werden.

Sprache als Politik. Eine Bewusstmachung von Machtverhältnissen und Missständen in der Gesellschaft, die sich in ihrer Sprache widerspie geln, ist per Definition unbequem. Sprachliche Sichtbarmachung von Frauen wollte zu Beginn der Frauenbewegung ebenso wie queere Schreibweisen heute Aufmerksamkeit schaffen und stören – sie waren und sind kritisch und nicht regulierend. Feminist_ innen nutzen die Sprache, weil sie sie als einen wichtigen Ort politischen Handelns erachten. Eine Erkenntnis, die sie mit dem politischen Mainstream teilen. Sprache und Politik sind von jeher untrennbar miteinander verbunden, denn Politik ist ein Kampf um ein interpretierendes Verändern der Welt und damit ein ewiger Kampf ums Heißen. Ich möchte nur an die 23 im EU-Beitrittsantrag Österreichs festgelegten Austriazismen („Paradeiser“) erinnern oder an den Einsatz beschönigender Terminologien für unschöne Praktiken („Freisetzen von Arbeitskräften“ statt „Entlassung“). Sprache steht immer schon im Zentrum politischen Handelns. Im Fall des Binnen-I und seiner Gap_Schwester*n wird um das Benanntwerden selbst gerungen. Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, angesprochen zu werden und damit auch sein zu können.

Es macht aber einen Unterschied, aus welcher Posi tion heraus sprachpolitische Maßnahmen getroffen werden. Sind diese initiiert von Machtträger*n und motiviert von breit akzeptierten Ideologien, so werden auch Gegenstimmen laut, diese scheitern aber zumeist am Wall der empfundenen „Normalität“ und der gefühlten „notwendigen Zweckgebundenheit“ solcher Maßnahmen. Das gilt auch für queer_feministische* Sprachkritik und ihre Anliegen, denn sie werden als „ver-rückt“, als herausgerückt aus der Norm wahrgenommen und ihre Argumente als jenseits der Logik angesiedelt interpretiert. Dementsprechend emotional und wenig logisch gestalten sich dann auch die Diskussionen und Streitgespräche.

Gesprochene Utopie. Der Knackpunkt ist, dass im Fall von Sprachpolitik daran geglaubt wird, dass politisches Handeln ein „regulatives Prinzip Hoffnung“ (Seyla Benhabib), eine konkrete Utopie, braucht. Anders gesagt wurde das destruktive Meckern mit konstruktiven Vorschlägen angereichert, um einen Kampf ums Benanntwerden tatsächlich zu führen und ihn nicht nur als einen prinzipiell zu führenden aufzuzeigen. Feministisch*queere_ Sprachkritik braucht sprachplanerische Vorschläge jenseits sprachlicher Normen, um uns* ins Gespräch zu bringen. Im Fall von feministisch*queere_r Politik wurden „Richtlinien“ verfasst, die Denkstrukturen und konkrete sprachliche Möglichkeiten aufzeigen sollten. Im Kampf um breitere Anerkennung kommen sie mit Parteipolitik in Berührung, werden ideologisch vereinnahmt und zu normierenden Regelungen, die immer mehr vom ursprünglichen Anliegen entfremdet werden.

Es ist eine logische Konsequenz, dass nicht alle mit der Kritik und schon gar nicht mit den Normierungen einverstanden sind. Dass die Diskussionen häufig unter der Gürtellinie geführt werden und oft in Beschimpfungen oder gar Drohungen münden, ist widerlich, aber leider keine Seltenheit in emotionalen Auseinandersetzungen. Die Debatten zeigen aber auch, dass wir es geschafft haben, das politische Element der sprachpolitischen Maßnahmen lebendig zu halten und es nicht durch Regeln und Vorschriften ersticken zu lassen. So lange es ein Aneinandergeraten gibt, ist Politik „am Leben“ und „am Werk“. Es sind gerade die vereinfachenden Kategorisierungen, die politische Bewegungen im Keim ersticken, weil sie jegliche Veränderung als unangemessen, ideologisch und totalitär abtun. Es gibt kein besseres Zeichen dafür, dass queer_feministische* Sprachkritik und Sprachplanung nichts mit dem Tod von Politik zu tun haben, als dass es diese Streitereien gibt.

Karin Wetschanow ist Sprachwissenschaftlerin und Lektorin an der Uni Wien und arbeitet als Regisseurin im Verein „Erinnerungstheater Wien“.

 

Es braucht ein radikales Umdenken

  • 21.10.2013, 16:23

Mit der Sprachwissenschafterin Brigitta Busch hat Marlene Brüggemann über die Kosten der Einsprachigkeit, emotionales Spracherleben und Unterhaltungen mit Pflanzen diskutiert.

Mit der Sprachwissenschafterin Brigitta Busch hat Marlene Brüggemann über die Kosten der Einsprachigkeit, emotionales Spracherleben und Unterhaltungen mit Pflanzen diskutiert.

Brigitta Buschs Interesse an Fragen der Mehrsprachigkeit schlug bereits erste Wurzeln, als sie noch als Landwirtin in Kärnten lebte und Slowenisch lernte. Heute ist sie Professorin für angewandte Sprachwissenschaft an der Universität Wien und forscht derzeit über Zusammenhänge von Migration, Mehrsprachigkeit und traumatischem Erleben. Während sie auf der institutseigenen Terrasse ihre Finger über die harten Blätter eines Rosmarinstockes laufen lässt, eröffnet sie das Interview mit progress mit einem Bekenntnis zum Guerilla Gardening.

progress: Frau Busch, Sie sind Linguistin, aber auch gelernte Landwirtin – können Pflanzen sprechen?

Brigitta Busch: Ich spreche mit meinen Pflanzen – das tun viele Leute.

Warum eigentlich?

Im Zuge meiner Forschungsarbeit zu „Trauma – Mehrsprachigkeit – Resilienz“ habe ich erlebt, dass die Bedeutung der – wie Julia Kristeva es formuliert – semiotischen Dimension von Sprache, also der lautund zeichenhaften Dimension, groß ist, wenn es darum geht, die eigenen Widerstandskräfte zu stärken. Das kann z.B. im Sprechen mit Pflanzen und Tieren passieren, im Sprachspiel oder im Anhören von Sprachen, die man nicht versteht. Also im Angesprochensein ohne direkt angesprochen zu werden.

Inwiefern ist Sprache auch von Nützlichkeit und Effizienz durchzogen? Bleibt da noch Platz für Poesie und persönlichen Ausdruck?

Die Dimension zwischen Funktionalität und Ausdruck der Sprache vernachlässigt die Sprachwissenschaft viel zu oft. Obwohl sie im Alltag eine größere Rolle spielt, als man auf den ersten Blick meint. Die Freude am semiotischen Ausdruck verliert sich nicht mit dem Kleinkindlallen, sie zieht sich durch das ganze Leben. Entgegen dem Trend, das Funktionale zu betonen, denke ich, dass das Nachdenken über eine semiotische Sprache die sprachwissenschaftliche Auseinandersetzung bereichert.

Wie kann so eine Bereicherung aussehen?

Für mich ist die Frage nach dem emotionalen und körperlichen Spracherleben zentral. Ich gehe davon aus, dass Sprache nicht nur etwas Kognitives ist, sondern, dass aufgrund meines Sprechens oder Schreibens auch emotionale Zuschreibungen und Einschätzungen stattfinden. Wenn ich eine Stimme am Telefon höre, beginnt ein Film zu laufen: weiblich oder männlich, gutgelaunt oder schlechtgelaunt, sympathisch oder weniger sympathisch, Dialekt oder Standardsprache. Das sind viele Ebenen und weitreichende Annahmen. Und das geschieht weitgehend unbewusst. Spracherleben ist ein komplexer Prozess aus Selbst- und Fremdwahrnehmung, der mit vielen Emotionen verbunden ist. Mein Schwerpunkt auf leiblich-emotionales Spracherleben stellt eine Gegenbewegung zum Trend der Standardisierung und Normierung dar – und ist in meinen Augen kein marginales Thema, wenn man es unter dem Gesichtspunkt betrachtet, dass es so viele Menschen gibt, die unter sprachlicher Gewalt leiden.

Könnten Sie das genauer ausführen?

Es gibt Situationen, da stellt man sich Fragen wie: Wie werde ich wahrgenommen? Wird mein Akzent als defizitär gesehen? Da kann schon ein Schamgefühl auftauchen. Ich entspreche nicht der Norm, also schäme ich mich. Das bedeutet einen Rückzug auf sich selbst, eine Verschließung. Im Bildungsbereich kann das ungünstige Folgen haben. Zum Lernen brauche ich eine Öffnung hin zur Welt. Wenn sich eine belastende Situation ständig reproduziert, die Defizitzuschreibungen sich wiederholen und man sich selbst als ungenügend sieht, blockiert das Lernprozesse.

Stellt der Umgang unserer Universitäten mit Mehrsprachigkeit diesbezüglich nicht ein Negativbeispiel dar?

Von der Uni wünsche ich mir, dass eine Sprachenpolitik definiert wird, die die Sprachressourcen würdigt, die Lehrende und Studierende mitbringen. Durch die jetzige Sprachenpolitik an den Universitäten, die nicht viel dazu beiträgt, mitgebrachte Erstsprachen von Studierenden auszubauen, vergeben wir sehr viel wissenschaftliches Kapital. Wir schneiden uns dadurch von einem differenzierten internationalen Diskurs ab.

Wann sind Sprachenkompetenzen ein Vorteil, wann nicht?

Der entscheidende Punkt ist, welche Sprache man spricht. Ein Beispiel: Eine Frau aus dem Senegal schrieb in ihren Lebenslauf, dass sie Deutsch, Englisch und Spanisch beherrscht. Auf die Frage, warum sie nicht auch Wolof [Umgangssprache im Senegal, in Gambia und Mauretanien, Anm. d. Red.] angibt, antwortete sie: „Wenn ich Wolof dazuschreibe, weiß ich, dass ich abgestempelt werde.“ Probleme wie diese muss man wahrnehmen, weil Sprache als Merkmal für Diskriminierung missbraucht wird. Bei den Tests auf den Fachhochschulen und den Pädagogischen Hochschulen sind vor allem MigrantInnen im Nachteil, da diese Tests hauptsächlich auf Deutschkompetenz aufgebaut sind. Selbst wenn das Ausmaß an Deutschkenntnissen für den geprüften Themenbereich nicht notwendig ist.

Wie werden Menschen gefördert, die sich nicht im klassischen Bildungssystem, also Schule oder Hochschule, bewegen?

Dafür ist kein Geld mehr zu haben, das wird zunehmend wegrationalisiert. Vor ein paar Jahren habe ich gemeinsam mit Perigrina, einer Beratungsstelle für MigrantInnen, Deutschkurse für Frauen mit posttraumatischem Syndrom entwickelt. Dieses erfolgreiche Konzept hätte eine ständige Einrichtung werden sollen. Es ist aber wegen der Kosten nur bei drei Durchgängen geblieben.

Ist das für einen Sozialstaat tragbar?

Es braucht ein radikales Umdenken. Die Kosten der Mehrsprachigkeit werden immer nur daran gemessen, wie teuer ein Kurs ist, aber es wird nie anders herum gedacht und gefragt, was man sich durch die Förderung von Vielsprachigkeit und Deutschkursen ersparen würde – gerade im Gesundheits- und Bildungsbereich. Wir sollten uns vielmehr über die Kosten der Einsprachigkeit unterhalten und uns nicht an einem monolingualen Habitus festklammern, der längst keiner Realität mehr entspricht. Da geht es nicht nur um Migration, sondern auch um berufliche Mobilität und internationale Kommunikation. Davon auszugehen, dass der Monolingualismus der Normalfall ist, ist vollkommen überholt.

Lesetipp: Busch, Brigitta: Mehrsprachigkeit. Wien Facultas Verlags- und Buchhandels AG, 2013.

 

Die Autorin studiert Philosophie an der Uni Wien.

Ein Verbot ist keine pädagogische Maßnahme

  • 03.02.2014, 12:27
Im Rahmen des progress-Schwerpunktes zum Thema Mehrsprachigkeit hat sich Vanessa Gaigg mit İnci Dirim, Professorin für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Uni Wien, über Deutschgebote an Schulen und die Wechselwirkung von Gesellschaft und Universität unterhalten und erfahren, was in der Debatte um Ausgrenzung falsch läuft.
Im Rahmen des progress-Schwerpunktes zum Thema Mehrsprachigkeit hat sich Vanessa Gaigg mit İnci Dirim, Professorin für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Uni Wien, über Deutschgebote an Schulen und die Wechselwirkung von Gesellschaft und Universität unterhalten und erfahren, was in der Debatte um Ausgrenzung falsch läuft.

 

Im Rahmen des progress-Schwerpunktes zum Thema Mehrsprachigkeit hat sich Vanessa Gaigg mit İnci Dirim, Professorin für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Uni Wien, über Deutschgebote an Schulen und die Wechselwirkung von Gesellschaft und Universität unterhalten und erfahren, was in der Debatte um Ausgrenzung falsch läuft.

progress: Sie haben die erste Professur für Deutsch als Zweitsprache an der Uni Wien inne. Die Professur wurde erst 2010 eingeführt – wäre der Bedarf dafür nicht schon früher da gewesen?

İnci Dirim: Das ist die erste Professur für Deutsch als Zweitsprache bzw. für Deutsch in der Migrationsgesellschaft in ganz Österreich, nicht nur an der Uni Wien. Dass sie erst so spät eingeführt wurde, ist wahrscheinlich eine Frage von Politik und Selbstverständnis – ob man sich als Migrationsgesellschaft versteht oder nicht. Wahrscheinlich hat das auch mit der Distanz zwischen Uni und Gesellschaft zu tun, dass man also gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen nicht unbedingt als Aufgabe der Universität wahrgenommen hat.

Was ist der Unterschied zwischen Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und Deutsch als Fremdsprache (DaF)?

Bei Deutsch als Fremdsprache geht es um den Deutschunterricht außerhalb von Österreich beziehungsweise außerhalb von amtlich deutschsprachigen Ländern. Das heißt zum Beispiel, wenn jemand in Südafrika in der Schule Deutsch oder wenn jemand in der Türkei zum Goethe-Insitut geht, um einen Deutschlurs zu besuchen, sind das Deutschlernaktivitäten in Umgebungen, in denen i.d.R. sonst nicht Deutsch gesprochen wird und man den Fremdsprachenunterricht Deutsch besucht. So wie wir hier zum Beispiel den Französischunterricht als Fremdsprachenunterricht haben – das ist dann eine Sprache, die man im Alltag und der Umgebung meistens nicht spricht. Deutsch als Zweitsprache wäre dann das Deutsch, das hier in Österreich benutzt wird. Wenn also Kinder, Jugendliche oder Erwachsene als MigrantInnen nach Österreich kommen und hier das Deutsche benutzen – bei ihnen geht man davon aus, dass sie Deutsch im Alltag, in der Bildungsinstitution und im Berufsleben brauchen. Es geht also um den Unterschied zwischen einer Fremdsprache und der Frage des Zurechtkommens mit der deutschen Sprache in der umgebenden Gesellschaft.

Was bringt die Differenzierung zwischen einer Erst- und Zweitsprache?

Da könnte man zunächst die Begriffe selbst kritisch beleuchten. Studierende in meinem Fachbereich haben das beispielsweise kritisiert und gesagt, Zweitsprache ist ein Begriff, der einen eigentlich auf einen bestimmten Status von Zugehörigkeit festlegt. Geht man zum Beispiel davon aus, dass jemand in Tschechien Deutsch als Fremdsprache gelernt hat und nach Österreich kommt, wird er in zum Zweitsprachler des Deutschen. Aber Sie werden mir zustimmen, dass man niemals vom Deutsch als Zweitsprachler zum Deutsch als Muttersprachler werden würde. Es wird also akzeptiert, dass man eine große Nähe zum Deutschen als Sprache hat, aber man wird nicht wirklich als Deutsch-Sprechender akzeptiert. Und da haben Studierende zu Recht gefragt: Warum ist das eigentlich so? Immerhin empfinde ich die Sprache genauso als meine Sprache und denke, lebe, träume in dieser Sprache. Und wenn ich jetzt einen bosnischen und keinen kärtnerischen Akzent habe, warum ist das ein Problem? Aus einer spracherwerbstheoretischen Perspektive aus lässt sich sagen, dass es Unterschiede im Erwerb des Deutschen als die Erstsprache (bis zum dritten Lebensjahr) und dem Erwerb des Deutschen als Zweitsprache gibt, je nachdem wann der Erwerb des Deutschen einsetzt.

Wohin kann diese Unterscheidung führen?

Die Frage ist, was als Unterschied angesehen wird, jenseits der spracherwerbstheoretischen Erkenntnisse? Wenn es die Herkunft der Eltern sein soll, nach der bestimmt wird, dass man Deutsch als Zweitsprache erwirbt, dann wäre das eine biologistische Interpretation und sehr problematisch – das kann bis hin zu Rassismus gelangen. Ich finde es problematisch, wenn eine Gruppe von Personen konstruiert wird, die nie wirklich akzeptiert werden wird. Aber zu sagen: Ach so, dann brauchen wir ja Deutsch als Zweitsprache gar nicht mehr, ist natürlich auch nicht richtig. An den Schulen gibt es viele Kinder, die nicht das Deutsch sprechen, das die Schule erwartet, die also im Unterricht sitzen und nicht genug verstehen. Diesen Kindern die Förderung zu enthalten wäre eine Katastrophe. Also solange die Schule monolingual deutschsprachig bleibt, muss die Deutschförderung, die gebraucht wird, auch angeboten werden, ohne jedoch Kinder und Jugendliche für immer auf einen Status von nicht-kompetenten SprecherInnen des Deutschen festzulegen.

Ist der derzeitige Umgang mit Mehrsprachigkeit im Schulsystem sinnvoll?

Die Monolingualität der Schule passt nicht zur Mehrsprachigkeit der Gesellschaft. Es ist schon so oft festgestellt worden, dass eine bilinguale oder mehrsprachige Erziehung für die Kinder besser wäre. Aber das hängt davon ab, wie diese Erziehung angeboten wird. Mir geht es darum, Benachteiligung zu reduzieren und Selbstartikulation im Sinne von Agency zu ermöglichen. Nach den gängigen Vorstellungen heißt Mehrsprachigkeit in der Schule leider oft, dass etwa zwei Kinder, die in der Klasse sitzen, gefragt werden: Kannst du das denn mal auf Serbisch sagen? Ihr sprecht ja so schön Serbisch alle! Und dann denkt man sich: Erledigt. So einfach ist das aber nicht. Allerdings gibt es bereits Projekte, die zum Ziel haben, den Einbezug von Mehrsprachigkeit in die Schule zu systematisieren und zu professionalisieren, z.B. das Projekt „MARILLE“.

Werden die LehrerInnen im Bereich Mehrsprachigkeit allein gelassen?

Es geht darum, dass die Kinder die Sprachen als Bildungssprachen lernen, sie benutzen können, und darum, die Benachteiligungen zu reduzieren, die durch die Monolingualität der Schule entsteht. Es wäre eine Qualifizierungsaufgabe für die Universitäten und die Pädagogischen Hochschulen die LehrerInnen so auszubilden, dass sie in den verschiedenen Sprachen auch Unterricht anbieten können. Im Moment sind wir davon meilenweit entfernt. Deshalb muss man unter diesen Umständen vornehmlich auf Deutsch als Zweitsprache-Förderung setzen, sie garantieren. Die Entwicklung von Methoden des Einbezugs von Mehrsprachigkeit würde dann mit gutem Gewissen dem folgen können.

Welche Rolle spielt Mehrsprachigkeit derzeit in der LehrInnenausbildung?

Eine viel zu geringe Rolle. Im Moment sind das nur die Deutsch-Studierenden an der Uni Wien, die verpflichtend ein Modul aus DaZ/DaF besuchen müssen, wobei es hier ja vornehmlich um Deutsch geht und nicht um andere Sprachen als Deutsch. Alle anderen Lehramtsstudierenden kommen aber auch mit DaZ gar nicht in Berührung. An den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen ist DaZ generell nicht systematsich verankert. Aber es gibt viele DozentInnen, die mit großem Eigenengagement die Perspektive DaZ in ihre Lehre integrieren. Mehrsprachigkeit im Sinne von migrationsspezifischer Mehrsprachigkeit kommt dem gegenüber eher weniger vor und hängt auch vom Engagement von Einzelpersonen ab.

Bleiben wir bei der Schule: Sind Maßnahmen wie Deutsch vor Schuleintritt oder Deutschgebote in Pausenhöfen sinnvoll?

Sprache erfüllt mehrere Funktionen, auf der einen Seite spielt Sprache eine Rolle als Kommunikationsmittel, auf der anderen Seite ist Sprache auch ein Phänomen, mit dem Zugehörigkeiten markiert werden. Und diese Frage von Zugehörigkeit spielt auch eine große Rolle in der Gesellschaft. Es gibt verschiedene Argumente für Deutschgebote und Sprachenverbote. Es wird z.B. behauptet, dass andere gestört würden, wenn die Kinder andere Sprachen als Deutsch sprechen, weil sie nichts verstehen. Ich denke generell, dass die Pause für Erholung und Gespräche zur Verfügung steht. Dafür dass alle alle privaten Gespräche verstehen, besteht keine Notwendigkeit. Wenn ich selber an der Uni bin und Kaffee trinke, dann bin ich auch froh, wenn ich nicht alles verstehen muss, was um mich herum gesagt wird. Auch Lehrkräfte im Unterricht müssen nicht alles verstehen können, das wäre ohnehin auch mit dem alleinigen Gebrauch des Deutschen nicht möglich – man schreibt sich z.B. Zettel und flüstert sich zu. Zudem gibt es viele gute Möglichkeiten, die Mehrsprachigkeit für die Bildung von Schülerinnen und Schülern einzusetzen. Es kommt vielmehr darauf an, dass die Ausbildung verbessert wird und methodisch in den Sprachen gearbeitet wird, die von den Kindern und Jugendlichen gesprochen werden. Ein Verbot ist keine pädagogische Maßnahme.

Was sagen Sie zur Zurückstellung vom Schulbesuch, wenn Kinder nicht ausreichend Deutsch können?

Es ist durchaus möglich, dass ein Vorschuljahr mit guter Deutschförderung sprachliche Zuwächse im Deutschen mit sich bringt. Man kann jedoch Bildung nicht allein aus der Perspektive des Wissenszuwachses beurteilen. Bildung heißt nicht nur, dass man Wissen erwirbt, es heißt auch Subjektivierung. Die Einschulung spielt eine ganz große Rolle in unserem Leben, ist ein wichtiges Ereignis. Wenn man zu einem Kind sagt: Du kommst nicht in die erste Klasse, du musst jetzt erstmal Deutsch lernen, dann ist das ein möglicherweise ein Schock. Das Kind bekommt den Eindruck: Mit mir stimmt etwas nicht. Welches Kind versteht denn, was ausreichende Deutschkompetenz heißt? Abgesehen davon, lässt sich die Schulreife nicht an der Beherrschung der Sprache Deutsch festmachen. Kinder können in anderen Sprachen und Sprachenkombinationen schulreif sein. Es wäre also eine große Ungerechtigkeit, Kinder nicht vom der Einschulung zurückzuhalten, weil die Schule keine Angebote in den von ihnen gesprochenen Sprachen bereithält. Aus vielen Gründen also muss man vom Kindergarten an bis zur Matura ausreichend Lernangebote für die deutsche Bildungssprache schaffen. Ein Qualifizierungs- und Angebotsdefizit von Universität, Hochschule und Schule kann nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden.

In der sogenannten Integrationsdebatte wird oft über Sprache gesprochen. Funktioniert Inklusion wirklich in erster Linie über Sprache?

Ich würde eigentlich beide Begriffe nicht verwenden wollen. Integration wird oft als Assimilation verstanden und richtet sich einseitig an MigrantInnen. Ich stehe auch nicht für den Begriff der Inklusion, weil er ein pathologisierendes Element enthält. Ich würde einfach sagen: Beteiligung an der Gesellschaft. Und die wird nicht nur durch Deutsch ermöglicht. Das Problem ist, dass die Mehrheitsgesellschaft dabei „fein aus dem Schneider ist“, Ausgrenzungsmechanismen und institutionelle Diskriminierung aber bestehen bleiben. Auch wenn jemand perfekt Deutsch kann, gibt es Ausgrenzungsprobleme, die wir bewältigen müssen. Ich würde nie sagen, die Menschen sollen kein Deutsch lernen, aber auch nicht: Die Menschen sollen Deutsch lernen, weil ich davon ausgehe – und das ist meine feste Arbeitshypothese – dass sowieso jeder, der nach Österreich kommt, Deutsch lernen möchte. Wer möchte denn schon auf der Straße stehen und einen Busfahrplan nicht verstehen? Oder wenn man angesprochen wird, nicht antworten können? Es soll Angebote geben, aber ich halte nichts von Zwang, der Menschen unterstellt, dass sie kein Deutsch sprechen möchten.

Warum reagieren so viele Leute negativ, wenn sie „Ich geh’ Billa“ hören?

Die Leute haben vielleicht ein Problem damit, dass Deutsch auf eine Weise gesprochen wird, durch die erkennbar wird, dass wir in einer Migrationsgesellschaft leben. Wenn Jugendliche sagen Ich geh Billa, dann wird möglicherweise interpretiert, dass die Jugendlichen nicht mehr richtig Deutsch sprechen können. Da kommt dann eine Vorstellung von sprachlicher Korrektheit ins Spiel und es wird gesagt: Das Deutsch geht kaputt,, die Sprachkompetenz in der Gesellschaft nimmt ab... Das ist ein Rattenschwanz an Argumenten. Aber Sprache verändert sich immer. Die Sprache wird ja von vielen Seiten beeinflusst, aber in diesen Argumentationen kommt dann die Hierarchie ins Spiel: Wird Deutsch vom Französischen beeinflusst, hat niemand damit ein ernsthaftes Problem. Aber mit einem Einfluss des Türkisch zum Beispiel schon, jedenfalls wäre das meine Hypothese. Das Problem ist nicht, dass die Sprache sich verändert, sondern dass manche MigrantInnengruppen als schlechter angesehen werden und ein Einfluss dieser Sprachen auf das Deutsche möglicherweise von Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft negativ beurteilt wird.

 

Vanessa Gaigg führte das Interview, sie studiert Philosophie an der Universität Wien.

 

Im Rahmen des progress-Schwerpunktes zum Thema Mehrsprachigkeit hat sich Vanessa Gaigg mit İnci Dirim, Professorin für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Uni Wien, über Deutschgebote an Schulen und die Wechselwirkung von Gesellschaft und Universität unterhalten und erfahren, was in der Debatte um Ausgrenzung falsch läuft.

progress: Sie haben die erste Professur für Deutsch als Zweitsprache an der Uni Wien inne. Die Professur wurde erst 2010 eingeführt – wäre der Bedarf dafür nicht schon früher da gewesen?

İnci Dirim: Das ist die erste Professur für Deutsch als Zweitsprache bzw. für Deutsch in der Migrationsgesellschaft in ganz Österreich, nicht nur an der Uni Wien. Dass sie erst so spät eingeführt wurde, ist wahrscheinlich eine Frage von Politik und Selbstverständnis – ob man sich als Migrationsgesellschaft versteht oder nicht. Wahrscheinlich hat das auch mit der Distanz zwischen Uni und Gesellschaft zu tun, dass man also gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen nicht unbedingt als Aufgabe der Universität wahrgenommen hat.

Was ist der Unterschied zwischen Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und Deutsch als Fremdsprache (DaF)?

Bei Deutsch als Fremdsprache geht es um den Deutschunterricht außerhalb von Österreich beziehungsweise außerhalb von amtlich deutschsprachigen Ländern. Das heißt zum Beispiel, wenn jemand in Südafrika in der Schule Deutsch oder wenn jemand in der Türkei zum Goethe-Insitut geht, um einen Deutschlurs zu besuchen, sind das Deutschlernaktivitäten in Umgebungen, in denen i.d.R. sonst nicht Deutsch gesprochen wird und man den Fremdsprachenunterricht Deutsch besucht. So wie wir hier zum Beispiel den Französischunterricht als Fremdsprachenunterricht haben – das ist dann eine Sprache, die man im Alltag und der Umgebung meistens nicht spricht. Deutsch als Zweitsprache wäre dann das Deutsch, das hier in Österreich benutzt wird. Wenn also Kinder, Jugendliche oder Erwachsene als MigrantInnen nach Österreich kommen und hier das Deutsche benutzen – bei ihnen geht man davon aus, dass sie Deutsch im Alltag, in der Bildungsinstitution und im Berufsleben brauchen. Es geht also um den Unterschied zwischen einer Fremdsprache und der Frage des Zurechtkommens mit der deutschen Sprache in der umgebenden Gesellschaft.

Was bringt die Differenzierung zwischen einer Erst- und Zweitsprache?

Da könnte man zunächst die Begriffe selbst kritisch beleuchten. Studierende in meinem Fachbereich haben das beispielsweise kritisiert und gesagt, Zweitsprache ist ein Begriff, der einen eigentlich auf einen bestimmten Status von Zugehörigkeit festlegt. Geht man zum Beispiel davon aus, dass jemand in Tschechien Deutsch als Fremdsprache gelernt hat und nach Österreich kommt, wird er in zum Zweitsprachler des Deutschen. Aber Sie werden mir zustimmen, dass man niemals vom Deutsch als Zweitsprachler zum Deutsch als Muttersprachler werden würde. Es wird also akzeptiert, dass man eine große Nähe zum Deutschen als Sprache hat, aber man wird nicht wirklich als Deutsch-Sprechender akzeptiert. Und da haben Studierende zu Recht gefragt: Warum ist das eigentlich so? Immerhin empfinde ich die Sprache genauso als meine Sprache und denke, lebe, träume in dieser Sprache. Und wenn ich jetzt einen bosnischen und keinen kärtnerischen Akzent habe, warum ist das ein Problem? Aus einer spracherwerbstheoretischen Perspektive aus lässt sich sagen, dass es Unterschiede im Erwerb des Deutschen als die Erstsprache (bis zum dritten Lebensjahr) und dem Erwerb des Deutschen als Zweitsprache gibt, je nachdem wann der Erwerb des Deutschen einsetzt.

Wohin kann diese Unterscheidung führen?

Die Frage ist, was als Unterschied angesehen wird, jenseits der spracherwerbstheoretischen Erkenntnisse? Wenn es die Herkunft der Eltern sein soll, nach der bestimmt wird, dass man Deutsch als Zweitsprache erwirbt, dann wäre das eine biologistische Interpretation und sehr problematisch – das kann bis hin zu Rassismus gelangen. Ich finde es problematisch, wenn eine Gruppe von Personen konstruiert wird, die nie wirklich akzeptiert werden wird. Aber zu sagen: Ach so, dann brauchen wir ja Deutsch als Zweitsprache gar nicht mehr, ist natürlich auch nicht richtig. An den Schulen gibt es viele Kinder, die nicht das Deutsch sprechen, das die Schule erwartet, die also im Unterricht sitzen und nicht genug verstehen. Diesen Kindern die Förderung zu enthalten wäre eine Katastrophe. Also solange die Schule monolingual deutschsprachig bleibt, muss die Deutschförderung, die gebraucht wird, auch angeboten werden, ohne jedoch Kinder und Jugendliche für immer auf einen Status von nicht-kompetenten SprecherInnen des Deutschen festzulegen.

Ist der derzeitige Umgang mit Mehrsprachigkeit im Schulsystem sinnvoll?

Die Monolingualität der Schule passt nicht zur Mehrsprachigkeit der Gesellschaft. Es ist schon so oft festgestellt worden, dass eine bilinguale oder mehrsprachige Erziehung für die Kinder besser wäre. Aber das hängt davon ab, wie diese Erziehung angeboten wird. Mir geht es darum, Benachteiligung zu reduzieren und Selbstartikulation im Sinne von Agency zu ermöglichen. Nach den gängigen Vorstellungen heißt Mehrsprachigkeit in der Schule leider oft, dass etwa zwei Kinder, die in der Klasse sitzen, gefragt werden: Kannst du das denn mal auf Serbisch sagen? Ihr sprecht ja so schön Serbisch alle! Und dann denkt man sich: Erledigt. So einfach ist das aber nicht. Allerdings gibt es bereits Projekte, die zum Ziel haben, den Einbezug von Mehrsprachigkeit in die Schule zu systematisieren und zu professionalisieren, z.B. das Projekt „MARILLE“.

Werden die LehrerInnen im Bereich Mehrsprachigkeit allein gelassen?

Es geht darum, dass die Kinder die Sprachen als Bildungssprachen lernen, sie benutzen können, und darum, die Benachteiligungen zu reduzieren, die durch die Monolingualität der Schule entsteht. Es wäre eine Qualifizierungsaufgabe für die Universitäten und die Pädagogischen Hochschulen die LehrerInnen so auszubilden, dass sie in den verschiedenen Sprachen auch Unterricht anbieten können. Im Moment sind wir davon meilenweit entfernt. Deshalb muss man unter diesen Umständen vornehmlich auf Deutsch als Zweitsprache-Förderung setzen, sie garantieren. Die Entwicklung von Methoden des Einbezugs von Mehrsprachigkeit würde dann mit gutem Gewissen dem folgen können.

Welche Rolle spielt Mehrsprachigkeit derzeit in der LehrInnenausbildung?

Eine viel zu geringe Rolle. Im Moment sind das nur die Deutsch-Studierenden an der Uni Wien, die verpflichtend ein Modul aus DaZ/DaF besuchen müssen, wobei es hier ja vornehmlich um Deutsch geht und nicht um andere Sprachen als Deutsch. Alle anderen Lehramtsstudierenden kommen aber auch mit DaZ gar nicht in Berührung. An den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen ist DaZ generell nicht systematsich verankert. Aber es gibt viele DozentInnen, die mit großem Eigenengagement die Perspektive DaZ in ihre Lehre integrieren. Mehrsprachigkeit im Sinne von migrationsspezifischer Mehrsprachigkeit kommt dem gegenüber eher weniger vor und hängt auch vom Engagement von Einzelpersonen ab.

Bleiben wir bei der Schule: Sind Maßnahmen wie Deutsch vor Schuleintritt oder Deutschgebote in Pausenhöfen sinnvoll?

Sprache erfüllt mehrere Funktionen, auf der einen Seite spielt Sprache eine Rolle als Kommunikationsmittel, auf der anderen Seite ist Sprache auch ein Phänomen, mit dem Zugehörigkeiten markiert werden. Und diese Frage von Zugehörigkeit spielt auch eine große Rolle in der Gesellschaft. Es gibt verschiedene Argumente für Deutschgebote und Sprachenverbote. Es wird z.B. behauptet, dass andere gestört würden, wenn die Kinder andere Sprachen als Deutsch sprechen, weil sie nichts verstehen. Ich denke generell, dass die Pause für Erholung und Gespräche zur Verfügung steht. Dafür dass alle alle privaten Gespräche verstehen, besteht keine Notwendigkeit. Wenn ich selber an der Uni bin und Kaffee trinke, dann bin ich auch froh, wenn ich nicht alles verstehen muss, was um mich herum gesagt wird. Auch Lehrkräfte im Unterricht müssen nicht alles verstehen können, das wäre ohnehin auch mit dem alleinigen Gebrauch des Deutschen nicht möglich – man schreibt sich z.B. Zettel und flüstert sich zu. Zudem gibt es viele gute Möglichkeiten, die Mehrsprachigkeit für die Bildung von Schülerinnen und Schülern einzusetzen. Es kommt vielmehr darauf an, dass die Ausbildung verbessert wird und methodisch in den Sprachen gearbeitet wird, die von den Kindern und Jugendlichen gesprochen werden. Ein Verbot ist keine pädagogische Maßnahme.

Was sagen Sie zur Zurückstellung vom Schulbesuch, wenn Kinder nicht ausreichend Deutsch können?

Es ist durchaus möglich, dass ein Vorschuljahr mit guter Deutschförderung sprachliche Zuwächse im Deutschen mit sich bringt. Man kann jedoch Bildung nicht allein aus der Perspektive des Wissenszuwachses beurteilen. Bildung heißt nicht nur, dass man Wissen erwirbt, es heißt auch Subjektivierung. Die Einschulung spielt eine ganz große Rolle in unserem Leben, ist ein wichtiges Ereignis. Wenn man zu einem Kind sagt: Du kommst nicht in die erste Klasse, du musst jetzt erstmal Deutsch lernen, dann ist das ein möglicherweise ein Schock. Das Kind bekommt den Eindruck: Mit mir stimmt etwas nicht. Welches Kind versteht denn, was ausreichende Deutschkompetenz heißt? Abgesehen davon, lässt sich die Schulreife nicht an der Beherrschung der Sprache Deutsch festmachen. Kinder können in anderen Sprachen und Sprachenkombinationen schulreif sein. Es wäre also eine große Ungerechtigkeit, Kinder nicht vom der Einschulung zurückzuhalten, weil die Schule keine Angebote in den von ihnen gesprochenen Sprachen bereithält. Aus vielen Gründen also muss man vom Kindergarten an bis zur Matura ausreichend Lernangebote für die deutsche Bildungssprache schaffen. Ein Qualifizierungs- und Angebotsdefizit von Universität, Hochschule und Schule kann nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden.

In der sogenannten Integrationsdebatte wird oft über Sprache gesprochen. Funktioniert Inklusion wirklich in erster Linie über Sprache?

Ich würde eigentlich beide Begriffe nicht verwenden wollen. Integration wird oft als Assimilation verstanden und richtet sich einseitig an MigrantInnen. Ich stehe auch nicht für den Begriff der Inklusion, weil er ein pathologisierendes Element enthält. Ich würde einfach sagen: Beteiligung an der Gesellschaft. Und die wird nicht nur durch Deutsch ermöglicht. Das Problem ist, dass die Mehrheitsgesellschaft dabei „fein aus dem Schneider ist“, Ausgrenzungsmechanismen und institutionelle Diskriminierung aber bestehen bleiben. Auch wenn jemand perfekt Deutsch kann, gibt es Ausgrenzungsprobleme, die wir bewältigen müssen. Ich würde nie sagen, die Menschen sollen kein Deutsch lernen, aber auch nicht: Die Menschen sollen Deutsch lernen, weil ich davon ausgehe – und das ist meine feste Arbeitshypothese – dass sowieso jeder, der nach Österreich kommt, Deutsch lernen möchte. Wer möchte denn schon auf der Straße stehen und einen Busfahrplan nicht verstehen? Oder wenn man angesprochen wird, nicht antworten können? Es soll Angebote geben, aber ich halte nichts von Zwang, der Menschen unterstellt, dass sie kein Deutsch sprechen möchten.

Warum reagieren so viele Leute negativ, wenn sie „Ich geh’ Billa“ hören?

Die Leute haben vielleicht ein Problem damit, dass Deutsch auf eine Weise gesprochen wird, durch die erkennbar wird, dass wir in einer Migrationsgesellschaft leben. Wenn Jugendliche sagen Ich geh Billa, dann wird möglicherweise interpretiert, dass die Jugendlichen nicht mehr richtig Deutsch sprechen können. Da kommt dann eine Vorstellung von sprachlicher Korrektheit ins Spiel und es wird gesagt: Das Deutsch geht kaputt,, die Sprachkompetenz in der Gesellschaft nimmt ab... Das ist ein Rattenschwanz an Argumenten. Aber Sprache verändert sich immer. Die Sprache wird ja von vielen Seiten beeinflusst, aber in diesen Argumentationen kommt dann die Hierarchie ins Spiel: Wird Deutsch vom Französischen beeinflusst, hat niemand damit ein ernsthaftes Problem. Aber mit einem Einfluss des Türkisch zum Beispiel schon, jedenfalls wäre das meine Hypothese. Das Problem ist nicht, dass die Sprache sich verändert, sondern dass manche MigrantInnengruppen als schlechter angesehen werden und ein Einfluss dieser Sprachen auf das Deutsche möglicherweise von Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft negativ beurteilt wird.

 

Vanessa Gaigg führte das Interview, sie studiert Philosophie an der Universität Wien.

„Deutsch sitzt bei mir im Mund“

  • 17.11.2013, 23:28

Französisch im Bauch, Persisch im Herzen und Englisch im Kopf. Sprachenporträts machen gelebte Sprachenvielfalt sichtbar: Mit Farben zeichnen Menschen ihre Sprachen in eine Silhouette ein und veranschaulichen die eigene Mehrsprachigkeit. Vier (Wahl-)WienerInnen haben zu den Buntstiften gegriffen und erzählen ihre Geschichten. Ihre Zeichnungen hat Ulrike Krawagna zu Illustrationen verarbeitet.

Französisch im Bauch, Persisch im Herzen und Englisch im Kopf. Sprachenporträts machen gelebte Sprachenvielfalt sichtbar: Mit Farben zeichnen Menschen ihre Sprachen in eine Silhouette ein und veranschaulichen die eigene Mehrsprachigkeit. Vier (Wahl-)WienerInnen haben zu den Buntstiften gegriffen und erzählen ihre Geschichten. Ihre Zeichnungen hat Ulrike Krawagna zu Illustrationen verarbeitet.

Illustration: Ulrike Krawagna

„Dann zuckt das französische Wort“ - Luc (24)

Meine ersten Schritte habe ich als Kind in der Schweiz gemacht. Ich bin in Zürich aufgewachsen, deshalb nimmt den unteren Beinbereich das Schweizerdeutsche ein. Es stellt das stützende Fundament für mein Sprachverständnis dar.

Vom Schritt bis zur oberen Brust ist für mich der französischsprachige Teil. Wahrscheinlich weil meine Mutter aus Frankreich ist. Bis sieben oder acht bin ich hauptsächlich französischsprachig aufgewachsen. Zum Französischen habe ich auch den emotionalsten Bezug. Wenn ich mich verbrenne, dann zuckt nicht nur der Schmerz in mir, sondern gleichzeitig auch das französische Wort. Außerdem ist das der sinnlichste Teil des menschlichen Körpers. Und schon ziemlich früh hatte ich die triviale Assoziation, dass ein Großteil meines sinnlichen Lebensverständnisses auf französische Lebenswelten zurückgeht. Den Bereich von der oberen Brust bis zum Scheitel nimmt das Schriftdeutsche ein. Es wurde bei uns neben dem Französischen gesprochen, vor allem nachdem mein Vater, der aus Österreich stammt, mehr zuhause war.

Erst das Deutsche in Schriftform hat mir wirklich und endgültig eine Sprache eingehaucht, in der ich mich ausdrücken konnte. Das Französische habe ich schriftlich zu wenig beherrscht und das Schweizerdeutsche hatte zu viele Unzulänglichkeiten für mich. Durch das Lesen des Schriftdeutschen wurde eine Fülle an Gedanken und Spielereien freigesetzt. Wenn wir ganze Bücher in einer Sprache lesen, dann ist klar, dass gewisse Horizonterweiterungen untrennbar mit dieser Sprache verbunden sind. Meine Zwillingsschwester und ich haben eine eigene Sprache: Schriftdeutsch in schweizerdeutschem Tonfall. Das ist so dieses Zwillingsding. So spreche ich nur mit meiner Schwester.

Der Schweiz den Rücken zu kehren, war doch eine Zäsur. Es hat mir gut getan, nicht auf das Schweizerdeutsche angewiesen zu sein. Aber ich entwickle wieder eine Affinität zu Zürich. Es tut mir gut, wenn ich in der Schnellbahn sitze und unter dem Fenster auf Französisch, Deutsch und Italienisch steht, dass man sich nicht aus dem Fenster lehnen soll. Im Vergleich zu Wien ist Zürich wirklich ein sprachlich hybrider Raum. Das lerne ich jetzt, nach fünf Jahren, zu schätzen.“

 

Illustration: Ulrike Krawagna

„Liebe und Mathematik sind auf Russisch“ - Mascha (30)

„Die roten Stiefel stehen für das Russische. Das ist instinktiv so: Rot ist Russisch. Die Lederhose ist Österreichisch. Der Davidstern das Hebräische. Das Ferrari-Zeichen steht für Italien. Der Eiffelturm steht für Französisch. Und viel kleiner: English Tea, weil mein Englisch nur Schulenglisch ist.

Ich rede jeden Tag Deutsch. Ich lebe in Wien und bin eine russische Wienerin. Deshalb ist das Deutschsprachige ganz groß. Das Italienische wird klein gehalten. Ich rede zwar jeden Tag Italienisch, weil ich in einer Pizzeria arbeite, aber ich habe keine italienischen Wurzeln.

Geboren wurde ich in Tashkent, in der damaligen UdSSR. Die Staatssprache war Russisch. Und meine Eltern waren beide Russen. Nach dem Zusammen- bruch der UdSSR, da war ich sechs, sind wir ausgewandert. Mein Papa ist Jude, deshalb sind wir nach Israel gegangen. An meinem ersten Tag in der Schule in Israel hat man mich einfach in die Klasse gesetzt und gesagt: Jetzt lernst du was. Ich habe – eigentlich wie eine Idiotin – einfach abgeschrieben, was auf der Tafel stand. Und diese Zeichen haben für mich überhaupt keinen Sinn ergeben. Ich habe das von links nach rechts abgeschrieben, bis mich ein Mitschüler gefragt hat, was ich da mache. Das ist mir fest in Erinnerung geblieben. Das Russische habe ich in Israel mehr oder weniger vergessen. Alles war auf Hebräisch. Sogar mit meiner Mama habe ich nur Hebräisch geredet, auch wenn sie mir auf Russisch geantwortet hat. Mittlerweile habe ich das Hebräische ziemlich verlernt. Schreiben und Lesen kann ich kaum noch, obwohl ich auch in Israel alphabetisiert worden bin.

Nach vier Jahren in Israel sind wir nach Wien gekommen. Als ich hier in die Schule gekommen bin, konnte ich kein Deutsch und Hebräisch hat niemand mit mir gesprochen – also was blieb übrig? Russisch! Meine damals beste Freundin war Russin. In der Schule sind wir immer nebeneinander gesessen. Wenn wir nicht nach Österreich gegangen wären, hätte ich viel von meinem Russisch vergessen. Jetzt spreche ich andauernd Russisch. Ich habe fast nur russische FreundInnen. Russisch ist die emotionalste Sprache für mich. Wenn ich schimpfe, schimpfe ich auf Russisch. Alles, was mein Herz betrifft, Liebe und Mathematik ist auf Russisch. Und meine Kinder werde ich auf jeden Fall auf Russisch großziehen.“

 

Illustration: Ulrike Krawagna

„Es war gar nicht komisch, die Sprache zu wechseln.“ - Katarina (28)

„Schwedisch ist meine Muttersprache. Schwedisch sitzt bei mir im Bauch, es kommt automatisch. Meine Zweitsprache ist Deutsch. Das sitzt bei mir im Mund. Manchmal muss ich darüber nachdenken, aber eigentlich kommt es einfach so raus. Englisch ist meine Drittsprache. Ich bin sehr gut in Englisch, habe es lange in der Schule gelernt, aber es ist für mich nicht so emotional. Weil ich manchmal länger nach den Worten suchen muss, sitzt es bei mir im Hirn.

Spanisch liegt im Herzen. Es ist eine Sprache, die ich gerne lernen würde. Auf meinem Weg in die Schule, saß jeden Tag vor mir im Bus ein chilenisches Pärchen. Die haben auf Spanisch miteinander gesprochen und das klang immer so schön.

Bei einem Schüleraustauch in Frankfurt an der Oder habe ich meinen Freund kennengelernt. Wegen ihm bin ich mit 19 nach Berlin gezogen. Ich habe dort einen viermonatigen Sprachkurs gemacht, da habe ich dann wirklich Deutsch gelernt. Unsere erste gemeinsame Sprache war Englisch. Aber nach drei Wochen hat es klick gemacht und wir haben nur noch Deutsch gesprochen. Es war gar nicht komisch, die Sprache zu wechseln, wir haben nicht darüber nachgedacht, es war einfach so. In Berlin habe ich zwei Jahre bei Ikea gearbeitet. Dort habe ich dann das Berlinerische gelernt und nach ein paar Wochen selber zum „Berlinern“ angefangen. Genau so war es in Wien: Wienerisch habe ich am Anfang auch nicht verstanden und jetzt spreche ich ein bisschen Dialekt.

Wenn mein Freund und ich uns am Anfang gestritten haben, war das schlimm. Beim Streiten habe ich es als Problem empfunden, dass ich die Sprache schlechter beherrsche als er. Heute denke ich nicht mehr darüber nach, ob ich Deutsch oder Schwedisch spreche. Deshalb fühle ich mich auch nicht unterlegen. Ich glaube, ich kann viele Sachen auf Deutsch, die ich auf Schwedisch nicht kann. Eben weil ich mein ganzes Studium in deutschsprachigen Ländern gemacht habe.

Schwedisch spreche ich nur alle zwei bis drei Wochen, wenn ich mit meiner Familie telefoniere. Aber ich lese regelmäßig schwedische Tageszeitungen im Internet. Das hält es ein bisschen lebendig. Manchmal wäre es schön, ein bisschen mehr Schwedisch zu sprechen oder zu hören. Ich habe aber nicht vor dorthin zurückzukehren. Ich habe mich so eingelebt in der deutschsprachigen Welt, ich fühle mich nicht mehr wirklich zuhause in Schweden.“

 

Illustration: Ulrike Krawagna

„Meine vielen Sprachen sind meine Geheimwaffe“ - Arzi (18)

„Aus der Ferne glauben die Leute, ich sei Österreicherin. Wenn sie näher kommen, denken sie, ich bin Albanerin. Und wenn sie noch näher kommen, glauben sie, dass ich Türkin bin. Deshalb habe ich diese Sprachen im Gesicht eingezeichnet.

Mein Vater ist Türke, meine Mutter Perserin. Ich bin in Wien geboren und aufgewachsen. In der Brust, also beim Herzen, ist das Persische. Wenn ich denke oder mit mir selber rede, dann tue ich das oft auf Persisch. Weil meine Mutter mit mir als Kind immer Persisch geredet hat, und das geht direkt da hinein. Wenn mein Vater noch da wäre und mit mir reden würde, wäre das vielleicht anders. Mein Vater hat mit mir Türkisch gesprochen. Seit ein paar Jahren sind meine Eltern geschieden. Zu meinem Vater habe ich keinen Kontakt mehr. Nach der Trennung wollte ich eine Zeit lang gar kein Türkisch sprechen, bis ich in der Volksschule türkische FreundInnen bekommen habe. Da habe ich wieder angefangen, Türkisch zu reden. Aber zuhause natürlich gar nicht mehr. Nur mit meinem Bruder, mit ihm spreche ich Türkisch, Persisch und Deutsch. Alles gemischt. Das ist so etwas wie eine Geheimsprache, das kann ich nur mit ihm machen.

Bis zu meinem sechsten Lebensjahr konnte ich kaum sprechen. Als ich mit sechs in den Kindergarten gekommen bin, habe ich dort zu sprechen angefangen. Das war auch das erste Mal, dass ich mehr mit Deutsch in Kontakt gekommen bin. Am Anfang war das schwierig für mich. Ich war sehr zurückgezogen. Aber dann bin ich lockerer geworden, habe FreundInnen gefunden. Ich denke, dass man mit Deutsch mehr erreichen kann, als mit den anderen Sprachen. Und nachdem ich hier geboren bin, habe ich in Wien eher ein Heimatgefühl als im Iran oder in der Türkei. Trotzdem fühle ich mich überall wie eine Ausländerin.

Das Arabische habe ich in der Bauchgegend eingezeichnet, weil ich orientalischen Bauchtanz mache und viele FreundInnen aus dem arabischen Raum habe. Mit ihnen spreche ich Deutsch, aber ich benutze viele arabische Ausdrücke. Das Englische ist in den Armen, weil ich Hip Hop tanze. Hip-Hop-Bewegungen werden mit den Beinen und den Armen gemacht. Ehrlich gesagt, hasse ich Englisch, aber im Hip Hop klingt es super geil. Im linken Bein ist das Spanische, weil ich Salsa tanze. Das Indische sitzt im rechten Bein, das kommt vom Bollywood- Tanzen.

Ich kann die Leute ausspionieren, weil ich so viele Sprachen spreche. Und die merken das nicht einmal. Mein Zukünftiger soll auch so viele Sprachen können wie ich. Sonst würde er ja vor Eifersucht platzen. Meine vielen Sprachen sind meine Geheimwaffe. Eine meiner Geheimwaffen.“

Süpersexy, vui oag und urtoll

  • 01.11.2013, 01:26

Überblick über Mehrsprachigkeit

Über Sprachen sprechen

Während anderswo Mehrsprachigkeit selbstverständliches Resultat des Aufwachsens in mehrsprachigen Gemeinschaften ist, gilt es in Europa vor allem als Zeichen von Bildung und Weltoffenheit. Unsere Alltagsterminologie scheint dabei schon lange nicht mehr adäquat, um mit Sprachenvielfalt – vor allem unserer eigenen – umzugehen. Sind dir deine Fremdsprachen wirklich noch „fremd“? Spricht deine Mutter deine „Muttersprache“? Wie viele Sprachen hast du als „Erstsprache“ gelernt? Wie gebildet bist du in deiner „Bildungssprache“? Gilt dein Dialekt als „Zweitsprache“? Und wie kann Deutsch in Österreich die einzige „Landessprache“ sein, wenn die Menschen hier auch Türkisch, Serbisch, Kroatisch, Englisch, Bosnisch, Polnisch, Albanisch, Arabisch, Rumänisch, Italienisch, Persisch, Slowakisch, Slowenisch, Französisch, Tschechisch, Ungarisch, Romani und andere Sprachen sprechen? Dass wir über (diese) Sprachen sprechen, ist wichtig – wie wir über sie sprechen auch.

Akzente und Dialekte

„Woher hast du deinen Akzent?“ Diese Frage gestellt zu bekommen, ist manchen unangenehm bis peinlich, vor allem in einer „Fremdsprache“ – „Ich möchte doch wie ein_e Native klingen!” Fakt ist: Jeder Mensch hat einen Akzent (das heißt eine gewisse Aussprache), ob Native oder nicht, und wir alle sprechen einen Dialekt (das heißt verwenden eine gewisse Grammatik und Lexik), ob nun „Standard“ oder nicht. Kein Akzent oder Dialekt ist an sich besser oder schlechter als andere, manche genießen allerdings ein höheres Ansehen. So wird z.B. ein französischer Akzent oft als sexy bezeichnet, während Akzente von slawischen Sprachen schnell als ungehobelt abgetan werden. Wer in der Vorlesung ein Meidlinger L hören lässt, wird als ungebildet empfunden, wer nach der Ski-Abfahrt ein Interview auf Kärntnerisch gibt, als volksverbunden bejubelt. Und wer hat nicht schon mindestens einmal im ewigen Kampf zwischen „ur“ und „vui“ mitdiskutiert? Dabei sollte für erfolgreiche Kommunikation nur eines zählen: verstanden zu werden.

„A language is a dialect with an army and a navy.“

Diese Definition von Sprache als „Dialekt mit Armee und Flotte“ (bekannt geworden durch den Linguisten Max Weinreich, der das Zitat von einem Seminarteil nehmer aufschnappte) kann uns bewusst machen, dass es oft politische Hintergründe sind, die für die Unterteilung und Anerkennung von Sprachen entscheidend sind – und nicht etwa sprachhistorische, grammatische oder andere linguistische Aspekte. So gelten zum Beispiel Bosnisch, Kroatisch und Serbisch zurzeit trotz ihrer vielen Gemeinsamkeiten und gegenseitiger Verständlichkeit als jeweils eigene Sprachen, da Bosnien, Kroatien und Serbien als voneinander unabhängige Staaten mit eigener Identität verstanden werden. Hingegen werden unterschiedliche Sprachen, die im Raum China gesprochen werden und auf Basis linguistischer Merkmale ohne weiteres als verschiedene Sprachen bezeichnet werden können, oft als Dialekte einer einzigen Sprache „Chinesisch” verstanden.

Europäischer Tag der Sprachen

Mehr als 200 Sprachen gelten als europäisch, die EU verwendet zurzeit 24 Sprachen als offizielle Amtssprachen und mehr als die Hälfte der in Europa lebenden Menschen geben an, in mehr als einer Sprache eine Konversation führen zu können. Vor dem Hintergrund dieser linguistischen Vielfalt wurde der 26. September vom Europarat zum „Europäischen Tag der Sprachen“ erklärt. An diesem Tag finden in vielen europäischen Ländern Veranstaltungen zum Thema Mehrsprachigkeit statt, die über die Sprachenvielfalt in Europa informieren und zum Sprachenlernen motivieren sollen – darunter gemeinsames Singen in mehreren Sprachen, Postkartenaustausch mit Menschen in anderen Ländern sowie „Speak-Dating“–Events und Online- Dialekt-Collagen. In Österreich wird an diesem Tag unter anderem die „Lange Nacht der Sprachen“ angeboten, in der Interessierte an verschiedenen Instituten in Sprachkurse schnuppern und sich Appetit aufs Sprachenlernen holen können.

Gebärdensprachen

Es gibt nur eine einzige Gebärdensprache und diese wird weltweit von allen Gebärdenden verstanden – das ist nur einer von vielen Mythen, die sich um Gebärdensprachen ranken. Tatsächlich sind Gebärdensprachen so vielfältig wie die Communities, in denen Menschen gebärdend kommunizieren. Aktuelle Schätzungen gehen von circa 200 aktiv verwendeten Gebärdensprachen aus, wobei zusätzlich, wie bei Lautsprachen, noch zahlreiche Gebärdendialekte unterschieden werden. Außerdem sind Gebärdensprachen in ihrer Grammatik nicht gezwungenermaßen den Lautsprachen ähnlich, mit denen sie oft assoziiert werden. Österreichische Gebärdensprache ist also nicht etwa „gebärdetes Deutsch“, sondern eine eigene Sprache, die von über 10.000 Menschen zur Kommunikation verwendet wird.

Übersetzen und Dolmetschen

Übersetzen und Dolmetschen ist in unserer mit der ganzen Welt verknüpften Gesellschaft so gefragt wie nie zuvor. Die meisten Übersetzungen werden aber von vielen gar nicht als solche wahrgenommen – oder fragst du dich, in welcher Sprache der Beipackzettel deines Medikaments ursprünglich geschrieben war? Dabei erfordern translatorische Tätigkeiten weitaus mehr als das bloße Beherrschen mehrerer Sprachen: Wer übersetzen und dolmetschen möchte, muss erkennen können, was sich hinter den Wörtern, Texten, Wertvorstellungen und sozialen Normen einer Gemeinschaft verbirgt und alle in einer gegebenen Kommunikationssituation relevanten Aspekte anderen verständlich machen. Das erfordert spezielles Expert_innenwissen, von dem eine hohe Sprachkompetenz und umfassende Kenntnisse kultureller Hintergründe nur Teile sind. In Österreich werden entsprechende Studiengänge in Wien, Graz und Innsbruck angeboten.

Michael En studiert Transkulturelle Kommunikation im Doktorat an der Universität Wien.

Worte verändern

  • 13.07.2012, 18:18

Die argentinische Autorin Luisa Valenzuela schreibt bekannte Märchen um und zeigt, wie sehr Sprache unser Denken beeinflusst.

Die argentinische Autorin Luisa Valenzuela schreibt bekannte Märchen um und zeigt, wie sehr Sprache unser Denken beeinflusst.

Ein Schiff segelt sanft auf ruhigem Meer. An Bord befinden sich achtzehn Frauen, achtzehn Schriftstellerinnen, die nach den hitzigen Diskussionen eines fünftägigen Autorinnen-Seminars ausgelassen feiern und tanzen. Plötzlich stürmen schwarz gekleidete Männer das Schiff, nehmen alle gefangen und stellen die Frauen bis auf weiteres unter Arrest. „Achtzehn argentinische Schriftstellerinnen, die mit einem Federstrich von der literarischen Landkarte gefegt werden.“
Mit dieser Szene beginnt El Mañana, der neue Roman der argentinischen Autorin Luisa Valenzuela. In ihren Werken beschäftigt sie sich vor allem mit Machtstrukturen in der Beziehung zwischen Männern und Frauen. Valenzuela, die als Tochter einer berühmten argentinischen Schriftstellerin in einer literarischen Atmosphäre aufwuchs, konzentriert sich dabei insbesondere auf das Verhältnis von Sprache und Macht, und wie Mann und Frau mit diesen beiden Komponenten umgehen.
Mit der Umarbeitung von verschiedenen Märchenstoffen, unter anderem den berühmten Märchen Rotkäppchen und Blaubart, hat Valenzuela bereits in der Vergangenheit gezeigt, wie die Sprache, die wir verwenden, unser Denken beeinflusst.

Neugier. „Ich habe der Geschichte nichts hinzugefügt, ich habe sie abgebaut und wieder aufgebaut, ausgehend von den grundlegenden Elementen.“ Valenzuelas Rotkäppchen etwa ist sich der Gefahr, die vom Wolf ausgeht, bewusst und – auch wenn es am Ende gefressen (und nicht vom Jäger gerettet) wird – trifft es seine Entscheidungen doch selbstverantwortlich und trägt die Konsequenz.  „Ich dachte mir, dass diese beispielhaften Geschichten vielleicht anfangs anders erzählt wurden“, sagt Valenzuela: „Es war Charles Perrault, der sie im Jahr 1670 als erster niederschrieb und dabei restriktive Moralvorstellungen verfasste und die Frau berichtigte. Es sollte uns nicht überraschen, dass jemand, der so sehr in den Autoritarismus verliebt war, den Mädchen empfahl, artig zu sein, so lange zu schlafen bis der Prinz kommt und nicht vom rechten Weg abzukommen.“
Das Märchen Blaubart liest sich in Valenzuelas Version ebenfalls etwas anders als das Original. Auch bei Valenzuela öffnet Blaubarts Gattin mit dem kleinen Schlüssel das verbotene Zimmer im Schloss ihres Mannes. Sie findet darin die von Blaubart ermordeten früheren Ehefrauen. Der Schlüssel fällt ihr in die Blutlache und sie versucht vergebens den Blutfleck, der sie verrät, abzuwaschen. Soweit gleichen sich die Neubearbeitung des Märchenstoffes und das Original. Valenzuela setzt mit ihrer Version jedoch Jahrhunderte nach der Befreiung von Blaubarts Gattin an. Diese hält in der Gegenwart Seminare, in denen sie den Teilnehmerinnen schildert, wie ihr ihre Neugier das Leben gerettet hat. Nach Märchenautor Charles Perrault ist die Neugier, „wenn es den Frauen auch gefällt, ein ziemlich flüchtiges Vergnügen; sobald man ihm nachgibt, schwindet es schon und immer kostet es zu viel“. Luisa Valenzuela sieht in Blaubart hingegen eine andere Moral. „Wenn die Prinzessin, die Gattin von Blaubart, weiterhin in dem Schloss bleiben würde, ohne in dieses Zimmer zu sehen, wo sich die enthaupteten Frauen befinden, und mit diesem makaberen Geheimnis zusammenleben würde, auch wenn sie es nicht als solches erkennt, wäre ihr Leben durchgehend in Gefahr. Deswegen ist es notwendig nachzusehen und das Leben für die Erkenntnis zu riskieren, für das Wissen.“

Umkehr. In Der Schlüssel, wie Valenzuelas Version von Blaubart heißt, zeigt die Autorin darüber hinaus, wie negativ belastete Wörter und Eigenschaften in positive umgewandelt werden können. Ausgangspunkt ist dabei die Wertung der weiblichen Neugier als „Fehler“. Valenzuela führt die LeserInnen durch den Abbau dieser negativen Konnotation, indem sie den Begriff „demontiert“ und ihn mit positiven Assoziationen auffüllt. Am Ende ihrer Kurzgeschichte wird die weibliche Neugier (und damit auch die weibliche Unabhängigkeit) nicht mehr als „Fehler“, sondern als „Tugend“ verstanden. Mit der Änderung dieser Wertungen ändert Valenzuela gleichzeitig auch das gesellschaftliche Bewusstsein hinsichtlich der Rolle der Frau. Ihre Bearbeitung des Märchenstoffes kann somit auch als Anleitung zum Abbau und Wiederaufbau von Konnotationen gelesen werden. Durch die Umkehr der Wertung, die dem Begriff „Neugier“ anhaftet, zeigt Valenzuela, was mit der Macht der Sprache erreicht werden kann. „Das war es, was mich dazu angeregt hat, die berühmtesten Märchen von Perrault zu erzählen, wie ich glaube: Sie sollten so erzählt werden, wie in der Zeit bevor die patriarchalische Moral sie verfälscht hat. Die Märchen aus einer weiblichen, manchmal aktuellen, ironischen, politisierten Perspektive zu erzählen, das heißt sie wiederherzustellen – in ihrer grundlegenden Bedeutung.“
Auch die Schriftstellerin Elisa stellt sich in Valenzuelas neuem Roman El Mañana die Frage nach der Macht der Sprache. Alles, was sie im Arrest schreibt, wird von den Ordnungswächtern sofort wieder gelöscht. Im Laufe des Romans versucht Elisa der Frage auf den Grund zu gehen, wodurch sich die Machthaber eigentlich bedroht fühlen: Allgemein durch die Macht der Worte oder durch eine eigene Sprache der Frauen? Luisa Valenzuela glaubt an die Existenz einer spezifischen weiblichen Schreibweise: „Die Herangehensweise an das Schreiben ist je nach Geschlecht unterschiedlich. Für die Frau ist es wichtig, ihre Anliegen zu erforschen, weil sie immer von den Anliegen des Mannes geprägt waren.“