September 2012

Feine Differenzierungen

  • 30.09.2012, 22:21

Eingeengt. Wer die Rollen neu schreibt. Auf den Spuren einer vielschichtigen Verweigerung.

Eingeengt. Wer die Rollen neu schreibt. Auf den Spuren einer vielschichtigen Verweigerung.

Transidentitäten

Wenn von trans*, Transgender oder Transidentität gesprochen wird, kann sehr Unterschiedliches gemeint sein. Der feinen Differenzierung geschlechtlicher Selbstverortungen steht hier die große Unwissenheit der breiteren Gesellschaft gegenüber. Wo hierzulande bis vor kurzem noch meist von „Transvestiten“ gesprochen wurde, und damit grob „Männer” in „Frauen“kleidern gemeint waren, wurden inzwischen zumindest Konzepte wie „Transsexualität“ und „Intersexualität“ durch die Medien aufgegriffen. In vielen  Darstellungen werden dennoch exotisierende Bilder bemüht, und wenn Trans*personen in den Medien vorkommen, dann oft auf stereotype Weise. Generell orientieren sich die Mediendiskurse dabei weniger an den Bedürfnissen von Betroffenen, als vielmehr an gesellschaftlichen Normvorstellungen. Wird Intersexualität nun aufgrund biologischer Ursachen zumindest formal teils anerkannt, so wird Intersex-Personen dennoch oft die Einordnung in ein klassisch zweigeschlechtliches Modell abverlangt. Bei Transsexuellen wird der Wunsch, im „anderen“ Geschlecht zu leben, häufig überhaupt infrage gestellt. Oft ist klischeehafte Überzeugungsarbeit von Transpersonen nötig, um anerkannt zu werden. Trans* ist ein sehr breites und meist allzu reduziert betrachtetes Label, das nichtzuletzt auch von vielen Menschen als Bezeichnung bewusst abgelehnt wird. Die angeführte Literaturversucht weitere Einblicke zu geben.

Transsexualität

Der Begriff „Transsexualismus“ wurde 1923 vom deutschen Arzt Magnus Hirschfeld eingeführt, um zu beschreiben, wie Personen sozial und physisch eine Transition in das „andere“ Geschlecht anstreben. Hirschfeld hat dabei bereits in den 1920er-JahrenTranssexuelle in ihrem Geschlechtswechsel unter stützt und begleitet. Faschismus und Nationalsozialismus haben allerdings der fortschrittlichen Geschlechterpolitik und -praxis ein Ende bereitet. Erst über Harry Benjamin wurde in den USA der 1950er-Jahre Transsexualität auch wissenschaftlich wieder wohlwollend aufgegriffen, wenn auch in patriarchalpaternalistischer Weise. Inzwischen ist die Existenz von Transfrauen (Mann-zu-Frau-Transsexuelle, MzF, MtF) und Transmännern (Mann-zu-Frau-Transsexuelle, FzM, FtM) akzeptierter. Dennoch wird Transsexualität auch nach wie vor medial sowie in der Mehrheitsgesellschaft als krankhaft angesehen und in Medien exotisiert.

Geschworene Jungfrauen

Die einzige institutionalisierte Form des Gender-Crossings in Europa finden wir in Albanien: die Tobelja („die, die einen Schwur abgelegt hat“). Eine Frau übernimmt dabei jegliche Tätigkeiten, die in der Regel „Männern“ vorbehalten bleiben, und legt jene Tätigkeiten ab, die „Frauen“ zugeschrieben werden. Eine körperliche Transition wird zumeist nicht angestrebt. Tobeljas entscheiden sich oft nicht selbst zu diesem Weg, sondern werden von der Familie in diese Rolle gedrängt. Sie werden oft stereotype, teils misogyne – also frauenverachtende – Männer. Dieses Modell stabilisiert rigide Geschlechternormen und wurzelt vor allem in sozialen Notlagen in einer traditionellen Gesellschaft. Als Folge der Gleichstellungsbestrebungen zwischen „Frau“ und „Mann“ imjugoslawischen Sozialismus ist dieses Modell inzwischen kaum noch verbreitet.

Gender Queer

Nicht in das vorgefertigte Rollenbild passen, das uns von der Gesellschaft vorgegeben wird: Das passiert oft leichter als man glaubt. Gender Queer oder Gender Fluid sind Identitätsbezeichnungen, die viele Menschen anwenden, um den engen Kategorien zu entfliehen. Beide Ausdrücke sind Überbegriffe, die verschiedenste Assoziationen zulassen. Es kann sich dabei um Menschen handeln, die sich mal mehr als Mann, mal mehr als Frau fühlen, oder sich in gar keiner geschlechtlichen Identität wohlfühlen. Aber es kann auch nur die sogenannte gender expression gemeint sein, also die typischen sozialen Verhaltensweisen, die sich nicht mit den Stereotypen decken. Nichts zu tun hat der Begriff mit sexueller Orientierung. (red)

Hijras und andere Konzepte

Außerhalb Europas gab und gibt es verschiedenste institutionalisierte Formen von Gender-Crossing und alternativen Geschlechtern: brasilianische Travestis, indische Hijras, „weibliche Ehemänner“ in verschiedenen afrikanischen Gesellschaften, oder verschiedene ambivalente Geschlechter in indigenen Gesellschaften in Nordamerika. Diese Beispiele zeigen, wie unterschiedlich Transgender-Identitäten sein können. Können manche davon identitätspolitisch inspirieren, warnen andere davor, dass eine großteils  geschlechterbinäre Hetero-Gesellschaft durch ein exotisiertes, ausgebeutetes „drittes Geschlecht“ auch stabilisiert werden kann.

Feministische Science-Fiction

Für eine emanzipatorische Geschlechterpolitik können gerade auch fiktive Geschlechterkonzeptionen sehr brauchbar und motivierend sein. So finden wir in verschiedenen feministischen Science-Fiction- Werken reichhaltige Überlegungen über alternativeModelle – von solchen, in denen Geschlecht keine Rolle mehr spielt, bis zu solchen, in denen es fünf oder mehr Geschlechter gibt. Ausgehend von dort verhandelten Konflikten lässt sich auch über die eigenen Praktiken und Möglichkeiten reflektieren. Zugleich bieten Science-Fiction-Romane auch einen Raum, sich selbst erst einmal mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, außerhalb politisch verfahrener Kontexte.

Weitere Infos
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Empfohlene Lektüre:
Schröter, Susanne. 2002. FeMale. Über Grenzverläufe zwischen den Geschlechtern. Fischer Taschenbuch Verlag.

Serano, Julia. 2007. Whipping Girl: A Transsexual Woman on Sexism and the Scapegoating of Femininity. Seal Press.

Voß, Heinz-Jürgen. 2010. Geschlecht: Wider die Natürlichkeit. Schmetterling Verlag.

Science-Fiction:
Piercy, Marge. 1985. Woman on the Edge of Time. Women’s Press. Delany, Samuel R. 1996. Trouble on Triton: An Ambiguous Heterotopia. Wesleyan University Press. Scott, Melissa. 2009. Shadow Man. Lethe Press.

Organisationen/Links:
http://www.transx.at
http://www.intersexualite.de

Skandalisierung des Normalen

  • 30.09.2012, 22:00

Macht die jüngste „Welle“ an Coming-Outs von Musiker_innen aller Genres lediglich das voyeuristische Verlangen der Massen explizit,oder kann der Berichterstattung auch etwas Positives abgewonnen werden?

Macht die jüngste „Welle“ an Coming-Outs von Musiker_innen aller Genres lediglich das voyeuristische Verlangen der Massen explizit,oder kann der Berichterstattung auch etwas Positives abgewonnen werden?

Die besten Schlagzeilen, die Unterhaltungsmedien und Rezipient_innen gleichermaßen nähren, liefern wohl die kleinen und großen Skandale der Stars und Promis. Einblicke in deren Privatsphäre, in ihr „wirkliches“, „ungeschminktes“ Leben werden der Sensation wegen offengelegt. Und was bietet dafür besseren Stoff als die Sexualität der Stars? Im Vergleich mit der medialen Sprache der  70er-Jahre zeigt die aktuelle Berichterstattung über Coming- Outs in der Popwelt aber auch, dass heute von einer anderen Normalität ausgegangen wird.

Musik ist oft einnehmend und exzessiv und spricht gerade deshalb so viele Menschen an. Sie drängt quasi an die Öffentlichkeit. Popmusik erfüllt aufgrund dieser Eigenschaften seit jeher eine Scharnierfunktion, die Musik mit politischem Engagement, Aktionismus und Intervention verbindet. Musik ist Ausdrucksmittel und Ventil, sowohl für die Freuden des Lebens als auch für Leid, Trauer und Wut. Diese Wut bringt uns direkt in das New York der späten 1970er-Jahre – dem, wenn man so will, Entstehungsort des Punk. Weiße Mittelschicht-Kids fanden in einer schnelleren und raueren Spielweise des Rock 'n' Roll und dem körperbetonten Auftreten auf der Bühne ein provokatives Medium der Rebellion gegen die Generation ihrer Eltern und deren Vorstellungen vom richtigen Leben.

Provokation. Die Künstlerin und Sängerin Jayne County – früher unter dem Namen Wayne County als Protagonistin der New Yorker Punk-Szene der 70er-Jahre bekannt – betont in Interviews mit der Musikpresse stets den rebellischen und politischen Geist ihres Schaffens in dieser Zeit. County sieht sich in einer Pionierinnenrolle: „I was the first completely full-blown, in-your-face queen to stand up on a rock'n'roll stage and say 'I am what I am, I don't give a damn'“, so County in einem Interview mit dem Fanzine Punk Globe. Ein Blick auf den Pressespiegel ihrer Homepage zeigt die Empörung, die ihre Auftritte einst auslösten und die Angst derbürgerlichen Medien vor einer Person, die sich auf keine geschlechtliche Identität festlegen will und dies auch offen nach außen  trägt. Countys Musik wird als „Müll“ bezeichnet, der eher in den Abfalleimer gehört als auf eine Bühne. Mit ihrer provozierenden Message sollte Countys Kunst die homo- und transphoben Wertvorstellungen der Öffentlichkeit herausfordern. Sie flucht, schimpft und phantasiert.

Damit will sie vor allem vor den Kopf stoßen. Selbst beschreibt sie sich als „verrückt, vernünftig, ungeduldig“. Die Verschränkung von Kunst und politischem Aktivismus macht das eigene Leben zu einem großen Kunstwerk, so der avantgardistische Anspruch, den die Person County verkörpert. Sie selbst wurde zumRock'n'Roll-Star im Zirkus des Showbiz, zu einem  „Freak“, wie ein Artikel in The Province dazu verlautbarte: „Wayne hat seine Ausdrucksform im Rock gefunden, wo Freak Shows Teil des Normalen sind. Du hast eine Frau in einem Männerkörper, du zeigst es nach außen: Das ist Show-Business.“

Bands wie die New York Dolls, die mit ihrem crossdressing für Aufsehen sorgten, Auftritte von Iggy Pop & the Stooges, die regelmäßig im Exzess endeten, oder Patti Smith, die mit Krawatte und Sakko auf der Bühne stand und dafür bekannt wurde,konnten die Aufmerksamkeit nicht nur kommerziell nutzen. Sie alle prägten die Popwelt nachhaltig.

Privatisierung des Politischen? Wasdamals als anstößig und verpönt galt, ist heute in vielen Teilen der Popwelt bereits etabliertes Stilmittel. Von David Bowie, Prince über Madonna zu Lady Gaga – um nur einige der ganz Großen zu nennen – ist das Spiel mit Geschlechteridentitäten wichtiger Bestandteil künstlerischen Ausdrucks, begleitet von einem gar nicht so aufrührerischen Sound. Das scheint heute der Normalität zu entsprechen. Auch wenn von der Musikpresse, wie etwa dem Juice-Magazine, dem größten europäischen HipHop- Zine, das Coming-Out des R'n'B/Soul-Sängers Frank Ocean 2012 als Meilenstein bezeichnet wird. Ocean ist Mitglied des hocherfolgreichen, aber ob seiner homophoben, sexistischen und gewaltverharmlosenden Äußerungen umstrittenen Hip-Hop-Kollektivs Odd Future und gilt als das derzeit größtes Talent ineinem stark männlich geprägten, oft misogynen und homophoben Umfeld.

In eigener Sache. Auch das rege mediale Interesse am Coming-Out der Sängerin Laura Jane Grace von der Punkrockband Against Me!  galt, ähnlich wie bei Ocean, weniger der sexuellen bzw. der geschlechtlichen Identität als Teil eines künstlerischen und politischen Konzepts, sondern vielmehr der konkreten Lebensrealität von Grace als Person. Während Jayne County erst in den  jüngsten Interviews einige wenige persönliche Details verraten hat, liest sich die umfassende Reportage des Rolling Stone um Graces Coming-Out wie ein persönlicher Erlebnisbericht. Spielten sich die Interviews Countys in Clubs oder Kellerräumlichkeiten irgendwelcher Studios ab, so bittet Grace Rolling-Stone-Reporter Josh Eells zu sich nach Hause, in eine der „unpunkigsten Nachbarschaften, wie man sich vorstellen kann“, wie Eells schreibt. Diese Geste bezeichnet symptomatisch den Duktus aller Interviews und Artikel über Grace – seien sie von MTV oder dem Rolling Stone, sie vollziehen alle eine völlige Öffnung der privaten Sphäre gegenüber der Öffentlichkeit. Beim Dinner mit der Familie erzählt sie von der an ihr diagnostizierten gender dysphoria und ihren persönlichen Umgang damit. „Es war etwas sehr Verstecktes, mit dem sehr privat umgegangen wurde.”

Die erste Punk-Generation der New Yorker Szene wollte sich, im Unterschied dazu, gegen den Mainstream behaupten. Die Pioniersfunktion, von der County spricht, findet sich bei Grace nicht. Sie macht ihre transition nicht zum Gegenstand ihrer  Bühnenperformance, sondern will in erster Linie mit sich selbst ins Reine kommen. In einem Interview, das Grace für The Guardian gegeben hat, antwortet sie auf die Frage, warum sie eine derartige Strategie der völligen Offenlegung ihrer Privatsache wählte: „Es ist eine gewisse Art von Normalisierung, die man betreibt, wenn man damit so öffentlich umgeht.“

Nicht zuletzt scheint es einen pragmatischen Grund zu geben: „Wenn du so etwas wie das Rolling Stone hast, das du jemandem  geben und sagen kannst: ‚Wenn du danach noch Fragen hast, nur zu‘, ist das großartig. Besonders wenn man sonst eineinhalb Millionen Gespräche führen müsste.“ Laura Jane Grace begegnet der Öffentlichkeit anders als die_der frühe Punk. Provokation und  Exzess waren dereinst das laute Gebot der Stunde – nicht nur als politischer Stil, sondern durchaus auch als Marketing-Mittel. Pop-Musiker_innen heute wollen und können sich nicht mehr durch solche Provokationen abgrenzen. Die Normalisierung, von der Grace spricht, könnte als eine Form des politischen Kampfes gesehen werden. Kunstschaffende wie sie wollen heute gewöhnlich  sein. Und so zeigt sich auch deren Lebenswelt: normal, langweilig, gewöhnlich. Und das ist auch gut so.

Mehr als eine

  • 30.09.2012, 21:49

Das Transgender Equality Network Ireland (TENI) tritt für eine rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Transgender-Personen in Irland ein. progress sprach mit dem TENI-Aktivisten Broden Giambrone über die Herausforderungen einer Bewegung.

Das Transgender Equality Network Ireland (TENI) tritt für eine rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Transgender-Personen in Irland ein. progress sprach mit dem TENI-Aktivisten Broden Giambrone über die Herausforderungen einer Bewegung.

progress: Der Begriff Transgender wird sehr unterschiedlich verwendet. Was bedeutet Transgender für TENI?

Broden Giambrone: Alle Menschen, deren Geschlechtsidentität von jener abweicht, die ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde fallen für uns unter den Begriff Transgender. Konkret: Crossdressing, Transsexualität, Travestie, Gender-Queer oderGender-Fluid  und viele mehr, aber auch Menschen, die sagen, dass sie gar keine Geschlechtsidentität haben.

Wie würdest du die Wahrnehmung von Transgender-Personen in Irland beschreiben?

Diskriminierung von Trans-Personen ist ein großes Problem. Viele Menschen realisieren überhaupt nicht, dass es Trans-Menschen gibt. Ein gutes Beispiel dafür war ein Interview, zu dem ich letztes Jahr von einem der großen Radiosender eingeladen wurde. Nachdem das Interview vorbei war, kam der Moderator zu mir und sagte: „Ich habe ja gar nicht realisiert, dass es mehr als eine Trans-Person in Irland gibt.“ (lacht) Wir kämpfen also in erster Linie mit dieser Unsichtbarkeit. Von dieser Unwissenheit leiten sich viele der Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, wie etwa Transphobie, ab. Das Sereotyp ist eine Trans-Frau in ihren Fünfzigern.

Welche Unterstützung können sich Transgender-Personen erwarten, wenn sie zu TENI kommen?

Viele sind arbeitslos oder haben Probleme, das Haus zu verlassen, manche wollen sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen oder sie haben ganz einfach Probleme mit ihren Gefühlen in Bezug auf ihre Geschlechtsidentität. Die Anfragen reichen vom Wunsch nach einem Kontakt zu Gleichgesinnten, etwa in einer Peer-Support-Group, über das Bedürfnis, anonym mit einem/einer TherapeutIn sprechen zu können, bis hin zu Fragen rund um intraspezifische Gesundheitsversorgung.

Ihr haltet Workshops an Schulen, für Gewerkschaften oder andere Interessierte. Was vermittelt ihr hier?

Wenn wir mit Gruppen aus dem Gewerkschaftsbereich arbeiten, reden wir vor allem über Diskriminierungen am Arbeitsplatz. Da die Gleichbehandlungsgesetze in Irland Trans-Menschen nicht explizit erwähnen, kommt es für sie am Arbeitsplatz immer wieder zu Problemen, wenn es etwa um Mobbing oder Kündigungen geht. Wir bekommen selten die Möglichkeit, in den Schulen Workshops zu  halten, weil das Schulsystem sehr katholisch geprägt ist.

Welche Reaktionen bekommt ihr auf die Workshops?

Die Reaktionen sind meist positiv, aber auch sehr unterschiedlich. Ich würde nicht sagen, dass die irische Gesellschaft inhärent  transphob ist. Oft ist es einfach Unwissenheit. Wenn wir mit Jüngeren sprechen, sind sie zwar meist recht schüchtern, dafür fehlen ihnen viele der Vorurteile die ältere Generationen haben.

Wie funktioniert eure Zusammenarbeit mit der Politik beziehungsweise der Gesetzgeberin als Interessensvertretung?

Wir versuchen in erster Linie Bewusstsein zu schaffen. Wir reden mit den PolitikerInnen über negative Erfahrungen, die Trans-Menschen in den verschiedenen Lebensbereichen machen müssen, wie etwa den schwierigen Zugang zur Gesundheitsversorgung, Diskriminierung am Arbeitsmarkt oder die hohe Selbstmordrate. Wir bemühen uns auch das Thema positiv zu besetzen. Aber die Politik agiert in diesem Bereich nicht proaktiv. Zum Beispiel ist Irland eines der letzten Länder, in dem man die eigene  Geburtsurkunde immer noch nicht ändern kann. Und das, obwohl ein Gericht bereits 2007 entschieden hat dass eine entsprechende  Änderung möglich sein muss. Wir arbeiten an einem entsprechenden Gesetz, aber der Prozess schreitet sehr langsam voran.

Wie sieht die Situation in Irland in Bezug auf den Zugang zum Gesundheitssystem für Transpersonen aus?

Um in Irland etwa eine Geschlechtsumwandlung oder einfach nur einzelne geschlechtsspezifische Operationen machen zu können, muss man zuerst mit einer sogenannten „Geschlechtsidentitätsstörung“ identifiziert werden. Im staatlichen Gesundheitssystem gibt  es aber nur sehr wenige PsychologInnen oder PsychiaterInnen, die sich damit auskennen oder Erfahrungen mit Trans-Menschen haben. Das führt dazu, dass Menschen in das teure private System wechseln, sofern sie sich das überhaupt leisten können. Es hängt also davon ab, ob man das Geld hat, um sich die entsprechende Gesundheitsversorgung leisten zu können.

Wie  gehen die Menschen damit um, dass sie mit einer Geschlechtsidentitätsstörung identifiziert werden müssen, um Anspruch auf gewisse Leistungen bekommen zu können?

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt einige, die sich sehr stark damit identifizieren. Für sie bietet ein „Geschlechtsidentitätsstörung“ eine Erklärung für ihre Gefühle sowie eine Möglichkeit, zu ihren KollegInnen, FreundInnen oder ihrer Familie gehen und sagen zu  können: Schaut ich habe diese Störung, ich kann nichts dafür. Ich denke aber, dass wir uns langsam in eine Richtung entwickeln die diese Diagnose überflüssig macht.

Arbeitet ihr auch mit anderen europäischen oder internationalen Transgender-Organisationen zusammen?

Ja. Derzeit mit verschiedenen europäischen Organisationen gemeinsam an dem Projekt Page One, das sich mit der Sichtbarkeit und Repräsentation von Trans-Menschen in den Medien beschäftigt. Europaweit erleben wir einen sehr ähnlichen Umgang der Medien mit Trans-Themen, entweder sie finden gar keine Beachtung, oder es werden Sensations-Stories gebracht. Ziel des Projekts ist es, mehr Sichtbarkeit und eine positivere Berichterstattung in den Medien zu erreichen. Oft wird in Interviews danach gefragt, ob man  eine Operation hatte oder wie man früher geheißen hat. Unvorbereitet kann es in solchen Situationen passieren, dass man plötzlich  über Sachen spricht, die man gar nicht erzählen wollte. Wir wollen, dass sich Trans-Menschen dabei wohl fühlen, ihre eigene Geschichte so zu erzählen, wie sie es wollen und nicht, wie sie die JournalistInnen oftmals hören wollen.

Wie würdest du die Repräsentation von Trans-Menschen in den Medien generell beschreiben?

Wenn darüber überhaupt berichtet wird, dann fast ausschließlich in Form von Klatsch- und Tratsch- Geschichten. Themen, über die eigentlich berichtet werden sollte, wie Transphobie, Diskriminierungen, Gewaltverbrechen oder die rechtliche Situation, kommen praktisch nicht vor. Die Medien sind mehr daran interessiert, ob du operiert wurdest, oder an Vorher-nachher-Bildern. Unsere Vorsitzende bei TENI, die auch als Lektorin für die Trinity Universität in Dublin arbeitet, musste vor einiger Zeit eine besondersschlimme Erfahrung im Umgang mit den Medien machen. Die irische Sun, eine der größten Boulevard- Zeitungen, die von Millionen Menschen gelesen wird, hat ein Foto von ihr auf dem Cover abgedruckt und getitelt: „Trinity's sex swap proof. Greek Lecturer was a man“. Sie haben sie einfach so geoutet. Auf der Titelseite! Sie hat weder ihr Einverständnis zu einem Interview gegeben, noch dazu, dass ein Foto von ihr gemacht wird und schon gar nicht, dass es abgedruckt wird. Wir waren erschüttert.

Habt ihr geklagt?

Nein, aufgrund einer Reihe von persönlichen Gründen hat sie sich entschieden, keine rechtlichen Schritte einzuleiten.

Nervende Fragen

  • 30.09.2012, 21:35

Jolly: Ein Portrait.

Jolly: Ein Portrait.

Studium, Politik und Rugby: So sieht Jollys Alltag in Jena aus, wo er_sie Materialwissenschaften studiert, aber nie besonders lange bleibt. Gerade von einem internationalen Bildungsseminar wiedergekommen, packt Jolly bereits die Koffer für eine Reise nach Bulgarien und ein anstehendes politisches Sommer-Camp. Antifaschismus und Ökologie sind der_dem 20-Jährige_n in seinem_ihrem sozialistisch geprägten politischen Engagement besonders wichtig. Und in letzter Zeit sind vor allem Fragen rund um  Geschlecht, Sexualität und Transgender hinzugekommen. Diesbezüglich versucht Jolly, seine_ihre Mitmenschen zum Nach- und Umdenken zu animieren. An der Uni gestaltet sich das allerdings oft schwierig: Zwar sind für Jolly Gespräche mit Kommiliton_innen
zu Geschlechterrollen oder Sexismus wichtig, Transgender-Themen spricht er_sie jedoch erst spät oder gar nicht an – auch, um sich nicht durch ein Outing angreifbar zu machen. Denn Outings bedeuten für Jolly oft anstrengende Fragen nach dem „echten“ Namen und dem „echten“ Geschlecht sowie nach einer vermeintlichen medizinischen Geschichte oder Hormonbehandlungen. Auch in seiner_ihrer eigenen Familie ist Jollys Name Thema: Während seine_ihre Mutter gerne die „Ausnahme“ sein möchte, beharrt Jolly auf seinem_ihrem Wunsch, auch von ihr mit der gewählten Identität anerkannt zu werden. Beharrlichkeit und Motivation sind jene Eigenschaften, die einem entgegenspringen, wenn Jolly in einem unglaublichen Tempo von seinen_ihren Outings, zuerst als Lesbe, dann als Trans*Person spricht. Dass Jolly, obwohl er_sie gerade erst angefangen hat zu studieren, mitten im Leben steht, wird spätestens dann klar, wenn er_sie über die positiven Momente von Coming-Outs spricht, in denen seine_ihre eigene Identität von anderen so wahrgenommen wird, wie er_sie sich selbst wahrnimmt.

Trans*-Sein spielt für ihn_sie auf vielen Ebenen eine Rolle: Jolly würde formal-rechtliche Dinge wie seinen_ ihren Namen oder die Geschlechtseintragung in Dokumenten zwar ändern wollen, aber nur, wenn dies nicht mit bürokratischen Hürden, medizinischen Untersuchungen oder Psychotherapien verbunden wäre. Die eigene Trans-Identität ist für Jolly auch politisch ein Faktor. Obwohl er_sie sich nicht nur mit Trans-Bildungsarbeit und Trans-Politiken beschäftigen möchte, versucht er_sie Menschen zu  sensibilisieren – einerseits im Sinne einer Verbesserung seiner_ihrer eigenen Situation und andererseits damit Menschen, die nach ihm_ihr Politik machen und sich als Trans* identifizieren, nicht vor den gleichen Hürden stehen.

Zwischen Stadt und Land

  • 30.09.2012, 21:28

Jackie: Ein Portrait.

Jackie: Ein Portrait.

Nicht „damit“ hausieren gehen – diesen Umgang mit ihrer*seiner Trans*identität wünschte sich Jackies Mutter. Jackie hat diesen Wunsch erfüllt, um ihrer*seiner Mutter die Reaktionen im dörflichen Heimatort zu ersparen. In Wien ist das allerdings anders: Hier engagiert sich Jackie bei öffentlichen Projekten und bewegt sich in mehreren akademischen Feldern. Angefangen hat die*der  29Jährige mit Informatik, um nach und nach zu bemerken, dass sie*er sich für Querschnittsmaterien wie Gender Studies und Wissenschaftstheorie interessiert. Heute absolviert Jackie das Masterstudium „Science-Technology-Society“ und weiß, dass es genau dieses hin und her zwischen Fächern und Materien ist, das sie*ihn so reizt. Dabei ist Jackie keine sprunghafte, sondern eine bedachte Person, die die eigene Wandelbarkeit im akademischen Sinne als hybrid benennt. Hybridität, verstanden als Vermischungvon als getrennt wahrgenommenen Sphären, ist ein Begriff, der Jackies Erzählungen auch in Hinblick auf geschlechtliche Identitäten dominiert. Überlegt ist ihr*sein Umgang mit Worten, denn die Frage nach Identifikationen und Coming-Outs ist komplex. Jackie hat sich lange Zeit als Transgender identifiziert und benutzt diesen Begriff auch heute noch als Überkategorie, in der sie*er sich nicht festlegen muss und die daher in allen Bereichen „passt“. Der Begriff transsexuell, der für Jackie eine viel konkretere Identifikation bedeutet, ist einer, den sie*er nicht immer benutzt und benutzen kann. In manchen  Momenten sehnt sich Jackie nach dem identitär sicheren Hafen „Frau“, in dem ihre* Identifikation nicht ständige Irritation hervorrufen würde.

Dass Irritationen gerade im akademischen Umfeld nicht diskutiert werden, führt Jackie, die*der lieber eine zurückhaltende und beobachtende Position einnimmt, darauf zurück, dass sie*er sich nie sicher sein kann, wie sie*er von anderen wahrgenommen wird. Ihre*seine Zurückhaltung bedeutet aber nicht, dass Jackie sich vor Gesprächen scheut. Sowohl in der Begegnung mit  Informatikkolleg_innen, die ihre*seine lila Fingernägel kommentieren, als auch bei der Beschreibung ihrer*seiner MasterArbeit stellt Jackie fast mühelos neue Beziehungen zwischen kaum miteinander in Verbindung stehenden Themenfeldern her.

Irgendwo dazwischen

  • 30.09.2012, 21:20

Mann oder Frau, entweder–oder: In unserer Gesellschaft herrscht der Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit. Menschen, die diese Geschlechtergrenzen überschreiten, stehen dabei nicht nur vor juristischen Hürden.

Mann oder Frau, entweder–oder: In unserer Gesellschaft herrscht der Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit. Menschen, die diese Geschlechtergrenzen überschreiten, stehen dabei nicht nur vor juristischen Hürden.

„Wann lässt du dich operieren?“ – „Nimmst du Hormone oder so?“ Diese Fragen werden Jolly (siehe Porträt, Anm.), Student_in der  Materialwissenschaften in Jena, häufig gestellt, wenn er_sie mit anderen Personen darüber spricht, dass er_sie trans* ist. Beim Thema Transgender haben die meisten eine Metamorphose von Frau zu Mann oder umgekehrt vor Augen. Trans* beziehungsweise Transgender ist aber ein Überbegriff, den einerseits Menschen verwenden, die sich auch mit Begriffen wie Transsexuelle, FTM (Female to Male) oder MTF (Male to Female) beschreiben und sich damit klar als Mann beziehungsweise Frau identifizieren. 

Andererseits gibt es viele Personen, die sich erst gar nicht in dieses Schema einpassen wollen, und für die eine geschlechtliche „Uneindeutigkeit“ Grundlage ihres trans*-Seins bedeutet. Die Frage, wo Transgender anfängt und aufhört, lässt sich somit nicht eindeutig beantworten. „Trotzdem gibt es eine Gemeinsamkeit, nämlich Geschlechternormen teilweise abzulehnen und sich selbst nicht mit dem Geschlecht zu  identifizieren, das einem nach der Geburt zugeordnet wurde“, sagt Jolly.

Status Quo. In Österreich ist seit einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes aus dem Jahre 2009 der Operationszwang für  Trans*Personen gefallen. Das heißt, dass eine geschlechtsanpassende Operation für eine Personenstandsänderung, durch die das gelebte Geschlecht offiziell anerkannt wird, nicht mehr verpflichtend ist. Diese Änderung muss beim Standesamt des Geburtsortes  beantragt werden. Allerdings lässt der Gesetzestext noch immer Raum für Interpretationen, weshalb bezüglich  Personenstandsänderungen keine Rechtssicherheit besteht. Eine Ablehnung des Ansuchens liegt im Ermessen des oder der jeweiligen BeamtIn. Je nach Bundesland gibt es hier Unterschiede. „Es geht in Wien und in Salzburg relativ problemlos, in Kärnten und der Steiermark gibt es ziemliche Schwierigkeiten“, erklärt Andrea von TransX, einem Verein für Transgender-Personen.

Kranke Klassifikation. Eine weitere Hürde bei der Personenstandsänderung ist für viele Trans*Personen die Forderung nach einem psychiatrischen Gutachten, in dem explizit die Diagnose „Transidentität“ gestellt wird. Laut der WeltgesundheitsorganisationWHO sind Trans*Personen krank. Mann oder Frau, entweder–oder: In unserer Gesellschaft herrscht der Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit. Menschen, die diese Geschlechtergrenzen überschreiten, stehen dabei nicht nur vor juristischen Hürden. Im Diagnosekatalog ICD (International Classificationof Disease) wird Transsexualität als eine „Persönlichkeits- und Verhaltensstörung“ geführt, wodurch Trans*Personen pathologisiert werden. „Viele Transgender-Personen finden es diskriminierend, dass sie die Krankheitswertigkeit nachweisen müssen. Wenn eine Transgender-Person den Personenstand dem anpassen will, was er_sie empfindet, und dann den ganzen Zinober machen muss, fühlt er_sie sich natürlich nicht gut“, sagt Angela Schwarz von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Die Pathologisierung garantiert im Moment jedoch, dass beispielsweise genitalanpassende Operationen von der Krankenkasse übernommen werden. „Die Sorge ist, dass, wenn die Einstufung als Krankheit weg ist, medizinische Systeme nicht mehr zahlen wollen“, sagt Schwarz.

Dabei gäbe es durchaus internationale Richtlinien für die Behandlung von Transgender-Personen – die sogenannten Standards Of Care – die von der WPATH, der internationalen Gesellschaft für Transgender Gesundheit, formuliert wurden. Doch anstatt diese anzuerkennen, wird in Österreich eine Kommission eingesetzt, die eigene Empfehlungen entwickelt.

Recht auf freie Namenswahl. Ein weiterer Missstand in Österreich ist, dass es derzeit nicht möglich ist, einen Vornamen zu wählen, der dem staatlich zugewiesenen Geschlecht widerspricht. Im Bundesgesetzblatt Nummer 195/1988 steht in Paragraph drei  geschrieben, dass die Änderung des Vornamens nicht bewilligt werden darf, wenn dieser „nicht dem Geschlecht des Antragsstellers entspricht“. Bisher können Menschen, die in einem anderen Geschlecht leben wollen als dem, das ihnen bei der Geburt zugewiesen worden ist, ihren Vornamen folglich erst dann offiziell tragen, wenn eine Personenstandsänderung bewilligt worden ist. Dafür brauchen sie aber jenes psychiatrische Gutachten, das ihnen eine psychische Störung bescheinigt. Damit werden Menschen für krank erklärt, obwohl diese weder den Wunsch noch Bedarf nach medizinischer Behandlung haben. „Das ist vor allem für die Personen eine Hürde, die gerade damit beginnen, im anderen Geschlecht zu leben“, sagt Heike Keusch vom Vorstand des Vereins TransX. Daher fordert TransX das Recht auf freie Namenswahl. Das heißt, dass die Geschlechtszugehörigkeit beim Namen nicht mehr zwingend sein soll. Bislang stelle sich die Politik in dieser Causa aber völlig quer.

Zwar können die Personen für sich selbst – etwa im Alltag – ihren Namen wechseln, aber bei offiziellen Angelegenheiten bleibt der unpassende Name bestehen. Eine Option für eine Namensänderung ist im Moment die Wahl eines geschlechtsneutralen Vornamens. Das kostet in etwa 500 Euro, die sich nicht jedeR leisten kann. Aus verschiedenen Gründen kann diese Gebühr erlassen werden. „Ein weiterer Grund für einen Erlass wäre für uns, dass eine Transgender- Person einen geschlechtsneutralen Vornamen haben will“, erklärt Schwarz.

Ähnliche Situation. In Deutschland ist eine Namensänderung nur nach einer einjährigen Psychotherapie und der Vorweisung von zwei verschiedenen Gutachten möglich. Ein Preis, den Jolly nicht bezahlen will, auch wenn er_sie gerne den im Pass eingetragenen Namen ändern möchte: „Wenn sich die Regelung nicht verbessert, dann würde ich lieber darauf verzichten und den schmalen Grat  dazwischen für mich selbst finden, als dieses Prozedere über mich ergehen zu lassen. Dabei geht’s für mich auch ums Prinzip und die Anerkennung, dass es so, wie es jetzt ist, gar nicht geht.“ Progressiver ist da Argentinien: Dort wurde vor kurzem ein  fortschrittliches Transgender-Gesetz  verabschiedet, mit dem eine Namensänderung und Geschlechtseintragung in Dokumenten nur mehr  einen Gang zum Amt braucht. Für Jolly ist das eine klare Lebensverbesserung. Trotzdem stellt er_sie klar: „Solange die gesellschaftliche Akzeptanz nicht da ist, sind alle gesetzlichen Regelungen nur halb so viel wert.“

Coming-Out. Laut Andrea haben sich die Reaktionen auf Coming-Outs im familiären Umfeld in den vergangenen Jahren verbessert, weil die Leute besser aufgeklärt seien: „Dass die Eltern und Verwandten in der Regel nicht glücklich sind, ist klar. Die ganz großen Katastrophen habe ich in den letzten Jahren aber nicht mehr erlebt.“ Dass es für Familienangehörige dennoch oft schwierig ist, mit der Situation umzugehen, hat auch Jackie erlebt. Er*sie schreibt in Wien derzeit an ihrer*seiner Masterarbeit
und ist in einer katholisch geprägten Familie aufgewachsen, die eine sehr konservative Vergangenheit hat: „Meine doch eher aufgeschlossene Mutter meinte, ich solle mit meiner Identität nicht hausieren gehen und dass meine Großeltern ‚das’ nichtverkraften würden. Und weil ich meine Mutter mag, hab ich das dann im Dorf nicht so rumerzählt, weil sie im Endeffekt diejenige ist, die dem Dorf dann ausgesetzt ist und nicht ich.“ „Die Leute fallen nicht mehr in Ohnmacht, wenn sie Transen sehen“, sagt Andrea, die bei TransX in der Beratung tätig ist und lacht.

Offene Diskriminierung würde es in unserer Gesellschaft kaum mehr geben – unterschwellig jedoch sehr wohl. Das bekommen viele Trans*Personen vor allem im Berufsleben zu spüren. „Ich habe in der Firma getransed und dann nicht mehr Fuß fassen können und  bin dann fünf Jahre lang herumgeschoben worden, bis ich aufgegeben habe“, erzählt Andrea. Rund 50 Prozent können laut Heike  Keusch ihren Job behalten. „Das geht aber oft mit viel Bauchweh und anderen Geschichten einher“, sagt sie. Laut Schwarz sind Bildung und Aufklärung in diesem Zusammenhang wesentliche Aufträge. Die Haltung „Ich verstehe nicht, warum dieser Mann plötzlich eine Frau sein will, und weil ich es nicht verstehe, kann ich darüber stänkern“ ist ihrer Meinung nach sehr wohl noch  verbreitet. Auch Jolly stößt auf der Uni des Öfteren auf diese Art von Unverständnis: „Das Problem beispielsweise bei meinen Kommiliton_innen ist, dass ich versucht habe, Gespräche zu führen und von ihnen keine Bereitschaft da war, auch nur ansatzweise darüber zu reden“, erzählt er_sie.

Verfolgung. Als großes Thema in Zusammenhang mit Transgender sehen Keusch und Andrea in Zukunft die Betreuung von Trans*Personen, die in Österreich um Asyl ansuchen, weil sie in ihrer Heimat aufgrund ihrer Transsexualität verfolgt werden. Ein bekannter Fall ist jener von Yasar Öztürk, die in der Türkei von der Polizei misshandelt wurde. Ihre Abschiebung konnte zwar verhindert werden, ein positiver Asylbescheid fehlt aber bis heute. „Dabei geht es nicht nur darum, dass diese Leute Asylstatus bekommen, sondern dass diese Leute, wenn sie in der Grundversorgung sind, in Wien leben können, da sie in Flüchtlingsheimen außerhalb ebenfalls mit Diskriminierung zu kämpfen haben“, erklärt Schwarz.

Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit. Viele Trans*Personen sehen sich nicht als strikt männlich oder weiblich, sondern bewegen sich in einem Feld dazwischen. „Zweigeschlechtlichkeit an sich ist kein großartiges Konzept“, sagt Jolly. „Für mich bedeutet Trans*, dass ich mich selbst nicht als eines der beiden von der Gesellschaft vorgegebenen Geschlechter definieren möchte.“ So von anderen Menschen wahrgenommen zu werden, gestalte sich aber auch als schwierig, weil die Möglichkeit, weder als „Frau“ noch als „Mann“ verstanden zu werden, in deren Köpfen gar nicht existiere. „Die Leute tun sich leichter, wenn sie andere in zwei Schachteln einordnen können. Wenn es in die Bandbreite der Identitäten geht, wird es schwierig“, sagt Schwarz. „Dass für manche die Zuordnung zu einem Geschlecht unerträglich ist, ist zu akzeptieren. Wie man das jetzt im Detail umsetzen kann, weiß ich aber  nicht“, fährt sie fort. Die kritische Frage, in welchen offiziellen Papieren das Geschlecht überhaupt aufscheinen muss, stellt Schwarz ebenso wie Jolly.

Dennoch hält Schwarz es für unwahrscheinlich, dass es im westeuropäischen Rechtssystem etwas anderes als Mann und Frau geben  wird. „Geschlechtsidentitäten völlig auszuheben, wäre ein bisschen wie das Kind mit dem Bade auszuschütten, weil es im  negativen Sinne Diskriminierung auf Basis des Geschlechts gibt. Diese wäre dann nicht mehr feststellbar. Außerdem ist Geschlecht für viele schon auch ein Teil der Identität. Es wäre nicht in Ordnung, das als null und nichtig wegzuwischen.“ Abseits der  Forderungen nach rechtlicher Gleichstellung, freier Personenstandsänderung und freier Wahl des Vornamens geht es bei der  Verbesserung der Lebensrealitäten von Trans*Personen auch um eine gesellschaftliche Veränderung. Die Geschlechtsidentitäten von  Personen als ihre eigene Wahl zu akzeptieren und anzuerkennen, sei dabei der erste Schritt, meint auch Jolly: „Das Wichtigste ist, dass sich Leute darauf einlassen können. Dass sie Identitäten auch mal akzeptieren, auch wenn sie diese gerade nicht  nachvollziehen können. Dass sie beispielsweise gewünschte Pronomen verwenden und versuchen, den anderen Namen zu verwenden und darin zu denken.“

* Die Verwendung von Personalpronomen in unterschiedlichen Schreibweisen entspricht den Selbstbezeichnungen der Interviewten.

Info: Jeden zweiten und vierten Donnerstag wird von 20:00 bis 22:00 Uhr von TransX persönliche Beratung in der Rosa Lila Villa angeboten. Nähere Informationen gibt es unter www.transx.at.

Verhindern wir gemeinsam ein postdemokratisches Europa

  • 28.09.2012, 20:48

Plädoyer für eine europäische Volksabstimmung zum Fiskalpakt.
Ein Gastkommentar von der Vorsitzenden der Partei DIE LINKE Katja Kipping.

Plädoyer für eine europäische Volksabstimmung zum Fiskalpakt.
Ein Gastkommentar von der Vorsitzenden der Partei DIE LINKE Katja Kipping.

Wir erleben gerade die schlimmste ökonomische und politische Krise der Europäischen Union. Warum? Weil es der Finanzmarktindustrie gelungen ist, ihre falsche Erzählung über die Ursache der Krise durchzusetzen. Sie wird nun nicht mehr als Krise der Finanzinstitute und ihrer Fehlspekulationen wahrgenommen, sondern als Staatsschuldenkrise. Dabei sind die tatsächlichen Ursachen der  Krise am besten mit drei U zu beschreiben: Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen, Ungleichgewichte bei der Vermögensverteilung und die Unterregulierung der Finanzmärkte. Einige Fakten zur Verdeutlichung: Die reichsten 10 Prozent verfügen über circa zwei Drittel des Vermögens.

Europaweit ist die Lage ähnlich: Die 3,1 Millionen Dollar-Millionäre verfügen laut dem World Wealth Report von Capgemini und Merrill Lynch gemeinsam über 10,2 Billionen USDollar Netto-Vermögen. Diesem Reichtum in den Händen von circa einem Prozent der Bevölkerung steht eine immer weiter steigende Armutsquote gegenüber. In der EU sind heute mehr als 16 Prozent der Menschen von Armut betroffen. Die Schattenbanken, auch bekannt als Hedgefonds, haben inzwischen einen finanziellen Umfang, der jenem der normalen Geschäftsbanken nahekommt. Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss der Exportnation Deutschland beträgt 170 Milliarden Euro. Als Folge der Krisenerzählung der  Finanzwirtschaft wurde in Europa unter deutschem Druck der „Fiskalpakt“ durchgesetzt. Er verpflichtet die unterzeichnenden Staaten, eine  Schuldenbremse in ihren Verfassungen zu verankern, die weitere  Kreditaufnahmen faktisch verbietet. Übersteigt die Verschuldung 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, sollen sie bestraft werden. Das klingt zunächst  vernünftig. Wer hat schon gerne Schulden?

Dabei weiß jedeR EigenheimbesitzerIn mit Durchschnittseinkommen, dass das eigene Domizil nur über einen Kredit finanziert werden kann. Die Schuldenquote der EigenheimbesitzerInnen ist in Bezug auf ihr Jahreseinkommen schnell höher als die der Staaten, die als hochverschuldet gelten. Aber nicht nur Menschen oder Unternehmen müssen manchmal investieren. Das Gleiche gilt für Staaten.  Straßen, Schulen und Schwimmbäder werden über Jahrzehnte genutzt. Deshalb ist es nur logisch, dass diese Investitionen auch über Jahre finanziert werden. Staatliche Investitionen führen in der Regel sogar zu mehr Einnahmen. Der Staat investiert in Infrastruktur und Bildung und schafft damit die Voraussetzung, dass Unternehmen Gewinne und Menschen gute Löhne erzielen können. Durch gezielte Investitionen kann der Staat sogar einem Absinken der Einnahmen in einer Krise entgegenwirken. Diese Logik galt  übrigens als Grundgesetz, bis sie durch die Schuldenbremse ersetzt wurde.

Kritisch wird es für den Staat erst, wenn seine Einnahmen zurückgehen – so wurden die Spitzensätze der Einkommenssteuer in den USA von 1950 bis heute von 90 Prozent auf 35 Prozent, in Deutschland von 95 Prozent auf 45 Prozent und in Frankreich von 60 Prozent auf 40 Prozent gesenkt. Der Spitzensatz der Einkommenssteuer ist zwischen 1998 und 2007 EU-weit um 4,9 Prozentpunkte zurückgegangen. Auch vermögensbezogene Steuern sind immer weiter gesunken. Heute beträgt ihr Aufkommen als Anteil des BIP in der EU noch 2,1 Prozent. Diese seit Jahrzehnten betriebene Politik des Einnahmeverzichtes ist letztlich der Grund für die Schuldenkrise der Staaten. Doch von einer stärkeren Besteuerung von Reichtum ist heute kaum die Rede.

Unverbindliche Lyrik. Den Fiskalpakt als „Schuldenbremse“ zu bezeichnen, ist ein Euphemismus. Treffender ist, ihn als Investitionsbremse zu bezeichnen. Das faktische Investitionsverbot ist volkswirtschaftlich kontraproduktiv. So als würde man einem Unternehmen verbieten, in neue Maschinen zu investieren und es zwingen, weiter mit nicht mehr wettbewerbsfähigen zu arbeiten. Die Folge ist klar: Die Pleite wird wahrscheinlicher, nicht unwahrscheinlicher. Der Fiskalpakt wird Deutschland zwingen, jährlich 25 Milliarden Euro einzusparen. Die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik weist allerdings darauf hin, dass in Deutschland ein zusätzlicher Investitionsbedarf von mindestens 75 Milliarden Euro pro Jahr besteht. Bei konsequenter Umsetzung der Schuldenbremse setzt das eine extreme Erhöhung der Steuereinnahmen voraus, die nicht mit einer europäischen Transaktionssteuer oder einer leichten Erhöhung der  Einkommensteuer zu erzielen ist. Der Fiskalpakt wird also notwendige Investitionen verhindern und zu Sozialabbau führen.

Postdemokratische EU. Im Fiskalpakt manifestiert sich zudem der postdemokratische Zustand der europäischen Gesellschaft. Der von oben verordnete Sparzwang erhält auf einmal europaweit Verfassungsrang. Der europäische Demos wird nicht gefragt. Eigentlich hätte der Fiskalpakt eine Modifikation der europäischen Verträge nötig gemacht. Aber die Exekutiven haben den Fiskalpakt am Europarecht vorbei als völkerrechtlichen Vertrag  durchgesetzt. Mit dem Fiskalpakt steht der Kontinent, auf dem einst das Demokratieprinzip geboren wurde, vor einer autoritären Wende. Was jetzt auf dem Spiel steht, ist der Kern der Demokratie, nämlich, dass Parlamente über die Verwendung von Steuern, über Investitionen und Einsparungen eigenständig entscheiden.

Setzt sich die Logik des Fiskalpakts durch, vollziehen die Parlamente letztlich nur noch die neoliberale Spardoktrin. Die Demokratie wird in eine Zwangsjacke der Alternativlosigkeit gesteckt. Sie wird zu einer Veranstaltung von  TechnokratInnen, bei der einzig darum gestritten werden darf, wer am effektivsten spart, wer Frauenhäuser, Universitäten und Sozialsysteme am besten zusammenstreicht. Mit dem Fiskalpakt haben die Neoliberalen ihr ökonomisches Paradigma in Marmor gemeißelt.

Das Projekt Europa steht am Scheideweg. Mit dem Fiskalpakt werden die Weichen in Richtung Sozialabbau gestellt. Der Euro wird scheitern. Eine  gemeinsame Währung kann die verstärkten sozialen Unterschiede in Europa einfach nicht aushalten. Um das zu sehen, muss man kein Linker sein. Selbst der US-Präsident Barack Obama kann dem Sparkurs nichts abgewinnen. In Deutschland klagt meine Partei, DIE LINKE, deshalb gegen Fiskalpakt und  EURettungsschirm. Beide sind mit unseren Vorstellungen von Demokratie und Sozialstaat nicht vereinbar. Ein Vertrag, der so stark in die demokratischen und sozialen Rechte eingreift, sollte nur per europaweiter Volksabstimmung beschlossen werden. Zwei Alternativen könnten zur Auswahl stehen. Zum einen der Fiskalpakt, also Investitionsbremse und Sozialabbau. Diesen Weg möchte Schwarz-Gelb gemeinsam mit Rot-Grün einschlagen. Oder zum anderen eine Politik, die an der Wurzel der Krise ansetzt und endlich eine europäische Wirtschafts- und Sozialunion auf den Weg bringt. Dafür ist eine Umverteilung von oben nach unten und über eine couragierte Regulierung der Finanzmärkte unabdingbar.

So eine Abstimmung könnte auch einen positiven Aspekt verstärken: Lange galt die EU als ein Projekt der Bürokraten in Brüssel. Die Öffentlichkeit konzentrierte ihre Aufmerksamkeit vor allem auf das eigene Land. Doch immer mehr Menschen  blicken über den nationalen Tellerrand. Die Wahlen in Griechenland und Frankreich wurden auch in Deutschland mit großem Interesse verfolgt.

Namen wie Alexis Tsipras und François Hollande sind in aller Munde, als handle es sich um Fußballstars. Eine europäische Öffentlichkeit und ein europäischer Demos sind auf einmal da. Sie sind der Hoffnungträger für eine soziale und demokratische Erneuerung der EU. Vorerst werden sie die europäische Idee vor  dem Fiskalpakt erteidigen müssen.

Die Dresdnerin Katja Kipping (Jahrgang 1978) wurde im Juni 2012 mit 67 Prozent zur Bundesvorsitzenden der Partei DIE LINKE gewählt. Als Vertreterin der innerparteilichen Strömung der emanzipatorischen Linken, die nicht an die „Erwerbsarbeit als allein selig machende Bestimmung des Menschen“ glaubt, tritt sie trotz Gegenwind aus der eigenen Partei als vehemente Befürworterin des Bedingungslosen Grundeinkommens auf. Die deklarierte Feministin ist  außerdem Mitbegründerin des Instituts Solidarische Moderne sowie des Magazins prager frühling.

Uarrgh!

  • 28.09.2012, 17:57

Die Designerin Anna Ehsani lüftet in sieben Schritten Zeichengeheimnisse und zeigt euch Tipps und Tricks für euren ersten Comic.

Die Designerin Anna Ehsani lüftet in sieben Schritten Zeichengeheimnisse und zeigt euch Tipps und Tricks für euren ersten Comic.

Step One: Die Glaubwürdigkeit einer Geschichte. Zeichenstil und Eigenschaften der Figuren müssen in die Umgebung passen. Dabei sollten die Bewegungen und Verformungen einer Figur im gesamten Comic konsistent bleiben. Falls es Regeln einer anderen, fiktiven Welt gibt, sollten diese früh vorgestellt werden. Dabei helfen detailliert ausgearbeitete Hintergründe. Wichtig: Auf die Perspektive achten!
Tipp: Definiere eine Lichtquelle und koloriere danach. Falsche Beleuchtung wird als störend wahrgenommen.

Step Two: Blicke lenken. Die Leserichtung verläuft von links oben nach rechts unten. Abgeänderte Leserichtungen werden mittels kleiner Pfeile geordnet. Dabei helfen dicke, schwarze Konturlinien, die mit Tuschestiften gezeichnet werden. Details im Hintergrund mit dünnen Strichen nachziehen, den Vordergrund und alles Wesentliche dick halten.
Tipp: Die LeserInnen folgen dem Blick einer Figur, indem die Strichstärke variiert wird und Linien zusammenlaufen.

Step Three: Komposition. Skizziere die Cells im Verhältnis zum endgültigen Format. Für die Bleistiftskizzen arbeite mit der Originalgröße und -form der Cells. Bedenke die Leserichtung bei vertikal oder diagonal über das Blatt verlaufenden Cells. Die Komposition in den Cells wird in der Bleistiftskizze nach dem fertigen Storyboard und vor finaler Umsetzung festgelegt. Perspektive, Proportionen und der allgemeine Look des Comics können hier einfach verändert, kopiert, bewegt und angepasst werden. Solange die finalen Linien klar sind, kann der Rest ein Bleistiftchaos sein. Nur der/die ZeichnerIn selbst muss sich darin auskennen.
Tipp: Lege das Format des endgültigen Drucks fest, bevor du das Storyboard anlegst – nicht vergessen: Platz für die Sprechblasen einplanen!

Step Four: Digitales Arbeiten. Arbeite mit digitalen Graphikprogrammen wie Adobe Photoshop und Illustrator. Erstelle Ordner und mache Collagen aus deinen Bildern, statt Vorder- und Hintergrund auf eine Ebene zu reduzieren. Das hilft beim erneuten Bearbeiten. Zeichne die Konturen digital mittels Tablet (Wacom) oder analog mit Tusche nach. Experimentiere digital mit der Helligkeit der Hintergründe und der Anzahl der Utensilien.
Tipp: Wichtig ist, dass du die analogen Eigenschaften deiner digitalen Kolorierung kennst. Passe beim digitalen Einfügen neuer Komponenten die Cutouts den Eigenschaften der Stifte an.

Step Five: Vorder- und Hintergrund. Verwende dieselbe Technik für die Kolorierung von Vorder- und Hintergrund. Im Comic links ist der Vordergrund ausschließlich in zwei warmen, der Hintergrund in drei kalten Grautönen der Tuschestifte Faber Castell Pitt Artist Pen koloriert. Witze im Hintergrund funktionieren nicht oder sehr schwer.
Tipp: Digitale Skalierungen eines Hintergrunds verändern die Strichstärke der Konturen mit.

Step six: Character- und Umgebungsdesign. Große Augen und Augenbrauen helfen beim Ausdruck. Optional kann auch mit dem oberen Augenlid als Ersatz für Augenbrauen gearbeitet werden. Probiere dein Characterdesign in allen für die Geschichte relevanten Positionen und Gesichtsausdrücken aus, bevor du dich für die Figur entscheidest. Körperhaltung und Augen sind die wichtigsten Elemente bei einer Comic-Figur. Arbeite bei weiblichen Charakteren nicht mehr Details ein als bei männlichen, wenn sie im selben Comic auftauchen. Ecken, Kanten, „Kornettokörper“ unterstreichen männliche, weiche Kurven und „Sanduhrformen“ weibliche Figuren. Die Primärfarben Rot, Gelb und Blau werden mit Helden assoziiert (Denke an Superman und Co!), Grün, Violett und Orange mit Schurken. Verwendet man sie mit Vorsicht, helfen Stereotype und Vorurteile, einen Character und Umgebungen schnell einzuschätzen.
Tipp: Die Größe der Cells beeinflusst das Characterdesign und die Umsetzungstechnik. Im Comic links mussten bunte Schattierungen und detaillierte Ausdrücke reduziert werden, um die kleinen Cells nicht zu überladen.

Step seven: Text, Effekte und Symbole. Lerne neue Stifte kennen, indem du ihre Eigenschaften auf verschiedenen Papierarten ausprobierst. Dabei sollten auch Verläufe ausprobiert werden, weil jede Saugkraft einen anderen Effekt erzielt. Symbole in Sprechblasen können Text ersetzen. Sie werden je nach kulturellem Hintergrund der LeserInnen anders interpretiert. Text überträgt je nach Schriftart, Größe im Verhältnis zur Sprechblase, Strichstärke, Farbe und Form der Sprechblase verschiedene Emotionen. Analoge Kolorierungen werden bei mehrfacher Schichtung dunkler.
Die Helligkeit von Farbflächen ändert sich analog wie digital bei veränderter Umgebungsfarbe.

Anna Parisa Ehsani studiert Medieninformatik an der TU Wien und Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Uni Wien. Sie zeichnet vor allem Illustrationen und setzt Animationsfilme im Bereich Informationsdesign um. Anna: „Informationen in Bilder zu verpacken, sodass sie bei längerem Betrachten mehr und mehr von sich Preis geben, ist eigentlich ziemlich einfach, aber wie alles Einfache ist es ungeheuer verzwickt umzusetzen.“

Everything is going to be alright

  • 28.09.2012, 17:55

Laut The Economist ist Vancouver neuerdings die teuerste Stadt Nordamerikas. Auch bislang als Problembezirke geltende Stadtteile werden zum Exerzierfeld profitorientierter Stadtentwicklung.

Laut The Economist ist Vancouver neuerdings die teuerste Stadt Nordamerikas. Auch bislang als Problembezirke geltende Stadtteile werden zum Exerzierfeld profitorientierter Stadtentwicklung.

Lange Zeit galt Vancouver als verschlafenes Nest – trotz seiner Rolle als größte Stadt des kanadischen Westens. In den 1960er- Jahren wandelte sich die Provinz British Columbia mehr und mehr zu einem Rückzugsgebiet für US-amerikanische Wehrdienstverweigerer, die in einer Flucht nach Kanada die einzige Alternative zum Einsatz im Vietnamkrieg sahen. Und so ähnelt die politische Tradition Vancouvers jener der als liberal geltenden US-Bundesstaaten des pazifischen Westens, Oregon und Washington State.

Besonders bemerkenswert ist der liberale Umgang mit dem Konsum von Marihuana: Vancouver duftet mancherorts wie die touristischen Gegenden Amsterdams. British Columbia gilt trotz seines rauen Klimas als eines der weltweit größten Anbaugebiete. Für kanadische Verhältnisse ist das Klima ungewöhnlich mild. Dass die Wintertemperaturen als erträglich gelten, ist mitunter Grund für die große Anzahl von Obdachlosen in Vancouver. Besonders der östliche Teil der Innenstadt, der Stadtbezirk Downtown Eastside (DTES), ist ein Zentrum der sichtbaren Obdachlosigkeit und gilt als einer der ärmsten innerstädtischen Bezirke Kanadas.

Bedrohte Heterogenität. Die geographische Nähe zu Asien und der zweitgrößte Hafen an der nordamerikanischen Pazifikküste machen Vancouver zu einem attraktiven Handelsplatz. Die daraus resultierende Nachfrage nach Arbeitskräften hat viele Menschen aus Asien in die Stadt gelockt. Heute sprechen 52 Prozent der Bevölkerung eine andere Muttersprache als Englisch, gut ein Drittel der Bevölkerung stammt aus China. Nicht-kanadische Herkunft wird in einem Einwanderungsland wie es Kanada ist, in dem nur wenige Menschen leben, deren kanadischer Pass schon auf mehr als zwei Generationen zurückgeht, nicht als Manko gesehen. Die Postleitzahl teilt sich DTES mit dem historischen Stadtviertel Gastown. Noch zu Beginn des neuen Jahrtausends galt auch Gastown als Problemviertel. Nach und nach revitalisierten vereinzelt kleine Geschäfte und Boutiquen das Antlitz der fünf bis sechs Straßenzüge. Das geschah freilich nicht, ohne auch größere Unternehmen und Immobilienfirmen auf den Plan zu rufen. Heute ist Gastown hip. Die billigsten Wohnungen gibt es dort heute für circa 40 Euro pro Quadratmeter. Auf Craigslist finden sich 35 m2 für $CA 1100, also um 900 Euro. Damit konkurrieren die Wohnungspreise in Downtown Vancouver mit denen Manhattans. Problematisch ist diese Preissteigerung vor allem für die ursprünglich in Gastown und DTES lebenden Menschen. Für diese werden der zunehmende Zuzug von Besserverdienenden und die damit einhergehende Verdrängung aufgrund der Preissteigerung zur existenziellen Bedrohung. Gentrifizierung bezeichnet den Prozess, im Zuge dessen traditionelle ArbeiterInnenviertel mit  BewohnerInnen mit niedrigem Medianeinkommen und oft auch niedrigem Bildungsniveau, nach und nach zu Stadtteilen der gut ausgebildeten Besserverdienenden werden, wobei die weniger privilegierte Bevölkerung verdrängt wird. Dies passiert mithilfe von finanziellen Ressourcen sowie oft mit Unterstützung durch die Immobilienbranche und die Stadtverwaltung. Das soziologische  Phänomen Gentrifizierung wird daher meist mit der Marketing-Umschreibung „Revitalisierung“ verschönt.

Immobilien-Hot-Spot Vancouver. Die Immobilienindustrie wurde erst verhältnismäßig spät auf Vancouver aufmerksam. Begonnen hatte die „Aufwertung“ mit der Weltausstellung, die 1986 hier Station machte. Mit der Annektierung Hong Kongs durch die Volksrepublik China im Jahr 1997, wurde Vancouver für zahlreiche Vermögende aus Hong Kong attraktiv, die Enteignungen durch die neue kommunistische Führung fürchteten. Mit der Vergabe der Olympischen Spiele für 2010, die 2003 erfolgte und in der sich Vancouver auch gegen Salzburg in der Endauswahl durchsetzen konnte, setzte eine weitere Preisexplosion am Immobilienmarkt
ein, Grundstücke wurden zum Spekulationsobjekt und für ein Vielfaches des ursprünglichen Kaufpreises verkauft. Während ein kleines Grundstück mit Einfamilienhaus im Vorort West Vancouver, das als kanadische Gemeinde mit dem höchsten Medianeinkommen gilt, zu Beginn des Jahrtausends schon stolze zwei Millionen Dollar einbrachte, hat sich der Marktpreis bis 2012  auf acht Millionen Dollar vervierfacht. Zu den bekanntesten Anwesen Vancouvers zählt etwa jenes der US-Talkmasterin OprahWinfrey. Nach und nach wurde die Innenstadt Vancouvers von Immobilienfirmen aufgekauft und saniert. Dem südlich der Downtown gelegenen Yaletown, das heute als Inbegriff von Neureichtum gilt, folgte Gastown als Schwerpunkt von innerstädtischer Revitalisierung.

Anders als in Yaletown ist die soziale Demographie Gastowns, das vor allem für Menschen mit Bildungs- und Kunsthintergrund attraktiv ist, allerdings noch wesentlich heterogener. Als weitere Beispiele von Gentrification in Vancouver können auch das Stadtviertel South Main und ein Abschnitt am Commercial Drive genannt werden. Hier sind es aber vor allem Studierende und vereinzelte Boutiquen, die die Straßenzüge revitalisieren. Eine Vermarktung durch die Immobilienbranche ist dort noch weitgehend ausgeblieben. Gleichzeitig werden einst als unerschwinglich geltende Gebiete, etwa im Stadtteil West End, heute wieder preiswert – preiswert im Verhältnis zu im Galopp steigenden Mieten in Gastown, wohlgemerkt.

Konflikte und Gentrification. Bis vor kurzem galt die DTES als letztes innerstädtisches Viertel mit erschwinglichen Mieten, wo auch sozial benachteiligte Gruppen noch Platz in der Stadt hatten. Durch die Vermarktung des Straßenabschnitts zwischen Abbott Street und Gore Avenue, wo die Stadtverwaltung Bauplätze lieber für die Errichtung teurer Kondominien zur Verfügung stellt, statt leistbare Sozialwohnungen zu bauen, reduziert sich dieser Platz jedoch zunehmend. NGOs wie das Carnegie Community Action Project (CCAP) protestieren gegen diese Entwicklung und treten als Interessensvertretung für die in den städtischen Vertretungsgremien stark unterrepräsentierten BewohnerInnen der DTES auf. Einzelne Gruppierungen helfen, indem sie leerstehende Häuser aufkaufen, sanieren und zu niedrigen Preisen vermieten. Die DTES bietet mittlerweile ein soziales Kontrastprogramm, das schwer zu übersehen ist: Schicke Coffeeshops teilen sich die Fassade mit halbverfallenen Stundenhotels: Neben einer mit der neuenAcne-Kollektion ausgestatteten Boutique können Abhängige von der Stadtregierung subventioniertes Methadon beziehen. Dass dieses Kontrastprogramm nicht immer im Ausstechen der finanziell Schwächeren enden muss, beweist der Unternehmer Mark Brand: Im Herbst 2011 hat er das Diner Save on Meats saniert und wiedereröffnet und bietet dort neben günstigem Frühstück für die hiesigen Bobos auch vergünstigte Sandwiches und eine Suppenküche für die Obdachlosen der Hastings Street an. Dennoch stößt  Brands Geschäftsaktivität auf den Widerstand einiger in der DTES tätigen Aktionsgruppen, wie etwa der DTES not for DevelopersCoalition. Diese sprach sich im Februar dieses Jahres für einen Boykott des Diners als Gentrifier Landmark aus.

Weiterführende Informationen:
http://thedependent.ca/featured/gentrifiers
http://ccapvancouver.wordpress.com
http://saveonmeats.ca

„Spanien ist weder demokratisch noch zivilisiert“

  • 28.09.2012, 11:25

Ana María Pérez del Campo gründete 1973 in der Ära Francisco Francos den Verein Getrennter und Geschiedener Frauen. Warum sie mit 76 Jahren noch für das Recht auf Abtreibung kämpft, erzählte sie Jan Marot.

Ana María Pérez del Campo gründete 1973 in der Ära Francisco Francos den Verein Getrennter und Geschiedener Frauen. Warum sie mit 76 Jahren noch für das Recht auf Abtreibung kämpft, erzählte sie Jan Marot.

progress: Spaniens Justizminister Alberto Ruíz Gallardón will die Fristenlösung bei schwerer Missbildung des Fötus verbieten.

Ana María Pérez: Wenn man von Gallardón spricht, muss man ihn als das bezeichnen, was er ist: ein Fundamentalist. Das Thema Abtreibung wird in Spanien seit 40 Jahren debattiert. In einem offiziell nichtkonfessionellen Staat darf Gallardón nicht unter religiösen Vorsätzen Gesetze durchboxen. Das stimmt natürlich insofern nicht, dass bei uns in Spanien die Kirche so stark ist, wie der Islam in islamistischen Staaten. Die Burka der Spanierinnen ist, dass man ihnen nicht gewährt, selbst über ihre Mutterschaft zu entscheiden. Gallardón geht es darum, dass die Frauen das Rollenbild der 1960er- Jahre wieder aufgreifen: Zurück zur Familie und an den Herd. Es soll wieder Gottes Gesetz eingeführt werden. Unser einstiger Diktator Francisco Franco hat in seinem Testament niedergeschrieben, er habe „Spanien gut verschnürt hinterlassen, alles gut verschnürt“. Was heute passiert, knüpft daran an. Dabei gibt es in der EU nur zwei Staaten, die die Abtreibung nicht geregelt haben. Malta und Irland. Zwei der katholischsten, wenn man so will. Selbst das hochkatholische Polen gewährt Abtreibungen bei Missbildung des Fötus. Die Frage Leben ja, Leben nein, sie ist im Fötenstatus eine rein biologische, über einen eben erst begonnenen biologischen Prozess.

Wie entstand Ihre NGO der Getrennten und Geschiedenen Frauen Spaniens?

1973 gab es ja das Scheidungsrecht noch nicht. Unser erster Name war Verein der Getrennten Frauen. Wir mussten die Prüfung der Generalsicherheitsdirektion in Madrid bestehen. Wir schickten unsere Präsidentin, eine deklarierte Befürworterin des faschistischen Regimes, was die Sache erleichterte. 1975 trennten sich unsere Wege und wir begannen den Kampf für die Scheidung und die Abtreibung. Viele Frauen aus faschistischen Haushalten haben damals abgetrieben. Sie stiegen in ein Flugzeug und führten den Eingriff in London, Frankreich oder in Portugal durch. Aus Protest gegen das Abtreibungsverbot sperrten wir uns in Kirchen und Gerichte ein. Vor der UNO brachten wir Klagen zur Situation der Frauen im Franco-Spanien ein. Ich bin eine Feministin und wir müssen weiterkämpfen, denn das drohende Unrecht, das vom konservativen Fundamentalismus ausgeht, ist zu groß.

Wie haben Sie ihre eigene Trennung und spätere Scheidung von ihrem Ex-Ehemann erlebt?

Ich habe mich nach fünf Jahren der Ehe getrennt. Das war 1961. Das musste vor der Kirche und einem Tribunal geschehen. Die Urteile damals begannen mit der Phrase „Im Namen Gottes“. Mich erklärte man zu einer „unschuldigen“ Ehefrau. Das erfüllte mich mit Scham, denn was die Kirche unter „unschuldig“ versteht, kann vieles sein. Vom selben Gericht wurden Frauen mit der Begründung verurteilt, sie wären nicht ihren ehelichen Pflichten nachgekommen. Frauen wurden verurteilt, weil sie sich nicht von ihren Männern wieder und wieder vergewaltigen lassen wollten; unzählige, weil sie arbeiten wollten und ihr Mann dazu keine Erlaubnis gab. Frauen klagten, weil sie wie Sklavinnen einzig als Hauskraft geheiratet worden waren. Frauen wie ich. Wir waren vor dem Gesetz Objekte, die man ehelichte, um das Haus des Mannes zu schmücken. Erst 1981 – als das Recht gesetzlich verankert war – konnte ich mich scheiden lassen.

Aktuell sehen wir einen deutlichen Anstieg der Todesopfer häuslicher Gewalt. Wo liegen die Gründe?

Die jetzige Regierung lässt Frauenzentren, Frauenhäuser und Informationsstellen schließen. Das ist ein Grund für den Anstieg. Aber die Zahlen steigen vor allem, wenn die Aggressoren sich im Gefühl der Straffreiheit wägen. Bislang (Anm. zum 2. August 2012) sind in diesem Jahr 33 Frauen in Spanien ermordet worden, durch die Hände ihrer Ehemänner, Partner, oder ihres Ex.

Welche Rolle spielt dabei die PP-Regierung?

Sie schaltet auf Durchzug. Seit 1968 sind mehr als 8.900 Frauen in Spanien von ihren Partnern und Ex-Partnern ermordet worden. Warum beziehe ich mich auf 1968? Seither wurden die Opfer des ETA-Terrorismus gezählt. 857 Tote und Verletzte gehen auf das Konto der baskischen TerroristInnen. Doch diese ermordeten Frauen starben die qualvollsten Tode. Sie wurden erschlagen, verbrannt, erstochen, erschossen, mit Säure überschüttet. Das passiert im heutigen Spanien – ein Land, das man weder zivilisiert noch demokratisch nennen kann. Wären die 8.900 Toten Fußballer gewesen, oder aus einer sozialen Schicht, die Einfluss hat, das Problem wäre längst gelöst. Zwei Dinge wären ein Anfang: Lange Gefängnisstrafen für die Täter und eine wirksam überwachte Bannmeile nicht nur für die Frauen, sondern auch für die Kinder.

Nicht selten werden auch Kinder ermordet.

So rächen sich Väter an ihren Frauen auf die bestialischste Art und Weise überhaupt. Wie beim jüngsten Fall (Anm.: in Las Palmas de Gran Canaria), wo ein Vater mit seinem Kind sein vollgetanktes Auto vor dem Haus seiner Ex-Frau gegen einen Pfeiler gefahren hat und beide verbrannt sind. Der Kinds- und Selbstmörder hatte kurz davor noch seine Ex-Frau über die Sprechanlage des Hauses aufgefordert, sie solle ans Fenster treten, um das zu sehen, was sie verdiene.

Justizminister Gallardón will die Entscheidung über eine geteilte Obsorge im Scheidungsfall dem Richter überantworten.

Es soll eine Regelung kommen, die absolut frauenfeindlich ist. Eine, die das Wohl des Kindes in die Hände eines Bürokraten legt. Ein Kind ist kein Gut, das man aufteilen kann. Kinder brauchen eine Erziehung, die nicht auf Widersprüchen der Eltern aufbaut, und keine Kindheit, wo sie wie ein Koffer weitergereicht werden. Sie brauchen Ruhe, Ernsthaftigkeit und Routine. Das ist wichtig für ihre
Entwicklung und ihr ganzes Leben. Wir fordern keine Bevorzugung der Mütter. Wichtig ist, dass der Fokus darauf gerichtet ist, wo das Kind sich am besten entwickeln und leben kann.

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