Aivery – „Because“

  • 20.06.2017, 22:13

KATJA: Aivery bestehen aus Gitarre (Jasmin Rilke), Bass (Franziska Schwarz) und Schlagzeug (Doris Zimmermann). Nicht nur die Besetzung ist typisch für Bands von Anfang der 90er Jahre, sondern der Sound im Kern auch – aber eben auch nur dort. Was zur Krönung des Debütalbums von Aivery entscheidend beiträgt, ist ein präzises Gefühl für laut und leise, Krach und Pop, Melodie und Rage. Schließlich hat Grunge seit über zwanzig Jahren ausgedient und was wir hier haben, ist ein volles, abwechslungsreiches und mitreißendes Werk dreier junger Frauen. Was auf dem Album in eine halbe Stunde Musik gepresst wird, eignet sich genauso gut für die Freistunde am Schulhof, die man im Raucher_inneneck verbringt, wie für alle Festivals in diesem Sommer. Live hat die Band jedenfalls in den letzten fünf Jahren genug Erfahrung gesammelt, um problemlos alle bevorstehenden Festivals in Europa bespielen zu können. Wenn das Album nur als akustischer Füller zwischen den Acts laufen sollte, werden sich bestimmt viele fragen, welches unbekannte Album von Sleater-Kinney das ist.

MARIE LUISE: Aivery wurde 2012 gegründet, jetzt kommt ihr erstes Album bei Siluh heraus. Bisher gab es eine 7-Inch-Platte und eine Kassette. Die drei Frauen an Gitarre, Bass und Schlagzeug bewegen sich zwischen Grunge, Noize und Punk. Manchmal wird riotgrrrlig geschrien, oft ist aber die Stimme von Franziska Schwarz zu hören, die ungebrochen, samtig abgemischt und gut zu verstehen die englischen Texte singt. Der Song Don’t you dare war auch schon auf dem Nono- Sampler vertreten, auf dem es um female* Bands ging, die über das Nein- Sagen singen. Secret war schon auf Aiverys 7-Inch zu hören, kommt jetzt aber in neuem Gewand, neu aufgenommen und gemischt. Ich mag den ersten Teil von Not Sorry gern, in dem einen Gitarre und Beat wie in einen Strudel hineinziehen. Zu Aivery lässt sich in kleinen Underground-Punk-Lokalen tanzen und auch beim Hören daheim muss ich mitwippen, ganz besonders beim immer wiederkehrenden Gitarrenriff von Space Between, vielleicht musikalisch meinem Lieblingssong auf der Platte.

Katja Krüger-Schöller studiert Gender Studies an der Universität Wien.
Marie Luise Lehner studiert Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst und Drehbuch an der Filmakademie Wien.

AutorInnen: Katja Krüger, Marie-Luise Lehner