Was können GenossInnenschaften heute schaffen?

  • 13.07.2012, 18:18

Bereits das Wort GenossInnenschaft klingt schon nach verstaubtem Gerümpel am Dachboden der Großelterngeneration. Ein genauerer Blick auf die Geschichte dieser Zusammenschlüsse ergibt, dass der erste Eindruck nicht getäuscht hat.

Kommentar

Bereits das Wort GenossInnenschaft klingt schon nach verstaubtem Gerümpel am Dachboden der Großelterngeneration. Ein genauerer Blick auf die Geschichte dieser Zusammenschlüsse ergibt, dass der erste Eindruck nicht getäuscht hat. GenossInnenschaften gibt es schon lange. Der Grundgedanke ist seit damals gleich geblieben. Die Mitglieder sind gleichzeitig auch BesitzerInnen und KapitalgeberInnen. Entscheidungen werden demokratisch getroffen.
GenossInnenschaften sind trotz ihrer langen Geschichte aber keinesfalls reif für den Müllcontainer. Ganz im Gegenteil. Auch wenn manche bekannte Vereinigungen zu großen Firmen herangewachsen oder bereits wieder in der Versenkung verschwunden sind, bilden sich weiterhin auf der ganzen Welt neue GenossInnenschaften. Sie versuchen, ihren Mitgliedern wirtschaftlich unter die Arme zu greifen oder bessere Arbeitsbedingungen für sie zu schaffen.
Diese Ziele klingen nach Weltverbesserung. In einigen Bereichen gelingt das auch. Fairtrade ist wohl das bekannteste Beispiel dafür, dass durch faire Entlohnung bessere Lebensbedingungen für ganze Dörfer geschaffen werden können. Das Vorleben von neuen Formen der Produktion und des Konsums trägt mit Sicherheit dazu bei, Impulse für die Wirtschaft außerhalb der GenossInnenschaften zu geben.
Gleichzeitig erschleicht einen bei der Beschäftigung mit dieser Form von Zusammenarbeiten und Konsumieren auch ein wenig das Gefühl, dass viele dieser neuen Co-Ops, die es auch in Österreich gibt, zwar von einer besseren Welt träumen, diese aber nur im kleinen Kreis für ihre Mitglieder schaffen. Ein Umsturz des kapitalistischen Systems ist über die Grenzen der eigenen Vereinigung hinaus nur schwer bewirkbar. Hinzu kommt noch, dass viele der neuen GenossInnenschaften eine eingeschränkte Zielgruppe haben – die Bevölkerung der gehobenen Schichten kann so ohne schlechtes Gewissen einkaufen und hat dabei noch das Gefühl, die Welt zu verändern. Mit fair gehandelten und demokratisch produzierten Produkten wollen sie zeigen, dass sie trotz voller Geldbörse nicht auf die Probleme dieser Welt vergessen haben. Ein Statussymbol also für ein paar wenige, die es sich leisten können.
Das bewusste Konsumieren darf nicht die einzige engagierte Tat bleiben, wenn das derzeitige ausbeuterische System verändert werden soll. Allerdings sind GenossInnenschaften ein wichtiger Schritt in Richtung einer Gesellschaft, in der alle Menschen ihre Umwelt demokratisch mitgestalten können, und sie schaffen heute schon faire Arbeitsbedingungen.

AutorInnen: Sophie Lojka