Plattenkiste: Matt and Kim - „New Glow“

  • 11.05.2015, 08:36

Zweimal hingehört

Zweimal hingehört

Marie: Das New Yorker Indie-Pop-Duo Matt and Kim ist nach wie vor laut und massentauglich. Das Plattencover: das Geschmackloseste, was die energetische Schlagzeugerin und der hibbelige Keyboarder nur in die Welt schleudern konnten. Ich hätte die Scheibe vielleicht mit vierzehn gerne gehört. Die erste Nummer „Hey Now“ hätte mein Jugendzimmer in ein Schlachtfeld verwandelt, denn eines ist das neue Album: tanzbar. Am besten nicht nüchtern. Die folgenden Titel „Stirred Up“ und „Can You Blame Me“ werden nicht besser. Der Titel „Hoodie On“ ist dann eine Mischung aus Eislaufplatzfeeling gepaart mit Smartphone-Gedudel, „Make a Mess“ hat etwas von Kinderliedern, die meine Schwester mit vier gehört hat: Zu piepsigen Keyboardsounds ist die Hauptaussage „lets make a mess, because we’ve been clean for too long“. Das passt wieder zum zerstörten Jugendzimmer. In diesem Stil geht es dann weiter bis zum letzten Lied. „I See Ya“ ist der obligatorisch traurige Schluss-Song. Schnulzig wird hier „I miss you“ zwischen pseudo-deepen Herzschmerzlyrics gewiehert. Endlich ist die Kindergeburtstagsparty vorbei. Endlich dürfen alle heimgehen.

Katja: Es gibt wohl kaum ein sympathischeres Musiker_innenpaar als Matt and Kim. Das Video zu „Lessons Learned“, in dem sie nackt auf dem Times Square in New York herumlaufen und vor den Cops flüchten, ist legendär. Ihre Musik passt bis heute hervorragend dazu: verspielt, offen, ehrlich, kindisch. Zu zweit schaffen sie aufregende und vereinzelt sogar berührende Momente. Das atemlose, laut hingerotzte „Hey Now“ als Opener von „New Glow“ lässt keinen Zweifel daran, dass Matt and Kim gar kein Interesse daran haben, einen irgendwie sophisticateden Sound zu etablieren. Die Kürze der Songs bewirkt dabei, dass sich das Konzept nicht so schnell abnutzt. Wer mit Vocodern und Kinderzimmer-DIY-Attitüde nicht viel anfangen kann, sollte besser Abstand von den beiden halten. Für alle anderen könnte es jedoch eine der netteren Partyplatten des Jahres werden.

 

Katja Krüger studiert Gender Studies an der Universität Wien.
Marie Luise Lehner studiert Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst.

AutorInnen: Katja Krüger, Marie-Luise Lehner