Die ultimative Sinnsuche

  • 25.03.2016, 16:35
Wir haben uns "Batman v Superman' angesehen und machen uns auf die beschwerliche Sinnsuche.

Der absurde Kampf zweier Comic-Franchises erreicht in den nächsten Jahren seinen Höhepunkt. Marvel und DC fetzen sich von einem Megablockbuster zum nächsten und nehmen schon lange keine Rücksicht auf die Story mehr.

Mit „Batman v Superman – Dawn of Justice“ wollte DC das Universum um Batman und die Justice League neu erzählen und musste dazu erst Superman (2013 mit Man of Steel) rebooten. Und tatsächlich ist die Erinnerung an Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie beim ersten Anblick von Ben Affleck als Bruce Wayne / Batman vollkommen vergessen. Die Vision von Regisseur Zack Snyder war es, ein düsteres und apokalyptisches Metropolis im Stile von Gotham zu zeigen. Blöderweise hat genau das vor nicht einmal einem Jahrzehnt Nolan schon getan. Snyder ließ dann auch noch jeglichen Humor weg und Dawn of Justice war geboren. Unter welcher Prämisse man Batman gegen Superman kämpfen lässt, ist erstens egal und zweitens selbst mit größter Mühe aus dem Plot nicht ganz zu erfahren. Der Ursprung der Rivalität findet sich beim besorgten Bürger Bruce Wayne, der die Übermacht eines Superman gefährlich findet und deswegen Kryptonitwaffen baut. Dieselbe Idee hat Lex Luthor auch. Am Schluss rettet Wonder Woman den Tag.

Wenn der Film eine Sache gekonnt zeigt, dann die Ignoranz und Hilflosigkeit der Menschen angesichts eines Superman (sprich: Gott, Übermensch). Eine Ignoranz so grenzenlos, dass sie Superman im Endeffekt tötet. Eine Hilflosigkeit, die so egozentriert ist, dass nicht einmal Lex Luthors Bombenterror davon ablenken kann.


Wenn dieser Film eine Funktion haben sollte (und ich bemühe mich hier wirklich, einen kohärenten Faden in einem bombastischen Clusterfuck an Materialschlachtenfilm mit großen Plotholes zu finden), dann ist es die traurige Wahrheit aufzuzeigen, dass die Welt Superman nicht gebrauchen kann. Die Welt (= die USA) möchte Superman vor ein Gericht stellen und ihn anklagen, weil er Person XY aus einem brennenden Haus und nicht Person YZ aus einem anderen brennenden Haus gerettet hat. Das Gericht ist die weltliche Justice. Nebenher knallt Batman mit seinem Maschinengewehr alle nieder, die ihm im Weg stehen. Ihn klagt niemand an. Er ist ein Mensch. Lex Luthor sprengt den Gerichtssaal. Auch hier sehen wir keine Konsequenz, Menschen wie er und Bruce Wayne werden im Gegensatz zu einem Superman übersehen.

Am Ende kommt Wonder Woman zu den zwei bis drei Streithanseln dazu und wird tatsächlich mit den Worten „Is she with you?“ – „No, I thought she was with you.“ eingeführt. Das ist sehr ärgerlich. Insgesamt spricht sie nicht mehr als 100 Worte im ganzen Film und noch dazu in einem nicht näher einordendbarem Akzent, der „Exotik“ schreit. Dennoch begrüße ich ihre Ankunft: Sie zerlegt das Monster am Ende ordentlich, steht Bat- und Superman also in Kraft und Ausdauer in nichts nach und ist die einzige der drei Superheld*innen, die nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen ist, sondern schon seit mindestens den Weltkriegen aktiv die Erde bewohnt und beschützt, wie uns Archivmaterial zeigt.

Nebenher stellt Lois Lane eine inhaltliche Belastung für den Film dar. Sie macht nichts richtig, ist gefühlt alle fünf Minuten die Damsel in Distress und rettet nur einmal den Tag, in dem sie erwähnt, dass sowohl Bruce Waynes als auch Clark Kents Mutter Martha heißt.

Diese Szene ist so unverständlich geschrieben wie auch der Rest der Auseinandersetzung zwischen Superman und Batman (und eventuell diese Rezension). Dem Film gelingt jedoch durch seine verworrene Story und die unnachvollziehbaren Allianzen bzw. Rivalitäten eine moderne Metapher auf die Weltpolitik: staatliche Ohnmacht gegenüber einzelnen Terrorist*innen und großen Konzernen mit rücksichtslosen Manager*innen an der Spitze. Das ist die (unabsichtliche?) Stärke dieses Filmes.

Katja Krüger ist Einzelpersonenunternehmerin und studiert Gender Studies an der Uni Wien.

AutorInnen: Katja Krüger