Der Traum vom Leben auf der Bühne

  • 13.07.2012, 18:18

Die lokale Musikszene ist im neuen Jahrtausend wieder zum Leben erwacht. Trotzdem scheintes schwierig, mit dieser Musik genug Geld zu verdienen, um davon leben zu können.

Die lokale Musikszene ist im neuen Jahrtausend wieder zum Leben erwacht. Trotzdem scheintes schwierig, mit dieser Musik genug Geld zu verdienen, um davon leben zu können.

Österreich ist in aller Welt bekannt für die großen MusikerInnen, die innerhalb seiner Grenzen geboren wurden oder gewirkt haben. So tanzte vor ein paar hundert Jahren ganz Europa zu den Klängen von Mozart und der Strauß’schen Familie. Ende des letzten Jahrtausends hatte Falco seinen großen internationalen Erfolg und der Begriff Austro-Pop war in aller Munde.
Gerne wurde und wird die österreichische Musikszene für tot erklärt, nur um sie kurz darauf als wiederauferstanden zu feiern. Die Neuen ÖsterreicherInnen werden von Ö3 in Dauerwerbesendungs-Manier gespielt und FM4 nimmt gerne österreichische Alternativbands ins Programm.

Pop ist in. Gerade in den letzten Jahren hat sich in der Musikszene einiges getan. Die sogenannten Neuen ÖsterreicherInnen entstanden durch eine Initiative von Ö3, die 2007 beschloss, Pop-, Rock- und Alternativmusik zu fördern. Der Begriff hat sich auch für eine Art von Bewegung innerhalb der österreichischen Musiklandschaft etabliert.
Begonnen hat diese Bewegung mit dem großen Erfolg Christina Stürmers im Ausland sowie mit Soundcheck, einem Bandcontest von Ö3, der einige neue Talente zu Tage befördert hat. Gleichzeitig erhöhte sich die Airplay-Zeit österreichischer Bands auf Ö3 von fünf auf neun Prozent. Bis 2011 sollen es bereits elf Prozent sein.
Nicht nur Christina Stürmer ist in allen Medien und der Werbung zu sehen. Mittlerweile sind Namen wie Luttenberger*Klug, SheSays, Mario Lang, PBH Club oder Zweitfrau nicht mehr aus der Pop-Radio-Welt wegzudenken. Der Begriff Austro-Pop kann also auch im neuen Jahrtausend mit Inhalt schmücken und ist heute nicht mehr bloß ein Ausdruck für vergangene musikalische Leistungen österreichischer Alt-KünstlerInnen. 

Die Suche nach Alternativen. Auch FM4 ließ sich den Schwung an neuen musikalischen Entdeckungen nicht entgehen. Seit Oktober 2001 betreibt der Sender eine Online-Plattform, auf der österreichische KünstlerInnen ihr Material kostenlos hochladen können. In einer wöchentlichen Sendung werden Neuigkeiten rund um die Szene veröffentlicht sowie neue MusikerInnen vorgestellt.
Auch dieses Jahr suchte der Sender wieder junge DJ*anes, die auf Festivals auflegen. Zur Bewerbung musste ein Mix-Tape mit Liedern aus dem FM4 Soundpark eingeschickt werden. Nicht nur auf Festivals sondern auch in der Sendung zum Soundpark werden die Mixes dann gespielt.
Neben der Ausstrahlung der Musik im öffentlich-rechtlichen Rundfunk entstanden auch einige Initiativen von KünstlerInnen. So gründeten Bernhard Kern und Robert Stadlober zum Beispiel 2005 in Wien Siluh Records. Mittlerweile beherbergt das Label eine Handvoll österreichischer Bands. Neben Robert Stadlobers Band Gary komponieren auch andere Alternativ-MusikerInnen wie A Life, A Song, A Cigarette, Killed By 9V Batteries und Sweet Sweet Moon unter Siluh Records. 

Musikalische Armut. Trotz der Bekanntheit der Bands und der starken Unterstützung durch die heimischen Radios ist der Erfolg für viele Bandsin Österreich beschränkt. So meint Bernhard Kern von Siluh Records: „Als Musiker oder Musikerin ist es, glaube ich, schon ziemlich schwierig, auf lange Sicht Geld zu verdienen. Die bekanntesten Bands aus dem FM4 Universum können nicht davon leben.“ Außer im Fall Christina Stürmers scheint also Musik für österreichische Musikschaffende nicht für den Lebensunterhalt auszureichen.
Zwar gibt es in Österreich einige Förderungen, so zum Beispiel von der Gesellschaft zur Förderung österreichischer Musik Ges.m.b.H., die zu 100 Prozent der Vereinigung AKM (AutorInnen, KomponistInnen und VerlegerInnen) gehört. AKM ist die größte UrheberInnenrechtsgesellschaft Österreichs. Für einige KünstlerInnen ist dies aber auch eine politische Frage, denn die Freiheit der Kunst bedeutet für sie, dass Kunst allen Menschen zugänglich sein muss.
Neben dieser Form der Förderung gibt es auch Geld von verschiedenen Stellen, wie zum Beispiel aus den jeweiligen Kunsttöpfen der Städte und Gemeinden oder auch von Privatinitiativen. Der Dschungel an Fördermöglichkeiten ist gerade für junge MusikerInnen ohne Label schwer zu durchschauen.
Bernhard Kern sieht aber noch ein anderes Problem: „Für viele Bands ist es auch Bequemlichkeit, die spielen eben ihre fünf Gigs bei den FM4 Festivals und den Rest des Jahres müssen sie sowieso in ‚echten‘ Jobs arbeiten. Nach dem Ende des Studiums ist dann oft die Karriere zu Ende.“ Seiner Meinung nach können auch österreichische Bands in ihrer jeweiligen Nische außerhalb von Österreich Bekanntheit erlangen, dies ist aber ein langwieriger und anstrengender Prozess mit vielen Kleinstauftritten. Und so bleibt der Traum vom Leben auf der Bühne meist genau das: Ein Traum. 
 

AutorInnen: Sophie Lojka