The cake is a lie

  • 30.09.2016, 16:30
Wachsende Zensur, Ausheblung von Menschenrechten - Die Staaten der Welt werden repressiver und begründen diese Maßnahmen mit der wachsenden Gefahr durch Terroranschläge. Irgendwann gibt es keine Unschuldsvermutung mehr. Zeit zu handeln und in der Zeit zurückzureisen!

Wachsende Zensur, Ausheblung von Menschenrechten - Die Staaten der Welt werden repressiver und begründen diese Maßnahmen mit der wachsenden Gefahr durch Terroranschläge. Irgendwann gibt es keine Unschuldsvermutung mehr. Zeit zu handeln und in der Zeit zurückzureisen!

Der Hacker Ho Zhing entwickelte ein Programm, das es erlaubt, mittels Internet durch die Zeit zu reisen. Einzige Voraussetzung dafür ist, dass das Internet zu der Zeit, in die gereist werden soll, bereits existiert haben muss. Denn: Das Internet vergisst nie, und durch eine physische Verbindung zwischen Mensch und Internet, wie es sie vor allem in den nächsten Jahrzehnten geben wird, kann der menschliche Körper Zeitsprünge auslösen.

So handelt „No Borders“ von verschiedenen Grenzen, die nicht mehr vorhanden sind oder sein werden: Die Möglichkeiten der totalen Überwachung der Bevölkerung durch Staaten, ebenso wie die unmittelbare Möglichkeit durch die Zeit zu reisen. Es kreuzen sich die Wege der Bloggerin Kat, dem Hacker Ho Zhing und der Geheimdienstmitarbeiterin Jill Edwards, die ursprünglich in unterschiedlichen Zeit-Strängen leben.

Namensgebend für das Buch ist die Organisation „No Borders“, welche sich gegen Zensur und staatliche Überwachung einsetzt. Und auch wenn beim Lesen stets der Demo-Sprech-Gesang „No Border, No Nation, Stop Deportation!“ im Kopf halt, ist die Öffnung von staatlichen Grenzen trotz der gedanklichen Nähe kein Haupt-Thema im Buch. Stattdessen stehen Zeitreise und Vorgehen gegen Internetzensur und Überwachung im Vordergrund. Im Bezug darauf findet das Buch leicht zugängliche Antworten für diejenigen, die auf staatliche Überwachungs-Maßnahmen stets mit „Ich habe ja nichts zu verbergen“ antworten.

Etwas eindimensional ist leider, dass China als Projektionsfläche für den Überwachungsstaat und die NSA als der überwachende Geheimdienst schlechthin herhalten müssen. Auch die Hetero-Sex-Szenen sind eher überflüssigen, wohingegen die Anspielungen auf Computerspiele, Filme und Serien, die in jedem zweiten Bild zu finden sind, sehr viel Spaß bereiten.

Mit Bonus-Inhalten im Internet lässt „No Borders“ die Leser*innen weitere Informationen entdecken. Zusätzliche Entwürfe und Skizzen, sowie Hintergründe zum Autoren und der Zeichnerin des Buches geben Einblicke in den Entstehungsprozess und die Arbeit hinter dem kurzweiligen Buch (TeMels Arbeitszeit pro gezeichneter Seite beträgt beispielsweise 15-25 Stunden). Auch lassen sich hier Hintergrundinformationen über die Charaktere und weiteres Material zu den im Buch angesprochenen Themen finden. An die Bonus-Inhalte gelangen die Leser*innen mittels Passwörtern, die sich im Buch verbergen.

Am Ende der Geschichte wird aus diesen spielerischen und unterhaltsamen Aspekten Ernst, denn es bleibt die Frage im Raum: Was kannst DU tun, um staatlicher Überwachung, Zensur und Repression Einhalt zu gebieten, ehe es zu spät ist?

Clara van Dyke ist eigentlich kein Fan von Zeitreise-Episoden, jedoch leidenschaftliche Serien-schauerin und so hofft sie auf viel Gesellschafts-Kritik, aber wenig Zeitreise-Folgen in der neuen „Star Trek“-Serie, welche Anfang 2017 erscheinen wird.

AutorInnen: Clara van Dyke