DYI

Bekannt, aber doch unbekannt

  • 23.02.2017, 20:52
Was oder wer ist OKTO?
OKTO gilt als der erste nichtkommerzielle, selbstorganisierte Fernsehsender österreichweit. Gestartet vor elf Jahren, entstehen die Produktionen auf Eigenregie, die SendungsmacherInnen sind meist unbekannte Personen aus der Zivilbevölkerung. In einem Gespräch mit dem Geschäftsführer Christian Jungwirth und den SendungsmacherInnen Ilse Kilic und Fritz Widhalm geht progress der Frage auf den Grund, was das Besondere an OKTO ist.

progress: Wie hat denn OKTO eigentlich begonnen? War es die ursprüngliche Idee, ein selbstorganisiertes Medium zu sein?
Christian Jungwirth: Das war es schon. Es gibt eine lange Tradition von partizipativen, nicht kommerziellen Medien besonders im Radio, aber auch im Fernsehen. Es hatte ein Arbeiterfernsehen in Linz gegeben. Im November 2005 erfolgte der Sendestart von OKTO. Vom Finanzierungsansatz, den die Stadt Wien wählte, war es ein gefördertes, subventioniertes Projekt, mit der Auflage, tunlichst werbefrei zu sein.

Wie würden Sie OKTO’s Sendungsstil beschreiben?
Jungwirth
: Wir sind jung, schrill, ecken in vielerlei Art an, sind sicher überraschend und definitiv alternativ. Unser Anspruch ist es, komplementär zum anderen Angebot im österreichischen Fernsehen zu sein, und ich glaube, dass es seit Bestehen sehr gut gelungen ist. Das ist unsere Legitimation. Wenn wir das verlieren würden, müsste man die Frage stellen, ob wir noch eine Berechtigung auf öffentliche Finanzierung haben, weil Mainstream und angepasste Programme gibt es genug. Wenn wir ganz ehrlich sind, ist das Programm von ORF nicht unterscheidbar vom privaten kommerziellen Programm wie RTL. Ich glaube, dass ein zunehmend großer Anteil der ZuseherInnen genug davon hat. Wir konnten das werbefreie Programm quasi auch als USB Port positionieren.
Ilse Kilic und Fritz Widhalm: Das Außergewöhnliche an OKTO ist die Tatsache, dass viele Menschen ihre Inhalte gestalten und einbringen können. Es ist eben ein Versuch, „Fernsehen von allen für alle" zu ermöglichen. Sprechen ist ja auch eine Möglichkeit, Klarheit zu gewinnen und Widersprüchlichkeiten zu diskutieren. Es geht also nicht nur um Programm- Machen. Wenn jemand aus dem Mainstream eine Sendung bei Ihnen produzieren wollen würde, würden Sie das auch zulassen? Jungwirth: Wir haben de facto professionelle JournalistInnen bei uns, die hauptberuflich im ORF tätig sind. Der inhaltliche Anspruch den wir, auch bei diesen Leuten stellen, ist, dass die Sendungen diesen komplementären, authentischen Charakter haben. Wenn wir versuchen, Formatfernsehen zu kopieren, kann das nur peinlich sein.

Wie kommt man bei OKTO zu einer eigenen Sendung?
Jungwirth:
Unsere Channel-ManagerInnen sind angestellte MitarbeiterInnen. Die sind dazu da, mit den interessierten Menschen ihre Sendungen zu entwickeln. Man bekommt das Equipment wie Kamera, Schnittplätze und Studio – alles gratis von uns. Wir schicken die Leute in die verschiedenen Workshops und dann geht es in die Produktion eines Piloten und mit ein paar Adaptierungen in die erste Episode. Der oder die MitarbeiterIn von OKTO fungiert in weiterer Folge als Coach.

Wie sind Sie zu OKTO gekommen und wie gestalten Sie Ihre Sendung „Wohnzimmerfilmrevue“? Welche Vorbereitungen treffen Sie, wenn Sie eine Folge produzieren?
Jungwirth:
Wir sind schon ziemlich lange dabei, eigentlich fast von Anfang an. Wir fanden es faszinierend, an einem solchen Projekt mitzuarbeiten. In der „Wohnzimmerfilmrevue“ zeigen wir Kurzfilme aus eigener Produktion zu verschiedenen Themen. Auch Literaturverfilmungen und kurze Lesungen von Kolleginnen und Kollegen. Wir versuchen, auf künstlerische Art und Weise Themen aufzugreifen, die im öffentlichen Raum Platz haben sollten. Sie haben letztes Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert.

Vieles verändert sich rasant, wie hat sich das auf OKTO ausgewirkt?
Jungwirth:
Momentan sind wir im Fernsehen sehr stark damit befasst, dieses sich erdrutschartig verändernde Fernsehverhalten der jungen Leute aufzufangen. Da ist die Herausforderung von OKTO, „Antworten“ als nicht-kommerzielles, alternatives, partizipatives Fernsehen anzubieten. Youtube hat eine etwas andere Herangehensweise, weil es in der Vielfalt unübertrefflich und komplett offen ist. Wenn wir was on-demand anbieten, muss eine Garantie mitgeliefert werden, dass es sich hierbei um authentischen und alternativen Inhalt handelt. Diesen Anspruch erhebt Youtube nicht.
Kilic und Widhalm: OKTO ist wichtiger geworden. Es ist einfach ein Gegenpol zu all den unzähligen „normalen“ Fernsehprogrammen, die die Menschen letztlich nur als Publikum sehen und ihnen die aktive Teilnahme vorenthalten. Es geht um die Stärkung der sogenannten Gegenöffentlichkeit und die Selbstermächtigung, dass die Dinge, die man zu sagen hat, bedeutend sind. OKTO ist ja nicht nur in Wien empfangbar, wie sehen die Einschaltquoten in anderen Bundesländern aus? Jungwirth: Man muss schon eingestehen: Das was OKTO ausmacht, ist ein stark urbaner Ballungsraum, besonders mit der Einbindung vieler migrantischer Communities. Bezüglich Reichweite und Nachfrage haben wir Wien im Fokus. Es freut uns auch, wenn wir am Land gesehen werden, aber da sind wir sicher eine Randerscheinung.

Wird OKTO in zehn Jahren weiterhin Teil der Medienlandschaft sein?
Jungwirth:
Wir haben in Linz „Dorf TV“, in Salzburg „FS1“ als alternative Fernsehstationen, die auch partizipativ und nicht kommerziell ausgerichtet sind. Ich bin überzeugt, dass in Zukunft die Bedeutung von Einrichtungen wie unserer zunehmen wird. Es braucht Alternativen.
Kilic und Widhalm: Der Wunsch vieler Menschen, selbst ihre Anliegen zu präsentieren und das Wort zu ergreifen wird ebenso an Bedeutung gewinnen wie die Notwendigkeit einer linken Plattform.

Ralph Chan studiert Soziologie und Geographie an der Universität Wien.

Was ist was: Freie Medien

  • 23.02.2017, 20:17
Wer etwas mit Medien machen möchte, muss nicht unbedingt einen dazugehörigen Job oder reiche Eltern haben.

Wer etwas mit Medien machen möchte, muss nicht unbedingt einen dazugehörigen Job oder reiche Eltern haben.

Wer abseits der durchprofessionalisierten Mainstreammedienwelt in die Welt senden will, tut dies meist mittels freier Medien. Freie Medien definieren sich darüber, dass sie unabhängig und nicht-kommerziell sind. Unabhängigkeit bedeutet in diesem Fall, dass ein freies Medium weder eine klassische Interessenvertretung noch einen Dachverband oder eine Gewerkschaft hat. Außerdem ist ein Grundprinzip von freien Medien, dass sie nichtkommerziell, das heißt ohne Werbung sind – was aber nicht bedeuten muss, dass sie gratis sein müssen. Durch die schwierige Kategorisierung von freien Medien ist es nicht leicht, hier alle zu erwähnen und zu erklären. Im Grunde ist in Zeiten der Social Media aber jede*r ein potentielles Medium.

Wir wollen hier versuchen, euch einen kleinen Überblick darüber zu geben, was sich in der freien Medienszene so alles tut und wo ihr euch einklinken könnt. Meistens sind freie Medien ohne viel Vorahnung und Geld nutzbar. Man kann es eher klassisch angehen und sich an freie Kanäle wenden oder zuhause allein – mit Hilfe des Internets – versuchen, die Massen zu erreichen. Eine sehr wichtige Entscheidung, die man treffen muss, ist der mediale Kanal, den man bedienen möchte. Ob man audiovisuelle Medien bevorzugt oder doch lieber nur schreibend ein Medium bedienen oder konsumieren möchte, ist Typsache.

VIDEO KILLED THE RADIO STAR: Audio- und Videomedien Beginnen wir beim derzeit aufstrebendsten Medium: dem Bewegtbild. In Wien gibt es hier den freien Fernsehsender Okto TV (siehe Interview Seite 30). Dieser wird auf die privaten Fernsehgeräte in Österreich (und teilweise auch über Kooperationen mit anderen freien Fernsehsendern in Berlin, Hamburg, …) übertragen und hat somit eine recht große Reichweite. Es ist gleichzeitig aber auch vergleichsweise aufwendig, dort eigenhändig einen Beitrag zu gestalten, dazu braucht man immerhin eine gute Kamera und Mikrophone. Einfacher geht es, wenn man sich an Youtube oder andere Streamingkanäle wendet. Hier reicht meist eine Webcam aus, um loszulegen. Dass weiteres Equipment nicht schadet, versteht sich von selbst. Alle erfolgreichen Youtuber*innen haben aber klein angefangen, viele werden mit wachsendem Erfolg selbst zum kommerziellen Medium. Man kann sich von Woche zu Woche mehr Wissen aneignen und mehr Geld und Zeit investieren. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Medienformen. Die beliebtesten Themen sind in Österreich derzeit Beauty, Comedy und Essen. Mit dieser Auswahl kann man sich sicher sein, schnell einige Zuschauer*innen anzusprechen. Wer sich aber in Nischenthemen gut auskennt, kann auch durch sein Insiderwissen punkten. Am wichtigsten sind bei allen audiovisuellen Medien ein sympathisches Auftreten und gute Ideen. Zum Üben bietet sich Snapchat an. Hier kann man sehr leicht mit dem Smartphone kleine Beiträge drehen. Schnell wird einem dabei klar, dass theoretisches Wissen über Belichtung, Ton, Beitragslänge, Perspektive und so weiter die Qualität der Clips steigern kann.

Ein weiteres riesiges Mediengebiet ist das Radio. In Österreich gibt es circa ein Dutzend freier Radiosender im ganzen Land verteilt. Diese senden regional begrenzt ihr Programm analog, sind im Stream aber überall zu hören, wo es Internet gibt. Im Gegensatz zu den meisten anderen freien Medien gibt es in diesem Bereich den „Verband freier Radios Österreich“, der als Interessenverband aller nichtkommerzieller Radiosender des Landes dient. Bei freien Radiosendern bekommt man die Chance, an den vorhandenen Gerätschaften zu experimentieren und zum Beispiel in Tageskursen die ersten Schritte auf dem Gebiet des Radiomachens zu gehen. Die Sendezeit ist zwar begrenzt, doch kann man eine Idee – fertig produziert oder nicht – jederzeit einreichen und schauen, was passiert. Es gibt sowohl die Möglichkeit, eine Pilotfolge für eine reguläre Sendung einzureichen und womöglich einen eigenen Sendeplatz zu bekommen, als auch eine einmalige „one shot“- Sendung auf einem Gast-Sendeplatz in den Äther zu entlassen.

Wer ein bisschen kleiner anfangen will, kann einen Audio-Podcast aufnehmen und online stellen. Ein Podcast kann vom fiktiven Hörspiel über journalistische Berichterstattung alles sein. Man kann einfach drauflosreden oder Gäste einladen, seine Beiträge vorher aufschreiben oder mit einem Mikrophon umhergehen und Straßengeräusche aufnehmen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wenn das nötige Material aufgenommen wurde, macht man sich ans Schneiden. Ob man dann Soundeffekte oder Jingles dazugibt, ist Geschmackssache.

THE WRITING’S ON THE WALL: Printmedien und Blogs Kommen wir zum wohl verbreitetsten Medium aller Zeiten: dem geschriebenen Wort. Die einfachste Form, selbst etwas Gedrucktes zu verbreiten, ist, ein Zine zu veröffentlichen. Der Begriff Zine bezeichnet alle nicht kommerziellen Magazine, die in irgendeiner Form selbstgemacht sind. Es gibt aber auch Unterkategorien wie Sand am Meer: Egozines (von einer Person gemacht), Fanzines (Zines von Fans für Fans), Zines mit sehr enger oder sehr weiter thematischer Einschränkung (zum Beispiel Politik), Comiczines, Artzines et cetera. Mit einer Kleinstauflage kann man Zines handschriftlich produzieren, sonst stehen Kopierer und Druckereien zur Auswahl. Es gibt auch E-Zines, die gar nicht gedruckt werden. Und manche Art- und Comiczines kommen überhaupt ohne Worte aus.

Viele Schulen haben ihre eigene Schüler*innenzeitung. Der Unterschied zum Zine besteht in der festen Verankerung im schulischen System, der (mehr oder weniger spürbaren) Kontrolle des Geschriebenen und der Finanzierung des Drucks. Meistens gibt es dort organisatorische oder personelle Strukturen, die nicht leicht aufzubrechen sind. Außerdem muss man sich mit anderen Leuten in einer Redaktion oder einem anderen Verband absprechen und zusammenarbeiten. All das fällt bei einem Zine meistens weg.

Falls man komplett auf die Druckform verzichten kann, sollte man ein Blog erwägen. Auch hier steht das geschriebene Wort im Mittelpunkt, gleichzeitig kann man, was das Layout angeht, ganz dem eigenen Geschmack folgen: Wer es schlicht und einfach mag, hat das Layout mit einigen wenigen Klicks erledigt, alle, die sich kreativ austoben wollen, können gefinkelte Wordpress- Themes einrichten. Wie viel Zeit und Energie man in das Layout einfließen lässt, ist ebenso wie bei einem Zine offen. Für Zines gibt es auch die Möglichkeit, mit Schere und Kleber herumzubasteln. Ebenso kann man mit Paint oder Photoshop eigene Akzente in das Blog einbauen.

Apropos Blogs: Spätestens durch das Internet verschwimmt die Grenze zwischen privat und öffentlich, und somit auch von Person und Medium immer mehr. Ohne groß herumzureden lässt sich feststellen: Jede*r ist ein Medium. Wenn man einen Status auf Facebook angibt und die Privatsphäreneinstellung auf „öffentlich“ stellt, kann dies jeder andere Mensch mit dem dazugehörigen Link potentiell lesen. Das gleiche gilt für Instagram, Twitter, Snapchat und so weiter. Autorin Stefanie Sargnagel zum Beispiel begann Statusmeldungen zu schreiben, die so gut ankamen, dass sie später mehrere (gedruckte) Bücher veröffentlichte und heute Publikumspreisträgerin der „Tage der deutschen Literatur“ ist. Die Reichweite von Facebook sollte nicht unterschätzt werden. Entweder man sammelt nur Erfahrung im Verfassen von pointierten Kurzbeiträgen oder recherchiert interessante Geschichten aus der unmittelbaren Umgebung. Man kann überall und jederzeit damit beginnen, etwas medial aufzubereiten.

Am Beispiel von Stefanie Sargnagel lässt sich erahnen, dass die Interaktion mit anderen Personen die Qualität einer privat gedachten Mitteilung erst zum Vorschein bringt: Das Feedback vom Publikum ist wertvoll, daher lohnt es sich, auch Nicht-Perfektes zu veröffentlichen und auf die Reaktionen zu warten. Waren Medien bis vor wenigen Jahrzehnten noch zum größten Teil streng regulierte Institutionen mit zahlreichen Schwellen und Einstiegshürden, fällt der Zugang heute leichter. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sich auf dem kommerziellen Sektor ebenfalls sehr viel getan hat. Wenn man das Karriereziel hat, bei einer Tageszeitung oder einem Fernsehsender zu arbeiten, sollte man sehr viel Erfahrung mitbringen, die durch Praktika oder Aushilfsjobs bewiesen werden kann. Meistens werden die etablierten, kommerziellen Medien nicht sehr beeindruckt reagieren, wenn man seine eigenen Zines vorzeigt, schließlich kann mittlerweile jede*r so etwas produzieren, so die Logik der Unternehmen.

Hier sei ein kurzer ökonomischer Hinweis darauf gegeben, dass „nicht kommerziell“ nicht zwangsweise heißen muss, dass die Herstellung freier Medien automatisch gratis ist. Es gibt viele Medien, die sich allein von Spenden finanzieren. Andere werden zum Selbstkostenpreis angeboten. Das bedeutet, dass der Preis sich danach richtet, wie kostenintensiv die Herstellung des Mediums war, und dann zum Beispiel im Falle eines Zines auf ein Stück heruntergerechnet wird. Auch freie Radios oder TV-Kanäle heben oft einen Mitgliedsbeitrag ein, mit dem die teure Sendetechnik und der organisatorische Aufwand zum Teil finanziert werden können.

VOM FLUGBLATT BIS ZUR KLOWAND: Kleinstmedien und Street Art Eine Auflistung freier Medien wäre nicht komplett ohne eine lose Aufzählung von Medienarten, die meistens gar nicht als solche erkannt werden. Sticker zum Beispiel finden sich in allen urbanen und auch den meisten dörflichen Gegenden als Street Art an Verkehrsschildern, Hauswänden, Briefkästen und so weiter. Nicht selten handelt es sich um politische Botschaften oder gar Parteiwerbung. Ein geschichtlich verwandtes Medium ist das Flugblatt: ein kurzes Pamphlet mit klarer Aussage und politischer Sprengkraft, nicht länger als eine oder höchstens zwei Seiten. Und da wir gerade bei Street Art sind: Auch Graffiti sind Medien, außerdem natürlich auch Flyer, Plakate und alle beschmierten Klowände der Welt. Selbst ein Spruch- T-Shirt ist ein eigenes Medium. Dass die Kronen Zeitung eine höhere Reichweite hat als ein einzelnes Leiberl ist klar. Trotzdem kann man sich den ausgelutschten Spruch mal wieder zu Gemüte führen, der gefühlt die ganzen 90er Jahre dominierte: The Medium is the Message.

Katja Krüger-Schöller studiert Gender Studies an der Universität Wien.

Ein Platz an der Sonnenfensterbank

  • 12.04.2014, 10:46

Wenn die Tage wieder länger werden, ist es höchste Zeit, den Frühling in die eigenen vier Wände zu holen – mit einem kleinen Paprikagärtchen auf der Fensterbank beispielsweise. Für die botanische Augen- und Gaumenfreude braucht es zum Starten nicht mehr als eine frische Paprika und etwas Erde.

Wenn die Tage wieder länger werden, ist es höchste Zeit, den Frühling in die eigenen vier Wände zu holen – mit einem kleinen Paprikagärtchen auf der Fensterbank beispielsweise. Für die botanische Augen- und Gaumenfreude braucht es zum Starten nicht mehr als eine frische Paprika und etwas Erde.

1. Die Paprika aufschneiden und die Samen herausnehmen.

 

Illustration: Ulrike Krawagna

2. Auf einem Blatt Küchenrolle gut verteilt auflegen und drei Tage lang trocknen lassen.

Illustration: Ulrike Krawagna

 

3. Um ihnen das Quellen zu erleichtern, die Samen mitsamt Küchenrolle auf einen Teller legen, mit ein wenig frisch aufgebrühtem Kamillentee begießen und zwei Tage lang einweichen.

 

Illustration: Ulrike Krawagna

4. In einen Joghurtbecher feuchte Anzuchterde füllen und leicht festdrücken. Mit einem Stift höchstens drei etwa 1 cm tiefe Löcher mit ausreichend Abstand zueinander hineinbohren, in jedes Loch einen Samen legen und mit wenig Erde bedecken. Die Erde gut befeuchten, ein Stück Frischhaltefolie über den Becher legen und mit einem Gummiband fixieren. Das Mini-Gewächshaus an einen warmen, hellen Ort stellen – eine sonnige Fensterbank über einem Heizkörper ist ideal.

Illustration: Ulrike Krawagna

 

5. Während der Keimphase die Erde immer wieder mittels einer Sprühflasche befeuchten; sie sollte ungefähr so nass sein wie ein ausgewrungener Schwamm. Damit sich kein Schimmel bildet, die Frischhaltefolie jeden Tag für ein paar Minuten abheben.

 

Illustration: Ulrike Krawagna

6. Wenn sich nach ungefähr einer bis zwei Wochen die ersten zarten Keimlinge gebildet haben, die Folie entfernen. Die frisch ausgekeimten Pflänzchen weiterhin mit ausreichend Feuchtigkeit, Wärme und Licht versorgen.

 

Illustration: Ulrike Krawagna

7. Wenn nach weiteren drei bis vier Wochen das zweite Blattpaar sprießt, werden die Setzlinge in Blumentöpfe übersiedelt: Mit einem Teelöffel Pflänzchen für Pflänzchen vorsichtig herausheben; dabei um die Wurzeln herum großzügig Erde mitnehmen, damit sie nicht verletzt werden. 

Illustration: Ulrike Krawagna

8. Jedes Pflänzchen in einen eigenen, mindestens 20 cm tiefen Topf setzen und auf eine Fensterbank mit sehr viel Sonne stellen. Paprika braucht zum Gedeihen viel Wasser und die Pflanze sollte daher idealerweise täglich besprüht werden. Wenn sie höher wird, kann man sie beispielsweise mit einem Holzstäbchen, einem Schaschlikspieß oder einem Essstäbchen stützen.

 

Illustration: Ulrike Krawagna

9. Sobald die erste Blüte erscheint und das so belohnte GärtnerInnenherz sich ausreichend darüber gefreut hat, muss die sogenannte Königsblüte mit den Fingern abgezwickt werden, damit die Pflanze nicht all ihre Energie in ihre Schönheit anstatt ins Paprikawachstum steckt. Außerdem ist fortan vermehrtes Gießen angesagt.

 

Illustration: Ulrike Krawagna

10. Nach ungefähr einem halben Jahr sollten sich die ersten Früchte gebildet haben. Wenn sie nach etwa einem Monat hart und knackig sind, sind die Paprika, die übrigens während der Fruchtreife gewöhnlich ihre Farbe verändern, erntebereit und können abgeschnitten oder abgedreht werden. Stolz sein, hineinbeißen und genießen.

 

Illustration: Ulrike Krawagna

11. Wer sich weiter gut um die Pflanze kümmert, sollte in den nächsten zwei bis drei Monaten mit weiteren Früchten belohnt werden.

 

Illustration: Ulrike Krawagna

Für die Besiedelung des kleinen Fensterbrettackers kommt eine ganze Fülle an essbaren Pflanzen infrage. Salat und Kräuter sind die Klassiker unter den Fensterbänklern, auch Radieschen, Tomaten und Bohnen gedeihen gut und die Blüten von Ringelblume, Veilchen und Stiefmütterchen schmecken nicht nur köstlich, sondern sind zudem auch noch besonders dekorativ.