Comic

Uarrgh!

  • 28.09.2012, 17:57

Die Designerin Anna Ehsani lüftet in sieben Schritten Zeichengeheimnisse und zeigt euch Tipps und Tricks für euren ersten Comic.

Die Designerin Anna Ehsani lüftet in sieben Schritten Zeichengeheimnisse und zeigt euch Tipps und Tricks für euren ersten Comic.

Step One: Die Glaubwürdigkeit einer Geschichte. Zeichenstil und Eigenschaften der Figuren müssen in die Umgebung passen. Dabei sollten die Bewegungen und Verformungen einer Figur im gesamten Comic konsistent bleiben. Falls es Regeln einer anderen, fiktiven Welt gibt, sollten diese früh vorgestellt werden. Dabei helfen detailliert ausgearbeitete Hintergründe. Wichtig: Auf die Perspektive achten!
Tipp: Definiere eine Lichtquelle und koloriere danach. Falsche Beleuchtung wird als störend wahrgenommen.

Step Two: Blicke lenken. Die Leserichtung verläuft von links oben nach rechts unten. Abgeänderte Leserichtungen werden mittels kleiner Pfeile geordnet. Dabei helfen dicke, schwarze Konturlinien, die mit Tuschestiften gezeichnet werden. Details im Hintergrund mit dünnen Strichen nachziehen, den Vordergrund und alles Wesentliche dick halten.
Tipp: Die LeserInnen folgen dem Blick einer Figur, indem die Strichstärke variiert wird und Linien zusammenlaufen.

Step Three: Komposition. Skizziere die Cells im Verhältnis zum endgültigen Format. Für die Bleistiftskizzen arbeite mit der Originalgröße und -form der Cells. Bedenke die Leserichtung bei vertikal oder diagonal über das Blatt verlaufenden Cells. Die Komposition in den Cells wird in der Bleistiftskizze nach dem fertigen Storyboard und vor finaler Umsetzung festgelegt. Perspektive, Proportionen und der allgemeine Look des Comics können hier einfach verändert, kopiert, bewegt und angepasst werden. Solange die finalen Linien klar sind, kann der Rest ein Bleistiftchaos sein. Nur der/die ZeichnerIn selbst muss sich darin auskennen.
Tipp: Lege das Format des endgültigen Drucks fest, bevor du das Storyboard anlegst – nicht vergessen: Platz für die Sprechblasen einplanen!

Step Four: Digitales Arbeiten. Arbeite mit digitalen Graphikprogrammen wie Adobe Photoshop und Illustrator. Erstelle Ordner und mache Collagen aus deinen Bildern, statt Vorder- und Hintergrund auf eine Ebene zu reduzieren. Das hilft beim erneuten Bearbeiten. Zeichne die Konturen digital mittels Tablet (Wacom) oder analog mit Tusche nach. Experimentiere digital mit der Helligkeit der Hintergründe und der Anzahl der Utensilien.
Tipp: Wichtig ist, dass du die analogen Eigenschaften deiner digitalen Kolorierung kennst. Passe beim digitalen Einfügen neuer Komponenten die Cutouts den Eigenschaften der Stifte an.

Step Five: Vorder- und Hintergrund. Verwende dieselbe Technik für die Kolorierung von Vorder- und Hintergrund. Im Comic links ist der Vordergrund ausschließlich in zwei warmen, der Hintergrund in drei kalten Grautönen der Tuschestifte Faber Castell Pitt Artist Pen koloriert. Witze im Hintergrund funktionieren nicht oder sehr schwer.
Tipp: Digitale Skalierungen eines Hintergrunds verändern die Strichstärke der Konturen mit.

Step six: Character- und Umgebungsdesign. Große Augen und Augenbrauen helfen beim Ausdruck. Optional kann auch mit dem oberen Augenlid als Ersatz für Augenbrauen gearbeitet werden. Probiere dein Characterdesign in allen für die Geschichte relevanten Positionen und Gesichtsausdrücken aus, bevor du dich für die Figur entscheidest. Körperhaltung und Augen sind die wichtigsten Elemente bei einer Comic-Figur. Arbeite bei weiblichen Charakteren nicht mehr Details ein als bei männlichen, wenn sie im selben Comic auftauchen. Ecken, Kanten, „Kornettokörper“ unterstreichen männliche, weiche Kurven und „Sanduhrformen“ weibliche Figuren. Die Primärfarben Rot, Gelb und Blau werden mit Helden assoziiert (Denke an Superman und Co!), Grün, Violett und Orange mit Schurken. Verwendet man sie mit Vorsicht, helfen Stereotype und Vorurteile, einen Character und Umgebungen schnell einzuschätzen.
Tipp: Die Größe der Cells beeinflusst das Characterdesign und die Umsetzungstechnik. Im Comic links mussten bunte Schattierungen und detaillierte Ausdrücke reduziert werden, um die kleinen Cells nicht zu überladen.

Step seven: Text, Effekte und Symbole. Lerne neue Stifte kennen, indem du ihre Eigenschaften auf verschiedenen Papierarten ausprobierst. Dabei sollten auch Verläufe ausprobiert werden, weil jede Saugkraft einen anderen Effekt erzielt. Symbole in Sprechblasen können Text ersetzen. Sie werden je nach kulturellem Hintergrund der LeserInnen anders interpretiert. Text überträgt je nach Schriftart, Größe im Verhältnis zur Sprechblase, Strichstärke, Farbe und Form der Sprechblase verschiedene Emotionen. Analoge Kolorierungen werden bei mehrfacher Schichtung dunkler.
Die Helligkeit von Farbflächen ändert sich analog wie digital bei veränderter Umgebungsfarbe.

Anna Parisa Ehsani studiert Medieninformatik an der TU Wien und Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Uni Wien. Sie zeichnet vor allem Illustrationen und setzt Animationsfilme im Bereich Informationsdesign um. Anna: „Informationen in Bilder zu verpacken, sodass sie bei längerem Betrachten mehr und mehr von sich Preis geben, ist eigentlich ziemlich einfach, aber wie alles Einfache ist es ungeheuer verzwickt umzusetzen.“

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