Dora Jandl

Studienbeihilfe – mehr für dich!

  • 11.10.2017, 17:37
Im Juni 2017 wurde im Nationalrat das Gesetz zur Studienförderung, dass z.B. die Studienbeihilfe regelt, novelliert. Was hat sich da genau geändert und was bedeutet das konkret für Dich?

Nach österreichischem Recht sind die Eltern von Studierenden verpflichtet, für den finanziellen Bedarf ihrer Kinder bis zur Erreichung der Selbsterhaltungsfähigkeit aufzukommen. Dazu zählt auch der Abschluss eines zielstrebig betriebenen Studiums. Nur wenn die Eltern oder die_der Studierende selbst nicht in der Lage sind, aus eigenen Mitteln die mit einem Studium verbundenen Kosten zu tragen, soll die Studienförderung eingreifen.

So zumindest in der Theorie. In der Praxis wurde die Studienbeihilfe seit 1999 nicht mehr inflationsangepasst, viel zu wenige Studierende, die bedürftig wären, können sie nicht beziehen, da zu wenig Geld da ist und und und. Es stehen schlicht zu wenig finanzielle Mittel zur Verfügung, um allen Studierenden, die es brauchen würden, finanziell unter die Arme greifen zu können. Und dass der Bedarf besteht, ist unbestreitbar: Unzählige Studien, wie z.B. die Studierendensozialerhebung des Institut für Höhere Studien (IHS), beweisen immer wieder, dass der Großteil der Studierenden nebenher arbeiten muss, um sich eine Wohnung, Essen, studienrelevante Dinge (wie Bücher, Materialien, etc.) oder öffentliche Verkehrsmittel leisten zu können.

Nun wurde im Frühjahr 2017 nach jahrelangem Stillstand in diesem Bereich im Nationalrat endlich eine Erhöhung der Studienbeihilfe und eine Ausweitung des Bezieher_innenkreises beschlossen. Grundsätzlich gibt es vier große Änderungen, die den Studierenden zugutekommen sollen.
(1) Die Höchststudienbeihilfe wurde angehoben! Das bedeutet, jeden Monat (zumindest ein bisschen) mehr Geld pro Person.

(2) Die sogenannte Auswärtigkeit wird nun neu geregelt. Grundsätzlich geht es hier darum, dass Studierende, die weit weg von ihrem Heimatort/ihren Eltern studieren, mehr Geld bekommen, da sie sich eine eigene Wohnung finanzieren müssen. Die Stipendienstelle berechnet hier anhand der Verkehrsdaten, deinem Heimatort, deiner Wohnadresse etc. die möglichen Verkehrswege. Belaufen sich die auf über eine Stunde Wegzeit, giltst du als auswärtig.

(3) Bist du über 24 Jahre alt, erhältst du von nun an auch die höhere Höchststudienbeihilfe von 715€ statt wie bisher die niedrigere von 479€

(4) Die Änderung, die viel mehr Studierenden erlauben wird, überhaupt Studienbeihilfe beziehen zu können, betrifft die zumutbare Unterhaltsleistung der Eltern. Hier wird die Bemessungsgrundlage geändert. Bisher war es z.B. so, dass die zumutbare Unterhaltsleistung der Eltern ab einem Jahreseinkommen von 4.725€ bereits 10% betragen hat. Mit der Änderung gilt dies z.B. erst ab einem Jahreseinkommen von 11.273€, was gerade Studierende, deren Eltern im Niedriglohnsektor arbeiten, stark entlasten kann. (Mehr Infos zur Berechnung findest du in der Sozialbroschüre der ÖH Bundesvertretung auf www.oeh.ac.at/downloads)

Grundsätzlich bedeutet das also, dass nun nicht nur jene, die ohnehin schon Studienbeihilfe beziehen können, mehr bekommen werden, sondern, dass auch viel mehr Studierende überhaupt den Anspruch besitzen. Deswegen solltest du unbedingt einen Antrag auf Studienbeihilfe stellen - auch mit 70€ pro Monat ließe sich schließlich was anfangen!

Unter www.stipendienrechner.at, einem Service der AK OÖ und der ÖH, kannst du dir ausrechnen, wieviel Studienbeihilfe du bekommen würdest. Du solltest jedoch unabhängig vom dortigen Resultat unbedingt einen Antrag stellen. Das Ergebnis des Rechners kann nämlich vom tatsächlichen Betrag abweichen.

Dora Jandl, Bildungswissenschaften, Uni Wien (Sozialreferentin BV)

Vorsitzkommentar: Distance-Learning

  • 25.05.2020, 10:00
Liebe Kolleg_innen,

so langsam kehrt die von Sebastian Kurz vielbeschworene „neue“ Normalität in unser Leben ein. Für uns alle waren die letzten Wochen und Monate wirklich nicht einfach – es gab zu viel Unsicherheit, viel zu wenig Kommunikation vonseiten des Wissenschaftsministers mit den Studierenden. Mittlerweile scheinen, spät aber doch, viele Dinge gesetzt. Die Regierung hat mittlerweile zugegeben, dass es nie verboten war, sich im Privaten mit Freund_innen oder Familie zu treffen; ein frisch gezapftes Bier erwartet uns im nächsten Schanigarten und sogar sommerliche Grenzöffnungen werden thematisiert, was die Tagträumereien von Strand, Meer und Karlovačko gar nicht mehr so unrealistisch macht. Eine Sache jedoch wird sich so schnell, vielleicht sogar auch im kommenden Wintersemester, nicht ändern: das Distance Learning.

„Sehr Gut“ oder „Mangelhaft“? Ein kurzer Recap: Unsere Hochschulen mussten mit 16. März auf Fernlehre umstellen. Zuerst galt dieser Plan bis zu den Osterferien, bald war aber klar, dass es im Sommersemester quasi keine Präsenzlehre mehr geben würde. Die Unterschiede in der Ausgestaltung vonseiten der Lehrenden sind ungefähr so groß wie der neu geschaffene Absatzmarkt von Mund-Nasen-Schutzmasken. Manche haben eher auf Hausübungen als Diskussionen umgestellt, manche sind technisch versiert, viele nicht. Allein bei uns im Vorsitzteam erleben wir unterschiedlichste Zugänge und Problemstellungen: Adrijana steht vor einem Berg an Hausübungen, da viele Lehrende so ihre nicht stattfindenden Einheiten kompensieren wollen; Desmond kam keinen Satz weiter bei seiner Masterarbeit, da er momentan ausschließlich Quellen aus der Unibibliothek benötigen würde; und Dora saß mittlerweile viermal in einer Videokonferenz für eine Lehrveranstaltung, zu der der_die Vortragende nicht erschienen ist, weil der Termin falsch notiert wurde.

Das alles ist ärgerlich, zermürbend und erhöht auch unsere Unsicherheit in Hinblick darauf, in welcher Form wir dieses Semester abschließen werden können. Damit sind wir nicht allein: Mittlerweile gibt es mehrere Befragungen dazu, wie es uns Studierenden mit Distance Learning geht. Nachdem Bundesminister Faßmann – wenn er sich mal dazu herablässt, etwas zu Hochschulen und Studierenden zu sagen – immer wieder betont, dass das Distance Learning „sehr gut“ laufe, verwundert es nicht, dass die vom BMBWF beauftragte Studie im Ton positiver klingt als jene, die von Forscher_innen der Uni Wien durchgeführt wurde . Im Grunde lassen sich aus der Uni-Studie folgende Dinge ablesen: Nur 7% der Studierenden geben an, (sehr) erfolgreich im Distance Learning zu sein. 13% der Studierenden haben kein W-Lan zuhause, 7% keine Geräte wie Laptop oder Tablet, die jetzt fast lebensnotwendig erscheinen, wenn man an Lehrveranstaltungen teilnehmen möchte. Rund ein Drittel der Studierenden gibt an, mit finanziellen Problemen zu kämpfen.

Der Tragödie Erster Teil (?) In Hinblick darauf, dass der Anspruch des Bildungssystems sein sollte, niemanden zurückzulassen und gerade jetzt den Studierenden nicht noch eins reinzuwürgen, die ohnehin grad vor einem existenziellen Scherbenhaufen stehen, weil sie ihren Job verloren haben, sich um Angehörige kümmern müssen oder ihnen nahestehende Personen an das Coronavirus verloren haben, sind diese Umfrageergebnisse eine Katastrophe und können auch durch Faßmanns mantraartiges „Alles ist super!“ nicht beschönigt werden. Dass wir Studierende hier so offensichtlich ignoriert werden, ist an Zynismus kaum mehr zu überbieten.

Nachdem allerdings auch niemand so genau weiß, wie es bei uns mit Infektionszahlen, Sicherheitsmaßnahmen etc. in ein paar Monaten ausschauen wird, ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir auch im Wintersemester nicht vollständig auf unsere Hochschulen zurückkehren können werden. Dementsprechend braucht es hier endlich klare Ansagen und Handlungen vonseiten des zuständigen Ministeriums. Schnellere und klarere Infos an Hochschulen und Lehrende, was sie (nicht) dürfen, welche Möglichkeiten sie haben, und ein Ausgleich der finanziellen Schieflage, die sich für viele Studierende ergeben hat; bspw. durch die Bereitstellung von Laptops und Tablets für die Fernlehre, eine Ausweitung der Toleranzsemester für die Studiengebühren und einen kompletten Erlass der Studiengebühren für dieses und das kommende Semester.

Nicht nur Klein- und Mittelunternehmen und Gastronom_innen fragen sich mittlerweile, in wessen Kasse die 38 Mrd. Euro „Koste es was es wolle“ für den Härtefallfonds eigentlich wandern. Der Erlass der Studiengebühren für Studierende an öffentlichen Universitäten würde den Staat ca. 29 Mio. Euro kosten - Peanuts für den Härtefallfonds. Dass es also offensichtlich am nicht vorhandenen politischen Willen liegt, Studierenden hier unter die Arme zu greifen, die ohnehin momentan durch alle Raster durchfallen, zeigt, wie wichtig wir Studierende und unsere finanzielle Absicherung Minister Faßmann und der schwarz-grünen Bundesregierung offenbar sind. Wir kämpfen weiter für einen gerechte Entlastung von uns Studierenden und gute Fernlehre-Angebote während der Corona-Krise. Lasst euch nicht unterkriegen!

Adrijana, Desmond und Dora

Vorsitzkommentar

  • 20.04.2020, 14:43
Vorsitzkommentar April 2020

 Liebe Kolleg_innen,

wie so viele zu dieser Zeit müssen wir mit Folgendem einleiten: Wir hoffen, euch und euren Lieben geht es gut und ihr seid (noch) gesund. In den letzten Wochen geht alles Schlag auf Schlag, viele Dinge, die nie vorstellbar gewesen wären und so auch noch nie passiert sind (Stichworte bis dato Schulschließungen oder social distancing) werden innerhalb weniger Stunden verlautbart, verordnet, umgesetzt. Und gleichzeitig erleben wir – durch Maßnahmen wie Homeoffice, home-learning oder eben social distancing – eine ebenfalls kaum vorstellbare Entschleunigung unseres gesamten Lebens. Manche (oder vielleicht eher: sehr viele) Dinge waren in den letzten Wochen einfach gerade nicht möglich. Das zeigt uns einerseits gerade, dass es offenbar eine globale Pandemie braucht, um uns die Schwächen und auch die krassen Fehler unseres Wirtschaftssystems aufzuzeigen. Andererseits sorgt das natürlich auch bei uns allen für grobe Unsicherheiten: Wie schauts jetzt mit meinen Beihilfen aus, wenn ich den Leistungsnachweis vielleicht nicht erbringen kann? Kann ich in diesem Semester mein Studium vielleicht gar nicht abschließen oder den Aufnahmetest für die FH nicht machen? Und wann ist dieser ganze Spuk eigentlich wieder vorbei?

„…warum nicht gleich so?“

Momentan schaut es so aus, als könnte niemand so wirklich abschätzen, wie lang die vielzitierte „aktuelle Situation“ so bleiben wird, wie sie ist. Aber eins steht fest: Nicht nur alle von uns, auch unsere Hochschulen sind hier ohne tatsächliche Vorbereitung von einem Tag auf den anderen vor einer komplett neuen Situation gestanden. Jetzt kann man natürlich sagen „Jaja, jetzt auf einmal funktioniert das mit dem E-Learning, warum nicht gleich so?!“; allerdings ist auch das nur eine von vielen Fragen, die jetzt augenscheinlich werden, die leider nur auf den ersten Blick einfach mit dem Ruf nach mehr Digitalisierung zu beantworten sind. Ja, der Ausbau der Digitalisierungsmaßnahmen auf den österreichischen Hochschulen ist wichtig. Ja, es sollte selbstverständlich sein, dass Lehrende einen Moodle-Kurs benutzen und nein, es darf nicht sein, dass Vorlesungsinhalte heutzutage tatsächlich nur physisch im Hörsaal erfahrbar sind und nicht per Video on demand verfügbar sind. Aber: Digitalisierung alleine wird die Probleme an unseren Hochschulen nicht lösen können. Seit Jahren und mittlerweile sogar Jahrzehnten sind wir mit einer chronischen Unterfinanzierung unserer Hochschulen konfrontiert, die sich nicht nur darin äußert, dass beispielsweise zu wenig Streamingequipment bereit steht, sondern auch darin, dass den Lehrenden nicht genug Lohn gezahlt werden kann, sodass sie Zeit und Muße hätten, sich auch alternative Lehrkonzepte zu überlegen. Die Mitbestimmungsrechte von uns Studierenden werden immer weiter beschnitten, sodass wir immer weniger Raum und Macht bekommen, unsere Anliegen und unsere Wünsche, wie wir lernen und studieren wollen, auch tatsächlich äußern zu können. Und – ebenfalls aus ökonomischen Gründen: Die Forschung wird meist über die Lehre gestellt. Um als Hochschule einen guten Platz in (für uns Studierende komplett irrelevanten) Rankings zu bekommen, zählen exzellente Forschungsergebnisse und nicht die exzellente Lehre. Wenn die Auseinandersetzung hiermit stärker forciert werden würde, wäre nämlich auch klar, dass eine rein digitale Lehre niemals ausreichen kann; sondern es eine Verschränkung aus Präsenzlehre und digitalem Angebot braucht. Wir müssen diese Krise nutzen, um die grundlegenden Fragen und Probleme unseres Hochschulsystems zu diskutieren und nicht bloß reine Symptombekämpfung zu praktizieren.

Wir sind für dich da!

Als deine Interessensvertretung kämpfen wir auf politischer Ebene für dich. Wir setzen uns gegenüber dem Wissenschaftsministerium und den Hochschulen dafür ein, dass wir Studierende nicht als Verlierer_innen aus dieser Krise herausgehen dürfen. Ganz oben auf der Liste stehen der weitere Bezug verschiedener Beihilfen, ein Ausbau des Lehrveranstaltungsangebots und der Erlass von Studiengebühren. Wir werden nicht akzeptieren, dass Unternehmer_innen weiterhin mit Staatshilfen Gewinne scheffeln und für uns Studierende angeblich nicht genügend Geld da sein soll.

Wir sind außerdem sehr bemüht, unsere Unterstützungsangebote ebenfalls in diesen (auch für uns schwierigen) Zeiten anbieten zu können und haben hierfür den Corona-Härtefonds (https://www.oeh.ac.at/corona-haertefonds) ins Leben gerufen: Du hast durch die Coronakrise deinen Job verloren oder deine Eltern sind in Kurzarbeit und können dich nicht mehr finanziell unterstützen? Du wolltest eigentlich noch im Wintersemester dein Studium abschließen, aber durch Corona verzögert sich alles? Dann stell online einen Antrag. Wir bemühen uns, dir so schnell wie möglich eine Rückmeldung zu geben. Wenn du Fragen dazu hast, wie es auf deiner Hochschule weitergeht, wie das jetzt eigentlich mit den Beihilfen ausschaut oder ab wann du wieder auf der Bib lernen darfst, kannst du dich unter coronainfo@oeh.ac.at an uns wenden!

Lasst euch nicht unterkriegen, gemeinsam stehen wir das durch!

Adrijana, Desmond und Dora