Welche Uni ist die beste?

  • 13.07.2012, 18:18

Hochschul-Rankings finden immer wieder ihren Weg in die Schlagzeilen: Österreich schneidet darin nie besonders gut ab. Doch beeinflussen Rankings tatsächlich bei der Studienwahl?

Hochschul-Rankings finden immer wieder ihren Weg in die Schlagzeilen: Österreich schneidet darin nie besonders gut ab. Doch beeinflussen Rankings tatsächlich bei der Studienwahl?

Mitte November wurde das Shanghai-Universitäts-Ranking veröffentlicht: Einmal mehr werden darin amerikanische Hochschulen wie Harvard und Stanford zu den besten Unis der Welt gekürt; europäische Hochschulen sind kaum unter den Spitzenplätzen zu finden. Die Universität Wien liegt zwischen Platz 151 und 200, weit entfernt von den Top-Unis der Welt. Der Umstand, dass die heimischen Hochschulen derart abgeschlagen sind, bietet jede Menge Stoff für Schlagzeilen samt Kritik am vorherrschenden Bildungssystem. Doch sind derartige Rankings für heimische Studierende überhaupt relevant? Beeinflussen sie die Studienwahl tatsächlich in einem derartigen Ausmaß?

Rankings sind relativ. „Nicht in erster Linie“, meint Richard (26), der an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert hat und seinen PhD am Institut für Höhere Studien macht. „Für mich sind Rankings eine Orientierungshilfe. Die Kriterien der Rankings sind manchmal fraglich.“ Eine Meinung, die auch Theresa Oberauer teilt: Sie hat für das Buch Bologna – What’s next? Einen Beitrag zum Thema Uni-Rankings verfasst. „Es muss natürlich hinterfragt werden, auf Basis welcher Daten gerankt wird“, erklärt sie. Im Falle des kürzlich veröffentlichen Shanghai- Rankings wird beispielsweise die Anzahl der Nobelpreisträger, die die jeweilige Hochschule hervorgebracht hat, in die Wertung mit einbezogen. „Das ist eine Zahl, die sich im Laufe der Jahre nicht stark verändern wird – ich und viele Autoren bezweifeln die Aussagekraft dieses Indikators“, meint Oberauer.

Kaum vergleichbar. Doch wie könnten Rankings zu einer höheren Aussagekraft kommen? „Wenn man sich auf eine einheitliche Messmethode zur Evaluierung einigen könnte, würde ein Uni-Ranking sicher als Orientierungshilfe dienen“, ist Theresa Oberauer überzeugt. Doch die derzeitigen Evaluationen wie das Times Higher Education Ranking oder das Shanghai-Ranking arbeiten mit unterschiedlichen Indikatoren, die Vorgehensweisen bleiben intransparent. Dazu kommt, dass Hochschulen auf der ganzen Welt kaum miteinander vergleichbar sind. „Größere Universitäten schneiden bei Rankings immer besser ab, weil mehr Absolventen positive Angaben zur Hochschule machen können als in Kleinen“, erklärt Oberauer. „Dabei ist gerade in kleineren Universitäten das Betreuungsverhältnis meist besser.“
Relevant sind Uni-Rankings in jenen Ländern, in denen sie durchgeführt werden, wie beispielsweise in den USA. „In europäischen Breitengraden werden Rankings eher noch als Zusatzinformation beachtet“, meint Stefan Hopmann. In Österreich scheinen die Hochschul- Tests bei der Wahl von Auslandssemestern eine Rolle zu spielen: In Fächern wie Internationale Betriebswirtschaft, die das Absolvieren eines Auslandssemesters erfordern, werden Rankings doch zur Entscheidungshilfe herangezogen. Die 27-jährige Christine hat sich vor ihrem Auslandssemester in Lyon sehr wohl das Ranking der dortigen Uni näher angeschaut. Und trotz des guten Rankings waren „die Klassen nicht unbedingt kleiner, und die Lehre nicht besser“ im Vergleich zur WU. Ein Aspekt, der eine viel größere Rolle spielen dürfte, ist das Prestige einer Hochschule.

Heimische Tests. Rankings, die sehr wohl die Meinung von (Neo-) Studierenden bei der Wahl der Hochschule beeinflussen könnten, sind jene, die von heimischen Magazinen durchgeführt werden. „Es ist zu hinterfragen, wie qualitativ hochwertig diese Rankings sind“, gibt Oberauer zu bedenken.
 Letztendlich vertrauen (Neo-) Studierende dann doch am liebsten Referenzen von Bekannten und FreundInnen: Mundpropaganda und Sympathie für eine Hochschule sind die Indikatoren, die die Entscheidung für eine Universität maßgeblich beeinflussen. Auch Student Richard meint: „Es kommt darauf an was die langfristigen Ziele sind: Wie wichtig einem das Leben und die Stadt sind und Aspekte wie Freizeit, Sprache und Kultur.“ Indikatoren, die ein Ranking nur schwer messen kann.

AutorInnen: Michaela Wein