David Bowie – „Blackstar“

  • 08.03.2016, 19:39
Malte und Moritz haben David Bowies letztes Album rezensiert.

Malte: „Blackstar“ ist David Bowies 25. und letztes Studioalbum, zwei Tage nach der Veröffentlichung verstarb der Meister. Wesentlich experimenteller als das, was die/der durchschnittlich versierte KennerIn des Pop von Bowie eben kennt, dürfte es in Bezug auf Klangfarben und Stimmung mit sehr viel Jazz- und Rockeinflüssen überraschen. Weil man jetzt Experte/In ist und das Album sehr überraschend quasi aus dem Grabe heraufschallen hört, lauscht man natürlich auf die inzwischen prophetisch gedeuteten Zwischentöne, die Themen Tod und Mortalität. In „Lazarus“, der Single, singt Bowie etwa „I'm in heaven […], everybody knows me now“. Es ist tatsächlich auf ehrliche Weise tragisch, aber auch sehr kryptisch, vor allem für eine/n frischgebackene/n Experte/In. Die Ausnahme bietet da vor allem „Girl Loves Me“, das durch sein treibendes Jazzschlagzeug, merkwürdig dissonante Instrumente und Bowies brechende Stimme, die in Polari, einem Slang aus der Londoner Gay-Scene der 70er, singt, aus der großen Melancholie des Albums ausbricht. Als Experte/In muss man „Blackstar“ wohl als Abschied, als Bowies Ahnung seines Todes hören, aber es ist auch einfach ein vielfältiges, schönes Album, vor allem für Freund/ innen von rätselhafter Traurigkeit und Alt-Saxophonen. Es gibt wirklich viel Saxophon, straight aus den 80ern.

Moritz: Wenn man, so wie ich, mit dem Schaffen Bowies wenig bis gar nicht vertraut ist, kann man sein letztes Album auch nicht im Kontext eines Lebenswerks betrachten. Nicht wissend, worauf man sich einlässt, ist es schwierig, Zugang zu „Blackstar“ zu finden, das mit einem Stück von zehn Minuten Länge mit so einigen Längen beginnt. Die darauf folgenden 35 Minuten Spielzeit decken das gesamte Spektrum von unerträglich triefend bis hin zu packend mitreißendem Musikgenuss ab. Kein Stück möchte sich mit irgendetwas vergleichen oder sich gar in eine musikalische Schublade einordnen lassen. Wenn überall, im einzelnen Track, aber auch innerhalb des gesamten Albums, alles bricht, Bowie über packende Rhythmen hinwegnölt und nichts zusammenpassen möchte, kann man das toll finden, es ist aber oft einfach nur anstrengend. Abgesehen von „Sue (Or in a Seasonofcrime)“ und „Girl Loves Me“ werde ich mir keines der Lieder bewusst ein drittes oder viertes Mal anhören wollen.

Malte Röhricht studiert Politikwissenschaft an der Universität Wien.
Moritz Rauch studiert Soziale Arbeit an der Fachhochschule Wien.

AutorInnen: Moritz Rauch, Malte Röhricht