Das A und O einer glücklichen Studienzeit

  • 13.07.2012, 18:18

Wissensgesellschaft und Leistungsgesellschaft sind Schlagworte, die längst Einzug ins Alltags-Vokabular gehalten haben. Dieser Leistungsdruck macht in einer Wissensgesellschaft vor allem vor den Hochschulen keinen Halt. Ergebnis: Überforderte Studierende. An einen glücklichen Ausgang des Lebensabschnitts Studium dürfen wir aber trotzdem glauben.

Wissensgesellschaft und Leistungsgesellschaft sind Schlagworte, die längst Einzug ins Alltags-Vokabular gehalten haben. Dieser Leistungsdruck macht in einer Wissensgesellschaft vor allem vor den Hochschulen keinen Halt. Ergebnis: Überforderte Studierende. An einen glücklichen Ausgang des Lebensabschnitts Studium dürfen wir aber trotzdem glauben.

Müde Gesichter, dunkle Augenringe, bleiche Haut. Wer in diesen Tagen durch die Eingangshalle des AKH Wien geht, sieht wochenlange Strapazen in die Gesichter vieler Kaffeebecher-umklammernder Gestalten geschrieben. Die Rede ist aber nicht von PatientInnen oder ÄrztInnen des Krankenhauses. Die Rede ist von hunderten StudentInnen, die früh am Morgen den Lesesaal im hinteren Eingangsbereich stürmen, um ihn erst lange nach Einbruch der Dunkelheit wieder zu verlassen. Zehn bis zwölf Stunden am Tag lernen ist keine Seltenheit für die StudentInnen der Universitäten in Österreich. Kein Wunder, dass sich viele überfordert fühlen. Die immer präsente Angst vor dem Scheitern hat schon so mancheN in die Knie gezwungen. Dennoch schließen viele Studierende ihr Studium ab. Ganz ohne Depression, Drogenmissbrauch, Bestechung oder Burn-out. Mit einigen Tipps und Tricks wird das möglich.

Die Qual der Wahl. Eine der wichtigsten Zutaten für das erfolgreiche Weiterkommen im Studium ist ein prinzipielles Interesse am Studienfach. Das klingt relativ selbstverständlich, ist es aber leider nicht. Indikatoren dafür, dass du eventuell den falschen Studiengang gewählt hast: Du wurdest von deinen Eltern gezwungen, du studierst das Fach, weil es alle machen, weil es eben nicht alle machen oder weil das Studienfach so klug klingt. Oder du willst eigentlich nicht wirklich studieren, weißt aber auch nicht, was du sonst tun solltest. Ist diese anfängliche Problemstellung jedoch überwunden, können sich nur noch Leistungsdruck, Prüfungsangst, finanzielle Not im Allgemeinen und Studiengebühren im Speziellen, Druck durch das soziale Umfeld, schlechte Studienbedingungen und veraltete Lehrmethoden in den Weg zum positiven Abschluss stellen. Doch so einschüchternd das jetzt klingen mag, es gibt ein paar Methoden und Tricks, die, wenn sie richtig angewandt werden, in den meisten Fällen zum Erfolg führen.

Mehr Zeit für anderes. Planung ist das A und O der meisten langfristigen Unternehmungen, und so leider auch im Studium. Zwar behaupten viele Menschen, dass sie ihr Chaos lieben, sich bestens in dem Berg aus Essensresten, dreckigen Taschentüchern und Lernunterlagen zurechtfinden und sowieso Dinge nur dann nicht finden, wenn sie gerade aufgeräumt haben. Aber die Wahrheit ist ganz einfach: Sie lügen. Denn wer genauer hinschaut, erkennt bald, dass genau diese Menschen die MathematikstudentInnen ohne Taschenrechner, die JusstudentInnen ohne Gesetzestext oder die ArchitekturstudentInnen ohne Karton für die Modelle sind. Leider sind es oft so banale Missgeschicke, die über Bestehen oder Scheitern entscheiden. Und außerdem: Wer zuerst gut plant, hat später mehr Zeit für anderes.

Raunzen und Jammern. Studieren gleichzusetzen mit dem Auswendiglernen von Unmengen an Prüfungsstoff, führt schnell dazu, dass Studierende jammern, raunzen, leiden. Vor sich selbst und vor anderen. Das Leiden vor anderen ist hier generell als positiv hervorzuheben. Die befreiende Wirkung von Raunzen, Jammern und Herzausschütten ist allgemein bekannt. Jedoch sollte dies nicht zu exzessiv betrieben werden, sonst könnten sich zu den Studienproblemen bald soziale Probleme gesellen. Das Leiden vor sich selbst ist im Allgemeinen abzulehnen. Durch Selbstmitleid hat sich noch niemand besser gefühlt, und außerdem verbraucht es Zeit. Zeit, die einerseits natürlich zum Lernen verwendet werden kann, andererseits zur sinnvollen Ablenkung.
Zum Glück ist es schon seit langem bewiesen, dass höhere Lernzeit pro Tag nicht gleich einen höheren Lernerfolg bedeutet. Abgesehen von kurzen Pausen zwischen dem Lernen ist bei allen irgendwann der Punkt erreicht, an dem einfach nichts mehr geht. Und wenn es einmal so weit kommt, ist es meistens sowieso schon viel zu spät. Wer regelmäßig ein oder zwei Stunden Lernen durch Sport oder entspannende Beschäftigungen wie durch die Stadt spazieren, gemütlich Kaffeetrinken oder in der Wiese liegen ersetzt, wird (hat er oder sie die Sache mit der Planung beachtet) mindestens genauso gut durchs Studium kommen. Und ist ganz nebenbei auch ausgeglichener und glücklicher. 

Ruhe bewahren. Generell ausgeglichenen und glücklichen Menschen wird es auch leichter fallen, in Stresssituationen die Ruhe zu bewahren. Nicht zuletzt die rasende Angst vor schweren Prüfungen, sadistischen ProfessorInnen und drakonischen Notenschlüsseln ruft den Großteil der Studienprobleme hervor. Angst, die nebenbei bemerkt, fast immer unbegründet ist. Denn meistens fallen bei der Knock-Out-Prüfung sowieso nur drei Viertel durch und der Sadismus der ProfessorInnen beschränkt sich auf verbale Erniedrigung. Genauso ist es möglich, in der Pflichtübung im Audimax für die positive Note mitzuarbeiten, vorausgesetzt der oder die Studierende sitzt in den ersten vier Reihen.
Die dunklen Augenringe der müden StudentInnen im AKH-Lesesaal werden vermutlich trotz aller gut gemeinten Ratschläge erst nach der letzten Prüfung verschwunden sein. Die umklammerten Kaffeebecher werden in noch vielen Nächten aufgefüllt werden. Trotzdem: Aufgeben hat noch niemanden durch die Prüfungen gebracht. Und auch wenn das StudentInnenleben oft hoffnungslos und verloren wirkt, ist eines jedoch sicher: Den anderen geht’s genauso. Und geteiltes Leid ist ja (angeblich) halbes Leid.

AutorInnen: Flo Kolar