Nathalie Fichtberger

Mental Health - #Talkaboutit

  • 28.04.2021, 08:31

Mental Health - #TalkAboutIt

Im Jahr 2019 leben ungefähr 1,2 Millionen Menschen in Österreich mit einer psychischen Erkrankung. Bei der Versorgung besteht dennoch großer Aufholbedarf. Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) fordert mittels Petition (Pflaster für die Seele) nicht nur ausreichend Behandlungsplätze, sondern vielmehr auch eine klinisch-psychologische Behandlung als Leistung der Krankenkasse. Nicht nur die psychische Belastung auf Betroffene und Angehörige, sondern auch volkswirtschaftliche Kosten sind enorm. Schätzungen zufolge liegen sie bei jährlich zwölf Milliarden Euro, da beispielsweise psychische Erkrankungen für zwei Drittel aller Frühpensionen verantwortlich sind. Besonders häufig sind dabei Depressionen und Angststörungen (DerStandard, 10.10.19)

Auch die Lage in österreichischen Universitäten ist dementsprechend besorgniserregend: In etwa ein Viertel aller Studierenden haben psychische Probleme (wie beispielsweise Ängste, Depressionen, Krisen und Ähnliches), durch welche die Lebensqualität und der Studienerfolg erheblich leiden können. Die Studierenden-Sozialerhebungen der letzten Jahre zeigen ebenfalls, dass der Anteil Studierender, die von studienbezogenen Schwierigkeiten berichten, bedingt durch Stressfaktoren und/oder psychische Beschwerden, ansteigen. Von 2015 bis 2019 hat sich der Anteil Studierender, die mindestens eine studienerschwerende psychische Beschwerde genannt haben von 42% auf 48% erhöht. Auch heute ist die Hürde Hilfe aufzusuchen, hauptsächlich aufgrund gesellschaftlicher Stigmatisierung, noch sehr groß.

Psychisches Wohlbefinden bildet unter Anderem den Grundstein für die Lebensqualität und Produktivität jedes einzelnen Menschen. Gerade durch die schwierigen Umstände der Covid-19-Pandemie wurde dies vielschichtig deutlich. Psychische Gesundheit ist eine wichtige Ressource, die zum sozialen, menschlichen und wirtschaftlichen Kapital einer Gesellschaft beiträgt. Auf individueller Ebene setzt sie die Möglichkeit voraus, das eigene emotionale und intellektuelle Potenzial zu verwirklichen. Auf gesellschaftlicher Ebene stellt psychische Gesundheit eine Ressource für den sozialen Zusammenhalt sowie für ein besseres Sozialwohl dar. Trotzdem wird auch heute noch die Bedeutung von psychischer Gesundheit unterschätzt, während die Häufigkeit psychischer Erkrankungen zunimmt (Diel & Sonntag, 2009).

Wir, das Team hinter der Mental Health Kampagne der ÖH Bundesvertretung, nehmen dies zum Anlass, für die mentale Gesundheit von Studierenden aufzutreten. Mit dem Titel “Mental Health - #TalkAboutIt” wurde der Fokus des Sommersemesters 2021 darauf gelegt, Stigmatisierung und Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen abzubauen, sowie ein Bewusstsein über psychische Gesundheit zu schaffen. Durch diese Aufklärungsarbeit soll Prävention möglich und potenzielle Risikofaktoren gesenkt werden. Wir fordern, dass Hochschulen und Hochschullehre Studierenden nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch Räume bieten, in denen sich Menschen mit psychischen Erkrankungen frei von Diskriminierung bewegen können und jede Person die Hilfe bekommt, die sie benötigt. 

Aus diesen Gründen ist es uns besonders wichtig, ein größeres Bewusstsein für psychische Gesundheit bzw. auch psychische Krankheit zu entwickeln und auf die Einschränkungen und Barrieren für Studierende mit psychischen Problemen aufmerksam zu machen. Mentale Gesundheit bedeutet für uns, dass alle Personen, die Unterstützung benötigen, diese auch ohne Hürden in Anspruch nehmen können! Die massiven Missstände in der österreichischen Politik im Umgang mit psychischer Gesundheit müssen klar aufgezeigt und verbessert werden. Wir fordern daher den raschen Ausbau psychosozialer Dienste, mehr Aufmerksamkeit auf psychische Gesundheit insbesondere der von Studierenden und einen niederschwelligen und freien Zugang zu psychologischer und psychotherapeutischer Hilfe.

Umgesetzt wird die Kampagne unter anderem durch einen Fokus auf Aufklärung, dem Bereitstellen von Anlaufstellen, Beiträgen von Expert_innen und einer Broschüre zum Thema “Mental Health". Letztere soll ​alle Interessierten in das Thema einführen​, ​Erfahrungsberichte zu verschiedenen psychischen Krankheiten bzw. Problemen im Studierendenalltag zur Verfügung stellen und wichtige Anlaufstellen präsentieren. Dabei werden Themen bearbeitet wie: Stressbewältigung im Studium, sozial- und kulturwissenschaftliche Hintergründe sowie psychische Gesundheit im Zusammenhang mit anderen Diskriminierungsformen, beispielsweise LGBTIQ+/Queer Community, Körperliche Behinderungen oder Rassismus. Weiters wurden Gespräche mit den Autor_innen der Broschüre aufgezeichnet und stehen allen Interessierten online zum Nachhören zur Verfügung.

Zum Abschluss möchten wir euch noch mitgeben, dass es wichtig ist auf seine Mitmenschen, aber vor allem auch auf sich selbst zu achten. Beinahe die Hälfte aller Studierenden geben an psychische Beschwerden zu haben. Persönliche, finanzielle und gesundheitliche Probleme können die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit entscheidend beeinträchtigen.

Die Inanspruchnahme professioneller Hilfe ist also vollkommen normal, wichtig und auch sinnvoll!

Hier findest du Stellen, an die du dich wenden kannst:

  • Telefonisch unter 147 - Rat auf Draht
  • Telefonisch, Mail, Chat der Psychologischen Studierenden Beratung Infos unter: www.studentenberatung.at
  • Helpline der ÖH Infos unter: www.oeh.ac.at/helpline

Alle weiteren Informationen zu unserer Kampagne findest du unter: https://mentalhealth.oeh.ac.at/