Rezension

Erschreckend und bizarr

  • 04.05.2013, 20:00

Man möchte es so schnell wie möglich weglegen. Der Bann, in den einen Kubans investigative Journale über die deutschsprachige Rechts-Rock-Szene ziehen, entspricht einer dualen Faszination.

Rezension.

Man möchte es so schnell wie möglich weglegen. Der Bann, in den einen Kubans investigative Journale über die deutschsprachige Rechts-Rock-Szene ziehen, entspricht einer dualen Faszination: Einerseits ist da die morbide Schaulust angesichts einer Gesellschaft, die so fremd und zugleich nah erscheint, und andererseits ist da das Erschrecken über die politische und soziale Vernachlässigung des – ohne Zweifel abscheulichen – Themas. Beides zwingt einen zum Weiterlesen. Ähnliche Diskrepanz muss Thomas Kuban gefühlt haben, als er Jahre seines Privatlebens geopfert und seine finanzielle Existenzgrundlage aufs Spiel gesetzt hat, um die musikalisch motivierte Neonazi-Szene zu unterwandern. Das Bild, das sich dem wagemutigen Journalisten dabei bot, war erschreckend und oft bizarr. Die Organisatoren der Nazi-Konzerte bewegen sich jenseits unserer scheinbar sicheren gesellschaftlichen Normen. Sie wirken über „politisch nicht motivierte“ Veranstaltungen der NDP bis in die Wohnzimmer konservativer Weltanschauungen hinein, stets mit dem Ziel, ihre menschenverachtenden Ideologien gängig zu machen. Die Vorgehensweise ist dabei oft konspirativ: Flugzettel als Wegweiser, Autobahnraststätten als Treffpunkte, geheime Telefonnummern etc. Der Weg des Reporters zu den Hasskonzerten hat dabei den Touch einer Schnitzeljagd, die bis hin zu Organisationen wie der NSU führt. Blut muss fließen, ist nicht zuletzt aufgrund der erschreckenden Szenarien während der Konzerte, sondern auch wegen des allgemeinen öffentlichen und medialen Desinteresses, auf das Kuban während seiner Recherchen stieß, überaus beklemmend.

Thomas Kuban, Blut muss fließen: Undercover unter Nazis, Campus Verlag: 2012, 317 S., EUR 19,99.

Federico Grössing studiert Vergleichende Literaturwissenschaften in Wien.

Link: Das Geschäft mit dem Rechtsrock

Eine Weltreise in Graz: Die Diagonale 2013

  • 23.04.2013, 15:19

Auch wenn die Diagonale ein Festival des Österreichischen Films ist, bereist man beim Besuch der Veranstaltung die ganze Welt und unbekannte Lebenswelten. Aurora Orso berichtet von der Stimmung im Aufbruch.

Auch wenn die Diagonale ein Festival des Österreichischen Films ist, bereist man beim Besuch der Veranstaltung die ganze Welt und unbekannte Lebenswelten. Aurora Orso berichtet von der Stimmung.

Auf der Diagonale, die dieses Jahr vom 12. bis 17. März  stattfand, war zum ersten Mal die gesamte „Paradies"-Trilogie von Ulrich Seidl als Gesamtwerk zu sehen. Wie die Titel suggerieren, handeln sie von Liebe, Glaube und Hoffnung. Provokant und intelligent folgt Seidl seinen ProtagonistInnen in höchst intime Sphären. Mit dem Lob, das er für die Filme erntet, ist er auf der Diagonale gut aufgehoben.
Das Engagement und den Anspruch, zum Denken anzuregen, ist erfrischend und wird von vielen FilmemacherInnen der Diagonale geteilt. Ein gutes Beispiel hierfür ist der junge Regisseur der Dokumentation Jakarta Dissorder, Ascan Breuer. Hautnah berichtet er über Slumsiedlungen, die einem gigantischen Wohnbauprojekt weichen sollen.
Während Politiker mit leeren Versprechungen um sich werfen, müssen sich Menschen in den Slums von Jakarta täglich ihrer prekären Realität stellen. Während der Wahlkämpfe werden Stimmen „gekauft“, bloß um danach weiter zu wüten und zu vertreiben.
Die BewohnerInnen, deren Existenz durch das brutale Überfahren in Frage gestellt wird, sind ratlos.
Zwei Frauen, die den Bürgern und Bürgerinnen der jungen indonesischen Demokratie ihre Macht als WählerInnen klar machen möchten, stehen im Mittelpunkt der Erzählung.
Sie setzen einen „politischen Vertrag“ auf und machen sich gemeinsam mit SympathisantInnen aus den ärmsten Vierteln und gefolgt von einer Kamera auf die Suche nach 1,5 Millionen UnterstützerInnen. Gefordert wird Gerechtigkeit. Die 1,5 Millionen Wählerstimmen dieser UnterstützerInnen werden demjenigen zugesagt, der den „politischen Vertrag“ unterschreibt.
Die Publikumsgespräche erfreuen sich großer Beliebtheit.Eine Frau erhebt sich erregt „Dieser Film hat mich sehr berührt. Ich bin selbst aus Indonesien und wohne in Österreich. Wir haben hier in Graz einen indonesischen Verein gegründet.“
Im Vergleich zum Vorjahr durfte sich das Festival mit 21 Österreichpremieren über einen BesucherInnenanstieg von etwa 1.000 Personen freuen.
Der Zuspruch kann sich mit einer Vielzahl an anwesenden RegisseurInnen erklären, welche sich nach etlichen Filmen den Fragen des Publikums stellen. 38 Uraufführungen und 21 Österreich-Premieren standen auf dem Programm. Die Diagonale wird dem Österreichischen Film gerecht, welcher dieses Jahr durch seine Reflektion und Einfühlsamkeit beeindruckt. „Der Glanz des Tages“ wurde von der Jury zum besten österreichischen Spielfilm 2013 gekürt.

Das falsche Jetzt, das richtige Später

  • 03.04.2013, 21:16

Als sie 2011 ihr erstes Buch Wir haben keine Angst veröffentlichte, war Nina Pauer gerade einmal 29 Jahre alt. Schon vergangenen Herbst kam das zweite. Ein Gespräch über den Druck beim Schreiben, die Probleme ihrer Generation und wovor sie eigentlich selbst Angst hat.

Als sie 2011 ihr erstes Buch Wir haben keine Angst veröffentlichte, war Nina Pauer gerade einmal 29 Jahre alt. Schon vergangenen Herbst kam das zweite. Ein Gespräch über den Druck beim Schreiben, die Probleme ihrer Generation und wovor sie eigentlich selbst Angst hat.

progress: Ihr Erstlingswerk trägt den Titel Wir haben keine Angst. Wovor haben Sie Angst?

Nina Pauer: Ich glaube, mein erstes Buch hat meine eigenen Ängste ganz gut nachgezeichnet: Die Angst, sich falsch zu entscheiden, am falschen Ort das falsche zu studieren und sich mit diesem Falschen „Jetzt“ den Weg zum richtigen „Später“ zu verbauen.  Mittlerweile ist  es einige Zeit her, dass ich das Buch geschrieben habe, ich bin viel gelassener geworden. Das Buchschreiben war  also auch für mich eine „Gruppentherapie“.

Wie haben sich Ihre Ängste, beispielsweise was Existenz betrifft, nach dem Studium  verändert?

Bei vielen Leuten kommt an einem gewissen Punkt die Einsicht, dass es „richtig“ und „falsch“ vielleicht gar nicht gibt. Und, dass es  nichts bringt, immer im Konjunktiv à la „was wäre wenn“ zu denken. In der Zeit nach dem Studium geht es aber wieder darum, wer  man ist und darum, sich selbst zu verwirklichen. Dadurch werden die Fragen viel konkreter, was für viele auch eine Erleichterung  darstellt – schließlich gibt es nicht mehr unendlich viele Möglichkeiten.

Kann man heute noch davon leben, nur Bücher zu  schreiben?

Wenn sie sich gut verkaufen: Ja. Ansonsten ist es gut, zweigleisig zu fahren und nebenbei zu schreiben. Man muss nicht das Risiko eines Lebens im Prekariat eingehen, um sich selbst verwirklichen zu können. Und man sollte sich selber fragen, unter welchen Bedingungen man arbeiten möchte.

Was war Ihre persönliche Motivation, das Buch Wir haben keine Angst zu schreiben?

Ich hatte das Gefühl, dass Angst ein großes Thema für unsere Generation und junge Erwachsene allgemein ist. Auf der einen Seite sind wir alle sehr lässig, ironisch, gut ausgebildet, haben tausende von Möglichkeiten und keinen Grund, Angst zu haben. Wir haben uns nie vor den Apokalypsen gefürchtet, die den Medien, unseren Eltern oder Lehrern Angst gemacht haben, von Tschernobyl über
BSE bis zur Wirtschaftskrise oder Kriegen: Hier bei uns zu Hause war immer alles sicher. Und trotzdem sind wir doch nicht ganz so  entspannt, wie wir immer tun. Irgendwie ist bei uns immer nur „eigentlich“ alles gut. Viele denken, das sei ein individueller Schaden und machen Therapien. Für mich schienen diese Ängste etwas Strukturelles, Generations- und Gesellschaftsspezifisches zu haben. Deshalb wollte ich darüber sprechen, nicht nur mit einer besten Freundin oder dem Therapeuten. Mein Buch heißt nicht umsonst  Gruppentherapie einer Generation.

Was sind diese Probleme unserer Generation, die diesen Stress und Druck hervorbringen?

Die Angst, sich falsch zu entscheiden. Die Angst, beim großen Projekt der Selbstverwirklichung zu scheitern. Das Falsche zu  studieren, den falschen Job zu finden, den falschen Menschen zu heiraten, in der falschen Stadt zu leben. Es ist diese Obsession, die  uns antreibt: Dass man sich selber da draußen, in all den endlosen Möglichkeiten finden muss. Und dabei auch falsch abbiegen  könnte.

Herrscht ein Zwang in unserer Generation, sich selbst verwirklichen zu müssen?

Unsere Gesellschaft und insbesondere unsere Generation hat das Ideal eines selbstverwirklichten, modernen Individuums verinnerlicht. Alles wird zur individuellen Entscheidung, es geht immer um die Gestaltung jeder Sphäre des eigenen Lebens. Und  dabei kommt natürlich die Kreativität ins Spiel. Dabei muss man ja eigentlich aber keinen kreativen Beruf ausüben, man könnte ja  Kreativität auch im Privaten ausleben. Ich denke, das wäre etwas, das wir lernen könnten.

In Ihrem Buch bezeichnen Sie diese Probleme als „Luxus“. Warum?

Wir wissen ja, dass wir schon immer privilegiert waren. Wir wissen, dass es da draußen in der Welt viel schlimmere Probleme als unsere Entscheidungsschwierigkeiten gibt. Und trotzdem machen diese eigenen Ängste uns am meisten fertig. Wir schämen uns  dafür, dass wir trotz der tollen Möglichkeiten so einen Druck verspüren. Ich finde, man sollte einen Unterschied machen: „Luxus- Probleme“ sind keine „Pseudo- Probleme“. Wir denken uns unsere Probleme nicht aus.

Welche gesellschaftlichen Veränderungen sind notwendig, damit unsere Generation nicht ständig unter Stress leidet?

Wir sollten aus unserer Egozentrik herauskommen. Wir sind keine Egozentriker im Sinne des Hedonismus, viele kreisen ja in Zweifel  und Gedanken um sich und nicht im Sinne eines "Hier komm ich, schaut, wie toll ich bin“. Es wäre gut, wenn wir als  Gesellschaft und als junge Menschen wieder mehr „wir“ sagen könnten.

Wie haben sich die Probleme und Herausforderungen im Vergleich zur Generation unserer Eltern verändert?

Unsere Eltern konnten noch rebellieren. Sie hatten ihre Elterngeneration, die spießig, oder zumindest traditionell geprägt war.  Unsere Eltern mussten und konnten sich von unseren Großeltern emanzipieren und ihren eigenen Weg noch erkämpfen. Rebellion hat immer etwas Heroisches, davon kann bei uns nicht die Rede sein.

Ihr zweites Buch LG;-) befasst sich mit der Schnelllebigkeit von Kommunikation im heutigen Zeitalter. Was bedeutet diese Art von  Verständigung für unsere Generation?

Wir haben uns in viele Kommunikationsstränge zerteilt, die meisten von uns haben Smartphones, auf denen all diese Kanäle  zusammenlaufen, ständig sind wir präsent auf ganz vielen verschiedenen Bühnen, sei es bei Facebook, Twitter, SMS oder Email. Für viele ist das Kommunizieren zur Sucht geworden, zum Druck, immer erreichbar zu sein, sich sofort zurückzumelden,  alle Emails  sofort wahrzunehmen und nichts zu verpassen. Viele können nicht mehr alleine sein, obwohl sie die ganze Zeit davon reden,  endlich mal wieder Zeit für sich selbst zu brauchen. Ich denke, die Art und Weise, wie man Kommunikation managt, ist eine Art  Fulltimejob für uns geworden, durch den viele drohen, sich zu verlieren.

Sind bereits neue Projekte in Planung?

Nein, im Moment schreibe ich nur für das Feuilleton der ZEIT. Aber es wird ganz sicher ein neues Buch geben!

Trickreiche Frauen vernetzen sich

  • 18.03.2013, 14:36

Das diesjährige Tricky Women Festival fand vom 7. bis 10. März in Wien statt. Aurora Orso besuchte das Frauentrickfilmfestival und sammelte Eindrücke.

Das diesjährige Tricky Women Festival fand vom 7. bis 10. März in Wien statt. Aurora Orso besuchte das Frauentrickfilmfestival und sammelte Eindrücke.

Hasserfüllte Blicke der Dorfbewohner treffen die junge Frau wie Dolchstiche, wütende Augen wie die wilder Tiere funkeln sie aus der Dunkelheit an. Immer noch schallen die Schreie des verstoßenen Kindes in ihren Ohren.  Düster, beklemmend und technisch eindrucksvoll ist der diesjährige Preisträgerinnenfilm des tricky women Festivals. „Sonst fürchte ich mich immer bei Gruselfilmen und jetzt habe ich selbst einen gedreht“, gluckst die Filmemacherin Julia Ocker etwas verlegen bei der Preisverleihung. Das Publikum lacht erleichtert nach der Vorführung ihres Filmes Kellerkind, welcher die dunkle Seite des Mutterseins beleuchtet. Sie sei überrascht gewesen, dass ihre Abschlussarbeit dem Publikum so unheimlich vorkam. „Wenn ich den Film sehe, sehe ich vor allem die Dinge, die ich hätte besser machen können. Aber ich glaube, das geht den meisten Filmschaffenden so.“ Weitere Preise gingen an „Der Allergietest" von Mariola Brillowska, „Achill" von Gudrun Krebitz und „Vérité Věříté Vanité" von Theresa Gregor.

Tricky Women, das Frauentrickfilmfestival, welches von 7. bis 10. März und dieses Jahr zum ersten Mal im Haydnkino stattfand, macht es sich zum Ziel, „ein Forum zum Austausch und  zur Förderung der Trickfilmszene zu bilden“, wie eine Mitarbeiterin des Festivals sagt. Die Bandbreite der Werke reicht von der tragikomischen Realität eines einsam lebenden Mannes, der sich von allerlei Insekten sexuell angezogen fühlt, über experimentelle Filme, bis hin zur rührenden Geschichte eines Kükenmädchens, das fliegen lernen möchte.  „Highly educational“ Zeichentrickfilme mit dem Ziel, sexuelle Tabus aufzuzeigen und mit einer natürlichen Leichtigkeit auch noch zum Lachen bringen kommen aus der Serie „Teat Beat of Sex” von Signe Baumane, einem Jurymitglied. Sie schafft es, in ihren Filmen traurige Wahrheiten unserer Gesellschaft auf einfühlsame und humorvolle Art zu verarbeiten. Die meisten der gezeigten Filme können sich mit Ähnlichem rühmen. Ebenso vielfältig wie die Themen sind auch die Techniken: von Zeichentrick über stop motion bis zu 3D ist alles dabei. Um das Programm abzurunden, wurden Workshops und kostenlose Mini-Seminare angeboten.
Von ihren Kolleginnen und dem Festival begeistert zeigt sich Lourdes Villagómez, ebenfalls Jurymitglied:  „Seit Jahren möchte ich hier herkommen und ich bin sehr froh, endlich persönlich dabei zu sein. Es ist großartig.“ Die Animationskünstlerin, Regisseurin, Lehrerin, Programmiererin und Produzentin war für die Auswahl des Programmabschnitts Spot on Mexico and Spain verantwortlich und war außerhalb des Wettbewerbs auch mit ihrem Werk „Syndrome de Line Blanca“ vertreten. Der  Film geht auf sehr kreative und humorvolle Art mit dem Druck zu heiraten und eine Familie zu gründen um.

Sie schwärmt außerdem von der freundschaftlichen Atmosphäre. Bei „gemischten" Festivals gehe es viel offensichtlicher um professionelles Networking und um Geschäfte. Hier schwinge auch eine persönliche Ebene mit.
Allerdings sei die Zuwendung durch das österreichische Publikum ausbaufähig. „Ich finde es schade, dass die Leute in Wien kaum wahrnehmen, was für eine einzigartige Veranstaltung hier stattfindet.“ Tricky Women ist weltweit das einzige Festival, welches sich speziell dem weiblichen Trickfilmschaffen widmet. An der Qualität und am Charme des Festivals kann das mangelnde Interesse wohl nicht liegen. Die Eintrittspreise von neun beziehungsweise acht Euro könnten ein Grund dafür sein. Die diesjährigen Teilnehmerinnen nehmen neben der Inspiration aus den gesehenen Filmen und den geschlossenen Freundinnenschaften auch neue Projekte mit. Villagómez freut sich auf das baldige Entstehen einer Plattform mit Tipps, Erfahrungsberichten und Vernetzungsmöglichkeiten für die Finanzierung von Animationsfilmen in Blogform und ist fest entschlossen, das Festival nicht zum letzten Mal besucht zu haben.

Universität in Zeiten von Bologna

  • 16.03.2013, 12:14

Ein vor Kurzem erschienener Sammelband behandelt wichtige Debatten zum Bologna-System. Katharina Walbert hat ihn für progress rezensiert.

Ein vor Kurzem erschienener Sammelband behandelt wichtige Debatten zum Bologna-System. Katharina Walbert hat ihn für progress rezensiert.

Seit dem Beschluss in der italienischen Stadt Bologna Ende der 1990er Jahre wird an einem einheitlichen Hochschulraum gebastelt. Das zweistufige System von Bachelor und Master sowie die Einführung eines Leitpunktesystems (ECTS) sind dabei die wichtigsten Neuerungen. Als Ziele werden unter anderem leicht vergleichbare Abschlüsse, europäische Zusammenarbeit und lebenslanges Lernen genannt. Universität soll internationaler werden, wettbewerbsfähig, sie soll Verständnis und Akzeptanz zwischen den Kulturen schaffen und allen Lernenden die gleichen Chancen bieten. Bis heute wird der Bologna Prozess jedoch auch immer wieder kritisiert.

2012 erschien nun der Sammelband „Universität in Zeiten von Bologna. Zur Theorie und Praxis von Lehr- und Lernkulturen“. Verschiedenste ExpertInnen, WissenschaftlerInnen und auch Lehrende und Lernende kommen zu Wort, erläutern ihre Sicht zu den Entwicklungen seit und durch Bologna sowie zur derzeitigen Situation unseres Hochschulsystems. Auch wird die Geschichte der Universität von der Antike bis heute ausführlich beleuchtet.

Bologna wird durchaus auch kritisch beurteilt, zwischendurch taucht sogar die Frage: „Wozu überhaupt noch Universitäten?“ auf. Schnell wird aber klar, dass Lernen ausschließlich über Internet und Fernstudium wohl nicht immer die beste Lösung ist und Universitäten auch in Zukunft noch wichtig für uns sein werden.

Weiters werden verschiedene Modelle zu einer idealen Universität präsentiert, wie zum Beispiel in einem Artikel über die „Drei Phasen eines idealen Bachelor Studiengangs“. Alles dreht sich um die Frage, wie Universität bestmöglich gestaltet werden kann und eventuelle Probleme gelöst werden.

Ein Schwerpunkt liegt auf Gender- und diversitätsgerechtem Lehren und Lernen, dem ein eigenes von insgesamt fünf Kapiteln gewidmet ist. Wie kann man es schaffen, Vorurteile abzubauen, nicht mehr in vorgefertigten Mustern und Schubladen zu denken und Mobilitätshemmnisse – körperliche wie auch interkulturelle abzuschaffen. Was kann man dafür tun, dass auch Studierende und Lehrende, die beispielsweise sehbehindert oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, die gleichen Möglichkeiten haben und sich in der Universität genauso gut zurechtfinden? Was muss getan werden, damit Verständnis und gegenseitiger Respekt zwischen Kulturen wächst? Diesen Fragen widmet sich der Sammelband. Sehr wichtige Themen, die wie der Sammelband zeigt in der Debatte um den Bologna-Prozess  nicht zu kurz kommen dürfen.

„Universität in Zeiten von Bologna“ verschafft einen guten Überblick zu einem komplexen Thema, zeigt verschiedene Standpunkte und Meinungen und ist durch die Mischung aus Lehrenden und Studierenden, die zu Wort kommen, durchaus praxisnah. Insgesamt ein wichtiges Buch für alle, die mehr über unser Bildungssystem erfahren wollen.

Universität in Zeiten von Bologna. Zur Theorie und Praxis von Lehr- und Lernkulturen, Herausgeber: Brigitte Kossek/ Charlotte Zwiauer , V & R unipress GmbH, 2012

Banale Kämpfe?

  • 25.02.2013, 17:37

Bereits in seinem Untertitel Perspektiven auf Populärkultur und Geschlecht macht der Sammelband einen Fokus deutlich, dessen Definition in der Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie eigentlich heftig umstritten ist. Denn  meist spaltet sich das Feld der Auseinandersetzung mit Popkultur in die Kritische Theorie, die Pop als kapitalistisch geprägten kulturindustriellen Massenbetrug begreift, und in die Cultural Studies, die im Pop einen Stachel im Fleisch der Hoch- und Volkskultur sehen. Einig ist man sich aber darin, dass sich in der Popkultur nicht nur aktuelle Themen, sondern auch kapitalistische Verwertungslogiken, Geschlechtervorstellungen und Normverschiebungen  widerspiegeln.

Das Herausgeber_innen-Kollektiv rund um Paula- Irene Villa hat eine Reihe ausführlicher Beiträge zusammengetragen, von den Gründer_innen des Missy Magazines, die Popkultur und Dritte-Welle- Feminismus reflektieren, über Ellen  Wesemüller, die die Bedeutung von Haaren für eine Inszenierung geschlechtlicher und sexueller Identitäten diskutiert, is hin zu Demet Lüküslüs‘ Studie der türkischen  HipHop-Szene in Deutschland. Sookie, Tara, Pam und Jessica. Julia Jäckel analysiert in ihrem Artikel Konstruktionen von Weiblichkeit in Bezug auf Agency am Beispiel der Figuren Sookie Stackhouse und Tara Thornton sowie der Vampirinnen Pam und Jessica aus der Fernsehserie True Blood. Der Beitrag überzeugt durch Sprachspiel ebenso wie durch die Anwendung theoretischer Konzepte wie beispielsweise jenem der Maskerade, das sich auf die Verführungs- und damit Handlungsfähigkeit Pams bezieht.

Paula-Irene Villa untersucht unter dem Titel „Pornofeminismus?“, ob (Selbst-)Pornografisierung als eine Form des Empowerments gelesen werden kann. Dabei werden bürgerliche Moralvorstellungen und die feministische Debatte um  Alice Schwarzers Kampagne „PorNO“ sowie Selbstermächtigungen und deren Möglichkeiten diskutiert. Erörtert werden Villas Überlegungen anhand des Beispiels der Performance von Lady Gaga in ihrem aufsehenerregenden Kleid aus  Fleisch, das entweder die Metapher der „Fleischbeschau“ nahelegt – oder deren Skandalisierung. Villa interessiert sich für genau jene Ambivalenz zwischen Kritik und Anpassung, Aneignung und Opferrolle. Insgesamt beinhaltet der  Sammelband eine große thematische Bandbreite auf hohem Niveau. Für TV-Junkies jedenfalls wird eine Reflexion ihrer Lieblingsserien wie True Blood, The L-Word oder 24 auf einer theoretischen Metaebene geliefert, die garantiert  spannende und vor allem neue Einsichten verspricht.

Bis Buchstaben beben

  • 24.02.2013, 09:50

Der Poet José Manuel Caballero Bonald ist diesjähriger Cervantespreisträger. Kaum jemand prägte die spanische Literatur seit den 1950er-Jahren in vergleichbarem Ausmaß, ohne dabei international Beachtung zu finden.

Der Poet José Manuel Caballero Bonald ist diesjähriger Cervantespreisträger. Kaum jemand prägte die spanische Literatur seit den 1950er-Jahren in vergleichbarem Ausmaß, ohne dabei international Beachtung zu finden.

Er geht an die Grenzen des sprachlich Möglichen und stürzt sich nahezu religiös in seine Beschäftigung mit Erinnerungen, dem Vergessen der Ungewissheit, die das noch Kommende in sich birgt: Der Dichter José Manuel Caballero Bonald, 1926 als Sohn kubanischer Eltern in der südwestspanischen Sherry-Wiege Jerez de la Frontera geboren, verfasste bis 1992 eine Handvoll Novellen, wie Campo de Agramante, um sich später vollends auf sein Faible, die Poesie, zu konzentrieren. Der mittlerweile 86jährige Poet studierte erst Fachfernes, wie Nautik und Astronomie, später spanische Literatur und Philosophie in Sevilla, um schließlich viele Jahre als Universitätsprofessor im kolumbianischen Bogotá sowie in den USA und auf Kuba zu verbringen.

„Die Poesie ist eine Mischung aus Musik und Mathematik“, ist Bonald überzeugt. Und so ist er stets bedacht, Bedeutung und Klang seines umfassenden Vokabulars penibel zu takten. Nicht zuletzt deshalb ist Bonald in seiner perfektionistischen Sprache und Melodik aus dem Spanischen kaum übersetzbar. Und so ist sein Oeuvre außerhalb von Iberien und Lateinamerika kaum bekannt. „Weil das Gestern ist nur eine Grabinschrift, damit das Morgen niemals für immer währen wird“, ist einer von knapp 3000 Versen seines autobiografischen und streckenweise irrationalen Werks Entreguerras – De la Naturaleza de las Cosas (Zwischenkriege. Über die Natur der Dinge), das zugleich eine Ode an das Leben an sich ist. Bonald offenbart darin „alle seine Erlebnisse“, Reisen, Bekanntschaften, aber auch seine Flüchte in die Gedankenwelt und seine tiefen Reflexionen über Poesie und Sprache per se. So ist er selbst davon überzeugt, dass sein Opus einen „Meilenstein“ der spanischen Poesie darstelle, und die überwiegende Mehrheit der KritikerInnen gibt ihm Recht. Satzzeichen benötigte er dafür, abseits von Frage- und Ausrufezeichen, keine.

Für sein Lebenswerk erhielt Bonald Ende November den renommiertesten Preis der spanischen Literaturwelt, den Premio Cervantes. Seit Längerem zählte Bonald zum engsten FavoritInnenkreis für die mit 125.000 Euro höchst dotierte Lorbeeren der spanisch-sprachigen Welt. Überreicht wird der Preis stets am 22. April, dem Todestag des Don Quijote-Autors Miguel de Cervantes. Seit Längerem zählte Bonald zum engsten FavoritInnenkreis für die mit 125.000 Euro höchst dotierte Lorbeeren der spanisch-sprachigen Welt. Überreicht wird der Preis stets am 22. April, dem Todestag des Don Quijote-Autors Miguel de Cervantes.

Literatenclub im Widerstand. Bonald wird als eine der gewichtigsten spanischen Literaturstimmen der „Generation der 1950er-Jahre“ bezeichnet. Damals begann die erste Phase behutsamer Öffnung der faschistischen Diktatur Francisco Francos. Zwar sträubte sich Bonald stets gegen Schubladisierungen, dennoch zählt er heute mit Antonio Gamoneda (*1931) oder Juan Goytisolo (*1931) zu den wenigen Überlebenden jenes Poesie-affinen Literatenclubs, der verhaftet und im berüchtigten Carabanchel-Gefängnis Madrids eingesperrt wurde. Die Schriftsteller waren Teil des intellektuellen Widerstands, dennoch: „Das Einzige, was wir gemein haben, ist unsere Affinität zum Alkohol und unsere Aversion gegen das Franco-Regime“, betonte Bonald.

Meist war es nicht der Faschismus, sondern massive und permanente Ausschweifungen, die dem Leben seiner Freunde ein zu frühes Ende setzten. Trotzdem stoppen Bonalds zweiteilige Memoiren, La costumbre de vivir (1995, Die Gewohnheit zu leben) und Tiempo de guerras perdidas (2001, Die Zeit der verlorenen Kriege), abrupt mit dem Ende der Diktatur, die der Tod Caudillo Francos (1975) markierte, weil der Prozess des verordneten Vergessens Bonald, der als unbeugsam und rebellisch gilt, tief erzürnte. Treffend  bezeichnete Andalusiens Kulturminister Luciano Alonso den in seiner Sprache „zu barockem Prunk“ neigenden Poeten als „einen Ästheten unserer Zeit“. Er sei ein „klares Beispiel, wie man Wohlgestalt in Einklang mit der Gesellschaft bringen“ könne.

"Wenn ich mir in Allem sicher wäre, ich könnte nicht schreiben, geschweige denn leben“, sagte Bonald selbst 2011 in einem Interview mit der Lokalzeitung Diario de Jérez. Mit dem  Gedicht La Noche no tiene paredes (Die Nacht hat keine Wände) erhob er die ihn selbst quälend wie treibend verfolgende Ungewissheit zur Quasi-Religion, die es zu verteidigen gelte. „Der keine Zweifel hat, der sich allem sicher ist, ist das Ähnlichste, was es zu einem Schwachkopf gibt“, schrieb er dort. Lebenslust und -erfahrung prägten Bonald und  schärften seine Reflexionen: „Wie oft habe ich am Ende eines Tages den Halt meiner Füße in dem aufgewühlten Gewässer meiner Jahre verloren, und die Fracht meines Lebens
verbrennen und heulen gesehen.“

Und wenn nun, frei nach Ludwig Wittgenstein, die Grenzen unserer Sprache die Grenzen unserer Welt und Wahrnehmung, ja unseres Seins per se markieren, dann wagt sich Bonald ohnehin weiter an den äußersten Rand des überhaupt in Worte Fassbaren, an jenen Ort, wo menschliche Gefühle – und in seinem Werk vor allem der Zweifel – in die Weiten des  Unfassbaren vordringen. „Vielleicht erwartet er es, gegen die sanfte Träne zu kämpfen, die der Buchstabe der Liebe ist, und gegen jenes vernichtende Licht, das in ihm bereits schmerzt und aus ihm seinen Namen heraus schreit: Schönheit“ – sind nur abschließend wie exemplarisch einige, wenige Zeilen des Gedichtes, Cenizas son mis Labios, zu Deutsch Asche sind meine Lippen. Einzig in die Königliche Akademie der spanischen Sprache hat man Bonald nicht aufgenommen. Aufgrund der dort gelehrten ausgeprägten Lexik will er dort aber ohnehin nicht Platz nehmen.

Die Stiftung Fundación Caballero Bo­nald im Internet

Gedichte

 

„Oh Yeah, She Performs“

  • 16.11.2012, 12:37

„Oh Yeah, She Performs“. Eine Filmrezension.

„Oh Yeah, She Performs“. Eine Filmrezension.

„Nicht voyeuristisch, sondern gefühlvoll“ wirft Miriam Unger  in ihrem neuen Film „Oh Yeah, She Performs“   einen Blick hinter und vor die Bühne des Lebens von Clara Luzia, Luise Pop, Gustav und Teresa Rotschopf, vier österreichische Ausnahmemusikerinnen mit einer unbeirrbaren „Do it yourself“-Attitüde. Gezeigt  wird keine verklärte Romanze des KünstlerInnendaseins, sondern dessen Realität mit all seinen emotionalen und finanziellen Schwierigkeiten; mit langwierigen Soundproben und dem Nachdenken über den Seelenstrip, der da auf der Bühne hingelegt wird.

„Wir sind am Tun gewachsen”, beschreibt Vera von Luise Pop den Karriereweg ihrer Band, bestehend aus mehreren Frontfrauen und einem Mann.
Zwei Jahre lang begleitet Unger diese vier außergewöhnlichen  Frauen, bei ihrem Tun und Wachsen. Eine Reise, welche uns unter anderem durch die Schwangerschaft von Gustav führt, die Entwicklung Theresa Rotschopfs zur Solokünstlerin zeigt und uns die Möglichkeit gibt, mit Clara Luzia im Gras zu sitzen und ihr beim Erzählen von Geschichten aus ihrer Schulzeit zu lauschen. Der Blick der Regisseurin ist intim, die Musikerinnen scheinen sich während der Gespräche wohl zu fühlen und lassen sich bereitwillig bei ihrem Schaffen über die Schulter schauen. Ihr Film, sagt Unger, ist „ein Film über das Arbeiten“. Das Private sollte nur im Zusammenhang mit der Arbeit der Künstlerinnen geschehen. Diese gelungene Mischung lässt auf wunderbare Art beim Publikum das Gefühl des Mittendrinseins entstehen.

„Oh Yeah, She Performs“ erzählt die Geschichte von vier bemerkenswerten Frauen, die ihrer Leidenschaft und Überzeugung folgen und sich dabei gegen die immer noch Männer dominierte Musikbranche auflehnen. Was Miriam Unger mit dem ihrem Film, strotzend vor starken Frauen hinter und vor der Kamera erreichen möchte? Natürlich vor allem den Bekanntheitsgrad der Musikerinnen steigern.  „Aber auch, dass die Kraft dieses Filmes als Funke auf kommende Generationen übergeht und dazu ermutigt, Eigeninitiative zu zeigen. Er ist gesungene Zivilcourage und ein Symbol zum Lautwerden“.

„Oh Yeah, She Performs“ ist seit 9. November österreichweit im Kino.

Offizielle Webseite zum Film

Trailer zum Film:

 

„Wir müssen es tun”

  • 24.10.2012, 17:12

Die Holocaust-Überlebenden Leo Bretholz und Bluma Shapiro erzählen ihre Geschichte an Schulen in Baltimore. Im Film See you soon again werden sie dabei begleitet.

See you soon again. Eine Filmrezension.

 „I am over-holocausted“, sagt der Holocaust-Überlebende Leo Bretholz in einer Szene des Films See you soon again. „Aber wir müssen es tun, um an die Opfer zu erinnern“, antwortet der ehemalige Wiener einer Schülerin in einer anderen Szene auf die Frage, ob er es nicht manchmal leid ist, davon zu erzählen. Leo lebt in Baltimore, wo er und weitere Mitglieder der Übelebendengemeinde seit Jahren an Schulen gehen, um ihre Geschichten mit den SchülerInnen zu teilen. Lukas Stepanik und Bernadette Wegenstein begleiten ihn und Bluma Shapiro auf ihrer unermüdlichen Reise durch die unterschiedlichsten Schulen und ZuhörerInnenkreise. Nicht ihre Geschichten, sondern die Personen selbst und ihr Umgang mit der Vergangenheit stehen im Mittelpunkt des Films. So erleben die ZuseherInnen ihre Höhen und Tiefen hautnah mit. Vor allem bei Leo, der sehr temperamentvoll auf Fragen reagieren kann, wenn er sich nicht verstanden fühlt, dennoch aber an anderer Stelle mit viel Witz und Charme seine Geschichte übermittelt. Abgerundet wird dies durch die gebürtige Polin Bluma, die eher gefasst wirkt und ganz klar das Ziel verfolgt, „wenigstens ein Kind zu erreichen“. Bei ihr zeigt sich zudem ein Generationenkonflikt innerhalb der Überlebendengemeinde. Ihre Großnichte Livia streitet sich fast mit ihr darüber, ob auch Kinder und Enkelkinder der Überlebenden zur Überlebendengemeinde gehören oder nicht  und stellt klar, dass auch die nachfolgende Generation der Überlebenden traumatisiert ist.
Damit werden im Film verschiedene Aspekte und Reaktionen auf die Holocaust-Überlebenden beleuchtet.

See you soon again ist ein klug inszenierter, liebevoller und glaubhafter Cinéma-Vérité-Film, der durch seine Mischung aus Humor und überzeugender Ernsthaftigkeit zum Lachen wie auch zum Nachdenken anregt und somit einen bittersüßen Nachgeschmack hinterlässt. Auch wenn geschichtliche Aspekte nicht im Mittelpunkt stehen, werden sie den ZuseherInnen doch nähergebracht. Insbesondere von Leo. Wenn er etwa über seine letzte Fahrt am 25. Oktober 1938 in Wien mit der 5er Straßenbahn Richtung Westbahnhof berichtet, werden die langfristigen Auswirkungen der Juden- und Jüdinnenvefolgung realer als es jedes Geschichtsbuch darzustellen vermag.

SEE YOU SOON AGAIN
Lukas Stepanik/Bernadette Wegenstein, A/USA 2012, OmU, DCP, 79 min.

Zum Trailer des Films, zur Webseite und zu den Spielterminen.

Der Winter tut den Fischen gut

  • 28.09.2012, 10:45

Maria ist Anfang vierzig und verliert ihren Arbeitsplatz. Daraufhin beginnt sie, zum AMS zu gehen und arbeitet hart daran, einen neuen Job zu finden. Zwischen den AMS-Terminen und dem Warten auf eine Zusage, spielt sich das Leben in all seinen unscheinbaren Facetten rückwärts ab...

Der Winter tut den Fischen gut

Maria ist Anfang vierzig und verliert ihren Arbeitsplatz. Daraufhin beginnt sie, zum AMS zu gehen und arbeitet hart daran, einen neuen Job zu finden. Zwischen den AMS-Terminen und dem Warten auf eine Zusage, spielt sich das Leben in all seinen unscheinbaren Facetten rückwärts ab – seien es nun Geschichten über Otto, eine der Kaulquappen die Maria in ihrer Wohnung züchtet, Erinnerungen an den ersten Kuss mit ihrem verstorbenen Mann Walter im Wiener Prater oder der Einkauf am Fischmarkt im Winter. Wachsam und liebevoll beschreibt Anna Weidenholzer den Alltag in der Arbeitslosigkeit, ohne dabei auch nur ein Detail zu übersehen. Sie erzählt die Geschichte einer wartenden Frau, die auf den ersten Blick in der Langsamkeit und Einsamkeit der  Arbeitslosigkeit gefangen ist, bei näherem Hinsehen jedoch voller  Sehnsüchte und Lebenshunger ist. Ein schönes, ruhiges Buch.

Der Winter tut den Fischen gut.
Residenzverlag 2012

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