LGBTI

Intergeschlechtlichkeit – Eine malträtierte und tabuisierte Vielfalt.

  • 22.06.2016, 11:17
Von der erdrückenden Unfreiheit des Zwei-Geschlechter-Systems.

Von der erdrückenden Unfreiheit des Zwei-Geschlechter-Systems.

Identität, Geschlecht und Sexualität sind weltweit ausschlaggebende Faktoren in allen Gesellschaften – Institutionen, Wissenschaften, Rechtsordnungen, Bildungssystem und Religionen sind darauf aufgebaut. Unsere gesellschaftliche Dichotomie lässt sich kinderleicht auf zwei corpora zusammenfassen und definieren. Auf der einen Seite haben wir die Frau und auf der anderen den Mann. Natürlich findet man immer wieder leichte definitorische Abweichungen, doch das sind die starren vorherrschenden Normen der Geschlechter und Geschlechtsidentitäten, die von unseren Gesetzbüchern wahrgenommen werden. Und das bei rund 7,39 Milliarden Menschen. Ich wiederhole: 7.390.000.000 Menschen. Diese triviale Sicht auf Körperlichkeit und Wahrnehmung spiegelt sich konzentriert auf juristischer, aber verstärkt auch auf medizinischer Ebene, was für zahlreiche Menschen, die nicht der Norm entsprechen, imponderables Leiden verursacht.

WAS IST INTERGESCHLECHTLICHKEIT? Intergeschlechtlichkeit ist ein Überbegriff für Menschen, deren körperliche Geschlechtsmerkmale die willkürlich gesetzten Grenzen zwischen „männlich“ und „weiblich“ überschreiten. Es kann sich hier um chromosomale, anatomische und/oder hormonelle Geschlechtsmerkmale handeln. Deswegen kann auch nicht von einem bestimmten intergeschlechtlichen Körper die Rede sein. Es gibt ihn einfach nicht: Diversität ist das Stichwort. Darüberhinaus kann auch nicht von einer Geschlechtsidentität gesprochen werden. Die meisten intergeschlechtlichen Menschen definieren sich als Mann oder Frau, viele aber auch als Inter*, Trans* oder anderes.

Intergeschlechtlichkeit wird manchmal bereits bei der Geburt eines Kindes festgestellt, manchmal in der Pubertät – wenn diese anders verläuft als erwartet, und manche erfahren davon, wenn ein unerfüllter Kinderwunsch besteht und nach einer medizinischen Lösung gesucht wird. Bei sehr viele Menschen bleiben intergeschlechtliche Merkmale ein ganzes Leben lang unbemerkt. Schätzungen gehen davon aus, dass 1,7 Prozent der Bevölkerung intergeschlechtlich ist, d. h. auf die derzeitige Weltbevölkerung berechnet kommen wir zu der Zahl von ca. 125.630.000 Menschen. Das sind 125.630.000 Gründe, das bestehende Zwei- Geschlechter-System zu beseitigen und ein Gesellschaftsmodell der Inklusion einzuführen.

Tobias Humer ist Obmann und Mitbegründer von VIMÖ (Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich), Teil des unabhängigen Netzwerkes Plattform der Intersex Österreich ist. Tobias hat sich dazu bereit erklärt, seine Geschichte zu erzählen.

progress: Wie hast du über deine Intergeschlechtlichkeit erfahren und wie ist dein familiäres Umfeld damit umgegangen?
Tobias Humer: Meinen Eltern wurde sehr früh mitgeteilt, dass ich kein ,normales‘ Mädchen sei und dass meine Entwicklung beobachtet werden sollte. Sie waren deshalb einige Male bei Ärzt_innen und im Krankenhaus. Sie haben sich stets sehr unwohl gefühlt, weil ich ständig rumgereicht und von zahlreichen Mediziner_innen als Sensation betrachtet wurde. Ihnen wurde verordnet, jedes Jahr ins Krankenhaus zu gehen, doch sie entschieden sich dagegen, was eigentlich ziemlich gut war. Leider wurde meine Intergeschlechtlichkeit danach aber verschwiegen. Es wurde nie darüber geredet. Das Tabu war so stark, dass auch ich es nicht schaffte, darüber zu sprechen, obwohl ich mir meines „Anders-Seins“ recht früh bewusst war. In der Pubertät begann mein Körper dann, sich immer weiter von der weiblichen Norm zu entfernen und es wurde immer schwieriger für mich, nicht aufzufallen. Es gab niemand, mit dem ich darüber sprechen konnte und ich wusste auch von niemandem, di*er so war wie ich. So entschied ich mich mit vierzehn Jahren, mich umzubringen.

ALLES WAS ANDERS IST, IST KRANK. Inter* Menschen sind einer steten Pathologisierung und Stigmatisierung ausgesetzt, die irreversible Schäden mit sich bringen. Die Medizin klassifiziert diese Vielfalt als „Störung der Geschlechtsentwicklung“ (disorders of sex development, DSD) was sich gut in der Auflistung im ICD (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) niederschlägt, wo bis 1992 auch Homosexualität als Krankheit gelistet war. Je nachdem wie der Wissensstand der Mediziner_innen ist, werden die Eltern von zwischengeschlechtlichen Kindern aufgeklärt – ihnen wird aber fast immer geraten, sich für ein Geschlecht zu entscheiden. Ist die Entscheidung gefallen, wird zum Skalpell oder zu Hormonen gegriffen: Eine zu große Klitoris wird verkleinert, ein zu kleiner Penis vergrößert, künstliche Vaginas werden angelegt, Hormone oder Pubertätshemmer verabreicht und oft auch eine Kombinationen solcher Methoden angewandt. Die Liste ist lang. Die meisten Eingriffe, die bei zwischengeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden, sind medizinisch nicht notwendig und somit rechtswidriger Natur, weil sie die Integrität und Autonomie des Kindes schädigen, doch unter dem Begriff „Heilbehandlungen“ stellen sie Ausnahmen dar. Diese Eingriffe ziehen in fast allen Fällen leidvolle und irreversible Konsequenzen nach sich, wie z.B. Zeugungsunfähigkeit (Sterilisation), lebenslange Abhängigkeit von künstlicher Hormontherapie, Sensibilitätsverlust, aber auch starke Traumata und Depressionen. Studien vergleichen die psychischen Folgen solcher Behandlungen mit denen von sexuellem Missbrauch und anderen schweren Misshandlungen. Dennoch ist dies auch in österreichischen OPRäumen gängige Praxis: alles unter dem Deckmantel der „Heilung“.

Welche Erfahrungen hast du mit Ärzt_innen gemacht?
Nach meinem Suizidversuch haben meine Eltern den Hausarzt gerufen, der mir eröffnet hat, dass es viele Menschen wie mich gibt und dass es ,eine Lösung‘ gibt für mein Problem – zwei Wochen später saß ich alleine vor einem Chirurgen, der mich fragte, ob ich ein Leben als Mann oder als Frau weiterführen möchte, wobei mir suggeriert wurde, dass es leichter wäre, eine Frau aus mir zu machen. Nochmal zwei Wochen später hatte ich eine kosmetische Genitaloperation hinter mir und kurz darauf war ich kastriert und bekam Östrogen. Alles ohne psychotherapeutische Unterstützung, ohne fundierte Aufklärung, und ohne mir zu erklären, dass ich auch so bleiben kann wie ich bin. Für ein paar Jahre habe ich dann versucht, diese Frau zu werden, die ich anscheinend sein sollte. Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass sich das alles sehr falsch anfühlt. Mit 22 bin ich dann nach Berlin gezogen und hab dort das erste Mal in meinem Leben andere Inter* kennengelernt und begonnen, meine persönliche Geschichte in eine größere Geschichte einzuordnen. Eine Geschichte der Pathologisierung und Unsichtbarmachung von intergeschlechtlichen Menschen.

WIE KAM ES DAZU? Wenn wir einen Rückblick wagen, wie es historisch zu diesem krampfhaften Impuls der operativen Eingriffe gekommen ist, ist diese Entwicklung weniger rätselhaft als es scheint: Der amerikanische Psychologe und Sexologe John Money galt ab den 50ern bis in den 90er Jahre als wahre Instanz bezüglich Intergeschlechtlichkeit. Er setzte folgende drei Handlungsschritte für den Umgang mit normabweichenden Genitalien durch, die von der medizinischen Fachwelt, einhergehend mit der wachsenden Popularität der plastischen Chirurgie, aufgegriffen und angewendet worden sind: • die frühzeitige Geschlechtszuweisung, • die operative Angleichung in den ersten Lebensmonaten bis -jahren sowie • die Geheimhaltung der Diagnose, der Eingriffe und der Hormoneinnahmen. Gemäß der zynischen Aussage „it’s easier to dig a hole than to build a pole“ wurden Betroffene mehrheitlich in Mädchen „umfunktioniert“. Der Penis oder die Klitoris eines Kindes durfte nicht mehr als zwei Standardabweichungen von der Norm haben.

Hast du jemals versucht, die Ärzt_innen zu kontaktieren, die dich operiert und betreut haben?
„Ich habe den damals zuständigen Endokrinologen (Hormonspezialist) kontaktiert und mich mit ihm getroffen, und ihm auch klargemacht, wie unzufrieden ich mit der mir widerfahrenen Behandlung bin. Er reagierte darauf sehr respektvoll und zeigte sogar Reue – und überreichte mir dann fast meine gesamte Krankenakte, was wirklich selten ist. Oft fragen Inter*Personen nach ihren Akten und bekommen eine banale Ausrede wie „die Papiere sind leider bei einem Brand zerstört worden“. Als ich später meinen Personenstand ändern wollte, hat mir dieser Arzt dann auch einen Brief geschrieben, in dem er geschildert hatte, dass ich eigentlich ein Mann sei. Mit diesem Brief hatte ich am Standesamt in kürzester Zeit einen männlichen Eintrag – was mir klar vor Augen geführt hat, welche Definitionsmacht die Medizin hat."

HOFFNUNGSSCHIMMER. Wenn wir einen Blick über unseren Tellerrand wagen, findet man bisher zwar kaum Länder, die diese medizinische Praxis unterbinden, aber bereits viele, die zumindest im Personenstand mehr als nur zwei Geschlechter zulassen. In Australien und Neuseeland zum Beispiel ist der Passeintrag mit einem „dritten Geschlecht“ versehen, der mit einem „X“ gekennzeichnet ist. In Nepal dagegen wird dieser Eintrag mit einem „O“ festgehalten. Das „O“ steht hierbei für „others“ und das „X“ für zwischengeschlechtlich.

Im Dezember 2010 nahm sich der Deutsche Ethikrat der Debatte an und veröffentlichte eine 200-seitige Stellungnahme. Was die Politik daraus gemacht hat, ist eher problematisch. 2013 ist die Gesetzesnovelle des Personenstandsgesetzes in Kraft getreten. Sie besagt, dass die Angaben freigelassen werden müssen, wenn das Geschlecht des Neugeborenen nicht eindeutig männlich oder weiblich ist, was einem Zwangsouting gleichkommt und die Eltern erst recht unter Druck setzt. Zusätzlich würde man Inter*Personen alles andere als gleichgestellt sehen, da sie nach dieser Novelle als geschlechtslos dargestellt werden. Als wahrlich avantgardistisch zeigte sich jedoch Malta. Im April 2015 wurde das „Gender Identity, Gender Expression and Sex Characteristics Act 2015“ in Kraft gesetzt. Dieses Gesetz manifestiert die juristische Anerkennung von Trans*- und Inter*Personen und schützt sie umfassend vor Diskriminierung. Darüber hinaus ist Malta das erste Land, welches medizinische Eingriffe bei zwischengeschlechtlichen Säuglingen kriminalisiert.

Was hältst du von den letzten juristischen Veränderungen?
Dass der Deutsche Ethikrat sich der Sache angenommen hat, war grunsätzlich gut. So wie es jedoch die deutsche Politik umgesetzt hat, ist der Schuss nach hinten losgegangen. Wir als VIMÖ begrüßen allerdings das neue maltesische Gesetz und arbeiten daran, dass Ähnliches bald auch in Österreich passiert. Das Gesetz stützt sich auf drei Säulen: Erstens wurden geschlechtsverändernde Eingriffe bei Kindern und Jugendlichen verboten. Zweitens gibt es neben männlich und weiblich nun eine dritte Option für den Geschlechtseintrag, und dieser ist leicht und unbürokratisch zu ändern. Und drittens wurde das Antidiskriminierungsgesetz ausgeweitet, sodass auch Inter*Personen ganz klar vor Diskriminierung geschützt sind. Was in Malta in Kraft getreten ist, ist eine wahre Revolution.

Interview mit Tobias Humer von VIMÖ (Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich)
vimoe.at
plattform-intersex.at

Carmela Migliozzi studiert Deutsch und Italienisch auf Lehramt an der Universität Wien.

­Coming Out in der Schule?!

  • 25.05.2016, 23:44
Nicht nur für Schüler*innen, sondern auch für Lehrer*innen ist die Frage nach der sexuellen Orientierung bzw. Identität ein Thema am Arbeitsplatz Schule.

Nicht nur für Schüler*innen, sondern auch für Lehrer*innen ist die Frage nach der sexuellen Orientierung bzw. Identität ein Thema am Arbeitsplatz Schule.

Lesbischen, schwulen, bisexuellen und queeren Lehrer*innen und anderen Bildungsarbeiter*innen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, werden nach wie vor große Vorbehalte entgegengebracht. Obwohl die rechtliche Situation eine einigermaßen große Sicherheit bietet, Beratungsstellen bei Problemen und Mobbingfällen bereitstehen, sind offen queere Lehrer*innen nach wie vor die Ausnahme. Es ist ein Widerspruch, dass es einerseits Projekte für Schüler*innen zu nicht-heteronormativen Lebensweisen gibt, die nicht-hetero oder cissexuelle Lehrkraft in punkto Sichtbarkeit jedoch die große Ausnahme darstellt.

Die Tabuisierung dieser Themen führt auf mehreren Ebenen zu Problemen. Erstens trifft sie Kinder und Jugendliche, die sich in ihrer geschlechtlichen Entwicklung nicht mit den vorhandenen Normen identifizieren, denn sie bleiben mit ihren Fragen und Positionen allein. Nicht selten hat dieses Orientierungsvakuum negative Auswirkungen auf die Identitätsentwicklung der Heranwachsenden. Zweitens bedeutet eine Tabuisierung nicht-heteronormativer Lebensweisen die Vielfalt gesellschaftlicher Wirklichkeit nicht kennen zu lernen und in Folge keinen selbstsicheren Umgang damit zu finden. Verständnis für Differenzen und Anerkennung der realen gesellschaftlichen Diversität wären Teile des staatlichen Bildungsauftrags.

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Schließlich kann die genannte Tabuisierung zu einer erheblichen Belastung von Lehrkräften selbst führen, die homo-, bi-, trans- oder intersexuell leben. Das Coming Out ist nicht nur für Schüler*innen einfacher, wenn sie Unterstützungsstrukturen, Austauschmöglichkeiten und role models zur Verfügung haben. Auch für Eltern, aber vor allem für Lehrer*innen sowie angehende Pädagog*innen ist dies der Fall.

Deshalb wurde in Wien die offene Gruppe „EDUqueer. LGBTIQ Lehrpersonen in Österreich“ gegründet. Im Rahmen der monatlichen Treffen sind einerseits Austausch über Erfahrungen und Strategien möglich, andererseits auch politische Bewusstseinsbildung – etwa im Sinne der Selbstermächtigung.

Die Treffen finden jeweils am dritten Dienstag im Monat um 18 Uhr im Gruppenraum der Türkis Rosa Lila Villa (6., Linke Wienzeile 102, 1. Stock) statt.

Die nächsten Termine vor der Sommerpause sind der 17. Mai und der 28. Juni 2016. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es auf unserer Facebookseite und auf unserer Homepage: www.eduqueer.at

Endlich sprechen Gaybies

  • 16.03.2016, 21:49
„Gayby Baby“ ist ein Dokumentarfilm, der vier Kinder auf sehr intime, aber unaufgeregte Art in ihrem Alltag begleitet.

„Gayby Baby“ ist ein Dokumentarfilm, der vier Kinder auf sehr intime, aber unaufgeregte Art in ihrem Alltag begleitet. Gus, Ebony, Graham und Matt haben zwei Dinge gemein: Sie sind zwischen zehn und zwölf Jahre alt und sie leben in einer Regenbogen-Familie. Sie sind „Gaybies“. Inmitten politischer Debatten über Ehe- und Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare, kommen in „Gayby Baby“ die Kinder selber zu Wort. progress sprach mit der Produzentin Charlotte Mars.

Gemeinsam mit Maya Newell hast du die Dokumentarreihe „Growing up Gayby“ realisiert. Jetzt habt ihr zusammen den Film „Gayby Baby“ gemacht, wo ihr Kinder begleitet, die mit gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen. Wie seid ihr zu diesem Thema gekommen?
Vor fünf Jahren wurde die Debatte über die gleichgeschlechtliche Ehe sehr laut und dabei ging es immer mehr um die Frage von Familie und um diese rechts-konservative Sorge, dass homosexuelle Paare, die heiraten, auch Kinder wollen. Dass das ein Problem sein könnte. Dass diese Kinder anders sein könnten. Maya und ich kennen uns schon sehr lange und fanden die Debatte extrem beleidigend. Maya hat selber zwei Mütter. Es war nicht nur ein Angriff, weil die ganze Diskussion so tat, als ob Kinder aus gleichgeschlechtlichen Partnerschaften noch gar nicht existieren, sondern auch, weil sich niemand die Zeit genommen hat mit den Familien, mit den Kindern zu reden. Alle haben über die Kinder, aber niemand mit ihnen gesprochen. Und da es immer lauter und richtig hässlich wurde, wollten wir dem etwas entgegnen, indem wir den Kindern zuhören.

Ja, das Thema selber ist sehr politisch. Der Film ist aber überraschend unpolitisch. War es eine bewusste Entscheidung den Film zu entpolitisieren?
Ja, absolut! Es gab so viel Hass in der Diskussion und wir wollten nicht eine weitere aufgebrachte Stimme sein. Eine Kraft des Kinos sind die Geschichten, die du erzählen kannst. Damit wollten wir uns einbringen. Viele haben sich mit Regenbogen-Familien noch gar nicht auseinandergesetzt. Und in einer Welt voller heteronormativer Bilder, ist es erfrischend, etwas anderes zeigen zu können und zu sagen, dass es diese Familien gibt und zwar schon lange. Die Geschichten im Film sind zwar nicht politisch erzählt, aber der Kontext des Films ist politisch, Maya und ich sind politisch.
Auch der Kontext eurer Screenings ist sehr politisch: Der Film wurde an Schulen in Australien verboten. Wie kam es dazu?
Der Film kam in Australien bereits 2015 in die Kinos, eine Woche vor dem jährlich stattfindenden „Wear It Purple Day“ im August. Das ist ein Tag, an dem sich junge LGBTIQ-Menschen selbst feiern. Statt einem normalen Preview wollten wir den Schulen die Möglichkeit geben, den Film an diesem Tag zu zeigen. Rund dreißig oder vierzig Schulen haben zugesagt. Einen Tag vor den Screenings landeten wir auf dem Cover einer der größten Zeitungen mit der Schlagzeile „Gay class uproar“. Am Beispiel einer Schule ging es in dem Artikel darum, dass alle Eltern aufgebracht seien, weil ihre Kinder dazu gezwungen werden, ein – wie die Zeitung es formulierte – Video über homosexuelle Erziehung, zu sehen. Das war schrecklich! Wir haben vier Jahre an diesem Film gearbeitet, vier Jahre in der LGBTIQ-Community verbracht und dann kommt diese Schlagzeile. Wir waren eine Woche lang durchgehend in der Berichterstattung. Der Premierminister von New South Wales entschied, dass der Film an Schulen in diesem Bundesstaat nicht gezeigt werden darf. Das war auch furchtbar für die Community, da die Botschaft vermittelt wurde, dass diese Familien in den Schulen nicht willkommen sind.

Wie geht es euch und auch den Familien und Kindern aus dem Film jetzt – nach dem ersten Schock?
Das ist fünf Monate her und obwohl ich persönlich und sehr viele andere durch die Reaktion verletzt wurden, ist uns mittlerweile klar, dass eine Konversation, die lange nicht geführt wurde, plötzlich geführt wurde. Es war notwendig. Auch die Familien und Kinder waren sehr großartig. Uns ging es in erster Linie darum zu schauen, wie es den Kindern aus dem Film geht, weil sie diejenigen waren, die am nächsten Tag in die Schule mussten. Aber die Kinder haben als erste gemeint, wir sollen uns keine Sorgen machen, denn es sei das Beste, was passieren konnte.

Die Kinder im Film sind alle zwischen zehn und zwölf Jahre alt. Habt ihr euch bewusst für dieses Alter entschieden?
Nein, zumindest anfangs nicht. Wir haben für den Film Menschen sehr verschiedenen Alters interviewt. Aber als sich die Geschichten, die wir im Film erzählen wollten, herauskristallisierten, wurde uns bewusst, dass das Alter zwischen zehn und zwölf sehr spannend ist. Es ist eine Art „magisches Alter“. Du hast einen Fuß in der Kindheit und den anderen im Erwachsenensein. Deine eigenen Ideen beginnen sich in dem Alter zu formen. Du fängst an, deine Eltern als Personen und nicht nur als deine Eltern wahrzunehmen – was in unserem Kontext sehr spannend ist, da auch immer klarer wurde, dass nicht die ganze Welt denkt, dass meine Familie unbedingt normal ist.

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Meiner Meinung nach kamen die Kinder im Film sehr reif und erwachsen rüber. Kann das mit den täglichen Kämpfen zu tun haben, die man als Gayby in einer heteronormativen Gesellschaft, auszutragen hat?
Ich würde nicht sagen, dass die Kids andauernd am Kämpfen sind. Das sehe ich gar nicht so. Ich glaube aber, dass viele Gaybies sehr gut kommunizieren können, weil sie seit sie sprechen können, andauernd ihre Familie erklären müssen. Daher lernten viele über Familie, aber auch über queere Politiken, zu sprechen. Gleichzeitig sind die Kinder unglaublich belastbar, was eigentlich keine Eigenschaft von Kindern sein sollte. Aber sie treten jeden Tag vor die Haustüre, wissend, dass es die Möglichkeit gibt mit Homophobie konfrontiert zu werden. Auch wenn es gar nicht so sein muss. Aber allein dieses Bewusstsein schafft eine Art Belastbarkeit, ein Bereit-Sein.

Gemeinsam mit Gaybies wart ihr im australischen Bundestag. Dort hatten die Politiker*innen die Möglichkeit Fragen zu stellen. Welche Fragen sind gekommen?
Wir sind nicht mit den Kindern aus dem Film, sondern mit Erwachsenen hin. Ich kann mich nicht mehr an alle Fragen erinnern, aber wir wollten das Panel so strukturieren, dass wir langsam alle Fragen, die immer wieder kommen, durchgegangen sind. Es gibt einige wenige Fragen, die wiederholen sich: Zum Beispiel, wenn du zwei Mütter hast, kommt die Frage, ob du einen Vater vermisst. Die Leute wollen auch wissen, wie du gezeugt wurdest, ob du adoptiert bist – wie all das funktioniert. Viele fragen, ob du auf Grund deiner homosexuellen Eltern schikaniert wurdest oder wirst. Und natürlich kommt immer wieder die Frage, ob Gaybies homosexuell sind. Das klingt eigentlich sehr dumm. Aber es gibt wirklich viele Menschen, die glauben, dass es so ist.

Du hast mit Maya auch eine Firma mit dem Namen „Marla House“ gestartet zur Unterstützung weiblicher Filmemacherinnen. Ist die Branche nach wie vor männlich dominiert?
„Marla House“ haben wir eigentlich für unsere gemeinsamen Kollaborationen gestartet. „Marla“ bedeutet auf einer Aborigines-Sprache „Mädchen“. Das heißt es ist das „Mädchen Haus“, also unser Haus. Aber ja, ich bin absolut der Meinung, dass die Branche männlich dominiert ist. Das zeigen auch die Statistiken. Aber frage mich bitte nicht, wie man das...

… ändern kann?
Genau! Es gibt sehr viele Menschen, die versuchen diese Frage zu beantworten und daher gibt es auch viele verschiedene Zugänge. Meiner Meinung nach sollen wir sie alle probieren. Dabei geht es nicht nur um Frauen und Männer, sondern um LGBTIQ-Personen, aber auch um „People of Colour“. Wenn wir nur Geschichten von von weißen Männern hören und sehen, wenn nur diese kleine Gruppe repräsentiert wird, erhalten wir offensichtlich nicht das ganze Bild von Gesellschaft. Es ist wichtig, all die problematischen Systeme unserer Gesellschaft aus vielen verschiedenen Perspektiven zu zerlegen.

Valentine Auer lebt als freie Journalistin in Wien.

Wir wollen das Publikum nach dem Abspann abholen

  • 04.12.2013, 11:59

Vom 5. bis 12. Dezember findet das Filmfestival „this human world“ in Wien statt. Das Festival bietet eine Fülle an Filmpräsentationen, Diskussionen und Workshops rund um das Thema Menschenrechte. progress online hat mit Ursula Raberger und Julian Berner vom Organisationsteam des Festivals gesprochen.

Vom 5. bis 12. Dezember findet auch heuer wieder das Filmfestival „this human world“ in Wien statt. Das Festival bietet eine Fülle an Filmpräsentationen, Diskussionen und Workshops rund um das Thema Menschenrechte.

progress online hat Ursula Raberger und Julian Berner vom Organisationsteam des Festivals getroffen und mit den beiden über geplante Highlights des diesjährigen Programms, politischen Aktivismus sowie über die Schwierigkeiten, die mit der Organisation eines solchen Festivals verbunden sind gesprochen.

Was war die ursprüngliche Motivation dahinter, ein Filmfestival zum Thema Menschenrechte auch in Wien zu veranstalten?

Julian Berner: Begonnen hat das Festival in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte und dem One World Festival in Prag - dem international größten Menschenrechtsfilmfestival. Von Seiten des Publikums gab es sofort großes Interesse. So hat sich das Festival von Jahr zu Jahr weiterentwickelt.

Ursula Raberger: Die Motivation war auch, dass man in Österreich Filmen, die sich dem gesamten Spektrum Menschenrechte widmet, eine Plattform bietet - das hat es zuvor so nicht gegeben. Das Festival hat sich seit 2008 in viele Richtungen weiterentwickelt, nicht nur was das Publikum betrifft, sondern auch was die Anzahl der Filme angeht. Wir haben vor allem Dokumentarfilme, aber auch Spiel-, Animations- und Kurzfilme im Programm. Mittlerweile werden rund 80 Filme am this human world präsentiert, zum Großteil sind das Österreich-Premieren.

Die Themen, die in den Filmen behandelt werden, sind nicht gerade leicht, es geht etwa um Frauenhandel, Migration, LGBTI-Probleme et cetera. Wir wollen die Leute aber nicht einfach nach dem Film entlassen, sondern wir bieten ein sehr umfassendes Rahmenprogramm an, das aus Lectures, Workshops und Podiumsdiskussionen besteht. Wir wollen das Publikum nach dem Abspann abholen und mit ihnen diskutieren. So bieten wir dem Publikum auch eine Plattform, über die sie vielleicht einen schlummernden Aktivismus erwecken können und mit NGOs in Kontakt treten können.

Berner: Wir verstehen uns nicht als Spezialisten für jedes Thema, sondern eher als Präsentationsplattform von diversen NGOs und Zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Raberger: Es ist uns auch ein Anliegen, Initiativen vor zu stellen, die noch nicht so bekannt sind, wie zum Beispiel Hemayat (Anm: eine Organisation, die Flüchtlinge mit Kriegstraumata betreut. Siehe auch: "Ein Schleier, der sich über die Existenz legt"), die heuer den Menschenrechtspreis der LIGA bekommt.

Was können sich BesucherInnen vom diesjährigen Festival erwarten?

Raberger: Unter dem Motto this human EDUCATION konzentriert sich das Festival dieses Jahr unter anderem auf das Thema Bildung. Dabei wird es vor allem um das Thema Schul- und Hochschulbildung gehen, aber über den Tellerrand Österreichs hinaus. Es werden etwa Filme gezeigt zum Hochschulsystem in China, oder über den Lernwillen von Jugendlichen in Guinea - einem der ärmsten Staaten der Welt. Zu diesem Schwerpunkt wird es begleitend zahlreiche Workshops und Diskussionen geben.

Am 9. Dezember werden wir außerdem eine Diskussion zum Thema „Wege aus der Bildungsmisere“ veranstalten, Viktoria Spielmann von der ÖH wird dort auch mit diskutieren.

Berner: Es wir auch etwas zu den Studentenprotesten geben. Ein Rückblick auf die Proteste sowohl in Österreich als auch den Protesten in London und Sarajevo.

Ursula Raberger (Foto: Sarah Langoth)

Ein weiterer Schwerpunkt wird sich der rechtlichen Situation von LGBTI Personen weltweit annehmen. Was können Festival-BesucherInnen davon erwarten?

Raberger: Zu diesem Themenbereich werden unter anderem Filme zur Situation der Communities in Uganda und Kamerun gezeigt. Aber auch das Thema Intersexualität wird präsent sein. Außerdem wird es eine Führung auf der Uni-Wien zum Thema Homosexualität in der Wissenschaftsgeschichte geben. Die Führung findet in enger Kooperation mit dem Verein QWIEN (Anm: Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte) und dem Historiker Andreas Brunner statt.

Es wird auch zwei große Diskussionen zum LGBTI-Rights-Worldwide geben. Eine Diskussion wird das Thema Intersexualität im Fokus haben, zu diesem Thema werden wir auch einen Film aus Neuseeland zeigen. An diesem Podium wird auch die erste Intersex-Beauftragte Österreichs, Gabriele Rothuber, teilnehmen.

Ihr arbeitet dieses Jahr auch mit der Organisation „Women Make Movies“ aus New York zusammen. Wie wird sich diese Kooperation am Festival zeigen?

Raberger: Das ist eine ganz tolle Organisation, die Frauen dabei unterstützt Filme zu machen, zu produzieren und ihnen auch bei der Vermarktung hilft. Letztes Jahr haben sie ihr 40-jähriges Jubiläum gefeiert. Kristen Fitzpatrick von WMM wird zum Festival kommen und fünf ausgewählte Film-Juwelen aus ihrem Programm präsentieren.

Wird es auch ein Rahmenprogramm für Frauen geben, die Interesse daran haben selber Filme zu machen?

Raberger: Es wird eine große Diskussion zu Frauen in der Filmindustrie geben, bei der wir auch die Frage stellen werden, ob Amerika hierbei ein Vorbild sein kann. Kristen von WMM wird daran teilnehmen, aber auch Vertreterinnen von FC-Gloria, die sich der Thematik in Österreich annehmen. Das ist ein sehr spannendes Thema, vor allem auch mit Blick auf Österreich. Der Männeranteil in der Filmindustrie ist immer noch sehr hoch. Wir wollen dabei auch darüber diskutieren, was man als Frau in Österreich machen kann, um Erfolg in diesem Bereich zu haben.

Ist es euch abseits des Frauenschwerpunkts auch wichtig, dass feministische Themen eine Querschnittsmaterie am gesamten Festival sind?

Raberger: Ja, auf alle Fälle. Es ist uns auch wichtig verschiedene Strömungen in der Frauenbewegung zu zeigen, auch solche die nicht unbedingt Gehör finden. Zum Beispiel werden wir einen Film über den feministischen Protest in Tunesien nach Ben-Ali zeigen.

Einer meiner persönlichen Highlights wird der Film „Untold Stories“ sein. Der Film beschäftigt sich mit der iranischen Frauenbewegung. Dabei stellt sich eine Exiliranerin, die mittlerweile in Schweden lebt, die Frage was eigentlich mit ihren Mitstreiterinnen im Iran geworden ist und macht sich auf die Suche nach ihnen. Sie findet diese Frauen schließlich und lädt sie zu einem Austausch nach Schweden ein. Sie erzählen dann von ihren Erlebnissen in den Folterkellern des Regimes. Das ist eine sehr bewegende Dokumentation, die auch die Kraft dieser Frauen betont.

Berner: Wir achten am Festival generell auf eine sehr ausgewogene Mischung. Uns ist eine ausgeglichene Geschlechterdurchmischung in unserem Ehren-Komitee, in der Jury aber auch bei allen Diskussionen und den Workshops wichtig.

This human world will ja nicht einfach nur ein Filmfestival sein, sondern will BesucherInnen auch dazu anregen selbst aktiv zu werden. Wie wollt ihr diesen Spagat bewältigen?

Berner: Wir wollen nicht einfach nur Betroffenheit auslösen, sondern auch einen positiven Zugang bieten, um zu zeigen, dass politische Arbeit eine Bereicherung für Alle sein kann. Auch wenn es oft schwere Filme sind, es soll kein schweres Festival sein, das traurig macht.

Es soll auch kein Festival sein, von dem man einfach schockiert entlassen wird. Im Gegenteil: Es soll verschiedene politische und aktionistische Strömungen genauso aufzeigen, wie Möglichkeiten selbst aktiv werden zu können.

Julian Berner (Foto: Sarah Langoth)

Seit gut einem Jahr gibt es in Wien die selbstorganisierten Refugeeproteste. Nächstes Jahr wird eine Dokumentation von Igor Hauzenberger über diese Proteste erscheinen. Ihr kooperiert dieses Jahr auch mit ihm. Was könnt ihr uns über diese Kooperation erzählen?

Berner: Er hat den diesjährigen Trailer des Festivals gemacht, der aus seinem Material für die Dokumentation über das Protest-Camp besteht. Das ist eine wirklich tolle Produktion. Uns ist es auch ein Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, was gerade auch in Wien passiert. Igor Hauzenberger wird während des Festivals auch eine Präsentation über den derzeitigen Stand der Dokumentation geben.

Wird es am Festival Möglichkeiten für die Refugees geben, ein Sprachrohr zu bekommen?

Berner: Die Präsentation von Igor ist durchaus dafür gedacht. Darum dreht sich der gesamte Dokumentarfilm, dass eben diese Leute eine Bühne bekommen.

Ihr wollt ein sehr gemischtes Publikum ansprechen. Gleichzeitig hat sich das Festival in den letzten Jahren sehr stark auf einen innerstädtischen Bereich beschränkt. Gibt es Überlegungen das Festival künftig mehr über Wien zu verteilen?

Berner: Dazu gibt es bereits Bestrebungen. Dieses Jahr verändern wir das bereits auch ein wenig. So wird die Brunnenpassage heuer auch einer der Veranstaltungsorte sein. Unter anderem wird der Eröffnungsfilm dort präsentiert - und zwar gratis. Das ist unser erster Versuch aus dem innerstädtischen Bereich heraus zu kommen.

Raberger: Wir wollen Menschen einladen, an der Menschenrechtsthematik Teil zu haben, die vorher vielleicht nicht die Möglichkeit gehabt hätten, weil sie unser Filmfestival bisher einfach nicht auf ihrem Radar hatten. 

Wie schwierig ist es jedes Jahr wieder SponsorInnen und UnterstützerInnen für das Festival zu finden?

Berner: Sehr schwierig. Wir hanteln uns von Jahr zu Jahr.

Raberger: Es ist jedes Jahr aufs Neue wieder ein Kampf.
Berner: Es ist aber auch ein zweischneidiges Schwert. Wir haben wahnsinnig viele UnterstützerInnen, die immer mit Inbrunst dabei sind. Das ist sehr befriedigend. So oder so ist es aber ein großer finanzieller Aufwand.

Bekommt ihr keine finanzielle Unterstützung vom Bund oder von der Stadt?

Berner: Doch natürlich, ohne diese Unterstützung wäre es absolut unmöglich.

Wo würdet ihr das Festival in ein paar Jahren gerne sehen?

Raberger: Ich würde mich freuen wenn das Festival vermehrt ein Publikum erreicht, dass nicht bereits per se aktivistisch tätig ist. Und, dass wir auch weiterhin für eine breitere Öffentlichkeit sorgen, für Themen die sonst wenig Gehör finden.

Berner: Ich wünsche mir, dass das Festival es weiterhin schafft darauf aufmerksam zu machen, dass man sich täglich entscheidet, was rund um einen passiert und was bei einem selbst passiert. Plus, dass wir einmal die Mittel haben wirklich alle FilmemacherInnen, die wir einladen wollen, auch wirklich einladen zu können.

this human world

Programmheft

Ursula Raberger promovierte zum Thema queerer israelischer Film an der Universität Wien und arbeitet seit 4 Jahren für das internationale LGBT-Filmfestival TLVFest in Tel Aviv. Heuer ist sie als Vertretung der Künstlerischen Leitung bei this human world tätig und übernimmt die Leitung der PR des Filmfestivals

Julian Berner schloss 2009 sein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF "Konrad Wolf") in Berlin/Potsdam-Babelsberg ab. Nach der mehrjährigen Organisation des größten internationalen Studentenfilmfestivals „Sehsüchte“ in Berlin, leitet er seit 2010 gemeinsam mit Zora Bachmann das this human world Filmfestival.