Feminismus

ONLY RIGHTS CAN STOP THE WRONGS!

  • 02.06.2016, 13:54
Anlässlich des Internationalen Hurentages am 2. Juni 2016 erklärt LEFÖ / TAMPEP ein paar grundsätzliche Begrifflichkeiten und stellt die Positionierung von SexarbeiterInnenselbstorganisationen und deren UnterstützerInnen vor.

Anlässlich des Internationalen Hurentages am 2. Juni 2016 erklärt LEFÖ / TAMPEP ein paar grundsätzliche Begrifflichkeiten und stellt die Positionierung von SexarbeiterInnenselbstorganisationen und deren UnterstützerInnen vor.

Dieser Beitrag ist eine gekürzte und leicht veränderte Version des Briefing Papers der TAMPEP International Foundation, die vollständige Version ist unter diesem Link abrufbar.


Was genau bedeutet Entkriminalisierung? Wenn man alle Forderungen von Sexarbeiter_innen mit einem Wort zusammenfassen könnte, wäre dieses Entkriminalisierung. Progressive Regierungen in Neuseeland und New South Wales in Australien haben ein legislatives Entkriminalisierungsmodell eingeführt, um die Situation von Sexarbeiter_innen zu verbessern. Vor kurzem wurde dieses Modell von der neuseeländischen Regierung und dem New Zealand Prostitutes Collective positiv evaluiert. Die Ergebnisse dieser Evaluation zeigen eine signifikante Reduktion der Vulnerabilität von Sexarbeiter_innen und belegen einen verbesserten Zugang zu Menschenrechten.Unter Entkriminalisierung versteht man die Abschaffung aller strafrechtlichen Maßnahmen, die Sexarbeit betreffen und gleichzeitig einen Weg, um sicherzustellen, dass Regierungen die Menschenrechte von Sexarbeiter_innen achten. Die Forderung nach Entkriminalisierung beinhaltet auch die Aufhebung strafrechtlicher Maßnahmen, die in die Sexarbeit involvierte Dritte betreffen. Außerdem soll so sichergestellt werden, dass Sexarbeiter_innen unabhängig oder in Kooperativen arbeiten können. Selbstbestimmung und Autonomie von Sexarbeiter_innen gehören maßgeblich zum Verständnis des Entkriminalisierungsmodells.

Sexarbeiter_innen und ihre Unterstützer_innen treten häufig für die vollständige Entkriminalisierung im Rahmen eines Rechtssystems ein, das auch anderweitige Hürden beseitigt, die gerade migrantische Sexarbeiter_innen vulnerabel gegenüber Gewalt und Menschenhandel machen und gleichen Zugang zu Menschenrechten erschweren. Der Leitgedanke hinter diesem Ansatz ist, dass Regierungen zur Bekämpfung der Vulnerabilität von Sexarbeiter_innen den vollständigen Schutz ihrer Menschenrechte gewährleisten müssen, unabhängig von ihrer Nationalität oder ihrem aufenthaltsrechtlichen Status im Gastland. Diese zu schützenden Rechte umfassen unter anderem das Recht auf Leben, Gesundheit, Migration, Arbeit, Privatsphäre, Vereinigung, Gleichheit vor dem Gesetz und das Recht, frei von Menschenhandel und sklavereiähnlichen Praktiken zu sein.

Trotz der Forderungen nach Entkriminalisierung werden die Gesetze zu Sexarbeit im europäischen Raum immer strenger und repressiver. Sexarbeit wird von Regierungen und der Gesellschaft kaum als Arbeit anerkannt. Das liegt vor allem an dem Stigma, mit dem Sexarbeit behaftet ist, das die mächtigste Waffe gegen die Anerkennung von Sexarbeit als Arbeit darstellt. In der Praxis bedeutet das, dass Entscheidungsträger_innen Maßnahmen entwickeln und einführen, die Würde und Menschenrechte von Sexarbeiter_innen untergraben. So wird weder die Selbstbestimmung und Autonomie von Sexarbeiter_innen gefördert, noch werden ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessert.

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Besonderer Fokus: Migration. Es bestehen deutliche Zusammenhänge zwischen diesem repressiven Trend und der aktuellen Debatte um Menschenhandel. Anti-Prostitutionsgruppen benutzen diese, um auf die Abschaffung der Prostitution zu drängen. Die Anti-Immigrationslobby benutzt den Menschenhandelsdiskurs, um strengere Einwanderungsbeschränkungen zu fordern. Die Stimmen von Sexarbeiter_innen werden dabei von Entscheidungsträger_innen und Massenmedien häufig ignoriert oder missbraucht. Durch diese Unsichtbarkeit und Isolation sind migrantische Sexarbeiter_innen besonders von repressiven Maßnahmen und der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit betroffen.

Die Kriminalisierung von Sexarbeit, Sexarbeiter_innen und ihren Kund_innen wird häufig von Anti-Migrationsgesetzen begleitet, die darauf abzielen, undokumentierte Migrant_innen zu verhaften und abzuschieben. Das führt dazu, dass migrantische Sexarbeiter_innen in den Untergrund und versteckte Arbeitsbereiche gedrängt werden, um der Verfolgung und dem Risiko einer Abschiebung zu entgehen. Dieser Trend verschärft die Gefahr für Sexarbeiter_innen, Opfer von Menschenhandel zu werden, und verringert ihre Zugangsmöglichkeiten zu Unterstützung und Gesundheitsleistungen sowie zu Rechten und Justiz.

Migration muss als entscheidender Faktor für die Analyse von Sexarbeit in Europa berücksichtigt werden. Migrant_innen machen bei Weitem die größte Gruppe von Sexarbeiter_innen in der Region aus. Undokumentierte migrantische Sexarbeiter_innen sind besonders von Strafverfolgungen betroffen und erleben ein hohes Ausmaß an Gewalt und Ausbeutung. Diese Problemlage hat sich durch die Folgen der Finanzkrise, die die EU und den Rest der Welt seit 2008 prägen, durch im Zuge der Terrorismusbekämpfung spontan beschlossene Gesetze zur Bewahrung der nationalen Sicherheit sowie durch Gesetze zur öffentlichen Sicherheit verschlechtert.

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Menschenhandel vs. Sexarbeit. Um gegen Rechtsverstöße und Missbrauch in der Sexindustrie vorzugehen, haben die EU-Mitgliedsstaaten den Kampf gegen den Menschenhandel dazu genutzt, Prostitution und Migration zu bekämpfen. Ein sicheres Umfeld, in dem Sexarbeiter_innen arbeiten und sich selbst organisieren können und in dem gute Arbeitsbedingungen gewährleistet werden, wurde hingegen nicht geschafft. Die Sexindustrie hingegen zu zerstören, bedeutet für Sexarbeiter_innen einen schwerwiegenden Eingriff in ihren Lebens- und Arbeitsalltag und zwingt sie in die Illegalität und Isolation. Gleichzeitig werden Menschenhandelsopfer selten gefunden – und wenn sie gefunden werden, werden ihre Bedürfnisse kaum adäquat gehandhabt. Entscheidungsträger_innen setzen Sexarbeit mit Menschenhandel gleich, was einerseits zu ineffektiven und alle Sexarbeiter_innen betreffenden Gesetzen führt, während andererseits die Bedürfnisse derjenigen Sexarbeiter_innen, die nicht von Menschenhandel betroffen sind, ignoriert werden.

Zieht man eine breite Definition von Menschenhandel heran, wird deutlich, dass Maßnahmen und Gesetze zur Bekämpfung von Menschenhandel das breite Spektrum, in denen Menschen von Menschenhandel betroffen sein können, wie z.B. in der Bauwirtschaft, Landwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie, Haus- und Pflegearbeit, widerspiegeln müssen. Obwohl belegt ist, dass Menschenhandel und Zwangsarbeit dadurch angetrieben werden, dass eine steigende Nachfrage nach billigen, unqualifizierten und einfach entbehrlichen Arbeitskräften mit immer restriktiver werdenden Einwanderungsbestimmungen und einem Mangel an arbeitsrechtlichen Absicherungen für migrantische Arbeitskräfte kombiniert wird, wird im Rahmen von Gesetzgebungen gegen diese strukturellen Determinanten von Menschenhandel und Zwangsarbeit nicht vorgegangen.

 

Die Interpretation von Menschenhandel, die die EU Strategien beeinflusst hat, verschleiert sowohl die Verbindungen zwischen Migrationspolitik und „Menschenhandel“ - also auch die Verbindungen zwischen Prostitutionspolitik und Zwangsarbeit in der Sexindustrie. Die Gleichsetzung von Sexarbeit und Menschenhandel hat sowohl in der politischen Debatte als auch in den Medien übertriebene Ausmaße erreicht. Eine verstärkte Sichtbarkeit von Sexarbeiter_innen in diesen Debatten könnte einen Weg darstellen, um Opfermythen zu bekämpfen und ein Bewusstsein für die Situation von Sexarbeiter_innen in Europa zu schaffen. Außerdem ist TAMPEP davon überzeugt, dass Sexarbeiter_innen gute Verbündete im Kampf gegen Menschenhandel sein können, da sie auf tatsächliche Opfer hinweisen könnten, sofern sie nicht selbst häufig kriminalisiert und unterbunden werden würden.

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Das Schwedische Modell. Abolitionistische feministische Lobbygruppen wie die European Women’s Lobby und Equality Now werden immer stärker und einflussreicher. Im Zuge der momentanen Debatten und der damit zusammenhängenden politischen Interessen zum Thema Frauenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und Prostitution haben diese Gruppen finanzielle Unterstützung bekommen. Abolitionistische Feminst_innen und Organisationen unterstützen häufig das sogenannte Schwedische Modell, was sich inzwischen zu einem gefährlichen europäischen und globalen Trend entwickelt hat.

Das Schwedische Modell – ein 1999 in Schweden entwickeltes Gesetzesmodell – zielt darauf ab, das Auftreten der Prostitution zu reduzieren, nicht aber darauf, sichere Arbeitsbedingungen für Sexarbeiter_innen zu gewährleisten. Diese rechtliche Initiative kriminalisiert Kund_innen von Sexarbeiter_innen und begreift alle Menschen in der Sexindustrie als Opfer. In Europa haben mehrere Staaten (Norwegen, Island und Nordirland, zuletzt auch Frankreich) Gesetze eingeführt, die Sexarbeiter_innen oder den Kauf sexueller Dienstleistungen kriminalisieren, ohne dabei Rücksicht auf die negativen Konsequenzen zu nehmen, die das für Sexarbeiter_innen hat. Schwedische Sexarbeiter_innen beobachten, dass ihnen nun weniger Zeit zur Verfügung steht, Arbeitsbedingungen oder sichere Arbeitsplätze auszuhandeln. Sexarbeiter_innen, die in privaten Räumlichkeiten arbeiten, können nicht länger Informationen wie z.B. Name und Telefonnummer ihrer Kund_innen verlangen und haben keine Zeit zu verhandeln, welche Leistungen angeboten werden können, wodurch ihre Sicherheit beeinträchtigt wird.

Sexarbeiterinnen, die im öffentlichen Raum auf der Straße arbeiten, sind am stärksten betroffen: Sie sind gezwungen, an den Rändern der Städte zu arbeiten, in kaum sichtbaren und schlecht zugänglichen Gebieten, in denen die Polizei ihre Kund_innen nicht verhaften kann. Es wird dadurch immer unwahrscheinlicher, dass sie Kontakt zu Beratungsstellen haben. Das Schwedische Modell basiert auf Ideologie und nicht auf Fakten. Wenn Kund_innen sich in der Gefahr sehen, verhaftet zu werden, wird Prostitution automatisch in den Untergrund gedrängt. Die Kriminalisierung von Kund_innen untergräbt die Selbstbestimmung von Sexarbeiter_innen, zwingt sie zudem in den Untergrund und verstärkt außerdem die Stigmatisierung und Diskriminierung, die bereits jetzt zur Marginalisierung von Sexarbeiter_innen führt.

Obwohl die gegenwärtigen gesetzlichen Regelungen in Ländern wie den Niederlanden und Deutschland nicht frei von Problemen sind, delegitimieren die Ansätze zur Regulierung der Sexindustrie die Sexarbeit nicht und versuchen nicht wie das Schwedische Modell, Sexarbeit abzuschaffen. Befürworter_innen der Kriminalisierung von Kund_innen oder Sexarbeit insgesamt sind bereit, unter dem Vorwand des Schutzes von Frauen die Ansichten und Meinungen derjenigen außer Acht zu lassen, die direkt von dieser Kriminalisierung betroffen sind: Sexarbeiter_innen selbst.

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Verein LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen
Kettenbrückengasse 15/II/4,
A-1050 Wien
Mail: info@lefoe.at
Web: www.lefoe.at

Die Suffragetten im Kino

  • 10.03.2016, 18:18
Protest, Hungerstreik, Bomben. Die Aktionen der sogenannten „Suffragetten“ sind fast in Vergessenheit geraten. 100 Jahre später kommt der Kampf ums Wahlrecht und um die Gleichstellung von Mann und Frau ins Kino. Der Film „Suffragette – Taten statt Worte“ zeichnet die historischen Ereignisse nach.

Protest, Hungerstreik, Bomben. Die Aktionen der sogenannten „Suffragetten“ sind fast in Vergessenheit geraten. 100 Jahre später kommt der Kampf ums Wahlrecht und um die Gleichstellung von Mann und Frau ins Kino. Der Film „Suffragette – Taten statt Worte“ zeichnet die historischen Ereignisse nach.

Im Abspann wird es spannend. Es sind Zahlen und Länder, die vor Augen führen, wann das Frauenwahlrecht umgesetzt wurde: 1918 in Österreich, 1920 in den USA, 1944 in Frankreich, 1971 in der Schweiz und 1974 in Jordanien. In Saudi-Arabien haben Frauen seit 2015 das aktive und passive Wahlrecht bei Kommunalwahlen.

Keine Vielfalt. Es ist erstaunlich, dass es mehr als 100 Jahre gedauert hat, bis der Kampf der „Suffragetten“ (von englisch/französisch „suffrage“ – Wahlrecht) filmisch verarbeitet worden ist. Oder vielleicht auch nicht: Denn Frauen spielen in der Filmindustrie, sowohl auf der Leinwand wie auch hinter den Kulissen, eine Minderheitenrolle. Die Geschichte von Frauen wird selten erzählt – und wenn, dann als kitschige „Sissi“-Variante. Nur 17 Prozent der Mitglieder jener Jury, die Jahr für Jahr die Oscars vergibt, sind Frauen. Die tragenden Figuren in den 100 erfolgreichsten Hollywood-Produktionen sind der Studie „It’s a Man’s (Celluloid) World“ von Martha M. Lauzen zufolge vorwiegend männlich.

Kein Wunder also, dass sich bisher nur wenige Filme und Serien dem Thema gewidmet haben. 1964 singt Winifred Banks in Walt Disneys „Mary Poppins“ den Song „Sister Suffragette“ – eine frühe Hommage an die Frauenrechts- Bewegung und deren prominente Vorkämpferin, Emmeline Pankhurst (1858-1928). Die Erfolgs-Serie „Downton Abbey“ lässt in einer Episode Lady Sybil zur Suffragette werden. In der Serie „Upstairs, Downstairs“ wird Elizabeth während einer Demonstration verhaftet und gerät mit anderen Suffragetten sowie Serienfigur Rose in Gefangenschaft. Hinter Gittern wird Rose Zeugin von Zwangsernährung und Misshandlung. 2013 strahlte die BBC die Sitcom „Up the Women“ aus. Der Kampf um Frauenrechte wird darin geographisch von London nach Banbury verlagert. Margaret (gespielt von Jessica Hynes) versucht, ihre Handarbeitsgruppe in eine Suffragetten- Gruppe zu verwandeln, erhält jedoch Gegenwind von Gruppenmitglied Helen (Zitat: „Das aktuelle System funktioniert perfekt. Ich sage meinem Mann, was er wählen soll.“). In „Up the Women“ steht interessanterweise nicht der Kampf „Frauen gegen Männer“ im Vordergrund: Hier stehen sich Frauen gegenseitig im Weg. Nach zwei Staffeln mit neun Episoden lief die durch Ironie und Wortwitz glänzende Sitcom 2015 aus.

Zum ersten Mal aber steht mit bei „Suffragette – Taten statt Worte“ eine ganze Kinoproduktion – und nicht nur einzelne Episoden oder eine Fernsehserie – im Zeichen des Kampfs um das Wahlrecht für Frauen.

Eine von vielen. Die Entscheidung der Regisseurin einen einzelnen Menschen zu porträtieren – und nicht etwa die Galionsfigur der Suffragetten, Emmeline Pankhurst – erweist sich als richtig. Carey Mulligan brilliert in der Rolle der fiktiven Wäschereimitarbeiterin Maud Watts. Seit ihrer Kindheit schuftet sie in einer Wäscherei im Londoner East End, wird vom Fabrikanten missbraucht und ohne schulische Ausbildung zu einem tristen Dasein verurteilt. Machtlos, weil rechtelos – was ihr Kind, ihre Arbeit und die Politik betrifft. Zufällig, über ihre Kollegin Violet, gerät sie in Kontakt mit der Suffragetten-Bewegung und beschließt sich zu engagieren. Emmeline Pankhurst dagegen, die historisch bedeutsame Frauenrechtlerin, hat, gespielt von Meryl Streep, nur einen Fünf-Minuten-Auftritt. Ihre Rede an die Frauen geht nicht nur Maud Watts ins Ohr, sondern auch den ZuschauerInnen 2016 im Kinosaal.

Es geht dabei – und das ist ein wesentlicher Verdienst von Regisseurin Sarah Gavron – nicht nur um das Frauenwahlrecht. „Ein anderes Leben ist möglich“, lässt die Regisseurin Maud sagen, und drückt damit aus, worum es den Suffragetten auch ging: Den besseren Zugang zu Arbeit und Bildung.

„Deeds, not words“. Nach diesem Motto kämpften um die Jahrhundertwende tausende Frauen aus allen Schichten der Gesellschaft in Großbritannien und den USA für ihre Rechte. Nachdem jahrzehntelang friedliche Mittel nicht zum Erfolg geführt hatten, änderten die Suffragetten gegen 1910 ihre Taktik. Sie setzten Landsitze in Brand, sprengten Briefkästen, warfen Steine in Schaufenster und wehrten sich mit Hungerstreiks gegen miserable Haftbedingungen. Die Behörden reagierten mit Zwangsernährung, Inhaftierung und Überwachung auf die militanten Aktionen.

Die spektakulären Aktionen der Suffragetten stellt die Regisseurin im Film nicht in Frage. Gewalt als radikales Mittel zum Zweck erscheint legitim. Eines war den Suffragetten durch ihre Aktionen jedenfalls sicher: die Aufmerksamkeit von Medien und Öffentlichkeit. Am 4. Juni 1913 warf sich Emily Wilding Davison beim English Derby in Epsom vor ein königliches Pferd und verstarb einige Tage später. Ob Unfall, Leichtsinn oder Selbstmord – sicher war den Suffragetten das Licht der Wochenschau-Kameras beim Begräbnis von Davison, der zum gewaltigen Protestzug der wurde. Die Original-Wochenschauaufnahmen geben dem Film von Gavron Glaubwürdigkeit – und beeindrucken auch heute noch.

Susanne Weber hat Politikwissenschaft in Wien und Brüssel studiert und arbeitet als Pressereferentin.

fiber_feminismus

  • 08.03.2016, 19:21
Ich habe endlich fiber. Seit 2015 ist das erste Buch des fiber-Kollektivs erhältlich.

Ich habe endlich fiber. Seit 2015 ist das erste Buch des fiber-Kollektivs erhältlich. Ein Herzstück des seit 2002 bestehenden Kollektivs und Wundertüte für alle fiber-Fanatiker_innen und für die, die es noch werden wollen. Jedes halbe Jahr ein Magazin herauszubringen ist eine Sache, doch ein Buch zu produzieren, das den dynamischen und queer_feministischen Geist des fiber-Kollektivs einfangen soll, eine ganz andere. Keine leichte Aufgabe für die fibrigen Freigeister. Auf 287 Seiten findet ihr zahlreiche neue und alte Texte zu den queer_feministischen Entwicklungen der letzten zwölf Jahre, die das Magazin festgehalten und behandelt hat.

fiber-Feminismus schenkt uns einen tiefen Einblick in die Arbeit und Herangehensweise des Kollektivs. An künstlerischer Gestaltung à la fiber wird ebenfalls nicht gespart. Von „Sprach-k(r)ämpfe“ zu „Wer ist die queerste im ganzen Land“. Von „Die kleine Geschichte vom endlosen Kommen“ zu „Did she put up a fight“. Von „Wiksern und Weibern“ zu „Punk – Das Ende der Utopie“. Das und vieles mehr stecken in der trilogischen Komposition Werkstoff, Feminismus und Popkultur, die das Buch gliedern. „This is a ‚must‘ read for anyone who wants to stay cool“, so Judith Butler anlässlich der Erscheinung des Buches. Ich stimme der Das-Geschlecht-ist-ein-Konstrukt-Göttin nur zu und werde es auch jeder/m so mit auf den Weg geben.

Carmela Migliozzi studiert Deutsch und Italienisch auf Lehramt an der Universität Wien.

Die Id Girls kommen

  • 08.03.2016, 19:06
Was hat Freuds „Es“ mit der Comedy-Serie „Broad City“ zu tun?

Das Magazin The New Yorker hat den Begriff „Id Girls“ für die Macherinnen und Hauptdarstellerinnen der Comedy-Serie „Broad City“ erfunden. Id ist Englisch für Freuds Es, den unbewussten, triebhaften Teil einer Person. Mit Amy Poehler als ausführender Produzentin begann Mitte Februar die dritte Staffel der lustig verstörenden Fernsehserie über das Leben zweier Twentysomethings in New York. Die zwei auf sonderbare Weise sympathischen Frauen verkörpern die zwei Hauptambitionen der Hipster- Generation – sie wollen kreativ sein und Hedonismus leben. Illana versucht so wenig wie möglich zu arbeiten und so viel wie möglich zu kiffen, wobei ihr Lieblingsversteck für ihre Rauchwaren ihre Vagina ist. Abbi möchte als Graphikdesignerin arbeiten. Sie finanzieren sich über Jobs im Fitnessstudio und im Marketing.

Eine einfache Rechnung geht auf: Da die zwei Hauptdarstellerinnen weiblich sind und quasi alle Witze über sie laufen, ist feministische Subversion in fast jeder Szene aufzufinden. Unsicherheit und Laissez-faire sind hier auch in weiblicher Gestalt sympathisch, nicht mal Körperflüssigkeitshumor braucht ein männliches Pendant.

„Broad City“ macht die Diversität New Yorks sichtbar und der bizzare Humor ist radikaler als in der Schwesternserie „Girls“. Die Protagonistinnen sind sich ihrer Position als weiße Frauen in der Gesellschaft zumindest teilweise bewusst, vor allem Illana spricht Themen wie White Supremacy, Prekarität und Transfeminismus manchmal an. Die Freundinnen propagieren ein wenig am Mainstream orientiertes Körperselbstbild, obwohl Selbstzweifel auch hier nicht zu kurz kommen.

Der Titelsong Latino N’Proud passt perfekt in die Collage aus dem Big Apple. Die Comediennes nehmen hin und wieder gestische Anleihen im Hip Hop. Sie kopieren übertriebene Männlichkeitsposen und Machtdemonstrationen und verwenden dies als Kritik am weißen Patriarchat. Fraglich bleibt, ob damit nicht eine unwillkürliche Allianz mit eben jenem hergestellt wird, da über schwarze Kultur und vor allem Körper gelacht werden darf.

Sarah Binder hat an der Akademie der Bildenden Künste Wien Konzeptkunst studiert.

 

Zwei mal „Wo kommen Kinder her?“, ohne heteronormative Kackscheiße

  • 29.01.2016, 17:52

Zwei Bücher, zwei Kinder, zwei unterschiedliche Familien, zwei Geschichten darüber, wie Eltern zu Kindern kommen. Zwei Mal kinderfreundliche Erklärungen, die darauf verzichten, die Mär von Zweigeschlechtlichkeit und Vater-Mutter-Kind-Familien zu zementieren.

Zwei Bücher, zwei Kinder, zwei unterschiedliche Familien, zwei Geschichten darüber, wie Eltern zu Kindern kommen. Zwei Mal kinderfreundliche Erklärungen, die darauf verzichten, die Mär von Zweigeschlechtlichkeit und Vater-Mutter-Kind-Familien zu zementieren.

Wie Single-Vater Tobias mit Lotta schwanger wurde, erfährst du in „Wie Lotta geboren wurde“.

Die Geschichte fängt bereits vor seiner Schwangerschaft an, erzählt von Tobias Hobbys und seinen Freund_innen. Ein Freund schenkte ihm die Samen, die er benötigte, um Lotta zu bekommen. Dass Tobias vermutlich ein trans* oder inter* Mann ist und weshalb er eine Gebärmutter hat, wird nicht unnötig thematisiert. Stattdessen betont das Büchlein Tobias' Vorfreude – und wie er zusammen mit Freund_innen und Verwandten jubelte, als Lotta endlich auf der Welt war.

„Maxime will ein Geschwister“! Oder gleich mehrere. Dabei ist für ihn das Geschlecht des potentiellen Geschwisterchens gänzlich irrelevant und wird nicht mal angesprochen. Macht einfach mal, Mamis! Die beiden Mütter sind einverstanden, greifen zur anonymen Samenspende und neun Monate später kann Maxime sein Geschwister Nikola im Arm halten.

Test

Beide Bücher behandeln eine ähnliche Thematik und eignen sich beide dafür, Kindern zu erklären, wie sie auf die Welt kamen, ohne ihnen dabei gleich cissexistische Unwahrheiten à la „alle Frauen können schwanger werden, alle Männer können das nicht“ aufzutischen. Auch die Mär von der Familie, die unbedingt genau einen Vater und genau eine Mutter bräuchte, bleibt den Kindern so erspart. Ein klares Plus für alle Kids: Sowohl für die, deren Familie nie in Kinderbüchern vorkommt, als auch für alle anderen, die so ein bisschen über den Tellerrand raus schauen können, von Kindern bis Erzieher_innen. Je nach Alter der Kinder können sie auch als Anstoß dienen, über Geschlecht zu sprechen: z.B. warum wir bei jedem Menschen unbedingt das Geschlecht wissen wollen. Oder warum die meistern Eltern auf „Bruder oder Schwester“ beharren, statt einfach wie in Maximes Geschichte „Geschwister“ zu benutzen.

Die Erklärungen zum Ablauf einer Schwangerschaft sind liebevoll und kleinkindgerecht. Körperteile sind weniger wichtig als das Wesentliche: Die Freude, die mit den Kindern und dem Kinderbekommen verbunden ist. So dass jedes Kind weiß: Die Hauptsache ist, dass meine Eltern sich bewusst für mich entschieden haben und sich darüber freuen, dass es mich gibt!

Auch die Vielfalt von möglichen Bezugspersonen und Familienformen wird betont. Nicht nur Maxime und seine Mütter oder deren Verwandten freuen sich über das Baby , sondern auch Mitbewohner_innen und Freund_innen sind gleichberechtigt dabei. Nicht angesprochen, aber gezeigt wird, dass nicht alle in einer Familie die gleiche Hautfarbe haben müssen: Maxime ist ebenso wie eine seiner Mütter Schwarz, Baby Nikola und die andere Mutter weiß.

Der Zeichenstil der Bücher ist liebevoll minimalistisch auf das Wesentliche reduziert. Verbunden mit tuscheähnlicher Zeichnung spricht das stringente Farbkonzepte sehr an: Keine Hintergründe, als Farben nur Schwarz, Gelb und ein Hauch Rot in Lottas Geschichte, Schwarz, Lila und Grautöne in Maximes Büchlein.

Hinter den Mini-Format-Büchern (13,6 x 13,6 cm) steht der neue, reichlich queere Zwei-Personen-Verlag „Atelier 9 ¾“ , der sich auf Comics und Kinderbücher spezialisiert hat.  „Wie Lotta geboren wurde“ gibt es sogar schon auf Schwedisch.

Non Chérie studiert mitunter versehentlich an der Universität Wien, macht meist feministisches Gedöns und queeren Krempel.

Beide Bücher könnt ihr euch auch gleich ausleihen – in der queer_feministischen Bibliothek der ÖH Bundesvertretung. Dort gibt es einen ganzen Schwerpunkt zu nicht-normativen und queerfreundlichen Kinderbüchern für verschiedene Altersstufen und zu diversen Themen. Schaut vorbei.

Mit Burka gegen das Böse

  • 25.06.2015, 10:58

Superheld*innen des Marvel-Verlags haben nun auch Migrationshintergrund und tragen Kopftuch. Die multikulturellen Hero*ines spielen in der Comicwelt eine genauso wichtige Rolle wie Wolverine, Thor und Iron Man.

Superheld*innen des Marvel-Verlags haben nun auch Migrationshintergrund und tragen Kopftuch. Die multikulturellen Hero*ines spielen in der Comicwelt eine genauso wichtige Rolle wie Wolverine, Thor und Iron Man.

Sie hat eine blonde, wallende Mähne, Kurven wohin das Auge reicht und zeigt  dem  männlichem  Geschlecht, wo der Hammer hängt. So kannten Comic-Fans die bisherige Ms. Marvel. Weibliche Figuren wurden stets maß- los anzüglich gezeichnet. „Mich hat bis dato die übertrieben sexualisierte Dar- stellung der Frau in Comics gestört“, kritisiert die muslimische Feministin Dudu Kücükgöl. Die idealisierte weibli- che Frau sei nicht realitätsgetreu, die Körper stets normiert. „Da ist mir eine Spidermanfigur lieber als eine Heroine mit unrealistischen Körpermaßen“, so die Wirtschaftspädagogin. Das Comic- Imperium Marvel beschloss jedoch, mit der Zeit zu gehen und realitätsna- here Charaktere zu schaffen. Dunkle Haare und Teint, eine geballte Faust verziert mit Ringen, ein Teenie in seiner Blütezeit – die neue Ms. Marvel ist rebellisch  unterwegs.

PAKISTANI-PUNK. Eine Heldin mehr im Marvel-Kosmos – was ist schon dabei? Viel, denn die inter- nationale mediale Aufmerksamkeit war groß. Grund dafür war Kamala Khan. Kamala aka Ms. Marvel ist eine US-Amerikanerin mit pakistanischen Wurzeln. Interessant ist, dass die neue Ms. Marvel Muslima ist. Bei keinem*r bekannten Superhelden*in stand das Thema Religion bisher im Vordergrund – ob  Iron Man dem Christentum oder Buddhismus zugeneigt ist, davon war nie die Rede.

Fäuste mit einer Power, die dich ins Nirvana befördern können – und längere Beine als Heidi Klum. Kamalas Skill ist  es, ihren Körper nach Lust  und Laune zu formen. Die Macherinnen* der neuen Ms. Marvel, G. Willow Wilson und Sanaa Amanat, wollten eine Figur kreieren, mit der sich viele Mädchen identifizieren können - Migrationshintergrund hin oder her.

Sanaa Amanat ist selbst US-Amerikanerin mit pakistanischen Wurzeln und hat viele eigene Erlebnisse in die Figur einfließen lassen. Somit ist Kamala ein Vorzeigemädchen des amerikanisch-muslimischen Lifestyles. „Die Comicwelt reflektiert oft gesellschaftspolitische Entwicklungen. Man kann aber auch sagen, dass der Anstieg der muslimischen Charaktere etwas mit dem modernen muslimischen Lifestyle zu tun hat“, meint Medienmanager Karim Saad.

DIE ZERISSENEN. Kamala ist übrigens nicht die erste Muslima in amerikanischen Comics, die mit traditionellen Stereotypen und Geschlechternormen konfrontiert wird. 2002 widmete Marvel einer Burkaträgerin eine komplette Serie. Sooraya Qadir, alias Dust, kann sich in einen tödlichen Sandsturm verwandeln. Durch Wolverines Hilfe kommt die Afghanin nach New York, wo sie in den Kreis der Young X-Men aufgenommen wird. Im Land der unbegrenzten Freiheit und Demokratie ist die Burka jedoch ein No-Go! Neben emanzipierten Superheldinnen muss Dust auch mit anderen Outlaws fertig werden.  Erstaunlich ist, dass Dust im kompletten Comic kein einziges Mal enthüllt wird: , Ninja-Feeling pur! Weniger Arbeit für uns, dachten sich die Zeichner"'innen. Dass es sogar Sequenzen gibt, in denen Sooraya betet, fasziniert nicht nur muslimische Comicleser*innen. Hier werden tiefe Einblicke in das Leben einer Super-Muslima gewährt, aber ebenso wird gezeigt, was es heißt, zwischen zwei Kulturen und Identitäten leben zu müssen.

Neben Marvel Comics ist auch DC Comics auf die Diversitätsschiene aufgesprungen. Bilal Asselah ist ein Franzose mit algerischen Wurzeln und Student  in  Paris. Sein Wohngebiet  liegt in Clichy-Sous-Bois, einem Pariser Vorort, in dem es 2005 tatsächlich zu Revolten kam. Nachdem Bilals Freund bei einem Feuer in einer Polizeistation umkommt, widmet sich Bilal dem Parkour und wird zu „Nightrunner“, um Chaos und Bürger*innenkriegen in der Stadt vorzubeugen. Kurze Zeit später wird Batman auf ihn aufmerksam und kürt ihn zum „Batman von  Paris“.

INTEGRATIONSLEKTÜRE 2.0. „Seine Community repräsentiert zu sehen, prägt mehr als man glaubt“, sagt Comiczeichnerin Soufeina Hamed. Das Erscheinen in Massenmedien ist ein Zeichen dafür, dass  man als aktiver und selbstverständlicher Teil der Gesellschaft angesehen wird. Saad ist derselben Meinung: „Gerade die Film- und Serienindustrie könnte hier  unglaublich viel in  den Köpfen  der jungen Menschen verändern. Man denke etwa an die massiven Erfolge der X-Men Serie, die mehr als drei Milliarden Dollar eingespielt hat.“ Leser*innen sollen sich in den Figuren wiedererkennen können. „Vielfalt in Herkunft und Aussehen machen die Figuren lebendiger und spannender“, erklärt Hamed. Außerdem werden neue Perspektiven auf brisante gesellschaftliche Themen wie Kinder aus Migrationsfamilien eröffnet.

Superheld*innen wie Bilal entsprechen dem heutigen Zeitgeist, Identität spielt hier eine große Rolle. Marvel greift damit ein heikles Thema auf. Sooraya oder Kamala sind der Inbegriff einer modernen muslimischen Frau,  die ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten will, aber auf Granit stößt. Integrationslektüre vom Feinsten, wenn man so will.

Ob die Verlage mit Vorurteilen in unserer Epoche aufräumen möchten, da sie sich ihrer immensen Reichweite bewusst sind, oder die ethnische Diversität bloß der kapitalistischen Maschinerie in die Hände gefallen ist? Die Illustratorin Hamed tendiert eher zu letzterem. „Ich würde gerne an eine sozialkritische Absicht glauben. Ich persönlich habe mir aber meinen ersten Comic wegen der pakistanischen Ms. Marvel gekauft“,  meint Hamed.

 

Nour Khelifi studiert Publizistik und Kommunikationswissenschaften und Biologie an der Universität Wien und ist als  freie  Journalistin  tätig.

Zwei Tage Mitmach-Feminismus

  • 11.06.2015, 11:05

Das Femcamp hat sich den Slogan „Feminismus für alle“ auf die Fahnen geheftet. Was mit Siebdruck schnell auf T-Shirts und Taschen gedruckt ist, erweist sich in der gelebten Praxis als immerwährende Herausforderung. Denn anders als im Mainstream suggeriert, ist der feministische Diskurs facettenreich und hört längst nicht bei Binnen-I, Quotenregelung oder Hymne auf.

Das Femcamp hat sich den Slogan „Feminismus für alle“ auf die Fahnen geheftet. Was mit Siebdruck schnell auf T-Shirts und Taschen gedruckt ist, erweist sich in der gelebten Praxis als immerwährende Herausforderung. Denn anders als im Mainstream suggeriert, ist der feministische Diskurs facettenreich und hört längst nicht bei Binnen-I, Quotenregelung oder Hymne auf.

„Wohoo!“ Unter Begeisterungsrufen verlässt eine kleine Gruppe junger Menschen das Museumsquartier in Richtung Mariahilfer Straße. Gelächter. Für sie startet der zweite Tag des Femcamps außerhalb der aufgeheitzten Räume. Ihr heutiger Programmpunkt: Aktivismus statt Austausch. Sie wirbeln die Bücher in einer Großbuchhandlung auf oder, genauer gesagt, sortieren diese neu, um zu irritieren.. „Ich bin schwanger“ landet im Männer-Regal, ein dicker Wälzer in der Frauen-Abteilung und Erklärbücher à la „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ bekommen Fantasy-Gesellschaft. So weit, so symbolisch. Gesellschaftlichen Konventionen Kontrapunkte zu setzen kann auch Spaß machen.

Während die „Bücher-Anarchist*innen“ freudig von dannen ziehen, setzen sich die verbliebenen Femcamp-Teilnehmer*innen mit mitunter selbst erlebten Diskriminierungen und Verletzungen auseinander. Barrierefreiheit sowie Strategien gegen sexuelle Belästigung im (halb-)öffentlichen Raum stehen auf der morgens im Plenum festgelegten Agenda. Schwere Kost. Und doch: Alltag für viele.

Eine Session. Foto: Mafalda Rakoš

FEMINISMUS WEITERDENKEN. Die Sessions der dritten Auflage des Femcamp sind dicht gedrängt, die Themenpalette ist breit. Es ist eine Mischung aus Gesprächsrunden, DIY-Workshops und Vorträgen von und mit den über 140 Teilnehmer*innen zu Themen wie Abtreibung, Ableismus, Transmisogynie, E-Mail-Verschlüsselung, bedingungsloses Grundeinkommen, Polyamorie, LGBTIQ-Refugees, Improvisationstheater, globale Produktionsverhältnisse, Asexualität und psychische Krankheiten.

DIY. Foto: Mafalda Rakoš

Das Femcamp ist als ein Barcamp, also eine Art Mitmach-Konferenz, konzipiert, bei der jede*r Sessions vorschlagen und abhalten kann – mit wesentlichen Einschränkungen für Cis-Männer (Anm.: Cisgender wird analog zu Transgender verwendet) und einer Awareness-Policy, die aus dem queer-feministischen Grundverständnis herrührt: Wenn (mehrfach) Benachteiligten Stimmen gegeben werden und Machtstrukturen unterlaufen werden sollen, müssen die Barcamp-Regeln modifiziert werden, um nicht erneut vorherrschende Verhältnisse zu reproduzieren. „Barcamps sind allgemein sehr männerdominiert, dazu wollen wir ein Gegengewicht schaffen“, meint Mahriah, eine der Organisator*innen. Denn das „Offen für alle“ bei herkömmlichen Barcamps ist entsprechend der gesellschaftlichen Machtlogiken ziemlich ausschließend.

Den Femcamp-Organisator*innen ist dennoch bewusst: Für alle sichere Räume zu schaffen ist nicht möglich. „Wir versuchen viele Dinge zu berücksichtigen und nicht unbedacht an die Sache heranzugehen, um so zumindest einen ‚safer space’ zu kreieren“, so Heike vom Orgateam. Plakatives Positiv-Beispiel dafür sind die Pronomen-Sticker. Dadurch passiert falsches Ansprechen seltener und gleichzeitig wird sichtbar gemacht, dass es mehr gibt als „männlich“ und „weiblich“.

Pronomen für alle! Foto: Mafalda Rakoš

1 + 1 IST NICHT IMMER 2. Wie wenige sichere Räume es in der „wirklichen Welt“ gibt, ist für Nicht-Betroffene schwer nachvollziehbar. Der Mainstream-Feminismus beschränkt sich vielfach auf die Probleme akademisch gebildeter, weißer Frauen und ignoriert Klassismus, Rassismus, Ableismus, Homo- oder Transfeindlichkeit – und, dass viele Menschen von mehreren Diskriminierungsformen gleichzeitig betroffen sind. Was das bedeutet, erklärt Malaika Bunzenthal. Die Aktivistin (#notjustsad, #schauhin) hat im Vorfeld des Femcamps einen Workshop zu Mehrfachdiskriminierung gehalten: „Es gibt verschiedene Formen von Diskriminierung und diese verstärken sich gegenseitig. Nehmen wir zum Beispiel Sexismus und Rassismus und schauen uns den klassischen GenderPayGap an: Weiße Frauen verdienen weniger als weiße Männer, aber schwarze Frauen verdienen noch weniger.“

Malaika Bunzenthal. Foto: Mafalda Rakoš

Von der Fußgängerzone dringt unpassender Swing durch die fest verschlossenen Fenster, es ist drückend heiß. „Was in dem Raum passiert, bleibt auch hier“, stellt Brigitte am Beginn ihrer Session zu Street Harassment fest. Alle nicken. Ihre Geschichten tragen die Teilnehmer*innen in die letzte Silvesternacht, in ein U-Bahn-Abteil und auf eine Party. Es sind Erzählungen von Angst, Scham, Wut und Hilflosigkeit. Ihnen gegenüber werden Gegenstrategien und Bestärkungen gestellt. Die knapp kalkulierte Zeit fliegt dahin. Die Teilnehmer*innen der nächsten Session zur Gründung einer FLIT*-Improtheatergruppe sammeln sich bereits vor der Tür. Plakate werden zusammengerollt, Sessel gestapelt. Dazwischen ein schneller Kaffee. Oder ein Bällebad.

Der Sessionplan. Foto: Mafalda Rakoš

Im Saal nebenan berichtet die Verlegerin Ingrid Pointecker von klassischen unsicheren Räumen. Sie spricht in ihrer gut besuchten Session über Selbstständigkeit fast eine Warnung vor herkömmlichen männerdominierten Wirtschaftskammer-Events aus. Was eine da erlebe, sei manchmal „starker Tobak“: „Ich wurde bei einer Netzwerk-Veranstaltung in der Hofburg zur Begrüßung erst einmal nach meinem Chef gefragt.“

Parallele Sessions. Foto: Mafalda Rakoš

DAS DILEMMA MIT DEN CIS-MÄNNERN. Das heurige Femcamp ist ein bisschen weniger akademisch als im Vorjahr, aber insgesamt eine sehr weiße und abled Veranstaltung. Mit dem Wollen allein sind Inklusion und Diversität also noch lange nicht erreicht. Für Diskussionen vor Ort sorgt auch die Frage, inwiefern die Teilnahme von Cis-Männern bei einem queerfeministischen Barcamp nicht kontraproduktiv sei. „Das Femcamp 2015 ist bewusst als ein Raum für alle Geschlechter ausgelegt, die miteinander Ideen für eine bessere Welt denken und teilen können“, kommentieren Mahriah und Heike diese Debatte. „Wir hätten jedoch [bei den Morgenplena] die Möglichkeit, dass Sessions auch in geschlossenen Gruppen stattfinden können, beispielsweise ohne Cis-Männer, besser kommunizieren sollen.“

Ein Teil des Orga-Teams. Foto: Mafalda Rakoš

Die Informatikerin Katharina Spiel löst in ihrer Session das „Cis-Männer-Dilemma“ auf ihre eigene Art: Sie hält ihren Elektronik-Bastel-Workshop am zweiten Femcamp-Tag „aus Trotz“ und als Antwort auf Männer-dominierte IT-Sessions vom Vortrag. „Ich habe mein ganzes Studium lang Inhalte von Cis-Männern erklärt bekommen und es reicht.“ Bei ihrer Bastel-Session dürfen Cis-Männer dennoch anwesend sein. Spiel grinst: „Als stille Zuhörer.“

 

Cornelia Grobner ist freie Journalistin und Doktoratsstudentin im Fachbereich Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg.

Weiterführende Links

FemCamp 2015
Queerness als Programm: #unitfestival
Barcamp Austria
Intersektionalität 
Zu den Kategorien Schwarz/Weiß 
Was heißt Ableismus 
Class Trouble: Wie viel „Klasse“ hat die queer-feministische Praxis? Immer mehr und doch zu wenig 
Warum da so viele Sternchen* sind 

 

Smash it!

  • 18.05.2015, 12:58

Neon, Verzerrungen und auszuckende Frauen. Die Kunsthalle Krems zeigt mit der Ausstellung „Komm Schatz, wir stellen die Medien um fangen nochmal von vorne an“ Werke der Schweizer Video- und Objektkünstlerin Pipilotti Rist aus den letzten 30 Jahren.

Neon, Verzerrungen und auszuckende Frauen. Die Kunsthalle Krems zeigt mit der Ausstellung „Komm Schatz, wir stellen die Medien neu um und fangen nochmals von vorne an“ Werke der Schweizer Video- und Objektkünstlerin Pipilotti Rist aus den letzten 30 Jahren.

Begrüßt wird man von einem Kronleuchter aus ähnlich alt aussehenden Unterhosen, der den Weg in einen Raum mit gemütlichen Betten weist. Liegend wird man von kaleidoskopartigen Aufnahmen eingesogen. Mal eine Zunge hier, mal eine Vulva da, auch Himbeeren kommen vor. Alles Motive, die sich durch die ganze Ausstellung ziehen. Großes Highlight: der Film „Ever Is Over All“. Eine Frau in einem Kleid zerschmettert mit lachendem Gesicht willkürlich Autofensterscheiben mit einer Stange, die wie eine Blume aussieht.

(c) Pipilotti Rist - Homo Sapiens Sapiens

Sonst findet man in den großen Räumen immer wieder kleine experimentelle Filmchen in Handtaschen, Teppichen oder Muscheln versteckt. Es ist auf den ersten Blick nicht klar ersichtlich, wo im Raum die Kunst anfängt und aufhört. „Bitte nicht die Kunstobjekte berühren!“, so eine Museumsangestellte zu einem Typen, der sich lässig auf ein Gitterbett aufstützt, in dem eine Stoffbombe liegt, in der wiederum ein Film gespielt wird. Daneben fließt auf den Boden projiziertes Blut.

Gerade zu Beginn changiert die Ausstellung immer wieder zwischen faszinierenden, grellen Aciderfahrungen und erschreckendem Horrortrip, bei dem zuerst noch alles lustig war und dann auf einmal Blut zwischen den Zähnen eines lachenden Gesichts hervorsprudelt. Gegen Ende wird die Ausstellung zunehmend ruhiger. Dazu tragen Lämmer-, Früchte- und Wassermotive bei. Aber auch Teppiche, Sitz- und Liegesäcke, auf denen man sich vom Boden aus wandgroße Videoprojektionen von Füßen auf der Wiese oder zermatschenden Granatäpfeln ansehen kann, verstärken den Effekt.

(c) Pipilotti Rist - Sip My Ocean

Pipilotti Rist bricht mit der klassischen Rolle der Betrachtenden durch die Vielfalt der Positionierungen der Videos, aber auch der Zuseher_innen. Dementsprechend radikal verarbeitet sie auch Körperbilder und Geschlechterrollen, zum Beispiel in dem Covervideoclip zu „I’m Not A Girl Who Misses Much“ der Beatles. Sie schafft es mit ihren Werken Alternativen zum, wie sie es nennt, „Blickregime“ zu zeigen, in denen für den Moment des Betrachtens die Utopie real wird.

 

Pipilotti Rist: „Komm Schatz, wir stellen die Medien neu um & fangen nochmals von vorne an“
Kurator_innen: Stephanie Damianitsch, Hans-Peter Wipplinger
Kunsthalle Krems, Niederösterreich
bis 28.06.

 

Marlene Brüggemann studiert Philosophie an der Universität Wien.

Kollektivierung und Organisierung: Die Frauen_Ideen_Fabrik 2015

  • 07.05.2015, 12:47

Am 25. 4. hat zum zweiten Mal die Frauen_Ideen_Fabrik der Österreichischen Hochschüler*innenschaft stattgefunden. Im Rahmen von Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops sollte jungen Wissenschaftlerinnen* die Möglichkeit geboten werden, sich zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.

Am 25. 4. hat zum zweiten Mal die Frauen_Ideen_Fabrik der Österreichischen Hochschüler*innenschaft stattgefunden. Im Rahmen von Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops sollte jungen Wissenschaftlerinnen* die Möglichkeit geboten werden, sich zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.

Das Stimmengewirr im Hörsaal verstummt, als Dagmar Fink sich setzt und ihre Unterlagen ordnet. „Ich arbeite seit 20 Jahren in der feministischen Wissenschaft“, beginnt sie zu erzählen. „Doch Frauen bekommen oft die Botschaft, dass sie in den höheren wissenschaftlichen Rängen nichts zu suchen haben.“ Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin im Bereich der Gender Studies unterrichtet an mehreren Universitäten in Österreich und Deutschland. „Wissenschaft hat sich als Metier des männlich, weißen, heterosexuellen Europäers etabliert“, erklärt sie den etwa 30 Frauen*, die an den U-förmig angeordneten blauen Tischen sitzen. Die Studentinnen* hören interessiert zu, manche machen sich Notizen, als säßen sie tatsächlich in einer Vorlesung. Den Rahmen für Finks Vortrag bietet jedoch die Frauen_Ideen_Fabrik, eine von der ÖH organisierte Veranstaltung.

Trotz des schönen Wetters an diesem Samstag haben sich einige Frauen* im Teaching Center der Wirtschaftsuniversität Wien eingefunden, um an den Vorträgen und Workshops teilzunehmen. Birgit studiert IBWL an der WU. „Schon allein aus Network-Gründen ist es sehr förderlich, hierher zu kommen und mehr über Frauen in der Wissenschaft zu erfahren“, erklärt sie. Außerdem hofft sie, dass das Bewusstsein für genderbezogene Themen an der WU durch die Veranstaltung gefördert wird – jetzt, wo die Frauen_Ideen_Fabrik dort stattfindet.

Foto: Mafalda Rakoš

Auch die Veranstalterinnen* betonen die Wichtigkeit, sich als Wissenschaftlerin* in einem Kollektiv zu organisieren: Ziel der Frauen_Ideen_Fabrik sei es, jungen Wissenschaftlerinnen* einen Raum zu bieten, sich zu vernetzen. „Nur sieben Prozent der Professor_innen an österreichischen Hochschulen sind Frauen. Und das, obwohl Frauen mit einem Anteil von 54 Prozent mehr als die Hälfte aller Studierenden in Österreich darstellen“, erklärt Julia Freidl in ihrer Willkommensrede. Gegen diese Strukturen wollen sich die Organisatorinnen der Frauen_Ideen_Fabrik einsetzen.

WISSENSCHAFTLICHES KAFFEEHAUS. Nach der Begrüßung und dem Vortrag von Dagmar Fink bekommen die Studentinnen* im Rahmen eines „Wissenschaftlichen Kaffeehauses“ die Möglichkeit, eigene Erfahrungen auszutauschen. In Kleingruppen von ca. zehn Personen und mit Kaffee und Kuchen ausgerüstet erzählen sich die Studentinnen* von eigenen wissenschaftlichen Arbeiten, ihren Forschungsvorhaben und den Problemen, mit denen sie dabei konfrontiert sind. Die Themen und Disziplinen der Arbeiten sind so vielfältig wie die Teilnehmerinnen* selbst: Von einer Konfliktanalyse rund um die Privatisierung einer rumänischen Goldmine bis zum Entwurf einer Computersteuerung in Form eines Quietschballs – ob nun in Form einer Seminararbeit oder einer Dissertation – sind verschiedenste Forschungsthemen vertreten. Obwohl die Teilnehmerinnen* meist aus sehr unterschiedlichen Fachrichtungen kommen, geben sie sich gegenseitig Tipps zum weiteren Schreib- und Forschungsprozess ihrer Arbeiten.

Foto: Mafalda Rakoš

SCHREIB-OUTFIT. Nach einer einstündigen Mittagspause werden die Teilnehmerinnen* in verschiedene Workshops eingeteilt. Zwei davon konzentrieren sich auf Geistes- und Sozialwissenschaften sowie auf den Schreibprozess selbst, andere Workshopleiterinnen* beschäftigen sich mit Ökonomie, Naturwissenschaften, technischen Studien, Sprachwissenschaften und pädagogischen Studien. Auf diese Weise sollen möglichst viele Studienrichtungen abgedeckt werden, sodass sich die Teilnehmerinnen* Unterstützung von Workshopleiterinnen* und Peers aus Fachrichtungen holen können, die ihrer eigenen möglichst entsprechen. Meist werden Themen behandelt, die mit Gender-Themen an sich gar nichts zu tun haben: So werden Lesetechniken, Arbeitsziele, Schreibblockaden oder Zitationsprogramme behandelt. „Muss ich zum Schreiben spezielle Kleidung anhaben?“ ist beispielsweise eine der Fragen, die im Workshop zum wissenschaftlichen Schreiben besprochen werden.  

Foto: Mafalda Rakoš

BANDEN BILDEN! „Something will go wrong“, betont Mirah Gary, Workshopleiterin im Bereich technische Studien. Man dürfe sich vor Fehlern und Schwächen nicht fürchten und auch nicht davor, um Unterstützung zu bitten. Im Gegenteil. Man solle sich trauen, viele Fehler zu begehen. Alyssa Schneebaum, Ökonomie-Workshopleiterin, meint, dass man nicht ständig nur über Frauen in der Wissenschaft reden dürfe, sondern hauptsächlich und vor allem Wissenschaft betreiben solle. Einen Anstoß dazu hat die Frauen_Ideen_Fabrik in den Augen der meisten Teilnehmerinnen gegeben. Ein weiterer wichtiger Aspekt für viele war jener der Vernetzung und des Bandenbildens. „Um als freie Wissenschaftlerin existieren zu können, brauche ich Kollektivierung und Organisierung“, sagt Dagmar Fink in ihrem Vortrag. Unser momentanes Verständnis von Wissenschaft und die daraus resultierenden sexistischen Strukturen seien situativ und veränderbar. „Es lohnt sich, sich dafür einzusetzen. Und das kann man nicht alleine.“

 

Patricia Urban studiert Kultur- und Sozialanthropologie und Publizistik an der Universität Wien.

#oehwahlfahrt

  • 04.05.2015, 19:10

Zur ÖH-Wahl interviewen wir die Spitzenkandidat_innen der Fraktionen in ungewöhnlichen Settings.

Mit Lucia Grabetz (VSStÖ) fahren wir mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof und sprechen über die Heimförderung, die Gemeinsamkeiten mit der Mutterpartei und darüber, was die aktuelle ÖH nicht so gut umgesetzt hat.

 

That's how we roll! Und zwar mit Philip Flacke (FLÖ - Fachschaftslisten Österreich) durch den Türkenschanzpark. Dabei sprechen wir über BiPol-Nerdigkeit, die Relevanz von ÖH-Räumlichkeiten an Unis und darüber, was die aktuelle Bundesvertreung nicht so gut gemacht hat.

 

Jens Eipper von der AG kutschieren wir durch die Innenstadt um ihn zu fragen, was er zum Narrativ der deutschen NC-Flüchtlinge sagt, wieso er doch gegen Studiengebühren ist und was die letzte ÖH richtig gemacht hat.

 

Mit der Liliputbahn geht es gemeinsam mit Magdalena Goldinger (FEST) durch den Prater. Wir reden über sinnvolle Anwesenheitspflichten, Zugangsbeschränkungen an Kunstunis und was eigentlich eine FH zu einer FH macht.

 

Für die zweite Runde haben wir uns bei einem hippen Carsharing-Unternehmen ein flottes Cabrio ausgeborgt, um mit Niko Swatek (JUNOS) am Weg von der Mahü zur FHWien über nachgelagerte Zwangsstudienbeiträge, ein gemeinsames Bildungsministerium und unbezahlte Praktika zu reden.

 

In der Wahlfahrt-Premiere nahmen wir mit Meryl Haas (GRAS) die Fahrrad-Rikscha durch den Prater zur WU. Olja Alvir spricht mit ihr über Gender-Budgeting, Koalitionspoker und grünes Bürger_innentum.

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