Dossier: Kommunismus

Katzen, Weltraum, Kommunismus

  • 22.06.2017, 16:50
Das Internet ist nicht nur eine Fundgrube für Schminktutorials und Pornos, sondern auch für Memes. Im Jahr 2017 ist Kommunismus ein immer beliebter werdendes Thema.

Das Internet ist nicht nur eine Fundgrube für Schminktutorials und Pornos, sondern auch für Memes. Im Jahr 2017 ist Kommunismus ein immer beliebter werdendes Thema.
Angefangen bei Nyan Cat über Doge, „Charlie bit my finger“ oder Gangnam Style, das schwarzblaue oder goldweiße Kleid bis hin zum US-Neonazi Richard Spencer, der eins auf die Fresse kriegt, untermalt von „Wrecking Ball“-Memes. Sie sind allen bekannt, die das Internet für mehr als E-Mails nutzen. Spätestens wenn man zum ersten Mal „gerickrollt“ wurde, versteht man die Faszination und Anziehungskraft solcher Videos oder Bilder – es sind elaborierte Insidergags des kollektiven Internetgedächtnisses. Mal mehr oder weniger tagespolitisch, mit mehr oder weniger Gespür für Humor, nach den ersten fünf Minuten meistens extrem nervig, aber immer präsent: Das sind Memes und sie werden nicht verschwinden.

LENIN CAT. Nicht immer ist nachvollziehbar, woher ein Meme kommt und wohin es geht, wer es gemacht hat oder was das überhaupt soll. Es wird so oft wiederholt, angepasst, geremixt und aus dem Kontext gerissen, dass die Spezialist*innen von „Know Your Meme“ – eine Seite, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Memes zu katalogisieren, zu erklären und zu sammeln – es auch nicht immer schaffen, den Hintergrund oder die Urheber*innen ausfindig zu machen. Wenn man auf besagter Website nach „communism“ sucht, bekommt man nicht nur ein Ergebnis, sondern: Lenin Cat, Faux Cyrillic, Fully Automated Luxury Gay Space Communism und viele hunderte Subkategorien mehr.

Die Legende besagt, dass Kommunismusmemes durch die Präsidentschaftskandidatur von Bernie Sanders 2015 eine breite Öffentlichkeit bekommen haben und seitdem nicht mehr aufzuhalten sind. Dass es davor schon etliche marx- und leninthematische Memes gab, ist klar. Wie das bei Memes aber nun einmal ist, hat sich 2017 durch die General Election in Großbritannien der Name und das Gesicht von Jeremy Corbyn gegenüber den Klassikern des Kommunismus (und Bernie Sanders) durchgesetzt und war somit überall präsent. Eines seiner Highlights ist der YouTube-Hit „Join Labour“, das Bild und Ton von „Join the Navy“ hernimmt, in dem aber auf die Köpfe der Village People neben Corbyn und den oben genannten Marx und Lenin auch Stalin und Mao gephotoshoppt wurden.

ŽIŽEK UND FRUCHTSAFT. Der YouTube-Kanal, auf dem dieses Video geteilt wird, heißt /leftypol/, was für Kenner*innen unschwer in der 4chan- Ecke des Internets verortet werden kann. Über 4chan sollen hier nicht viele Worte fallen, nur so viel: Richard Spencer mag 4chan. Umso irritierender, dass /leftypol/ – steht für leftist politically incorrect – dort operiert und guten Content produziert. Eine Sache muss man sich bewusst machen: Die Memes werden von Linken und Rechten gleichermaßen erstellt, doch man erkennt den Unterschied nur schwer, meist überhaupt nicht. Bei einer kleinen Umfrage unter Freund*innen fanden alle das Labourvideo lustig und niemand hätte vermutet, dass dahinter die Alt-Right steht. Das beweist hauptsächlich eines: Linke haben eben Humor.

Linke und Rechte machen sich über den marxistischen Philosophen Slavoj Žižek lustig, und obwohl die Gründe unterschiedlich sein mögen, sitzen beide Seiten vor dem Bildschirm und lachen über Interviewschnipsel, in denen er zusammenhanglos und mit vielen Schimpfworten über Pornographie oder Fruchtsaft redet – oder wie er aus einem Gartenschlauch trinkt. Der Kern aller Gags bei den Kommunismusmemes ist aber deutlich politischer. Es geht um die großen Probleme der Welt, Kapitalismus, Armut, working poor und Klimawandel. Und die Lösung all dieser Probleme ist extrem einfach und naheliegend, nur niemand will es wahrhaben: KOMMUNISMUS! Rechte können darüber lachen, weil sie es absurd falsch finden. Linke lachen darüber, weil sie es für absurd richtig halten.

WELTRAUMKOMMUNISMUS. Am deutlichsten wird dieser verworrene Konnex zwischen politischem Interesse, Humor und Absurdität bei der Phrase „Fully Automated Luxury Gay Space Communism“. Nicht nur wollen wir™ nicht mehr arbeiten müssen (= fully automated) im gemeinschaftlichen Wohlstand (= luxury), sondern soll das Ganze auch mit Auflösung der Geschlechter (= gay) im Weltraum (= space) passieren. Dies ist eine schöne Weiterentwicklung des Antifaspruchs „Wir wollen nicht nur ein Stück vom Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei!“. Denn wenn wir ehrlich sind, ist die Forderung nach Kommunismus schon schwer genug zu erfüllen, ohne ihn gleich in den Weltraum zu verlagern.

Wahrscheinlich ist das der Grund für das Erstellen dieser Memes. Die politische Lage sieht für Kommunist*innen nicht rosig aus. Das Internet begleitet uns durch den (Arbeits)Tag und wenn man schon am PC hocken muss und lohnarbeitet, kann ein Bild mit einem süßen Hund, der auf seinem Halstuch Hammer und Sichel trägt, den Tag schöner machen. Ob Hundebilder dabei helfen werden, den Kommunismus herbeizubeschwören? Wohl kaum. Ist das Ganze nur ein Abwehrmechanismus der Psyche, um darüber hinwegzukommen, dass wir™ alle wohl nie in den Genuss kommen werden, im Kommunismus leben zu dürfen? Vielleicht.

Katja Krüger-Schöller studiert Gender Studies an der Universität Wien.

Jüdische GenossInnen

  • 22.06.2017, 16:43
„Wir müssen Revolution machen, weil Gott es uns befiehlt. Gott will, daß wir Kommunisten sein sollen!“ *

„Wir müssen Revolution machen, weil Gott es uns befiehlt. Gott will, daß wir Kommunisten sein sollen!“ *
Viele der bedeutendsten VertreterInnen der ArbeiterInnenbewegung waren nicht jüdisch. Ebenso waren die meisten RevolutionärInnen, SozialistInnen oder KommunistInnen nicht jüdisch. Und dennoch trugen Juden und Jüdinnen gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil überproportional zur Entwicklung des Marxismus bei. Dies zeigt sich bereits an den Gründerfiguren dieser Bewegung: Karl Marx, Moses Hess, Ferdinand Lassalle, Rosa Luxemburg und Leo Trotzki wurden zu regelrechten Ikonen der internationalen ArbeiterInnenbewegung. Ihre jüdische Herkunft und die „Judenfrage“ beachteten die meisten von ihnen kaum. Antisemitismus war für sie Symptom der kapitalistischen Gesellschaft und würde in einer klassenlosen Gesellschaft nicht mehr existieren. Juden und Jüdinnen hätten sich im Lauf der Zeit assimiliert.

Als Leo Trotzki in seinem Wiener Exil die Oktoberrevolution plante, hätte er auch Vertreter des „Bunds“ oder der „Poale Zion“ treffen können. Beides jüdische Arbeitervereinigungen, die von Assimilation nichts wissen wollten. Sie kämpften explizit für die jüdischen ArbeiterInnen. Mit dem Ausbruch der Oktoberrevolution blickte die ganze Welt auf Russland, die Hoffnung auf eine gerechtere Welt weckte vielerorts große Erwartungen. Der bewusste Bruch der Sowjets mit dem Antisemitismus des Zarenreichs euphorisierte viele Juden und Jüdinnen, die begeistert im neuen Staat und an der Entwicklung eines neuen Menschen mitarbeiteten. Gleichzeitig litt vor allem die jüdische Bevölkerung in den Schtetln unter der neuen Wirtschaftspolitik und der religionsfeindlichen Haltung.

SOWJETISCHES ZION. In Wien verwies die jüdische, liberale Zeitung Dr. Blochs Wochenschrift am 14. Dezember 1917 stolz auf die jüdische Herkunft Trotzkis: „Trotzki hat seine Zugehörigkeit zum Judentum nie verleugnet, und als in einer politischen Diskussion ein Redner auf seine Abstammung die Anspielung machte, erwiderte er, er habe doch nie Ursache gehabt, seine Abstammung zu bedauern, der er ein geschärftes Verständnis für das Menschenelend der Vergangenheit und für die Aufgaben sozialer Gerechtigkeit in der Zukunft vielleicht zu danken habe.“ Kein Jahr später wurde in Wien die Kommunistische Partei Deutsch-Österreich gegründet. Von Beginn an nahmen einige jüdische GenossInnen bedeutende Positionen in der Bewegung ein, andere leisteten ihr Leben lang Parteiarbeit im Hintergrund. So Prive Friedjung, sie stammte aus einem Schtetl in Galizien, in den 20er-Jahren kam sie nach Wien und schloss sich der kommunistischen Partei an. Als es für sie nach dem Verbot der Partei 1933 und dem Februaraufstand 1934 immer schwieriger in Wien wurde, emigrierte sie in die Sowjetunion. In diesem Jahr kam es auch zu der offiziellen Gründung von Birobidschan, das als autonomes Siedlungsgebiet für jüdische SowjetbürgerInnen gedacht war. Das Projekt des sowjetischen Zion scheiterte an den schweren klimatischen Bedingungen und einer mangelnden logistischen Umsetzung, an der der verschwindende Wille an einer Forcierung einer jüdisch-sowjetischen Nation ablesbar war.

PARADIES AUF ERDEN. Bereits in diesen Jahren fanden die ersten Schauprozesse statt, die sich vor allem gegen (vermeintliche) trotzkistische AbweichlerInnen richteten, unter ihnen auch etliche JüdInnen. Zu Kriegszeiten war hingegen das Jüdische Antifaschistische Komitee auf Tour, um für Unterstützung im Krieg gegen Nazi-Deutschland zu werben. 1948 wurde dieses Komitee aufgelöst. Es folgten die sogenannten „Schwarzen Jahre“, in denen zahlreiche jüdische wie nicht-jüdische Personen verurteilt, verschickt und ermordet wurden. Das stalinistische Terrorsystem erreichte in diesen Jahren seinen Höhepunkt. Prive Friedjung befand sich zu dieser Zeit bereits wieder in Wien und arbeitete für sowjet-nahe Betriebe. Zu Zeiten des Kalten Krieges erlebte sie die feindliche Stimmung gegenüber der KPÖ, einer Partei, die in Österreich immer mehr in der politischen Bedeutungslosigkeit versank. Enttäuscht durch den innerparteilichen Umgang mit Mitgliedern und einer fehlenden Auseinandersetzung mit den Ereignissen in Ungarn und Prag, trat sie 1969 aus der Partei aus. 14 Jahre später trat sie ihr wieder bei, in der Hoffnung, die Partei würde die richtigen „Formen finden, die richtigen Wege gehen, um ihre Funktionen zu erfüllen“. Zu dieser Zeit hatte in der Sowjetunion die Refusenik-Bewegung und in Folge die Emigration sowjetischer Juden und Jüdinnen eingesetzt. Die meisten wanderten über Wien aus, einige blieben. Prive Friedjungs Memoiren tragen den Titel „Wir wollten nur das Paradies auf Erden“ und erzählen vom Traum einer jungen Frau aus einem Schtetl von einer gerechteren Welt. Lebensgeschichten, die von diesem Traum und oftmals von dessen Scheitern erzählen, werden in der Ausstellung im Jüdischen Museum Wien die jüdische Geschichte des Kommunismus – auf sowjetischer und auf österreichischer Seite – veranschaulicht.

Ausstellungshinweis: Genosse. Jude. Wir wollten nur das Paradies auf Erden.
6. Dezember 2017 bis 29. April 2018, Jüdisches Museum, Dorotheergasse 11, 1010 Wien

Gabriele Kohlbauer-Fritz ist Kuratorin im Jüdischen Museum Wien und Sammlungsleiterin.
Sabine Bergler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Jüdischen Museum Wien.

Armut abschaffen, nicht anerkennen!

  • 22.06.2017, 16:25
Zur Schwierigkeit des Klassismus-Begriffs

Zur Schwierigkeit des Klassismus-Begriffs
Vermehrt liest man in linken Kontexten Aufforderungen, „klassistische Privilegien zu reflektieren“. Arm dürfen sich, so heißt es, nur jene nennen, die richtig arm sind; nicht jene, die bloß zu viel Geld ausgegeben haben. Nun soll nicht gesagt werden, dass es nicht immer noch ärmer lebende Menschen gibt: Das Nebeneinander der Facharbeiterin, die sich hin und wieder einen Saunabesuch leisten kann, und Menschen allerorts, die kaum genug Geld für Brot haben, ist ebenso banal wie übel. Aber: Anerkennung für diese Tatsache zu fordern, ist nicht bloß keine Kritik des Kapitalismus, sie fußt auf falschen Annahmen über Lohnabhängigkeit, Armut und Bedürfnisse.

HARTZ 4 VON LINKS. Die Hierarchisierung in Luxusbedürfnisse (nicht immer nur Nudeln mit Sauce, auch mal warme Schuhe und eine bequeme Hose) ergibt sich überhaupt erst, weil Menschen allerorts zu wenig Geld haben, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, und jene streichen müssen, die nicht absolut lebensnotwendig sind. Wer diese Notsituation für die Wahrheit über Bedürfnisse und Privilegien hält, bejaht so manche verkehrte Ideologie der kapitalistischen Ökonomie; aus der neuen Handtasche an sich ergibt sich die Kategorie „Luxusbedürfnis“ nicht.

Was „wirkliche Armut“ und Privilegien ausmacht, ist einer linken Veranstaltungseinladung zu entnehmen, die jüngst verlautbarte: „Klassismus = keine Reflektion zu eigenen Privilegien haben; davon reden, ‚arm‘ zu sein, weil das Konto wegen zu vieler Ausgaben alle ist“. Hier äußert sich ein interessantes Differenzierungsvermögen zwischen arm und arm. Schließlich besteht die ökonomische Lage von allen, die jeden Monat zurück auf Los und das bestenfalls mit spärlichen Reserven müssen, auch nur darin, dass sie sich ein Leben lang um die Beschaffung von Geld kümmern müssen – also von der Hand in den Mund leben. In den Augen der Klassismus-Kritiker_innen ist diese Lage allerdings ein Privileg. Anstatt das Elend anzukreiden, als Mensch eine konstante Variable des Kapitals zu sein und mit dem Ertrag davon sein Leben bestreiten zu müssen, bejahen sie die Lebenslüge, dass es sich bei Lohn um ein geeignetes Mittel zum Bestreiten des eigenen Lebens handelt, und richten sich nicht gegen den Kapitalismus, sondern die Privilegien anderer Lohnabhängiger.

Wer davon ausgeht, dass Geld-Ausgeben das Gegenteil von Armut bedeutet, macht aus Armut eine Art Wettkampf: Wer ist noch ärmer? Ist die Frisörin nicht doch privilegiert? So findet sich immer jemand, der noch ärmer ist – die Absicht dieser Kritik ist schließlich der Vergleich. In dieser Art wird über klassistische Privilegien gesprochen: Man dürfe sie zwar haben, bloß raushängen lassen oder sich fälschlicherweise als arm bezeichnen, das passe nicht! Dieser ehrenwerte Status gebührt bloß jenen, die es „verdienen“. Ein absurder Wettkampf, der die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen Massen von Leuten arm dran sind, affirmiert.

MANÖVRIERMASSE. Der Fehler, besser bezahlte Arbeiter_innen als privilegiert zu fassen, wird an der gemeinsamen Lage der mehr oder minder verarmten Lohnabhängigen nochmals deutlich: Es ist das üble Los aller Lohnabhängigen, immer wieder Bedingungen (über Ausbildung und andere Selbstoptimierung) an sich herzustellen – i n der Hoffnung, dass diese Zurichtung aufgeht und man sich zu den Glücklichen, die ihre Arbeitskraft verkaufen dürfen, zählen kann. Es ist eine Lage, in der man nicht mehr als die Manövriermasse des Kapitals ist: Student_in, Maler_in wie Arbeitslose sind davon abhängig, angestellt zu werden; ein abgeschlossenes Studium bewahrt nicht davor, seine Arbeitskraft verkaufen zu müssen. Rechnen sie sich in der Kalkulation ihrer Arbeit„geber“_innen nicht, war es das mit ihrem Lohn, den sie zum Leben brauchen. Seine Höhe ist wiederum davon abhängig, wie viele andere ähnlich prekäre Gestalten dasselbe können wie man selbst, und ob diese Fertigkeit sich verwerten lässt.

Linke Aufklärung über den Kapitalismus hätte nicht nach vermeintlichen Privilegien innerhalb dieser ohnmächtigen Lage zu suchen, sondern die Gemeinsamkeit der Abhängigkeit zu betonen und zur Grundlage von Praxis zu machen. Ein Fortschritt wäre es allemal, wenn sich der Kassier und die Facharbeiterin nicht gegenseitig verachten, sondern ihre gemeinsame Lage – die der Lohnabhängigkeit – erkennen würden.

DAS PROBLEM KAPITALISMUS. Damit soll nicht bestritten werden, dass es ein sehr bitteres Los ist, etwa von Mindestsicherung leben zu müssen. Der Klassismus-Diskurs aber ist eine falsche Kritik an den Verhältnissen, die dieses Elend erzeugen. Sie reduziert Kapitalismus auf eine Ideologie zur Abwertung von Armut und abstrahiert davon, dass Armut im Kapitalismus nützlich ist. So lassen sich mit dem Hinweis auf viele Arbeitslose als potentieller Ersatz Löhne hervorragend drücken: Irgendwer wird es notgedrungen schon billiger machen! Am Existenzminimum ist man nicht wegen des Dünkels oder der Arroganz boboisierter Parteigänger_innen kapitalistischer Leistungsideale. Ebenso wenig ist der Lohn aufgrund der vermeintlichen Privilegien der noch nicht vollends Verarmten so gering: Arm ist man aufgrund seiner ökonomischen Lage. Diese ist aber nicht damit erklärt, dass die tatsächlich existierende Differenz von Normalzustand (kann sich Heizen leisten) und Ausnahme (kann sich nichtmal das leisten) gegen die Erklärung derselben Differenz gerichtet wird. Die einen sind lohnabhängig und verdienen Lohn, die anderen sind lohnabhängig, verdienen hingegen keinen oder einen sehr geringen Lohn. Die Brutalität, sonst kein Lebensmittel zu haben, sondern vollständig von der Kalkulation des Kapitals abhängig zu sein, zeichnet beide aus. Wenn linke Kritik sich einen Begriff über Armut machen will, hat sie eben diese Lage zu ergründen und zu kritisieren.

Dragana Komunizam hat Politikwissenschaft an der Universität Wien studiert.

Antifa meets Communism: (Not) A Lovestory

  • 22.06.2017, 15:07
Die Debatte um das Verhältnis von Kommunismus und Antifaschismus erhitzt verlässlich die Gemüter. Eine Beziehungsanalyse.

Die Debatte um das Verhältnis von Kommunismus und Antifaschismus erhitzt verlässlich die Gemüter. Eine Beziehungsanalyse.
Ist der große Zeitaufwand, den Antifaschist_ innen betreiben, um rechte Strukturen und Ideologien in Schach zu halten, dem Einsatz für die Überwindung des Bestehenden hinderlich? Oder ist ein Vorgehen gegen reaktionäre Zuspitzungen des Status Quo für die Perspektive auf eine Revolution sogar notwendig? Ist die Verteidigung der „bürgerlichen, kapitalistischen Gesellschaft vor ihren eigenen Kreaturen“ aus kommunistischer Sicht überhaupt vertretbar? Die hier skizzierten Fragen führen regelmäßig zu Unstimmigkeiten, werden als Kritik an antifaschistischem Aktivismus kurz hitzig andiskutiert und erlöschen dann ebenso schnell wieder. Bis zum nächsten Anlass.

KONKURRENZ, DIE KEINE IST. Hier wird eine Situation imaginiert, in der Antifaschismus und Kommunismus einander ausschließen. Das mag vom Zeitaspekt und der Notwendigkeit einer Gewichtung in der alltäglichen Arbeit her seine Berechtigung haben, ganz so einfach ist es jedoch nicht. Der früher recht verbreitete Ansatz, dass antifaschistische Arbeit an sich revolutionäre Potentiale hat, ist heute mehrheitlich überwunden. Praktisch ist antifaschistischer Abwehrkampf jedoch oft Voraussetzung für die Arbeit am Projekt der befreiten Gesellschaft. In einer sich autoritär formierenden Gesellschaft, in der Rassist_innen auf dem Vormarsch sind, die Polizei sich militarisiert und der Druck auf Aktivist_innen durch Überwachung und zunehmende Repression wächst, wird es eng bezüglich der notwendigen Freiräume für die Arbeit an unserer Zukunft. Diesen Entwicklungen nach Kräften entgegenzutreten, um zumindest die weitere negative Zuspitzung des ohnehin prekären und unwirtlichen Status Quo mit all seinen tagtäglichen Zumutungen zu verhindern, ist die Aufgabe des Antifaschismus. Er steht dabei immer unter dem Anspruch der Adäquanz und darf nie zum Selbstzweck werden. Denn wo man beginnt, jeder kleinen Aktion unbedeutender rechtsextremer Grüppchen hinterherzulaufen, wird der Fokus dann wirklich kontraproduktiv und bindet Ressourcen, die anderswo gebraucht werden. Doch einflussreichen rechtsextremen Akteur_innen das Leben schwer zu machen, den Versuchen von Diskursverschiebung nach rechts und Eroberung immer neuer gesellschaftlicher Räume entgegenzutreten, ist eine wichtige Aufgabe des Antifaschismus.

HAND IN HAND. Die Perspektive auf eine befreite Gesellschaft ist auch ein Blick auf eine Welt, in der reaktionäre Kräfte und ihre Ideologien ein für alle Mal auf den Müllhaufen der Geschichte verbannt worden sind. So ist es unerlässlich, diese Kräfte im Hier und Jetzt zu bekämpfen, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen. Denn je stärker sie werden, desto weiter rückt das Ziel der Überwindung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft hin zum Kommunismus in die Ferne. Trotz dieses Ineinandergreifens der beiden Arbeitsfelder sehen sich Antifaschist_innen des Öfteren mit dem Vorwurf konfrontiert, keine „wirklichen“ Kommunist_innen – alternativ auch Anarchist_innen – zu sein. So beispielsweise, als das NOWKR-Bündnis – das sich durchaus und ausdrücklich als kommunistisch verstand – in seinem Aufruf zu den Protesten gegen den Akademikerball 2015 schrieb, dass sie als Antifaschist_ innen „die bürgerliche Gesellschaft stets gegen ihre eigenen Geschöpfe verteidigen“. Für das hier gebrachte Verständnis von Antifaschismus als Verteidigung jener Zustände, die man als Kommunist_in doch eigentlich überwinden möchte, hagelte es Kritik.

Die Formulierung ist durchaus provokant, vielleicht auch nicht sonderlich glücklich gewählt. Inhaltlich ist sie dennoch richtig: Antifaschistische Abwehrkämpfe sind im Bestehenden ein notwendiges Übel, um sich als Kommunist_innen die Handlungsfähigkeit zu bewahren.

Die „Verteidigung der bestehenden Verhältnisse“ ist auch unter einem anderen Gesichtspunkt eine irreführende Formulierung. Denn gerade linksradikale Gruppen analysieren Phänomene des Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und anderer zu überwindender reaktionärer Ideologien nicht bloß für sich, sondern aus den Verhältnissen heraus. Sprich: Rassismus ist kein Problem der extremen Rechten, irgendwelcher Randgruppen oder fanatisierter Sekten, sondern der Gesellschaft als Ganze. Das gilt im doppelten Wortsinn. Zum einen formieren sich diese Ideologien unter den Bedingungen der derzeitigen gesellschaftlichen Verfasstheit, sind in Auftreten und Spielform eng damit verflochten. Zum anderen sitzen sie auch in der Mitte der Gesellschaft, an den Universitäten und in Parlamenten, den Stammtischen und Arbeitsplätzen. Genau dort gilt es ihnen auch entgegenzutreten. Eine Gesellschaft ohne diese reaktionären Ideologien ist nur jenseits ihrer bürgerlich-kapitalistischen Grundfesten zu denken.

Mit Antifaschismus alleine kommt man dem Kommunismus kein bisschen näher, ohne ihn aber erst recht nicht. Solange die Verhältnisse nicht fallen, bleibt Antifaschismus notwendig, um als Linke auf Dauer handlungsfähig zu bleiben. Das NOWKR-Bündnis brachte diesen Schluss in einem Interview auf den Punkt: „Als Antifaschist_innen rufen wir dazu auf, Nazis und reaktionären Ideologien auf allen Ebenen und mit allen Mitteln entgegenzutreten. Unser Ziel als Kommunist_innen ist, diesen Kampf überflüssig zu machen.“

Miriam Raskova studiert Politikwissenschaft an der Universität Wien.

ABC des Kommunismus

  • 21.06.2017, 18:21
Nach 150 Jahren ist Das Kapital von Karl Marx in aller Munde, seine Theorie und kommunistische Kritik sind aber weitgehend vergessen. Was die zu bieten haben, soll dieses ABC skizzieren.

Nach 150 Jahren ist Das Kapital von Karl Marx in aller Munde, seine Theorie und kommunistische Kritik sind aber weitgehend vergessen. Was die zu bieten haben, soll dieses ABC skizzieren.

Abstrakte Arbeit
ist nicht zu verwechseln mit einer bestimmten Tätigkeit, die einen bestimmten Nutzen erzeugt, sondern bezeichnet die Eigenschaft der Arbeit, den Wert der Waren zu produzieren – in einem proportionalen Verhältnis zur Arbeitsdauer. Dieser Begriff stellt klar, dass das Lob der Arbeit sich mit Marxismus nicht verträgt. Arbeit ist als Lebensnotwendigkeit jenseits von Lob oder Verdammung, immer mehr Arbeit für immer mehr Wert ist der Zweck der kapitalistischen Produktionsweise. Marx hat es behauptet, die VWL hat es bezweifelt – aber KapitalistInnen praktizieren das Wertgesetz, wenn sie in ihren Maßnahmen ihr Kapital zu seiner Vermehrung einsetzen, also darum konkurrieren, möglichst viel abstrakte Arbeit bei sich zu versammeln und gleichzeitig das Maß dieser Konkurrenz immer höher zu schrauben, also Arbeit bei sich zu reduzieren, die die Konkurrenz noch aufbringen muss (vgl. ➡️ Arbeitswertlehre ➡️ Produktivkräfte).

Arbeitskraft
Während die Arbeitskraft allgemein in der physischen Fähigkeit des Individuums besteht, die Natur zu seinem Zweck zu verändern, besteht die kapitalistische Variante dieses Umstands darin, dass die Arbeitskraft Ware sein darf. Als solche wird sie veräußert, auf dass ihre KäuferInnen sie für diese Periode – die Arbeitszeit – frei zu ihrem Zweck einsetzen können. Insofern ist der Satz unwahr, dass Arbeit bezahlt wird. Bezahlt wird dder Wert der Ware Arbeitskraft, nicht der der Arbeit, denn ihr Produkt gehört dem Kapital. Weil ArbeiterInnen nicht versklavt sind, gewinnen sie jeden Abend die Verfügung über ihre Arbeitskraft zurück, um sich erholen zu können (für den nächsten Tag).

Arbeitswertlehre
Keine „Lehre“, sondern die Kritik der politischen Ökonomie, die sich nicht mit der Banalität erledigt, dass sich der Preis der Waren nicht durch die Arbeit „berechnen“ lässt. 1. weil Marx im Kapital erklärt, dass der Wert der Ware keinen Rechtsanspruch der ProduzentInnen bezeichnet, sondern das Ergebnis eines Konkurrenzkampfes, der sich hinter dem Rücken der ProduzentInnen abspielt. 2. weil man schon kapieren muss, warum Arbeit Wert schafft, aber Maschinen – selbst Arbeitsprodukte – ihn nur übertragen, man die Wissenschaft von der Ökonomie auf die vulgärökonomische Flachheit reduziert, das Phänomen, dass jeder für seine Ware verlangt, was er kriegen kann, für den Begriff der Sache zu halten. 3. Näheres bei Marx!

Ausbeutung
hat mit einem moralischen Vorwurf nichts zu tun. Ausbeutung wird durch ➡️ KapitalistInnen dadurch erreicht, dass sie ➡️ LohnarbeiterInnen unbezahlte Mehrarbeit verrichten lassen, indem deren Arbeit ein wertvolleres Produkt produziert, als ihre Bezahlung kostet. Ausbeutung bezeichnet die trostlose Rolle der produktiven ArbeiterInnen, für diesen Zweck in Haftung genommen zu werden und ist insofern kritisch gemeint. Die Forderung eines gerechten Lohns, der den ArbeiterInnen die Arbeit wirklich entgilt, ist mit der Kritik der Ausbeutung nicht verbunden. Diese Forderung übersieht nicht nur, dass nicht die Arbeit, sondern Ware ➡️ Arbeitskraft bezahlt wird – sie geht auch von der Trennung aus, die das ➡️ Privateigentum zwischen Reichtum und ArbeiterInnen zieht.

Dialektik
Eine Wunderwaffe, mit der man Widersprüche rechtfertigt, ohne sie zu erklären, weshalb sie sich besonders in Uni-Seminaren bestens bewährt.

Gebrauchswert & Tauschwert
Was an Arbeitsmitteln und an Genussmitteln, also sachlichem Reichtum, zur Verfügung steht, macht zunächst den Reichtum jeder Gesellschaft aus. Im Kapitalismus gewinnt dieser Gebrauchswert-Reichtum zusätzlich die Qualität des Tauschwerts: Die nützlichen Dinge haben Wert, weil sie tauschbar sind. Diese zweite Qualität der Ware drückt sich in ➡️ Geld aus.

Geld
ist materialisierte, quantifizierte und ausschließende Kommandomacht über Produkte und Arbeit. Die irrationale Gestalt des ➡️ Privateigentums als Ding, auf dem die politische Ökonomie des Kapitalismus beruht.

LohnarbeiterInnen, doppelt freie
Die/Der LohnarbeiterIn bezeichnet eine recht kümmerliche Gestalt, die über die Mittel ihres eigenen Lebens nicht verfügt, aber dabei tun und lassen kann, was sie will. Durch den ➡️ privateigentümlichen Ausschluss von den ➡️ Produktionsmitteln sind die LohnarbeiterInnen auf den Verkauf ihrer Arbeitskraft angewiesen, was ihre Freiheit recht bescheiden ausfallen lässt.

Entfremdung
Entgegen modernen Gerüchten bezeichnete Marx mit der Entfremdung nicht Kapitalismuskritik als Sinnfrage, sondern den Umschlag des Eigentumsgesetzes (MEW 23, S. 609–611), wonach nicht mehr eigene Arbeit das ➡️ Eigentum am Produkt begründet, sondern die ➡️ kapitalistische Meisterleistung, alle Elemente des Produktionsprozesses zu bezahlen. Für die ArbeiterInnen bedeutet dies auch, dass ihre Arbeit in der Unterordnung unter den vom Kapital organisierten Produktionsprozess besteht. Die – reale – Absurdität besteht darin, dass die Arbeit nicht das Mittel derer ist, die arbeiten.

Freiheit & Gleichheit
Keine Werte, die im Kapitalismus vor die Hunde gehen, sondern die realen, juristischen Bedingungen, unter denen ➡️ Lohnarbeit und ➡️ Kapital sich begegnen. Diese Bedingungen bestehen in der realen Abstraktion davon, was die gegensätzlichen Interessen ausmacht und worüber sie verfügen. Kapital und Arbeit begegnen sich als Personen auf dem Markt, wo sie einen höchst ungleichen Tausch machen, der die Verfügung über die Ware Arbeitskraft gegen Lohn entgilt. Dass Freiheit und Gleichheit eine ungemütliche Sache sind, lässt sich auch daran studieren, dass die ArbeiterInnen anders in den Produktionsprozess eintreten (MEW 23, S. 189–191), als sie aus ihm herausgehen (MEW 23, S. 319f.).

Krisen
kommen und gehen, machen jedenfalls dem Kapitalismus leider nicht den Garaus.

Hegel
muss man nicht gelesen haben, um Marx zu verstehen (dafür müsste man Marx lesen).

historisch erkämpft
ist die Gleichberechtigung der ProletarierInnen mit ihren ArbeitgeberInnen, ebenso wie alles Soziale an der Marktwirtschaft, was für keinen der beiden Erfolge spricht. Während zu ersterem mit ➡️ Freiheit und Gleichheit das Nötige gesagt ist, besteht die Errungenschaft des Sozialstaats einfach darin, von den Schädigungen der ➡️ Lohnarbeit auszugehen, um diese zu kompensieren und die Lebenslüge des Lohns wahrzumachen, von ihm „leben“ zu können. Der Sozialstaat erhält die Gesellschaft, die ihn nötig macht, weil er sie affirmiert. Und ProletInnen leben als „einfache Leute“ vor sich hin, weil und solange sie sich ein Leben außerhalb der Organisationsformen moderner Armut nicht vorstellen mögen.

Industrielle Reservearmee
Arbeitslose; ein Produkt des kapitalistischen Einsatzes der ➡️ Produktivkräfte, wobei die Industrielle Reservearmee nicht entsteht, weil die ArbeitgeberInnen keine Arbeit „geben“, sondern weil das Kapital die Lohnarbeit so anwendet, wie es für seine Verwertung zuträglich ist. Mit ihrer Konkurrenz entfalten die Arbeitslosen segensreiche Wirkungen auf den Arbeitsmarkt, wo das Kapital durch Lohndrückerei seinen ➡️ Profit steigern kann.

KapitalistIn
Der Eigentümer von Kapital, der die ➡️ doppelt freien Lohnarbeiter für seinen Profit ➡️ ausbeutet. Als solcher hat er keinen schlechten Charakter, sondern betätigt sich als Charaktermaske, womit gemeint ist, dass er als bloße Personifikation einer ökonomischen Kategorie handelt. Gibt es nicht nur in männlich, wie schon früh eine „Dame mit dem gemütlichen Namen Elise“ bewies (MEW 23, S. 269).

Kommunismus
Kein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben wird, sondern die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt.

MEW
Marx-Engels-Werke. MEW Band 23 = Das Kapital Bd. 1. Lesen!

Müllhaufen der Geschichte
Bestimmungsort aller theoretischen Schriften der Agenda Austria.

Privateigentum
Im Unterschied zum Besitz einer Sache bezeichnet Privateigentum nicht den schlichten Umstand, über eine Sache (zwecks ihrer Konsumtion) zu verfügen, sondern die Willkür, sie anderen vorzuenthalten. Seine bestechende Durchschlagskraft erhält dieses Recht, wo es das Produktionsverhältnis des Kapitals kodifiziert, also dem Kapital sein Monopol auf den Reichtum der Gesellschaft sichert, während es den LohnarbeiterInnen die Unsicherheit ihrer Existenz garantiert. Deswegen muss es beseitigt werden.

Produktionsmittel
(auch: Rohstoffe, Maschinen, Gebäude) gehören dem Kapital, was dieses zur herrschenden Klasse qualifiziert. An den Produktionsmitteln hantieren diejenigen, die sie nicht haben, zum Wohle derjenigen, die damit „Arbeitsplätze schaffen“. Dieser verantwortungsvolle Beruf besteht in der eigentümlich eigennützigen Handlung, andere für sich arbeiten zu lassen – auf der schlichten Grundlage des ➡️ Privateigentums an den Produktionsmitteln.

Produktivkräfte
werden gesteigert, damit am Preis der Arbeit gedreht wird. Das Kapital verändert das Verhältnis von Vor- und Überschuss, indem es den Wirkungsgrad der Arbeit erhöht, mittels neuer Technologie und Arbeitsmethoden, was keine Wohltat für die arbeitende Menschheit ist, weil sie gleich doppelt auf ihre Kosten geht: 1. wird ihre Arbeit nicht weniger, sondern überflüssig, was zur Bildung einer ➡️ Industriellen Reservearmee führt. 2. wird die bezahlte Arbeit der nicht entlassenen Mannschaft reduziert, was schlecht ist für Leute, die ausgerechnet davon leben, möglichst viel von ihrer Arbeit zu verkaufen. Die Verringerung der bezahlten Arbeit ist die Senkung der Lohnstückkosten, wodurch das Kapital den Ausschluss der ArbeiterInnen von ihrem Produkt steigert, also seinen ➡️ Profit.

Profit (auch Gewinn)
besteht im Geld-Überschuss, den KapitalistInnen realisieren, wenn Waren verkauft werden und dabei mehr einstreichen, als sie in ihrem Vorschuss (Arbeitskräfte, Produktionsmittel usw.) investiert haben. Da der Profit für mehr Profit reinvestiert wird, also maßlos ist, steht er im Ruch, dem Gemeinwohl zu widersprechen, was nicht gerecht ist, weil er als Bedingung allen andern Einkommens (Zinsen, Renten, Gehälter) genau das Gemeinwohl stiftet, das der Kapitalismus zustande bringt: Wirtschaftswachstum!

Utopien
gehen nicht, weshalb realitätsbewusste ZeitgenossInnen gerne den ➡️ Kommunismus als eine solche bezeichnen. „Phantastische Gemütsschwärmerei“ (MEW 4, S. 3) war allerdings Marx und Engels eher peinlich, weshalb sie neben ihrem Programm der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ auch polemisch Stellung bezogen haben. GegnerInnenschaft gegen die kapitalistische Produktionsweise verlangt nämlich Kenntnisse und nicht bloß Absichten.

verkürzte Kritik
ist ein antikritisches Modewort, das falsche Einwände gegen den Kapitalismus als guten Ansatz, der leider nicht weit genug getrieben wurde, würdigt. Gehört auf den ➡️ Müllhaufen der Geschichte.

Fragen & Einwände aufschreiben und an abcdesmarxismus@hotmail.com schicken!
Dragana Komunizam hat Politikwissenschaft an der Universität Wien studiert.