ÖH-Wahlen

Karrieresprungbrett ÖH

  • 12.05.2017, 22:39
Die ÖH bietet das einzigartige Erlebnis, in einer Koalition mit höchst unterschiedlichen Leuten zu arbeiten: ein kurzer Einblick in eine Institution mit Karrierist*innen, Nachwuchspolitiker*innen und engagierten Studierenden.

Die ÖH bietet das einzigartige Erlebnis, in einer Koalition mit höchst unterschiedlichen Leuten zu arbeiten: ein kurzer Einblick in eine Institution mit Karrierist*innen, Nachwuchspolitiker*innen und engagierten Studierenden.

Räumen wir gleich zu Beginn mit einem Vorurteil auf, welches der ÖH-Arbeit oft unterstellt wird: Es ist Arbeit! Und zwar viel Arbeit, undankbare Arbeit und unterbezahlte Arbeit. In meiner langen ÖH-Karriere durfte ich vor allem großartige ÖH-Frauen kennen lernen, die für eine Aufwandsentschädigung von 360 Euro 30 bis 40 Stunden die Woche gearbeitet haben. Viele stellten ihr Studium und ihr Sozialleben hinten an, um sich für bessere Studienbedingungen für alle Studierenden einzusetzen. Die Studierenden danken es oft mit Ignoranz, Abneigung oder gar off ener Feindschaft. Von der Opposition bekommt man noch ständig an den Latz geknallt, dass man sich nur um die „Weltrevolution“ kümmere und nicht um studienrelevante Themen und Service. Nur wird verkannt, dass die meisten Studienvertretungen eben beides machen.

Und dabei zerreiben sie sich zwischen dem Anspruch, bessere Bedingungen an Hochschulen zu schaff en, und der Realität, ein System mitzutragen, das in den letzten Jahren immer mehr Verschlechterungen in diesem Bereich brachte, gerade für nicht privilegierte Studierende.

REALISMUS UND SEILSCHAFT. Dass man nach Jahren zermürbender ÖH-Arbeit dann auch einen Nutzen ziehen oder wenigstens keinen Nachteil daraus haben möchte, ist verständlich. So sagte mir eine ÖH-Kollegin vor einiger Zeit, als eine sehr gut bezahlte Stelle in einer parteinahen Organisation ausgeschrieben wurde: „Jetzt habe ich mir jahrelang den Arsch aufgerissen für die Fraktion und die Partei, jetzt will ich dann auch einen Posten von denen haben.“ Diese Erwartungshaltung wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas präpotent, doch sie ist realistisch. Bei einer Stelle in der Partei oder deren Vorfeldorganisationen spielt die Mitgliedschaft und die Linientreue mindestens eine genauso große Rolle wie die Qualifikation.

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass nicht wenige Parteigranden ihre politische Karriere in der ÖH begannen. Schaut man sich die Liste der ehemaligen ÖH-Vorsitzenden (und damit den prestigeträchtigsten Posten innerhalb der ÖH) an, dann finden sich die Namen einiger prominenter Politiker*innen: Sigrid Maurer, der während ihrer Zeit als ÖH-Vorsitzende der GRAS noch Hausverbot im Parlament wegen Störung erteilt wurde, sitzt jetzt eben dort. Wer in der SPÖ Karriere machen will, sollte sich ein Beispiel an Heinz Fischer (Vorsitzender der Bundesvertretung) und Michael Häupl (VSStÖ-Vorsitzender) nehmen und die politische Karriere bereits im Studium in Angriff nehmen. Im Übrigen war es Michael Häupl als VSStÖ-Vorsitzender, der Peter Pilz aus dem VSStÖ ausschloss. Das hat dessen Karriere nach einem Parteiwechsel wohl nicht geschadet. Auch bei den Konservativen ist ÖH-Arbeit gern gesehen – Reinhold Lopatka war Studienvertreter der Jurist*innen in Graz – allerdings ist die Mitgliedschaft im erzkonservativen Cartellverband wohl noch karrierefördender.

Die ÖH-Politik ist hier sowohl Ochsentour als auch Politkindergarten, wo Nachwuchspolitiker*innen schon mal Erfahrungen am parteipolitischen Parkett sammeln können. Gleichzeitig gibt es Vorgaben der Partei, die auch hier umgesetzt werden müssen. Kostspieligen Projekten oder Rücklagenauflösungen steht man zögerlich gegenüber, will man sich doch nicht mit einem zweiten „Café Rosa“ die politische Karriere verbauen.

Wer sich also in der ÖH abgearbeitet hat, kann bei manchen Fraktionen zurecht auf einen der hochdotierten Parteijobs hoffen. ÖH-Arbeit wird aber nicht nur in der Bewerbung zur/m Parlamentsmitarbeiter*in gerne gesehen, sondern auch in staatsnahen Betrieben helfen ÖH-Erfahrung und das richtige Parteibuch. Bundeskanzler Christian Kern kann ein Lied davon singen, sein Weg führte über den VSStÖ zu den ÖBB.

Wenn die „parteiunabhängige“ ÖH-Fraktion keinen Posten abwirft, dann kann man immer noch seine politische Meinung mir nichts dir nichts wechseln, so geschehen bei Kilian Stark, der noch 2013 für die FLÖ in der Bundesvertretung arbeitete und 2014 schon für die Grünen Penzing tätig war.

REBELLION UND QUALIFIKATION. Gerne wird die Studienzeit dann rückwirkend als rebellische Phase imaginiert, in der man noch aufmüpfi g und idealistisch war. Doch selbst diesen Anspruch haben einige in der ÖH wohl nicht an sich selbst. Denn nicht nur die Parteien wissen von der nützlichen Erfahrung, die man in der ÖH sammeln kann. Wer in der ÖH tätig war, weiß, wie man Veranstaltungen organisiert, Texte schreibt und redigiert, Verhandlungen führt und im Team zusammenarbeitet. Das sind alles Skills, die auch auf dem freien Markt gerne gesehen sind – und deshalb ist die ÖH im Lebenslauf ein großes Plus. Gerade im Öffentlichkeitsreferat lernt man all die nützlichen Tools, die man später in jeder PR-Firma und Werbeagentur einsetzen kann. Und inzwischen wissen auch Studierende, dass es kaum ein Manko ist, ein wenig länger fürs Studium zu brauchen, aber durch die ÖH schon Berufserfahrung auf dem Buckel zu haben.

Bei all dem darf nicht vergessen werden, dass die ÖH-Arbeit nicht allen offensteht. Natürlich gibt es redliche Bemühungen, gerade von Basisgruppen, so inklusiv und off en wie möglich zu sein. Doch nicht alle Studierenden haben die Zeit und die Ressourcen, sich der ÖH-Arbeit zu widmen. Hat man zum Beispiel Betreuungspflichten, wird die Teilnahme an abendlichen Plena, die sich bis in die Nacht ziehen, nahezu unmöglich. Auch sind nicht alle Studierenden entsprechend gut vernetzt, um einen Posten in Hochschul- oder gar Bundesvertretung zu ergattern. Auch wenn ÖH-Arbeit aufwendig und wichtig ist und Respekt verdient, so ist sie gleichzeitig ein Privileg.

Anne Marie Faisst studiert Internationale Entwicklung in Wien und ist seit Jahren politisch in der ÖH aktiv.

Anmerkung der Redaktion: In der Print-Version dieses Artikels stand fälschlicherweise, der Grüne Nationalratsabgeordnete Julian Schmid sei bei der GRAS gewesen. Es handelte sich um eine Verwechslung. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Zwischen Widerstand und Kompliz*innenschaft

  • 12.05.2017, 22:34
Bei der Arbeit an der Basis der Studienvertretung macht man immer wieder Erfahrungen mit widersprüchlichen Verhältnissen und schwierigen Situationen.

Bei der Arbeit an der Basis der Studienvertretung macht man immer wieder Erfahrungen mit widersprüchlichen Verhältnissen und schwierigen Situationen.

Die Arbeit in einer Studienvertretung ist anders als die in den höheren Ebenen der ÖH. Alles passiert nur im kleineren Rahmen und viel unvermittelter: Die Menschen, denen du gerade noch in einer Sitzung volle Opposition geben musstest, geben dir in der Woche darauf vielleicht schon entscheidende Noten. Personen, denen du vielleicht ihr unfaires Verhalten gegenüber anderen Studierenden vorwerfen musstest, entscheiden später über deine Zukunft im wissenschaftlichen Betrieb. Oder es fragen dich Lehrende, mit denen du persönlich gut auskommst, deren Lehre aber grottig schlecht ist, warum du gegen ihre Lehrveranstaltung im kommenden Semester gestimmt hast.

Manche Studienvertretungen organisieren sich dabei auch noch als Basisgruppen. Das bedeutet, dass sie versuchen, möglichst ohne Hierarchien zu arbeiten. Die durch die Wahlen gewonnenen Mandate sind dabei irrelevant, denn Entscheidungen werden in der Gruppe getroff en und der Diskussionsprozess ist dabei wichtig: Jede*r darf mitdiskutieren, und gegebenenfalls ein Veto einbringen, und dann muss eine andere Lösung für ein Problem gefunden werden. Klassische Kampfabstimmungen sind nicht Teil des Selbstverständnisses solcher Basisgruppen.

Diese Gruppen verstehen sich also nicht als Vertreter*innen, die für die anderen Studierenden sprechen. Sie wollen einen off enen Raum schaff en, in dem sich alle, die das möchten, einbringen können. Oft sieht man sich dann leider mit einer passivierten Studierendenschaft konfrontiert. Ob durch den Neoliberalismus im Allgemeinen oder durch den Bologna-Prozess im Speziellen, die Universitäten werden nicht mehr als Raum gesehen, in dem Mitgestaltung möglich ist. Davon zeugt auch die weiterhin sinkende Wahlbeteiligung bei den ÖH-Wahlen. Das durch die Reformierung der Universitäten erzeugte Selbstbild der Studierenden ist nicht mehr das eines gleichberechtigten Teils dieser Institution, sondern im besten Falle noch das von Kund*innen: Wir nehmen nur mehr eine Dienstleistung in Anspruch, und es gibt kein besseres Mindset, um für Studienplatzfinanzierung oder Studiengebühren zu argumentieren.

GREMIEN, KURIEN, DISKUSSIONEN. Zu den Rechten von gewählten Mandatar*innen einer Studienrichtungsvertretung gehört die Teilnahme an Curricular-Arbeitsgruppen, in denen einzelne Institute die konkrete Gestaltung ihrer Studienpläne erarbeiten. Und das kann ein langer Prozess sein. Zwischen persönlicher Abneigung und internen Grabenkämpfen wird dort jede einzelne Formulierung diskutiert, wird darüber entschieden, welche Module von Studierenden wie absolviert werden müssen und jedes administrative Detail des Curriculums geklärt. Es ist zwar selbstverständlich, dass die Studierendenkurie Teil dieser Gremien sein darf, aber nicht, dass sie dort auch gehört wird.

Je nach Verhältnis zum jeweiligen Gegenüber gibt es genügend Situationen, in denen Beiträge von Studierendenvertreter*innen einfach belächelt oder schlicht ignoriert werden. Wurde dem Institutsvorstand schon einmal Sexismus vorgeworfen? Musste man schon mehrmals Konflikte von Studierenden mit der Studienprogrammleiterin ausfechten? Dann kann es gut sein, dass studentische Einwände prinzipiell überstimmt werden. Denn viele Institutionen des Studienrechts sind mittlerweile in einer Form gestaltet, die es leicht macht, solche Anliegen zu übergehen. Es scheint fast so, als sollten es sich Studierende zweimal überlegen, die übergriffi ge Sprache eines Professors zu kritisieren, um im nächsten Gremium überhaupt noch gehört zu werden, oder sogar eine Chance auf Mitgestaltung zu bekommen.

Die Studienkonferenz ist dagegen das einzige Gremium, in dem Studierende tatsächlich eine Mehrheit stellen können. Dort werden konkrete Fragen der Lehre diskutiert, zum Beispiel welche Lehrveranstaltungen im nächsten Semester angeboten werden und welche auf gar keinen Fall Teil des Angebots sein sollen. Das klingt nach einer sehr mächtigen Position, und wenn das Verhältnis zum Institut gut läuft, kann dort tatsächlich ernsthafter Einfluss auf die Ausrichtung der Lehre genommen werden. Aber letztlich hat die Studienkonferenz nur mehr eine beratende Funktion, das letzte Wort hat immer noch die Studienprogrammleitung.

In diesem Kontext ist es oft schwierig, den Sinn der eigenen Arbeit noch zu sehen. Ist es wirklich alles, mit dem eigenen Budget spannende Projekte zu fördern und jedes zweite Semester eine Party zu organisieren? Oder noch viel schlimmer: Sind wir hier unfreiwillige Kompliz*innen im neoliberalen Umbau der Universitäten, wenn wir mit unserer Anwesenheit in diesen Gremien auch noch deren Entscheidungen legitimieren, selbst wenn wir dagegen sind? Erlauben wir der Universität, sich hier mit den Federn der Studierendenbeteiligung zu schmücken, auch wenn von den guten Ideen der Curricular- Arbeitsgruppe nach der Überarbeitung durch die Senats-Kommission nicht mehr viel übrig ist?

DESHALB BETEILIGEN. Wahrscheinlich müssten diese Fragen mit einem Ja beantwortet werden. Aber diese Universitäten und ihre Teile, sowie deren einzelne Kurien und Fraktionen sind eben keine geschlossenen Gefäße, keine starren Einheiten. Immer wieder lassen sich kleine Allianzen fi nden, mit denen manchmal eine Mitgestaltung im kleinen Rahmen möglich wird. Die Position, durch die Studierende in Konfl ikten gegenüber Lehrenden und ihrer Autorität solidarisch unterstützt werden können, ist notwendig. Denn ob nun die Studienvertreter*innen in den Gremien und Kurien anwesend sind, kann den Instituten und Fakultäten egal sein. Sie können auch ohne die Zustimmung der Studienvertreter*innen Entscheidungen treff en. Eine Totalverweigerung hätte also keinen Stillstand der Institution zur Folge, sondern würde nur bedeuten, dass Studierende gar keine Stimme mehr hätten. Und auch wenn es nicht immer die gewünschte Wirkung hat, ist ein konsequentes Betonen der spezifi schen Bedürfnisse von Studierenden wichtig. Wenn es nicht Teil der Lebensrealität von Lehrenden ist, oder nicht ihrem Bild von Studierenden entspricht, wird nie mitbedacht werden, was bestimmte Änderungen für Studis mit Betreuungspflichten, in Lohnarbeitsverhältnissen oder mit psychischen Schwierigkeiten bedeuten. In diesen Gremien zu sitzen, bedeutet das Schlimmste zu verhindern, oder es zumindest zu versuchen. Es ist eine anstrengende, oft undankbare und meistens gar nicht bezahlte Arbeit, aber sie ist wichtig.

Rem Bibischew studiert an der Universität Wien und engagiert sich in einer Basisgruppe.

Die kommenden Herausforderungen der ÖH

  • 12.05.2017, 22:26
Alle zwei Jahre wählen Österreichs Studierende ihre Vertretung, seit 2015 wird auch die Bundesvertretung wieder direkt gewählt. Welche Probleme und Herausforderungen werden sich der künftigen ÖH-Spitze stellen und wie wollen die Fraktionen damit umgehen?

Alle zwei Jahre wählen Österreichs Studierende ihre Vertretung, seit 2015 wird auch die Bundesvertretung wieder direkt gewählt. Welche Probleme und Herausforderungen werden sich der künftigen ÖH-Spitze stellen und wie wollen die Fraktionen damit umgehen?

In den letzten Jahren haben sich große Demonstrationen oder Aktionen zum Thema österreichische Bildungspolitik rar gemacht. Das heißt aber leider nicht, dass sich die Situation an den Hochschulen entspannt hätte – es haben nur alle gelernt, damit zu leben. Maßnahmen wie die Studieneingangs- und Orientierungsphase (StEOP), gegen deren Einführung 2009 noch heftig protestiert wurde, sind heute für Studienanfänger_innen Normalität geworden, die nicht unbedingt hinterfragt wird.

STUDIENPLATZFINANZIERUNG. Mit der sogenannten „Studienplatzfi nanzierung“ will die Regierung die Unis fi nanziell entlasten. Seit das Regierungsprogramm eine Überarbeitung erfahren hat, ist fi x, dass berechnet werden soll, wie viel ein Studienplatz kostet. Danach soll dann auch entschieden werden, nach welchem Schlüssel die Unis Geld für eben jene Studienplätze bekommen sollen. Vermutlich werden dabei genau so viele „Studienplätze“ herauskommen, wie Budget da ist. Sprich: Flächendeckende Zugangsbeschränkungen und die Reduktion von Studierendenzahlen sollen die Unis „entlasten“. Da die Details noch nicht ausgehandelt sind, hat die zukünftige Bundesvertretungsspitze einige Einfl ussmöglichkeiten. Ob die ÖH allerdings viel verhandeln können wird, ist fraglich. Die meisten Fraktionen lehnen flächendeckende Zugangsbeschränkungen ab. Sowohl Grüne und Alternative Studierende (GRAS), der Verband sozialistischer Student_innen Österreichs (VSStÖ), die Fachschaftslisten (FLÖ) und die beiden kommunistischen Listen KSV-KJÖ und KSV-LiLi fordern stattdessen einen off enen Hochschulzugang, der staatlich fi nanziert werden soll. Die AktionsGemeinschaft (AG) begrüßte die „kapazitätsorientierte Studienplatzfi nanzierung“, lehnt Studiengebühren jedoch ab – Zugangsbeschränkungen nennt die AG „Zugangsmanagement“ und fordert „faire und transparente Aufnahmetests“. Die Jungen Liberalen Studierenden (JUNOS) hingegen sind begeistert von den Ideen des sozialdemokratischen Kanzlers: „Christian Kern setzt mit der Studienplatzfi nanzierung erste richtige Schritte in Richtung fairer Zugangsbeschränkungen.“ Die Fraktion fordert „nachgelagerte Studiengebühren“ in der Höhe von bis zu 500 Euro im Semester, die nach dem Studium bezahlt werden sollen. Der RFS will ausländischen Studierenden nur dann einen Studienplatz gönnen, wenn sie in ihrem Herkunftsland ebenfalls einen vorweisen können, was für Drittstaatenangehörige allerdings bereits Realität ist.

UNIS UND ANDERE HOCHSCHULEN. Seit der letzten Wahl 2015 sind alle Studierenden von Universitäten, Privatunis, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen Mitglieder der ÖH. Rechtlich gesehen sind sie aber nicht gleichgestellt, da sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen je nach Hochschultyp stark unterscheiden. Während die Regierung keine Pläne hat, einen einheitlichen Hochschulraum zu schaff en, sehen die Listen, die sich zur ÖH-Wahl stellen, das anders. Die GRAS schreibt zum Beispiel: „Das Problem liegt vor allem in den rechtlichen Grundlagen: Welche Rechte Student_innen haben, ob und wenn ja wo sie diese einfordern können, hängt maßgeblich vom Hochschulsektor ab. Bei einem einheitlichen Hochschulraum wären auch Wechsel zwischen den Sektoren wesentlich einfacher und unbürokratischer möglich“, und fasst damit die Meinung fast aller Fraktionen zusammen. Der KSV-KJÖ stellt die Privatuniversitäten jedoch in Frage, „denn von kritischer Lehre und Bildung kann dort nicht die Rede sein“. Der KSV-LiLi will sie nicht weiterhin öff entlich bezuschussen lassen. Die FLÖ betont, „Österreich braucht keinen einheitlichen Hochschulraum, aber ein klares bundesweites Studienrecht für alle Studierenden“. Auch die AG begrüßt den Status quo: „Eine Trennung ist durchaus sinnvoll, da so eine Vielfalt von ‚Systemen‘ erhalten bleibt und man für sich selbst entscheiden kann, welches für einen selbst das beste ist.“

SOZIALE LAGE. Die letzte Studierenden-Sozialerhebung zeigte: Obwohl 61 Prozent der Studierenden erwerbstätig sind, ist über ein Viertel von starken fi nanziellen Schwierigkeiten betroff en. Von der Familie wird nur ein Drittel fi nanziert – somit bleibt die staatliche Studienbeihilfe die wichtigste Unterstützung für Studierende. Erfolgreich ist sie auch: Die Studienabschlussquote ist bei jenen Studis, die eine Beihilfe beziehen, doppelt so hoch wie bei anderen. Die Beträge sind jedoch niedrig und der Kreis der potentiellen Bezieher_innen ist klein. So wundert es wenig, dass auch hier sämtliche Fraktionen Erhöhungen und Änderungen fordern. Dass die Studienbeihilfe seit 1999 nicht mehr an die Infl ation angepasst wurde, ärgert die wahlwerbenden Gruppen ebenso wie die diversen Altersgrenzen, die spätentschlossenen Studierenden das Leben schwer machen. Wie die Beihilfen künftig aussehen sollen, darüber sind die Fraktionen sich jedoch nicht eins: Während JUNOS mehr „Leistungsstipendien“ fordern, will die GRAS ein „existenzsicherndes Grundstipendium von 844 Euro im Monat für alle Student_innen“, der KSV-KJÖ sieht soziale Absicherung nur im Sozialismus als möglich an, FLÖ und AG wollen zusätzlich eine Aufstockung verschiedener Sachleistungen.

MOBILITÄT. In einem Thema sind sich alle Fraktionen, die in die Bundesvertretung wollen, einig: Sie fordern alle ein österreichweit gültiges günstiges Studiticket. Über diese Forderung – und darüber, dass der öff entliche Verkehr für Studierende in anderen europäischen Ländern gratis ist – haben wir in der letzten progress-Ausgabe ausführlich berichtet („Sparschiene“, S. 8). Eine andere Art der Mobilität ist jene zwischen den Hochschulen, sowohl in Österreich als auch im europäischen Hochschulraum. Mit einem FH-Bachelor einen Uni-Master zu belegen ist in der Praxis oft ein sehr steiniger Weg mit vielen Behördengängen. Sowohl VSStÖ als auch JUNOS schlagen deswegen die Schaff ung einer Informationsquelle vor, in der mögliche Anrechnungen und weiterführende Studien dokumentiert werden, die GRAS will diese Frage europaweit geklärt wissen. Bis auf eine Fraktion sind sich alle einig, dass das Bologna-System nicht durchlässig genug ist. Der KSV-KJÖ möchte das System dagegen abschaff en und zurück zu den Diplomstudien. Der KSV-LiLi möchte die Marktlogik des Bologna-Systems bekämpfen und so für mehr Mobilität sorgen.

BARRIEREN. Für eine ganze Reihe Studierender ist der Studienalltag von Barrieren geprägt. Diese können im Falle körperlicher Beeinträchtigungen ganz einfach baulicher Natur sein, andere Barrieren sind nicht so off ensichtlich. Alle Fraktionen begrüßen einen barrierefreien Ausbau der Infrastruktur, in den Details unterscheiden sich die Zugänge jedoch. Der KSV-LiLi sieht Nachholbedarf bei der Barrierefreiheit: „Während in anderen Ländern versucht wird, allen Menschen das Studieren zu ermöglichen, fangen österreichische Hochschulen gerade mal damit an, Aufzüge oder Rampen zu installieren.“ Die FLÖ hingegen ortet vor allem Mangel bei der Beratung und sieht auch die ÖH im Zugzwang: „Die ÖH kann sich dafür einsetzen, mehr Beratungen anzubieten und Anlaufstellen einzurichten.“ VSStÖ und GRAS erinnern daran, dass auch psychische Krankheiten wie Depressionen berücksichtigt werden müssen und fordern alternative Lern- und Prüfungsmodalitäten wie Online-Vorlesungen. Ebenfalls größtenteils unsichtbare Barrieren stellen sich für LGBTIQ-Studierende, vor allem für Trans- oder Inter-Studierende, deren Geschlecht nicht mit der Geschlechtsangabe in ihrem Pass übereinstimmt. Die Initiative #NaGeH fordert, dass Unis künftig unbürokratisch Vornamen und Geschlechtseintrag von inter*, trans und nichtbinären Menschen ändert. Diese Forderungen werden von den meisten Fraktionen geteilt, einzig die FPÖ-Vorläuferorganisation RFS äußert sich auf ihrer Homepage verächtlich über LGBTIQ-Studierende. Binäre Toiletten – also solche, die nach dem klassischen „Mann/Frau“-Schema aufgeteilt sind, nennt der RFS zwar „Unfug“, scheint sich der Bedeutung dieser Aussage jedoch nicht bewusst zu sein. Die AG hat sich nicht zu den Forderungen von #NaGeH geäußert, sieht die ÖH jedoch als zuständige Organisation, bei der sich Studierende bei Diskriminierungen melden könnten.

BILDUNG. Studierende und Hochschule sind nur der letzte Teil der Pipeline des österreichischen Bildungsystems und viele Probleme entstehen an anderer Stelle. Es ist daher wichtig, dass die ÖH einen genauen Blick auf die Reformen im Bildungsystem wirft – alleine schon deswegen, weil sie ja auch die zukünftigen Lehrer_innen vertritt, die momentan studieren. Zu der Frage, wie das Bildungssystem insgesamt organisiert werden soll, halten sich die Fraktionen eher bedeckt – die GRAS fordert aber z. B. die Einführung der Gesamtschule, der KSV-KJÖ will die Schulen demokratisieren. Schüler_innen sollten, da sind sich die Fraktionen einig, besser auf ein Hochschulstudium vorbereitet werden. Die JUNOS sagen dazu: „Der Wert der Bildung muss früh im Schulsystem vermittelt werden“, GRAS, VSStÖ, FLÖ und AG fordern mehr Informationen – das Referat für Maturant_ innenberatung der Bundesvertretung muss sich um seinen Fortbestand also keine Sorgen machen. GRAS und VSStÖ fordern zusätzlich ein Vorstudium, bei dem Fächer ausgetestet werden können, die AG einen freiwilligen Selbsteinstufungstest.

MAHLZEIT. Während in vielen Ländern das Essen in der Mensa zum Studierendenalltag gehört, ist das Angebot in Österreich dürftig und dazu noch recht teuer. Die AG nähert sich hier grünen Positionen an und fordert regionale Speisen. Vegetarische Optionen sind GRAS und KSV-KJÖ wichtig, die JUNOS wollen, dass das Mensapickerl auch bei privaten Gaststätten als Vergünstigung gilt, während der KSV-LiLi ein Problem mit Mensen als Privatunternehmen hat. FLÖ und VSStÖ fordern zusätzlich offene Küchen, in denen Studierende selbstständig kochen können.

ZUSAMMENGEFASST: Die Antworten auf die zukünftigen Fragen der ÖH unterscheiden sich nicht so sehr, wie man es zunächst vielleicht annehmen würde, gerade beim off enen Hochschulzugang jedoch gewaltig. Die Fraktionen haben nicht nur unterschiedliche Zugänge zu Themen, sondern auch zu der Art und Weise, wie sie als ÖH arbeiten wollen. Für Wähler_innen, die bisher wenig Kontakt mit der ÖH hatten, ist dies jedoch schwierig herauszuschälen. Es empfiehlt sich daher, sich umfassend zu informieren, bevor eins zwischen dem 16. und 18. Mai seine Stimme verteilt.

Redaktioneller Hinweis: Die Positionen der Fraktionen wurden mit einem Fragebogen und den jeweiligen Webseiten erarbeitet.

Joël Adami studiert Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur Wien.

Was du über die ÖH wissen solltest

  • 12.05.2017, 22:19
Von Bürokratieverwirrung, demokratischen Systemen und Soziologiefesten. Eine Anleitung, um die ÖH in ihren Grundzügen zu verstehen. Für AnfängerInnen, von einer (fast) Anfängerin.

Von Bürokratieverwirrung, demokratischen Systemen und Soziologiefesten. Eine Anleitung, um die ÖH in ihren Grundzügen zu verstehen. Für AnfängerInnen, von einer (fast) Anfängerin.

Das Studium ist verwirrend. „Die“ Uni ist gar nicht eine Uni, sondern befindet sich in ungefähr 400 Gebäuden, ProfessorInnen sind auch nur Menschen und wenn man sich nicht rechtzeitig für etwas anmeldet, hilft auch nicht lieb bitte sagen. Kurzum: Studienbeginn ist so ziemlich die Hölle und anfangs ist man vor allem damit beschäftigt, sich durch einen Bürokratie-Dschungel zu schlagen und dabei nicht aufs Lernen, Essen und Atmen zu vergessen. Aber spätestens, wenn du im zweiten Semester bist, weißt du, dass die Getränke im Automaten überraschend billig sind, und musst nicht mehr halbfreundliche Begegnungen um Wegbeschreibungen bitten. Dann hast du Zeit, dich zu fragen, wie die wirklich wichtigen Dinge funktionieren. Die ÖH zum Beispiel. Die ist nämlich verdammt kompliziert. Aber keine Panik, dieser Artikel bietet dir den ultimativen Guide.

ALLGEMEINES. Die Österreichische Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (kurz ÖH) wurde 1945 gegründet und versteht sich als Sprachrohr der Studierenden gegenüber den Hochschulen und der Politik. Außerdem vertritt sie die österreichischen StudentInnen im internationalen Bereich. Alle zwei Jahre wird sie von allen Studierenden neu gewählt. Von 16. bis 18. Mai steht die nächste Wahl an und deshalb solltest du spätestens dann wirklich Bescheid wissen. Die Mitgliedschaft in der ÖH ist Pflicht, das bedeutet, dass alle Studierenden automatisch ab der Zulassung zum Studium Mitglied sind. Das schließt mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch dich ein, du hast also die dementsprechenden Rechte und Pfl ichten. In dem Fall sind es vor allem Rechte – Wählen gehen zum Beispiel (subtile Aufforderung, hust hust).

Derzeit Vorsitzende der ÖH ist Lucia Grabetz vom VSStÖ (Verband Sozialistischer StudentInnen in Österreich), also sozusagen die Arbeiterkammer- Präsidentin der Uni-Welt. Ihre Hauptaufgabe ist gemeinsam mit den anderen drei Vorsitzenden die Vertretung der ÖH nach außen.

STUDIENVERTRETUNG. Organisiert ist die ÖH in mehreren Ebenen. Vermutlich hast du schon von der Studienvertretung (StV) gehört oder ihr ein verzweifeltes Mail geschrieben, weil dir das jemand in einer x-beliebigen Facebook-Gruppe geraten hat. Und das ist auch okay, denn die StV ist die erste Ansprechpartnerin für (verzweifelte) Studierende.

Auf FHs sieht das ein bisschen anders aus. Hier ist die ÖH in drei Ebenen organisiert: Es gibt eine Hochschulvertretung (siehe unten), eine Jahrgangsvertretung, die speziell für die Betreuung eines Jahrgangs zuständig ist, und – wie an den Universitäten – Studienvertretungen.

Jede Studienrichtung hat ihre eigene Studienvertretung mit je nach Studiengröße drei bis fünf Personen, die sich aktiv darum kümmern, den Studienalltag möglichst angenehm zu gestalten, und dir bei Problemen helfen – das Anmeldesystem zu verstehen zum Beispiel. „Den Großteil unserer Zeit investieren wir in Tutorien und Beratung“, meint Timo von der StV BaGru Soziologie an der Universität Wien. „Jeden Tag hat jemand Journaldienst und steht sowohl per Mail als auch persönlich für Fragen bereit – besonders Erstsemestrige holen sich oft Rat“, so Timo im Interview. Außerdem beschicken die Studienvertretungen verschiedene Gremien, in denen sie für die Rechte der Studierenden eintreten. Und auch der Spaß kommt nicht zu kurz: „Wir veranstalten aber auch ein bis zwei Mal im Semester ein Soziologiefest“, betont Timo.

Gewählt werden die VertreterInnen durch Personenwahl. Das bedeutet, dass die StudienvertreterInnen nicht in Zusammenhang mit einer der Fraktionen (dazu später mehr) stehen, sondern als neutrale AnsprechpartnerInnen agieren sollen. Aber auch Freiwillige, die nicht gewählt sind, wirken in manchen Studienvertretungen mit. So zum Beispiel Timo, der sich seit seinem ersten Semester engagiert: „Bei uns werden alle Entscheidungen basisdemokratisch getroff en, was bedeutet, dass alle, die zu unserem wöchentlichen Plenum kommen, mitbestimmen dürfen. Es sind also nicht nur die gewählten VertreterInnen an Entscheidungen beteiligt.“ Dieses Prinzip ist bei Basisgruppen besonders wichtig. Sie wollen niemanden überstimmen, sondern nach einer gemeinsamen Lösung suchen, bis ein Konsens gefunden ist.

FAKULTÄTSVERTRETUNG. Zwischen Studienvertretung und Hochschulvertretung Hochschulvertretung agieren Fakultäts- und Zentrumsvertretungen auf der Ebene der Fakultäten bzw. Zentren. Falls du (wie ich) auch nicht weißt, was eine Fakultät ist und bis jetzt immer nur gelächelt und genickt hast, wenn jemand das Wort erwähnt hat, kommt hier die lang ersehnte Antwort:

Alle zwei Jahre, immer vor einer anstehenden ÖH-Wahl, beschließt die Universitätsvertretung die Zusammenfassung verschiedener Studienrichtungen zu Studienvertretungen und die Zuordnung der Studienvertretungen zu Fakultäts- bzw. Zentrumsvertretungen. Das bedeutet, es handelt sich de facto einfach nur um ein Bündel von Studienvertretungen, die zusammengefasst werden.

Um beim Beispiel Soziologie zu bleiben: Aktuell gehört dieses Fach gemeinsam mit Kultur- und Sozialanthropologie, Publizistik, Gender Studies, Pfl egewissenschaft und Politikwissenschaft zur Fakultät für Sozialwissenschaften. „Wir arbeiten eng mit den anderen Studienvertretungen unserer Fakultät zusammen und sind gut vernetzt“, erklärt Timo.

Insgesamt gibt es zum Beispiel an der Uni Wien 15 Fakultäten. Diese Zahl ändert sich aber von ÖH-Wahl zu ÖH-Wahl und von Universität zu Universität. Manche Universitäten bzw. Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen haben gar keine Fakultäten, sondern „Departments“, die keine eigenen Vertretungen haben. Ob es und zu welcher Fakultät das Studium deines Herzens gehört, erfährst du auf der Webseite deiner lokalen ÖH bzw. Studienvertretung.

Die Fakultätsvertretungen vertreten dich gegenüber dem Dekanat (sozusagen die Frau oder der Herr Direktor, nur mit weniger Klischee und mehr wissenschaftlichem Background) und arbeiten in verschiedenen Unigremien. Diese Ebene der ÖH wird nicht gewählt, sondern die MandatarInnen werden von den je zugeordneten Studienvertretungen entsandt.

HOCHSCHULVERTRETUNG. Die Hochschulvertretung ist die nächsthöhere Ebene. Man kann sie sich als Studierendenparlament jeder einzelnen Hochschule vorstellen. In diesem Organ der ÖH sitzen verschiedene Fraktionen, die ähnlich wie die Parteien im Parlament verschiedene Interessen vertreten. An den einzelnen Hochschulen kandidieren zum Teil andere Fraktionen als auf Bundesebene.

Alle Hochschulvertretungen müssen verpfl ichtend je ein Referat für Bildungspolitik, Sozialpolitik und wirtschaftliche Angelegenheiten (Wirtschaftsreferat) einrichten, können aber bei Bedarf auch andere initiieren. Ein Referat ist eine Organisationseinheit, die eine bestimmte Aufgabe innerhalb der ÖH erfüllen soll.

Eine weitere Aufgabe der Universitätsvertretung ist es, VertreterInnen in den Senat zu schicken. Der Senat ist ein Entscheidungsorgan der Universität, in dem Lehrende, allgemeines Personal und eben Studierende sitzen. Hier werden unter anderem Curricula beschlossen.

BUNDESVERTRETUNG. Die ÖHBundesvertretung ist die Vertretung aller Studierenden an Universitäten, Privatuniversitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen in Österreich. Die Bundesvertretung besteht aus 55 VertreterInnen.

Seit 2015 wird die ÖH-Bundesvertretung wieder direkt durch Listenwahl gewählt. 2017 kandidieren folgende Fraktionen, die zum Teil Parteien nahestehen:
AG – AktionsGemeinschaft (Studentenforum), Vorfeldorganisation der ÖVP
FLÖ – Unabhängige Fachschaftslisten Österreichs, parteiunabhängig
GRAS – Grüne & alternative StudentInnen, Vorfeldorganisation der Grünen
JUNOS – Junge liberale Studierende, Vorfeldorganisation der NEOS
KSV-LILI – Vorfeldorganisation der Bundes-KPÖ
KSV-KJÖ – Vorfeldorganisation der steirischen KPÖ
NO MA'AM – Spaßfraktion
RFS – Ring Freiheitlicher Studenten, Vorfeldorganisation der FPÖ
VSStÖ – Verband Sozialistischer StudentInnen in Österreich, Vorfeldorganisation der SPÖ

Diese Fraktionen sind es, die du per Listenwahl wählen kannst, um ihnen Sitze im ÖH-Bundesrat zu verschaff en. Yay, Demokratie!

Die Bundesvertretung vertritt die Interessen aller Studierenden österreichweit, berät in verschiedenen Referaten und gibt zusätzlich Broschüren zu studienrelevanten Themenstellungen heraus. Zu einer wichtigen Aufgabe gehört das Bilden der Ausschüsse für Bildungspolitik, Gleichstellungsfragen, Internationale Angelegenheiten, Sonderprojekte, Sozialpolitik und jenem für wirtschaftliche Angelegenheiten. Diese werden je nach Stärke der Fraktionen in der Bundesvertretung beschickt. Zweimal pro Semester fi nden Sitzungen statt, die öff entlich zugänglich sind.

Außerdem besetzt auch die ÖH-Bundesvertretung Referate. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Referaten existieren momentan noch folgende andere: das Referat für Studien- und MaturantInnenberatung, das Referat für ausländische Studierende, das Referat für Fachhochschul-Angelegenheiten, das Referat für pädagogische Angelegenheiten, das Referat für Internationale Angelegenheiten, das Referat für Öff entlichkeitsarbeit, das Unabhängige Tutoriumsprojekt, das Referat für feministische Politik, das Referat für Menschenrechte und Gesellschaftspolitik, das Referat für Barrierefreiheit, das queer_referat und das Referat für Privatuniversität-Angelegenheiten.

Ein gutes Beispiel, um zu verstehen, was ein Referat macht, ist jenes für Öff entlichkeitsarbeit. Dieses Referat kümmert sich um die Webseite der ÖH und gibt Flyer und Broschüren heraus. Außerdem ist progress, also die Zeitung, die du gerade liest, Teil davon.

Seit 2015 ist auf Bundesebene die AG mit 16 Mandaten vorherrschend, knapp dahinter die GRAS mit 12. Wenn nicht eine Fraktion die absolute Mandatsmehrheit erreicht, bilden mehrere eine Koalition, um die Exekutive zu übernehmen (wir sind ja schließlich in Österreich …). Derzeit sind das FEST (Fraktion engagierter Studierender, tritt 2017 nicht für die BV an), FLÖ, GRAS und VSStÖ. Die Exekutive setzt die Beschlüsse der Bundesvertretung um und sorgt dafür, dass in den Referaten und Arbeitsbereichen alles glatt läuft. Großteils sind hier ehrenamtliche MitarbeiterInnen am Werk, es gibt aber auch zahlreiche Angestellte, die in den Referaten tätig sind. Bei Fragen stehen die Referate und Arbeitsbereiche jederzeit zur Verfügung.

Das war also die ÖH im Schnelldurchlauf. Und genau deshalb zahlst du deine 19,20 Euro ÖH-Beitrag. Schon irgendwie das Geld wert, oder?

Clara Porak studiert Deutsche Philologie und Bildungswissenschaften an der Uni Wien.

„Die Direktwahl ist unser größter Erfolg“

  • 28.05.2014, 22:16

Im Mai 2015 sollen die nächsten ÖH-Wahlen anhand des neuen HochschülerInnengesetzes (HSG 2014) stattfinden. Margot Landl hat für progress online mit der ÖH-Generalsekretärin, Viktoria Spielmann, über das Gesetz und die damit einhergehenden Veränderungen gesprochen.

Im Mai 2015 sollen die nächsten ÖH-Wahlen anhand des neuen HochschülerInnengesetzes (HSG 2014) stattfinden. Margot Landl hat für progress online mit der ÖH-Generalsekretärin, Viktoria Spielmann, über das Gesetz und die damit einhergehenden Veränderungen gesprochen.

progress online: Was sind für dich als Generalsekretärin die wichtigsten Punkte des neuen HochschülerInnengesetzes?

Viktoria Spielmann: Besonders wichtig ist, dass die direkte Mitbestimmung von Studierenden wieder gestärkt worden ist. Das geschieht vor allem durch die Direktwahl, die unter Schwarz-Blau 2004 abgeschafft wurde. Seit zehn Jahren hat die ÖH-Exekutive versucht, diese wieder einzuführen, und das war somit der größte Erfolg. Außerdem bestehen wir jetzt nur noch aus 55 MandaratInnen, was das Arbeiten viel leichter macht. Auch das passive Wahlrecht für Drittstaatsangehörige wurde endlich eingeführt. Davor durften sie nur wählen, aber sich selbst nicht als StudienvertreterIn aufstellen lassen. Dies hat den rassistischen Normalzustand in der Gesellschaft reproduziert. Wichtig ist auch, ist, dass die Privatuniversitäten, die mit der Gesetzesnovelle 2005 aus dem HSG hinausgeflogen sind, wieder das Recht bekommen, mitzubestimmen und sich selbst zu vertreten. Somit sind auch die Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen Körperschaften des öffentlichen Rechts und haben eine große Autonomie erhalten.

Wieso gibt es in dem Gesetz so viele Ausnahmeregelungen bezüglich der Fachhochschulen?

Bisher war es so, dass die Hochschulvertretungen der Fachhochschulen nicht durch ein Listenwahlrecht gewählt wurden. Das ist jetzt anders. Diese Regelung wurde vereinheitlicht und ab jetzt gilt überall das Listenwahlrecht. Die Fachhochschulvertretung wurde davor auch nicht direkt gewählt, auch das hat sich geändert. Die Fachhochschulen haben andere gesetzliche Grundstrukturen als die Universitäten. Sie sind privatrechtlich organisiert, genauso wie Privatuniversitäten. Es gibt daher auf Fachhochschulen keine RektorInnen, sondern einen Erhalter oder eine Erhalterin. Dabei handelt es sich um eine juristische und keine reale Person. Wir wollten, dass Studierende, wenn sie sich zum Beispiel einen Raum für Veranstaltungen mieten wollen, eben nicht zu einem Erhalter oder einer Erhalterin gehen müssen. Es wird daher künftig eine reale Person als Kontaktperson für die Studierenden geben. Ab jetzt gibt es daher eine Person, die von dem Erhalter oder der Erhalterin dafür bestimmt wird.

Die Bundesvertretung der ÖH hat nach der Veröffentlichung des Gesetzesentwurfs Mitte April eine ausführliche Stellungnahme an das Bundesministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung geschickt. Hat sich nach dieser Stellungnahme noch etwas verändert?

Es wurden noch einige Dinge aufgenommen, die wir vorgeschlagen haben. Ein Beispiel dafür ist eben das Festsetzen einer Person von dem Erhalter oder der Erhalterin einer Fachhochschule, die sich um die Vergabe von Veranstaltungsräumen kümmert. Meistens waren es aber kleine Dinge, wie beispielsweise Begrifflichkeiten die formal falsch waren und verbessert wurden, damit man sie nicht falsch versteht. Prinzipiell muss man sagen, dass wir von Anfang an ein Konsenspapier als Exekutive formuliert und dann zusammen mit der Aktionsgemeinschaft als größter Oppositionsfraktion intern verhandelt haben. Anschließend sind wir gemeinsam mit dem Entwurf aller fünf Fraktionen ins Ministerium gegangen. Insofern waren wir von Anfang an stark bei den Reformen des HochschülerInnengesetzes miteingebunden. Und es sind sehr viele Vorschläge von uns von vorne herein mitaufgenommen worden. Wie beispielsweise die 55 ÖH-MandatarInnen.

Viktoria Spielmann im Interview mit Margot Landl für progress online. Foto: Sarah Langoth

Waren auch VertreterInnen der Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen in die Erstellung des Konsenspapiers eingebunden?

In den einzelnen Fraktionen gibt es natürlich auch Studierende von Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen. Wir haben auch versucht, intensiv die Studierenden der Privatunis miteinzubeziehen. Ich bin selbst auf sie zugegangen und habe sie gefragt, was für sie wichtig wäre. Und wir haben uns bemüht bemüht, diese Punkte in das neue HochschülerInnengesetz einfließen zu lassen. Denn es ist schon wichtig, die Leute, die es dann betrifft, auch mithineinzunehmen.

Waren die Privatuniversitäten von Anfang an dem Beitritt zur ÖH positiv eingestellt?

Natürlich gab es am Beginn gewisse Differenzen, aber im Großen und Ganzen ist die ÖH die beste Anlaufstelle, um Studierenden Mitsprache zu gewähren. Wir haben die größten Ressourcen und die meiste Kompetenz. Insofern ist es eine einmalige Gelegenheit gewesen, die Privatuniversitäten wieder vertreten zu können.

Es gibt einen Paragrafen im Gesetz, der besagt, dass es eine Art „Konkurrenzvertretung“ geben könnte. Dieser wird von der Bundesvertretung der ÖH in ihrer Stellungnahme stark kritisiert wird.

Es steht im Gesetz, dass Hochschulvertretungen, die unter 1000 Studierende vertreten und damit keine Körperschaften öffentlichen Rechts sind, mit einer anderen, größeren Hochschulvertretung, die eine Körperschaft öffentlichen Rechts ist, zusammenschließen können. Wir haben gefordert, dass Hochschulvertretungen, die keine Körperschaften öffentlichen Rechts sind, bei der ÖH-Bundesvertretung bleiben und von dieser wirtschaftlich verwaltet werden. Körperschaften öffentlichen Rechts sind ohnehin von der Bundesvertretung autonom. Uns war aber wichtig, dass die Kompetenz für Hochschulen mit unter 1000 Studierenden bei uns bleibt und dass diese von uns mitbetreut werden. Wir haben jetzt aber immerhin eine notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit solche Zusammenschlüsse in das Gesetz hineinverhandelt.

Die ÖH-Bundesvertretung zeigt sich besonders irritiert über die neuen Kontrollrechte des Bundesministeriums für Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung. Was hat sich in diesem Punkt im Vergleich zum vorigen Gesetz verändert? 
Das Kontrollrecht des Bundesministers wurde verschärft. Diesen Schritt betrachten wir als ziemlichen Eingriff in die Autonomie der gesetzlich verankerten und demokratisch legitimierten ÖH. Der Minister könnte theoretisch Beschlüsse aufheben, wenn aufsichtsbehördliche Verfahren laufen. Das wäre beispielsweise 2012 problematisch gewesen, wo wir die Rücklagen zu den autonomen Studiengebühren in Höhe von einer Million Euro aufgelöst hatten. Er hätte dies damals beeinflussen können und wir wollten gleichzeitig gegen die geplanten beziehungsweise dann auch eingeführten autonomen Studiengebühren des Ministers klagen. Hier sehen wir einen Faktor für Machtmissbrauch der politischen Einflussnahme und das tut sicher dem Verhältnis zwischen dem Bundesministerium für Wissenschaft, Wirtschafts und Fordschung und der ÖH nicht gut. Dieser Punkt wurde auch nicht mehr geändert. Ich kann nicht genau sagen, warum die Kontrollrechte verschärft wurden. Denn bislang wurde noch nicht viel Gebrauch davon gemacht.

Wie beurteilt die Bundesvertretung der ÖH die nun mögliche Briefwahl bei ÖH-Wahlen?

Die derzeitigen Koalitionsfraktionen FEST, FLÖ, GRAS und VSSTÖ wollten keine Briefwahl. Allerdings sollte die Möglichkeit einer Distanzwahl geschaffen werden, jedoch nicht als Briefwahl. Denn diese verstößt gegen drei der sechs Wahlgrundsätze, da keine geheime, freie und persönliche Wahl garantiert werden kann. Wenn ich ein Briefkuvert habe, kann mir eine Person sagen: „Naja wie wär’s denn mit dieser Fraktion? Die tut das und das für dich.“ Aber wenn du in einer Wahlkabine stehst, musst du vor Ort selbst entscheiden, wen du jetzt wählst. Außerdem wäre eine Briefwahl seitens der Administration schwierig für uns. Die Bundesvertretung wäre noch relativ einfach zu bewältigen, aber auf Hochschulvertretungsebene wäre das ein ziemlicher Wahnsinn. Wir hätten uns statt der Briefwahl ein Wahlkartensystem gewünscht, das man aber nicht abschicken muss. Man kann also die Stimme am Wahltag auch auf einer anderen ÖH als der eigenen abgeben. Das Ministerium wollte aber ganz klar die Briefwahl.

Die ÖHs fast aller Universitäten - inklusive der Bundesvertretung - haben eine Stellungnahme an das Ministerium geschickt, die im Internet veröffentlicht wurde. Spricht diese Stellungnahme der Bundesvertretung nicht für alle Hochschulen?

Es sind auch Stellungnahmen von Fachhochschulen und der Österreichischen Privatuniversitätenkonferenz und von sämtlichen Universitäten enthalten. Das hat damit zu tun, dass sich für manche ganz neue Strukturen auftun und die Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen wollen diese natürlich selbst kommentieren und präsentieren. Vor allem aber haben wir alle jetzt zehn Jahre auf die Wiedereinführung der Direktwahl gewartet. Aufgrund dieses Erfolgs wollten sich wahrscheinlich alle noch einmal zu dem ganzen HochschülerInnen-Gesetzesentwurf äußern.

Ein Punkt, den ihr sehr begrüßt, ist die Zentralisierung der Justiz. Wieso ist das so wichtig?

Es erleichtert die Arbeit enorm. Es ist am Besten, wenn gleich alle Fälle beim Bundesverwaltungsgericht zusammenlaufen. Denn es ist sehr mühsam, wenn wir in den einzelnen Bundesländern zu den Verwaltungsgerichten gehen müssen.

Ist die ÖH-Bundesvertretung also insgesamt mit dem Gesetz zufrieden?

Wir als Bundesvertretung sind insgesamt sehr zufrieden damit, denn wir haben es ja auch mitverhandelt. Natürlich sind ein bis zwei Punkte drinnen, die nicht so toll sind. Aber andererseits haben wir die Direktwahl wieder erkämpft, die quasi fünf Generationen vor uns wiedereinführen wollten.

Das Interview führte Margot Landl. Sie studiert Lehramt Deutsch und Geschichte sowie Politikwissenschaft an der Universität Wien.

Die ÖH – Beleuchtet von fünf Seiten

  • 12.05.2013, 22:52

Die ÖH – Beleuchtet von fünf Seiten

Was?

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) vertritt alle Studierenden Österreichs, die eine staatliche Hochschule besuchen. Das sind über 310.000 Studierende an Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Universitäten. Die ÖH ist auf verschiedenen Ebenen aktiv: Einerseits vertritt sie die Interessen der Studierenden des jeweiligen Faches in der Studien(gangs)vertretung, in der Universitätsvertretung gegenüber dem Rektorat und in der Bundesvertretung gegenüber dem Wissenschaftsministerium. Das Gremium der Bundesvertretung (BV) setzt sich derzeit aus 96 MandatarInnen zusammen. Diese Anzahl ändert sich von Wahl zu Wahl und hängt von der Studierendenanzahl und von der Anzahl der zugelassenen Listenverbände, auf deren Grundlage sich die Mandatsstärke berechnet, ab. Die MandatarInnen der BV wählen die ReferentInnen der ÖH und entscheiden über das Budget sowie die politische Ausrichtung und Themensetzung der ÖH.

Wie?

In Österreich verwaltet sich die Studierendenvertretung selbst. Basis dafür sind eine demokratische Organisation und eine gesicherte finanzielle Lage durch die ÖH-Mitgliedschaft aller Studierenden. Letztere haben durch ihre Mitgliedschaft Anspruch auf viele Serviceleistungen – wie zum Beispiel die ÖH-Versicherung.

Wer?

Das Vorsitzteam der aktuellen Exekutivperiode bilden Martin Schott (Vorsitzender), Angelika Gruber (Stellvertretende Vorsitzende), Janine Wulz (Zweite stellvertretende Vorsitzende) und Christoph Huber (Generalsekretär). Die ÖH hat viele Aufgabenbereiche: Die Arbeitsbereiche, sogenannte Referate, sind Organisationseinheiten, die sich mit verschiedenen Themenbereichen auseinandersetzen. Dazu zählen unter anderem das Referat für Bildungspolitik, das Referat für Internationale Angelegenheiten, das Referat für ausländische Studierende, das Referat für Menschenrechte und Gesellschaftspolitik, das feministische Referat sowie das Öffentlichkeitsreferat, zu dem auch das progress gehört. Innerhalb der ÖH-Bundesvertretung wird die Arbeit am Inter-Referatstreffen koordiniert und diskutiert.

Aktuelle Projekte – Eine kleine Auswahl

Neben dem Alltagsgeschäft der ÖH wurde im Laufe der letzten beiden Jahre eine Vielzahl größerer Projekte realisiert – hier eine kleine Auswahl: Durch die Einrichtung eines Sonderprojekttopfes bekommen alle Studierenden die Möglichkeit, ihre eigenen Projekte durch finanzielle Unterstützung zu realisieren. Der sogenannte Sozialfonds bietet etwa finanzielle Unterstützung für Studierende in Notlagen. Die ÖH trat – beispielsweise im Zuge der Kampagne lasstunsstudieren.at – für einen offenen Hochschul zugang ein, der Studierenden die freie Studien- und Berufswahl ermöglichen soll. Mit dem Projekt Forum Hochschule hat die ÖH einen umfassenden Hochschulplan entwickelt, der alle Problemlagen der österreichischen Hochschulpolitik anspricht und konkrete Lösungen dafür anbietet. Im Zuge des Projekts Hochschulen im Nationalsozialismus wurden Teile der NS-Vergangenheit österreichischer Hochschulen aufgearbeitet und aufgezeigt. ProjektteilnehmerInnen sind Studierende, Lehrende und sonstige Angehörige der Hochschulen.

Die Geschichte der ÖH

Demokratische Strukturen, Mitbestimmung, die Abschaffung der Studiengebühren und die Einführung eines Stipendiensystems – all das wurde von den Studierenden über Jahrhunderte erkämpft. Erst verschiedenste Protestbewegungen und gesetzliche Änderungen haben die ÖH zu dem gemacht, was sie jetzt ist – eine demokratisch organisierte Vertretung für alle Studierenden.

1365 Gründung der Universität Wien.

1896/1910 Erste Versuche der Gründung einerallgemeinen Studentenvertretung.

1918 Gründung von Burschenschaften, katholischen Organisationen und dem Bündsis Deutschbürgerliche Studentenschaft. Frauen, Juden und Jüdinnen sowie Linksorientierte wurden jedoch diskriminiert und ausgeschlossen.

1931 waren bei den Wahlen von 10.939 Studierenden der Universität Wien 2654 vom Wahlrecht ausgeschlossen.

1945 Erstmalige Schaffung einer demokratischen Interessensvertretung: die Österreichische HochschülerInnenschaft.

19. November 1946 – Die ersten ÖH-Wahlen

1950 Die gesetzliche Verankerung der ÖH

1952 Die Österreichische HochschülerInnenschaft organisiert einen Sitzstreik gegen die Erhöhung der Studiengebühren.

1963 wird das erste Studienbeihilfen-Gesetz eingeführt. Das bedeutet, dass die Studierenden einen Rechtsanspruch auf finanzielle Unterstützung bei sozialer Bedürftigkeit haben.

1966 Das Allgemeine Hochschulstudiengesetz (AHStG) wird eingeführt. Es regelt das Studien- und Prüfungswesen an den wissenschaftlichen Hochschulen.

1972 Studiengebühren werden abgeschafft.

1973 Das ÖH-Gesetz wird demokratischer, die ÖH wird auf Studienrichtungsebene ausgeweitet.

1975 wird durch das Universitätsorganisationsgesetz (UOG 75) studentische Mitbestimmung auf allen universitären Ebenen möglich.

1984 wird die ÖH hinsichtlich der Umweltschutzbewegung gegen Wasserkraftwerke in der Hainburger Au aktiv.

1987 Studierendendemonstrationen mit ca. 40.000 TeilnehmerInnen finden u.a. gegen Kürzungen der Familienbeihilfe statt.

1993 bringt das Universitätsorganisationsgesetz Einschränkungen der Mitbestimmung der StudentInnen.

1995 Agnes Berlakovich wird die erste weibliche ÖH-Vorsitzende.

1998 Das ÖH-Gesetz wird geändert, Studierende der Pädagogischen Akademien werden Mitglieder der ÖH.

2000 Studiengebühren werden unter der schwarzblauen Regierung wieder eingeführt. Als Folge gehen 50.000 Menschen in Wien auf die Straße und demonstrieren. 2002 25.000 Menschen protestieren allein in Wien gegen die Einschränkung der Mitbestimmungsrechte der StudentInnen.

2004 wird von der ÖVP und der FPÖ das HochschülerInnenschaftsgesetz geändert. Die Direktwahl der Bundesvertretung wird abgeschafft und ein indirektes Wahlsystem für die Bundesvertretung eingeführt.

2007 Die Fachhochschulen werden Teil der ÖH.

2009 Das Audimax der Universität Wien wird von Studierenden besetzt. In den darauffolgenden Monaten breitet sich der Protest europaweit aus. Die meisten Teile der ÖH unterstützen die Bildungsproteste aktiv.   

 

Wirkt schwer – Ist leicht! Die ÖH-Wahl 2013

  • 12.05.2013, 22:37

Die progress-Redaktion hat die größten bundesweit antretenden Fraktionen für die ÖH-Wahl um einen kurzen Überblick über ihre wichtigsten Forderungen und Standpunkte gebeten. Ihre Antworten wurden anhand ihres Einlangens in der Redaktion gereiht. Für mehr Information schau’ auf www.wahl.oeh.ac.at oder die jeweiligen Seiten der Fraktionen.

Die progress-Redaktion hat die größten bundesweit antretenden Fraktionen für die ÖH-Wahl um einen kurzen Überblick über ihre wichtigsten Forderungen und Standpunkte gebeten. Ihre Antworten wurden anhand ihres Einlangens in der Redaktion gereiht. Für mehr Information schau’ auf www.wahl.oeh.ac.at oder die jeweiligen Seiten der Fraktionen.

progress: Was sind eure drei wichtigsten Forderungen für die ÖH-Wahl 2013?

JuLis – Junge Liberale: Wir fordern ein System nachgelagerter Studiengebühren, welches jedem die Möglichkeit gibt, seine Studiengebühren erst dann zu bezahlen, wenn er/sie im Berufsleben steht und ein gewisses Einkommen hat. Da wir es uns nicht mehr leisten können, dass überfüllte Hörsäle und Knock-out-Prüfungen die Zeit der StudentInnen verschwenden, setzen wir JuLis uns für faire Zugangsregeln ein. Wir JuLis fordern ein Ende der ÖH-Zwangsmitgliedschaft, da es aus unserer Sicht nur so möglich ist, dass die ÖH wieder zu einer professionellen Lobby für die Studierenden wird.

AG – Aktionsgemeinschaft: Die Aktions- Gemeinschaft fordert mehr ausfinanzierte Studienplätze in Massen- und Zukunftsstudien, faire und transparente Zugangsregelungen inklusive Mitsprache- und Kontrollrechte der ÖH sowie mehr Mobilität im Studium durch leistbare österreichweite Studententarife im öffentlichen Verkehr.

GRAS – Grüne und Alternative Studentinnen: Wir fordern freie Bildung: freie Orientierung mit dem zweisemestrigen „Studium Generale“ als Alternative zur StEOP, freie Mobilität mit GratisÖffis und leistbares Wohnen durch die Abschaffung der Zusatzkosten (Vergebührung der Mietverträge und Makler*innenprovisionen), damit Wohnen wieder leistbar wird.

FLÖ – Fachschaftslisten Österreich: Die FLÖ fordern ein ausfinanziertes Hochschulsystem, damit Studieren nicht von der sozialen Stellung bzw. dem Einkommen der Eltern abhängt. Wir wollen eine Lehrveranstaltungsevaluierung mit Konsequenzen – Universitäten bzw. Institute, die gute Lehre anbieten, sollen mehr finanzielle Mittel bekommen. Transparente Anrechnung von Prüfungen – wir fordern die Veröffentlichung von Entscheidungen bei Anrechnungen, um einen Wechsel zwischen Studien und Auslandsaufenthalte zu vereinfachen.

Unipiraten: Flächendeckende Videostreams statt überfüllter Hörsäle, frei verfügbare Lehrunterlagen statt Unsummen für Skripten. Echte studentische Mitbestimmung durch Liquid Democracy auf Universitätsebene. Kontrolle und Nachvollziehbarkeit durch Transparenz – mit ÖH-Geldern muss verantwortungsbewusst umgegangen werden.

KSV – Kommunistischer Studentinnenverband: Wir fordern Geld für Bildung statt für Banken, ein Grundstipendium für alle Studierenden, weil Studieren nicht arm machen darf, und wieder mehr kritische Lehre auf den Unis.

FEST – Fraktion Engagierter Studierender: Wir fordern das Ende der Zwei-Klassen- Gesellschaft von Studierenden: Alle Studierenden in Österreich sollen die gleichen Rechte besitzen. Damit sind besonders Drittstaatenangehörige gemeint, aber auch Studierende an PHen und FHen. Wir fordern eine verbesserte Hochschuldidaktik: Statt Verschulung und StEOP brauchen wir verpflichtende Didaktikkurse für Lehrende und transparente und regelmäßige Lehrveranstaltungsevaluierungen. Innerhalb der ÖH fordern wir die Schaffung eines Kulturpolitik- Referates, das eine reflektierte Auseinandersetzung mit Kultur und Gegenkultur anregen soll.

RFS – Ring Freiheitlicher Studenten: Der RFS fordert Studiengebühren für Nicht-Österreicher, Machtkontrolle sowie einen Teuerungsausgleich für Studenten.

VSStÖ – Verband Sozialistischer Student_ innen Österreich: Wir fordern ein Beihilfensystem, das sich an die Realität von Studierenden anpasst: Abschaffung der Altersgrenzen, Ausweitung der Toleranzsemester und Erhöhung der Studienbeihilfe, die Verbesserung der Studienbedingungen, echte Gleichberechtigung an Hochschulen sowie eine ÖH, die hilft – mit konkreten Projekten und Serviceangeboten, die Studierende in ihrem Alltag direkt unterstützen.

KSV LiLi – Kommunistischer Studentinnenverband Linke Liste: Für eine politische, linke und unabhängige ÖH, die Widerstand gegen den neoliberalen Kapitalismus organisiert und weiterhin über das allgemeinpolitische Mandat verfügt! Entlastung der Studierenden: Mehr Zeit und weniger Druck im Studium, gegen Verwertung, Leistungsterror und Konkurrenz. Fight precarity! Gegen Überwachung, Securities und Kommerzialisierung – für Selbstbestimmung und radikale Lebensfreude auf der Uni! 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       
progress:
Was sind eure Grundsätze, was unterscheidet euch grundlegend von den anderen Fraktionen?

 JuLis: Die JuLis stehen für Freiheit und Eigenverantwortung. Wir empfinden es als ungerecht, dass universitäre Bildung gänzlich von der Allgemeinheit finanziert wird. Deswegen sind wir davon überzeugt, dass Studierende, da sie schließlich auch am meisten von ihrem Studium profitieren, einen Beitrag dazu leisten sollten. Obwohl sich unsere Forderungen von denen der anderen Fraktionen sehr stark unterscheiden, versuchen wir uns durch konstruktive Mitarbeit für die Interessen der Studierenden einzusetzen. www.julis.at

AG: Im Gegensatz zu den meisten anderen Studentenfraktionen hat sich die AktionsGemeinschaft einem einzigen Ziel verschrieben: die hochschulpolitischen Interessen der Studenten bestmöglich zu vertreten. Wir legen den Fokus ausschließlich auf bildungspolitische Themen und Serviceleistungen, nicht auf Demonstrationen, Hörsaalbesetzungen und rechtswidrige Geldverschwendungen wie beispielsweise das „Café Rosa“. www.aktionsgemeinschaft.at

GRAS: Für die GRAS hört Vertretungsarbeit für Studierende nicht bei den Toren der Uni, FH oder PH auf. Das Ziel der GRAS ist, das Leben der Studierenden durch konsequente Politik ganzheitlich zu verbessern. Gesellschaftspolitik, Feminismus und Ökologie sind der GRAS ein wichtiges Anliegen. Die GRAS ist die einzige Fraktion, die Mitsprache nicht nur predigt, sondern auch lebt. Basisdemokratie und das gleichberechtigte Mitentscheiden aller Aktivist*innen sind Alleinstellungsmerkmale der GRAS. www.gras.at

FLÖ: Die FLÖ verstehen sich als parteiunabhängige Studierendenvertretung und stellen die Interessen der Studierenden in den Mittelpunkt. Wir sehen die ÖH nicht als Karrieresprungbrett für Parteien. Besonders die Einbindung von Studierenden in Entscheidungsfindungsprozesse ist uns ein Anliegen. Eine wichtige Aufgabe ist die engagierte Arbeit in Gremien. In kritisch-konstruktiver Zusammenarbeit mit allen Angehörigen der Universitäten kämpfen wir für bestmögliche Studienbedingungen. www.fachschaftslisten.at

Unipiraten: Wir Unipiraten wollen die neuen technologischen Chancen nutzen, um die Universitäten transparent, leicht zugänglich und nachvollziehbar zu gestalten. Durch eine Online-Plattform soll echte Mitbestimmung an der Universität erreicht werden – auch nach den ÖH-Wahlen. Das digitale Angebot der ÖH und der Universitäten muss stark ausgebaut werden. Dazu gehören eine zentrale Datenbank für Lehrunterlagen und wissenschaftliche Arbeiten. Transparenz schützt vor Missbrauch. Die Piraten sind Politik 2.0! www.unipiraten.at

KSV: Wir wollen nicht nur Interessensvertretung für, sondern mit den Studierenden machen. Nur fordern reicht nicht, also wollen wir die ÖH zu einer Kraft machen, die gemeinsam mit den Studierenden Forderungen formuliert, Druck aufbaut und sie dann gemeinsam durchsetzt. Mit uns sind keine Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen oder weiterhin schlecht-/nichtbezahlte Praktika zu machen. Wir stehen für radikale Prioritätenänderung! Unser Ziel heißt Sozialismus. www.comunista.at

FEST: Wir sind parteiunabhängig, aber kein loser Zusammenschluss von Leuten, die sich engagieren wollen: Wir werden zusammengehalten von zehn gemeinsamen Grundsätzen, dazu zählen unter anderem antidiskriminierendes Engagement, Frauenförderung und der Einsatz für soziale Absicherung der Studierenden und einen gebührenfreien Hochschulzugang ohne Zugangsbeschränkungen. Für uns sind Bildungspolitik und Gesellschaftspolitik untrennbar miteinander verbunden. www.die-fest.at

RFS: Für den RFS in Österreich ist eine mögliche Zusammenarbeit mit kommunistischen und anderen totalitären Bewegungen auf universitärer Ebene undenkbar. Eine wertekonservative politische Gruppierung wie der RFS kann auf Grund ihres Standpunktes zur Meinungsfreiheit, der Republik Österreich und unserer Demokratie keine Kooperation mit extremistisch motivierten Personen vereinbaren. www.facebook.com/rfs2011

VSStÖ: Der VSStÖ setzt sich dafür ein, dass Studieren wieder für alle leistbar wird. In Verhandlungen legen wir konkrete Modelle auf den Tisch, um für Studierende wirkliche Verbesserungen zu erreichen. Es ist uns wichtig, Studierende mit unserem Beratungsangebot und konkreten Hilfestellungen im Alltag zu unterstützen. Wir halten, was wir versprechen: Alle Projekte, die wir uns 2011 vorgenommen haben, wurden von der ÖH mittlerweile umgesetzt. Und das haben wir auch für die nächsten zwei Jahre vor! www.vsstoe.at

 KSV-LiLi: KSV-LiLi kämpft in und außerhalb der ÖH mit einer systemüberwindenden Perspektive gegen reaktionäre Verhältnisse. Wir sind ein radikaldemokratisches und undogmatisches Kollektiv. Ziel ist ein Bildungssystem ohne jegliche Barrieren, jenseits von Elitenreproduktion und Marktkompatibilität. KSV-LiLi ist antikapitalistisch und kritisiert autoritäre Sozialismusmodelle. Hierarchien, Autoritäten und Patriarchat zerschlagen, feministische Praxis, radikale Demokratie und Selbstbestimmung erkämpfen. Vota Comunista! www.votacomunista.at

„Die Pflichtmitgliedschaft gibt der ÖH ein enormes Gewicht“

  • 12.05.2013, 12:41

Im letzten Teil des progress-Streitgesprächs der bundesweiten SpizenkandidaInnen Florian Lerchbammer (AG), Anna Lena Bankel (FEST), Florian Kraushofer (FLÖ), Marie Fleischhacker (GRAS), Claudia Gamon (JuLis) und Julia Freidl (VSStÖ) verraten die KandidatInnen ihre Koalitionswünsche, diskutieren über Beihilfenmodelle, Demokratie und darüber, wie die Institution ÖH eigentlich funktionieren soll. Die Fragen stellten Oona Kroisleitner und Georg Sattelberger.

Im letzten Teil des progress-Streitgesprächs der bundesweiten SpizenkandidaInnen Florian Lerchbammer (AG), Anna Lena Bankel (FEST), Florian Kraushofer (FLÖ), Marie Fleischhacker (GRAS), Claudia Gamon (JuLis) und Julia Freidl (VSStÖ) verraten die KandidatInnen ihre Koalitionswünsche, diskutieren über Beihilfenmodelle, Demokratie und darüber, wie die Institution ÖH eigentlich funktionieren soll. Die Fragen stellten Oona Kroisleitner und Georg Sattelberger.

progress: Auch zum Thema Beihilfen für Studierende finden sich bei allen Fraktionen Ideen und Änderungsvorschläge. Was sind eure Vorschläge?

Freidl: Das Beihilfensystem ist extrem löchrig, nur 15 Prozent aller Studierenden beziehen überhaupt konventionelle Studienbeihilfe. Das Beihilfensystem passt nicht mehr zu unserer Realität. Im Schnitt sind die Studierenden an unseren Unis 27 Jahre alt. Es macht also keinen Sinn, die Familienbeihilfe nur bis 24 auszubezahlen, vor allem auch für jene, die über den zweiten Bildungsweg an die Uni gekommen sind. Die starren Regeln Toleranzsemester betreffend, müssen gelockert werden. Es ist nicht Studierendenrealität ein Bachelorstudium in sieben Semestern abzuschließen. Ein dritter wesentlicher Punkt ist die Höhe der Beihilfen, die nicht mal annähernd auf dem Existenzminimum ist. Es werden etwa 300 bis 400 Euro durchschnittlich an Studienbeihilfe ausbezahlt. Die Studienbeihilfe ist seit 2008 nicht mehr an die Inflation angepasst worden. Studierende bekommen also jedes Jahr weniger an Beihilfen ausbezahlt.

Gamon: Wir wollen das Beihilfensystem an unser Modell des Bildungskredits koppeln. Auf der einen Seite sollen die Kosten für das Studium durch diesen Kredit gedeckt werden. Auf der anderen Seite denken wir, dass das Volumen an sozialen Beihilfen und Stipendien und auch Leistungsstipendien erhöht werden muss. Daran führt für uns kein Weg vorbei. Auch das Alter als Kriterium für den Beihilfenbezug ist für mich eine völlig willkürlich gewählte Grenze. Solange Menschen fleißig studieren und nachweisen können, dass sie studieren, finde ich es komplett irrelevant, wie lang sie das tun. Außerdem braucht es eine höhere Zuverdienstgrenze. Diese ist leistungsfeindlich und gehört auch sofort abgeschafft.

Fleischhacker: Die GRAS fordert ein Grundstipendium in der Höhe von 800 Euro, das für alle Studierende da sein soll, denn gerade wenn man Studiert, hat man hohe Lebenserhatungskosten. Das sieht man z.B daran, dass Studierende fast die Hälfte des Geldes, was sie zur Verfügung haben pro Monat,  alleine für Wohnen ausgeben müssen. Zusätzlich müssen sie  nebenher noch arbeiten und fallen dadurch schnell durch die Beihilfengrenzen. Gleichzeitig gibt es die Familienbeihilfe und die Stipendien, bei welchen man immer aufgrund des Einkommens der Eltern berechnet wird und das auch an die Eltern ausgezahlt wird.Wir sehen Studierende als junge Erwachsene, die selbst Teil der Gesellschaft sind und nicht nur auf ihre Eltern reduziert werden sollten – daher das Grundstipendium, damit man studieren kann ohne Hürden nebenbei.  

Kraushofer: Ich denke, bei diesem Thema sind wir uns alle einig: Die Höhe der Beihilfen muss steigen, ja auf jeden Fall. Es muss möglich sein, egal wie lange man studiert, Beihilfen zu beziehen. Welche Art der Beihilfe es ist, sei es Grundstipendium, Familienbeihilfe oder Studienbeihilfe, wie man das nennen will, ist irrelevant. Es muss jedenfalls möglich sein, dass man es sich leisten kann zu studieren, wenn man das möchte.

Lerchbammer: Die Beihilfen müssen auf jeden Fall ausgebaut werden. Wir wollen sorgenfrei studieren können und uns nicht mit finanziellen Problemen herumschlagen müssen. Daher Familienbeihilfe bis 27, Evaluierung der Zuverdienstgrenzen, Studienbeihilfe ausweiten, aber auch Leistungsstipendien erhöhen. Ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher Punkt, der in der gesamten Diskussion ein wenig zu kurz gekommen ist.  Dann müssen wir bei den anderen Ecken ansetzen, wo das Geld ausgegeben wird, wie zum Beispiel beim Wohnen oder Studierendentickets auf der Schiene.

Bankel: Die FEST fordert ebenso ein Grundeinkommen für Studierende. Dabei ist uns wichtig, dass das nicht mit dem Einkommen der Eltern in Verbindung gebracht wird. Weil nicht alle Studierenden in klassischen Familienverhältnissen leben. Grundsätzlich finden wir auch gut, wenn Studierende möglichst lange studieren können. Ein Grundeinkommen im Studium muss aber natürlich an Leistung im Studium gebunden sein und kann leider nicht bedingungslos sein.

progress: Ihr seid euch also weitgehend einig. Gibt es auch Kritikpunkte an den jeweils anderen Modellen?

Fleischhacker: Einen Kritikpunkt habe ich bei dem Modell der JuLis: Mit Krediten hat man wieder das Problem der Schulden.

Gamon: In unserem Modell ist es schon vorgesehen, dass zumutbar gestaltet wird, wie man das Geld zurückzahlt. Und auf der anderen Seite soll es eine staatliche Ausfallhaftung geben wenn die Schuld nicht komplett getilgt werden kann.

Freidl: Leistungsstipendien bekommt nur eine kleine, elitäre Gruppe an Studierenden. Die Unis können autonom entscheiden, wer ein Leistungsstipendium bekommt, es gibt nicht einmal einen Rechtsanspruch auf ein Leistungsstipendium. Deshalb finde ich nicht, dass das ein adäquates Mittel ist, um Studierende aus schlechter gestellten Schichten zu unterstützen.

Lerchbammer: Es geht darum, jene zu unterstützen, die eine Leistung erbracht haben und das auch zu fördern. Das ist doch eine gute Geschichte.

Freidl: Ich glaube, beim Beihilfensystem ist trotzdem ein wesentlicher Faktor, jenen Studierenden eine Hilfe zu geben, die es sich nicht leisten können. Es muss also so viel wie möglich in die Studierendenbeihilfe investiert werden. Leistungsstipendien sind eher etwas, das man der Studienbeihilfe zufließen lassen kann – anstatt denen, die schon genug Geld haben, noch mehr zu geben.

Kraushofer: Das Problem ist auch, dass Leistungsstipendien danach gehen, wie viele ECTS jemand erbringt und ob sehr viele Prüfungen erbracht werden können. Wenn man jetzt zu den Leuten gehört, die neben dem Studium arbeiten müssen, kann man auch nicht die große Masse an Prüfungen erbringen. Es wird einem privilegierten Menschen, der von den Eltern das Studium bezahlt bekommt, leichter fallen, möglichst viele ECTS mit möglichst guten Noten durchzudrücken. Ich will damit nicht sagen, dass Leistungsstipendien prinzipiell schlecht sind, aber so wie sie momentan geregelt sind, sind sie problematisch.

progress: Die Direktwahl der ÖH-Bundesvertretung ist vor den anstehenden Wahlen wieder ein umstrittenes Thema. Seit 2005 wird die Bundesvertretung der ÖH nur noch indirekt gewählt. Wann können Studierende mit einer Wahlrechtsreform rechnen?

Lerchbammer: Der Wahlmodus ist das eine, aber die Möglichkeit, dass jede und jeder Wählen kann, ist hier die viel drängendere Frage. Wie können wir sicherstellen, dass alle zur Wahl gehen können? Aktuell ist es nicht möglich, wenn jemand ein Auslandssemester macht oder an den drei Wahltagen gerade nicht an der Uni ist, dass diese Person an der Wahl teilnehmen kann. Daher ist die vorgelagerte Frage, wie schaffen wir es hier, dass alle Studierenden wählen gehen können?

Freidl: Bei dem Modell, dass von allen Fraktionen gemeinsam ausgearbeitet wurde und im bildungspolitischen Ausschuss einstimmig beschlossen wurde, war einerseits die Direktwahl von allen Hochschulorganen – Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Unis – vorgesehen. Um zu umgehen, dass Leute nicht vor Ort sein können, haben wir uns damals darauf geeinigt, einen alternativen Wahltermin anzubieten und beispielsweise die Möglichkeit zu schaffen im Ausland auf einer Botschaft wählen zu können. Damals hatte man sich eigentlich geeinigt. Deshalb finde ich es schade, dass immer die Briefwahl vorgeschoben wird.

 

progress: Soll es bei der nächsten ÖH-Wahl wieder eine Direktwahlmöglichkeit der Bundesvertretung geben können?

Gamon: Ich finde das jetzige Wahlrecht undemokratisch, weil eine Stimme von einer Uni mehr wert ist als von anderen. Das geht einfach nicht. Das war letztendlich nur eine Schikane gegen die damalige Exekutive, weil man ihr damit schaden konnte. Es ist auch relativ schnell umgesetzt worden. Jetzt war die Aktionsgemeinschaft dagegen und darum meinte der Minister, das könnte man nicht machen. Ich halte es für extrem schwierig, bei so einem wichtigen Thema ein anderes vorzuschieben. Ich bin auch für die Briefwahl, aber das hat in diesem Fall nichts miteinander zu tun. Es sind beides Aspekte einer Wahlrechtsreform, aber das eine ersetzt das andere nicht.

Lerchbammer: Wir als Aktionsgemeinschaft schlagen vor, dass wir uns zusammensetzen und überlegen, wie man PHs, FHs und Privatunis bestmöglich in das System eingliedert. Und wie ermöglichen wir, dass jeder zur Wahl gehen kann? Wir verwehren uns überhaupt keinem Modus, wir wollen nur, dass unsere Bedenken ausgeräumt werden. Wir wollen vorher sichergestellt wissen, dass auch kleine Universitäten gehört werden, dass alle wählen gehen können und dass es eine klare Anzahl an Mandaten gibt – wir fordern hier 55. Das sind alles Themen, die wir behandeln müssen.

Fleischhacker: Es gibt ein Modell, wo all diese Sachen besprochen wurden, und all diese Fragen geklärt wurden. Das wurde im Bildungspolitischen Ausschuss der ÖH beschlossen und in einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet, wo auch von der AG VertreterInnen anwesend waren. Dann hat die AG beschlossen, dass sie das doch nicht wollen. Es gab dieses Modell. Ihr hättet ihm nur in der BV-Sitzung zustimmen müssen und euch nicht aus Feigheit jetzt davor drücken.

Kraushofer: Was wir damals beschlossen haben, war ein Konsenspapier. Alle konnten aufschreiben, was sie sich wünschen, dann wurde gestrichen, was jemandem nicht gepasst hat. Übrig blieb, was allen gepasst hat. Dafür gab es auch schon Zugeständnisse vom Ministerium, das war vor der letzten ÖH-Wahl. Ich werde jetzt sicher keine Briefwahl ausverhandeln, um dann nach der Wahl erst recht wieder keine Zusage zur Direktwahl zu bekommen.

Freidl: Das Problem bei dem letzten Vorschlag von der Aktionsgemeinschaft war die Forderung nach der Wahlkampfkostenrückerstattung.

Bankel: Die HSWO (Hochschülerinnen- und Hochschülerschaftswahlordnung, Anmk.)  Reform, die hier nicht durchgeht (Konsenspapier, Anmk.) beinhaltet eben auch einen Punkt, der uns extrem wichtig ist: das ist das passive Wahlrecht für Drittstaatsangehörige. Das wird aufgehalten, dadurch, dass wir keine Reform angehen. Ich verstehe nicht, warum die Briefwahl so ein großes Thema ist. Wir haben eine niedrige Wahlbeteiligung, aber das liegt nicht daran, dass es keine Briefwahl gibt. Wer nicht persönlich mit dem niedrigsten Aufwand schnell mal seinen Studierendenausweis auf der Uni herzeigt und einen Zettel einschmeißt, der wird sich bestimmt nicht für die Briefwahl registrieren lassen.  Außer es sind Funktionär_innen, die an mehreren Unis eingeschrieben sind und über Listenverbände so Mandate bekommen möchten. Sich so sehr dafür einzusetzen, das finde ich total verdächtig.

Lerchbammer: Wir sollten meiner Meinung nach eher darüber sprechen, wie man eine konstruktive ÖH gestaltet, bevor wir darüber sprechen, wie sie gewählt wird. Bei der Universitätsautonomie, der wir gegenüberstehen, spielt sich ein Großteil der Dinge, die uns betreffen, dort ab, wo wir Studieren. Die indirekte Wahl wertet die lokalen Vertretungen auf und stellt sicher, dass diese auch Stimmrecht in der  Bundesvertretung haben.

progress: Wie könnte man garantieren, dass die kleinen Universitäten gut eingebunden werden?

Kraushofer: Alle Vorsitzenden von allen Universitäten werden zu den Sitzungen der Bundesvertretung eingeladen und haben Antrags- und Rederecht. Die Sichtbarkeit ist dadurch in jedem Fall gegeben. Weiters gibt es die Vorsitzendenkonferenz, die ebenfalls bei den BV-Sitzungen vertreten ist und Anträge stellen kann. Das einzige, was die kleineren Universitäten möglicherweise nicht mehr hätten, wäre Stimmrecht. Alles andere ist jedenfalls gegeben.

Lerchbammer: Aber genau darum geht es doch. Wir wollen Mitbestimmung kleinerer Universitäten

Kraushofer: Wenn ich auf meiner Uni aber jetzt gerne die eine Fraktion habe, aber in der Bundesvertretung eine andere, muss ich mich entscheiden, was mir wichtiger ist. Darum ist das eben keine qualitative Verbesserung der Stellung der Universitätsvertretungen.

progress: In manchen Wahlprogrammen wird die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft der ÖH und die Umgestaltung dieser gefordert. Was spricht für und was gegen die Pflichtmitgliedschaft?

Gamon: Wir als Liberale treten für eine freiwillige Interessensvertretung ein. Ich sehe das als Instrument, um der ÖH mehr Gewicht zu geben und die ÖH dazu zu bringen, sich um ihre Mitglieder zu bemühen. Eine Lobby, die alle Studierenden hinter sich hat, die sich dazu entschieden haben hinter der ÖH zu stehen und Mitglied zu bleiben, hat einfach politisch mehr Gewicht. Die geringe Wahlbeteiligung und Beteiligung der Studierenden in der ÖH führt letztendlich dazu, dass sie keine starke Lobby mehr ist.

Fleischhacker: Ich sehe es genau umgekehrt. Gerade dadurch, dass es eine Pflichtmitgliedschaft gibt und dass alle Studierenden ÖH-Mitglieder sind, bekommt die ÖH ein enormes Gewicht gegenüber dem Ministerium, in Verhandlungen in Unigremien oder mit dem Staat. Im Rest von Europa gibt es wenige Studierendenvertretungen, die so gut wie die ÖH aufgestellt sind. Es gibt keine einzige andere Studierendenvertretung, die auch rechtlich so gut abgesichert ist und die so viel für Studierende machen kann. Meist bestehen diese Vertretungen aus drei bis fünf Personen, die um ihr Büro und Termine mit dem Ministerium kämpfen müssen. Die Pflichtmitgliedschaft gibt der ÖH ein enormes Gewicht.

Freidl: Es ist wichtig, dass die ÖH unabhängig agieren kann und die gesetzliche Studierendenvertretung gegenüber dem Ministerium ist. Die Pflichtmitgliedschaft gewährleistet das.

Lerchbammer: Nur so kann die ÖH eine starke Gewerkschaft für Studierende sein. Wir verstehen aber auch die Stimmen, die sie abschaffen wollen. Die Frage ist nicht die Mitgliedschaft, sondern wie wir es schaffen, die ÖH konstruktiv zu gestalten. Wie schaffen wir es, dass die Studierenden einen Mehrwert in der Mitgliedschaft sehen und gerne bereit sind diese 17,50 Euro zu zahlen?

progress: Die AG fordert, dass ab einem Budget von 100.000 Euro Projekte vom Ministerium genehmigt werden sollen. Wie kann sichergestellt werden, dass die ÖH eine starke Vertretung bleibt?

Lerchbammer: Es geht grundsätzlich darum, dass wir so große Ausgaben von einer Aufsichtsbehörde per Bescheid genehmigen lassen wollen. Diese kann man wie eine Wahlkommission beschicken, damit sie auch unabhängig ist. Wenn dann per Bescheid ausgestellt wird, dass eine Ausgabe im Sinne des HSG ist oder nicht, kann ein zweites Café Rosa verhindert werden. Um sicherzustellen, dass etwas nicht aus politischer Motivation heraus verhindert wird, kann gegen den Bescheid berufen werden. Am Ende liegt die Frage beim Verwaltungsgerichtshof, der unabhängig ist.

Freidl: Aber wir haben bereits Beschlussgrenzen von 7.000 und 15.000 Euro, die ÖH wird geprüft, es gibt Ausschüsse, die Kontrollkommission und den Rechnungshof, die alle die ÖH kontrollieren. Die Beschlussgrenzen jetzt weiter nach oben zu setzen, finde ich lächerlich. Ich finde es wichtig, dass die ÖH unabhängig vom Ministerium agieren kann.

Kraushofer: Wenn man ein Kontrollgremium nicht nach ÖH-Mehrheiten beschickt, muss es vom Ministerium passieren. Dann muss man bei Klagen, wie jenen gegen die autonomen Studiengebühren, erst einmal warten, bis das Kontrollgremium einen Beschluss gefasst hat, wenn es abgelehnt wird, kann man erst vor dem Verwaltungsgerichtshof berufen. Das ist ein langer und mühsamer Weg

Lerchbammer: Es ist bei Ausgaben von über 100.000 Euro gerechtfertigt, dass man vier Monate Vorlaufzeit hat. Es geht nicht darum, die jetzigen Beschlussgrenzen anzutasten, sondern die Kontrollmöglichkeiten der Realität zupassen, da es nach wie vor möglich ist, mit einem rechtswidrigen Umgehungsgeschäft eine halbe Million Euro zu vernichten. Bereits jetzt werden Wirtschaftsbetriebe geprüft, besser ist aber ein absoluter Geldbetrag, der nicht von der Form des Geschäfts abhängt.

progress: Letzte Frage: Mit wem wollt ihr nach den Wahlen zusammenarbeiten und was ist das eine wichtigste Projekt eurer Fraktion?

Lerchbammer: Wir würden grundsätzlich mit allen koalieren, die gemeinsam mit uns Lösungen anbieten, denen Inhalte wichtiger sind als Ideologien. Wir wollen die nächsten zwei Jahre für mehr Qualität im Studium aufwenden. Wir setzen uns für Betreuungsverhältnisse und die Einbindung der Universitäten ins Transparenzgesetz ein. Wir wollen, dass jeder einen echten Studienplatz hat, durch eine Studienplatzfinanzierung und faire und transparente Zugangsregelungen. Wir wollen auch, dass es in Zukunft nicht mehr möglich ist, eine halbe Million Euro für ein umstrittenes Projekt auszugeben.

Kraushofer: Wir schließen prinzipiell nur den RFS aus, werden aber auch nicht in eine Koalition gehen, die Studiengebühren oder Zugangsbeschränkungen fordert. Mit der FEST können wir sehr gut, das wird sich aber nicht absolut ausgehen. Darum werden wir nach den Wahlen sehen, wer sonst noch zur Verfügung steht. Wir sind uns mit der AG einig, dass wir für mehr Qualität im Studium sorgen wollen, allerdings haben wir da andere Ansätze. Wir wollen uns weiterhin mit Qualitätssicherung und Studienrecht beschäftigen und uns dafür einsetzen, dass die Universitäten endlich ausfinanziert werden.

Freidl: Wir setzen uns für ein faires Beihilfensystem ein, damit studieren wieder für alle leistbar ist. Außerdem haben wir konkrete Projekte, die wir in der ÖH umsetzen wollen: einen  Didaktik-Leitfaden, den wir gemeinsam mit Professor_innen, Expert_innen, Studierenden und Lehrenden herausbringen wollen, damit wir die Qualität der Lehre steigern können; ein Gütesiegel für Studierendenwohnheime, damit die Infrastruktur und das Preis/Leistungsverhältnis wieder passen. Wir wollen das Beratungsangebot ausbauen, zum Beispiel mit dem Vertragscheck. Nach den Wahlen werden wir sehen, mit wem wir diese Projekte am besten umsetzen können. Klar ist, dass wir den RFS ausschließen, er steht weit rechts ist nicht mit unseren Grundsätzen vereinbar.

Fleischhacker: Wir wollen ein „Studium-Generale“ für mehr Orientierung an den Unis. Im Bereich Wohnen fordern wir die Abschaffung der Vergebührung der Mietverträge, sowie einen Aus- und Neubau von Studierendenwohnheimen. Im Bereich Mobilität wollen wir Gratis-Öffis, Fahrradwege und –abstellplätze an den Unis selbst. Ein wichtiger Bereich für uns ist auch jener der Barrierefreiheit an den Hochschulen. Wir schließen den RFS, die AG und die JuLis aus, weil wir für einen freien und offenen Hochschulzugang stehen.

Gamon: Wir schließen generell niemanden aus, das  finde ich demokratiepolitisch nicht okay. Wir kommen mit rechts- und linksextremen Fraktionen aber ob ihrer Ideologie nicht zusammen. Die JuLis heben sich inhaltlich von der Masse ab, daher glaube ich nicht, dass wir uns – egal in welcher Koalition – sofort für nachgelagerte Studiengebühren einsetzen würden. Das wäre etwas überheblich. In einer Koalition wollen wir uns dafür einsetzen, dass es Bewegung gibt. Das hat mir in den letzten zwei Jahren gefehlt. Man war sehr damit beschäftigt Dinge zu bekämpfen und hat keine Zeit mehr gefunden, sich für etwas Positives einzusetzen.

Bankel: Wir als FEST finden, dass die letzten vier Jahre gut funktioniert haben und können uns vorstellen, dass wir auch weiter zusammen arbeiten. Uns ist eine inhaltliche Überschneidung mit Koalitionspartner_innen sehr wichtig, aber auch dass sauber gearbeitet wird, wenn es um Finanzgebarung und Auftragsvergabe geht.

 

"Ich hätte gerne Zugangsregeln gehabt"

  • 09.05.2013, 14:26

Im zweiten Teil der progress-SpitzenkandidatInnendiskussion mit Florian Lerchbammer (AG), Anna Lena Bankel (FEST), Florian Kraushofer (FLÖ), Marie Fleischhacker (GRAS), Claudia Gamon (JuLis) und Julia Freidl (VSStÖ) werden Positionen zu Zugangsbeschränkungen, Studienorientierung und Frauenförderung abgeklopft. Oona Kroisleitner und Georg Sattelberger moderierten die Runde.

Im zweiten Teil der progress-SpitzenkandidatInnendiskussion mit Florian Lerchbammer (AG), Anna Lena Bankel (FEST), Florian Kraushofer (FLÖ), Marie Fleischhacker (GRAS), Claudia Gamon (JuLis) und Julia Freidl (VSStÖ) werden Positionen zu Zugangsbeschränkungen, Studienorientierung und Frauenförderung abgeklopft. Oona Kroisleitner und Georg Sattelberger moderierten die Runde.

pogress: Gerade wurden in fünf neuen Fächergruppen Zugangsregelungen eingeführt. Die derzeitigen Exekutiv-Fraktionen (bestehend aus FLÖ, VSStÖ, GRAS und FEST, Anmk.) treten gegen sämtliche Zugangsbeschränkungen auf, JuLis und AG sehen das anders…

Lerchbammer: Wir sind für faire und transparente Zugangsregeln, dort wo es mehr Bewerber als Kapazitäten gibt. Es ist eine Frage der Grundehrlichkeit, wenn man jemanden auf die Uni lässt, dass man ihn auch in den Hörsaal lässt. Das heißt, wenn man sich irgendwo inskribiert, muss auch ein Studienplatz garantiert sein, damit man in Mindeststudienzeit studieren kann und nicht bei Prüfungsanmeldungen zittern muss. Über faire und transparente Zugangsregeln kann das sichergestellt werden. Knock-Out Prüfungen werden somit obsolet, weil eine Studieneingangs- und Orientierungsphase dann auch wirklich zu einer solchen wird. Damit kann man sich wieder aufs Studieren konzentrieren.

Freidl: Die Frage ist, wer kann sich aufs Studieren konzentrieren, wer ist dann überhaupt noch auf der Hochschule? Man hat das bei der Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium gesehen. Vor der Einführung dieses Tests war die Quote von Studierenden aus finanziell schlechter gestellten Schichten schon schlecht, bei etwa 16 Prozent. Nachdem die Aufnahmeprüfungen gekommen sind, lag sie nur mehr bei 8 Prozent.

progress: Was ist dann die Alternative?

Freidl: Wir setzen bei einer wirklichen Orientierungsphase an. Dabei muss schon bei der Information an den Schulen angesetzt werden. Andererseits wollen wir, dass Studierende sich im ersten Semester an drei verschiedenen Hochschulen verschiedene Studienrichtungen ansehen können.  Durch so eine Orientierungsphase kann man Studierendenströme viel studierendengerechter steuern als durch Zugangsbeschränkungen.

Lerchbammer: Bei einer Orientierungsphase sind wir auf jeden Fall dabei und wir fordern einen Ausbau der Studienplätze. Auf der anderen Seite brauchen wir aber Zugangsregeln dort, wo es mehr Bewerber als Kapazitäten gibt. Aktuell fallen jene Leute aus dem System, die nicht den finanziellen Atem haben über die Mindestzeit hinaus zu studieren. Ein Drittel ist mit Kapazitätsproblemen konfrontiert und wenn man mit 24 die Familienbeihilfe verliert und sich das Studium nicht mehr leisten kann, dann bleiben nur mehr diejenigen über, deren Eltern das dicke Geldbörsel haben. Was die soziale Durchmischung betrifft: Auf den Fachhochschulen ist die Durchmischung besser und da gibt es Zugangsregeln.

Bankel: Die soziale Durchmischung an Fachhochschulen ist aber auch deshalb besser, weil man dort zum Beispiel berufsbegleitend studieren kann. Das hat nichts mit Zugangsbeschränkungen zu tun, sondern mit einem klaren Bekenntnis des Staats zur Bildung.

Freidl: Bei der Psychologie gibt es auch Aufnahmeprüfungen und die Studierenden sitzen trotzdem am Boden. Das heißt, durch Zugangsbeschränkungen wirst du das Kapazitätsproblem nicht lösen können.

Lerchbammer: Mit einer echten Studienplatzfinanzierung schon.

Bankel: Und wer soll über diese Kapazitäten entscheiden?

Lerchbammer: Die Regierung entscheidet darüber. Wir können dann dort mehr Plätze fordern, wo es zu wenig gibt. Wenn du die bessere Vereinbarkeit von Studium und Beruf auf den Fachhochschulen ansprichst: Na bitte, dann machen wir das auch an den Unis.

Fleischhacker: Ja, aber dass es an den Unis Teilzeitstudien geben soll, bedingt nicht, dass es Zugangsbeschränkungen geben muss. Zugangsbeschränkungen sind eine ganz andere Geschichte. Was ist zum Beispiel, wenn man die Aufnahmeprüfung nicht schafft? Dann muss man ein Jahr warten, verliert die ganzen Beihilfen usw. Worum es gehen muss, ist eine sinnvolle Orientierung, wenn man an die Uni kommt, bei der man sich verschiedene Studienrichtungen anschauen kann. Natürlich soll jedeR einen Platz im Seminarraum bekommen, aber da sind Zugangsbeschränkungen nicht die Lösung. Das ist nur Symptombekämpfung.

Lerchbammer: Da lassen GRAS, VSStÖ, FEST und FLÖ mich als Student am Boden sitzen. Ich verliere die Zeit nicht, weil ich nicht auf die Uni komme, sondern weil ich auf der Uni nicht in den Hörsaal komme. 52 Prozent schätzen ihre Studienzeit so ein, dass sie aus der Regelzeit hinausfallen, die Mindeststudienzeit ist aktuell eine Illusion, die für viele nicht erreichbar ist. An Fachhochschulen wird die Zustimmung zum Studium mit sehr gut bewertet, das ist etwas, wovon wir auf den Universitäten nur träumen können.

Kraushofer: Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Systeme. Das Problem ist doch eigentlich, dass die Universitäten immer gerade so viel Geld bekommen, dass sie überleben können. Wenn du dieser Problematik mit Hilfe der für das Ministerium sehr angenehmen und einfachen Lösung „Zugangsbeschränkungen“ ausweichst, erreichst du, dass das eigentliche Problem der Unterfinanzierung langfristig nicht mehr diskutiert wird. Wir bleiben dann auf den Zugangsbeschränkungen sitzen, die sich über die Jahre wahrscheinlich noch verschärfen werden. Und die AkademikerInnenquote wird weiter sinken.

Lerchbammer: Ich hätte gerne Zugangsregeln gehabt. 65 Prozent geben an, dass eine STEOP in dieser Form, die für Knock-Out-Prüfungen missbraucht wird, zum Studienabbruch führt. Was hilft es, wenn wir darauf hoffen, dass sich in zehn Jahren etwas verbessert. Ich sitze jetzt am Boden, ich weiß nicht, wann ich mit meinem Studium fertig werden kann.

Fleischhacker: Ja, aber du sagst selbst, dass es jetzt schon Nock-Out-Prüfungen gibt. Und die sind Teil von Zugangsbeschränkungen. Das macht das System ja nicht besser.

Freidl: Flo, du kannst doch nicht irgendwelche Zahlen aneinander reihen und meinen, dass sie deswegen einen kausalen Zusammenhang haben. Wir wissen, dass es zu wenig Kapazitäten gibt, aber das werden wir nicht durch Zugangsbeschränkungen lösen können. Unzählige Beispiele zeigen, dass das nicht der Fall ist.

Lerchbammer: Du wirst mich nicht vom Boden wegbekommen, indem du Luftschlössern hinterherjagst.

Freidl: Ich jage keinem Luftschloss hinterher. Aber dem Wissenschaftsminister die Forderungen von den Lippen abzulesen, anstatt selber etwas zu fordern, was den Studierenden hilft, ist auch nicht die Lösung. Dass viele Studierende ihr Studium abbrechen, hat vor allem den Grund, dass sie finanziell schlecht abgesichert sind. 60 Prozent der Studierenden müssen nebenbei arbeiten, 11 Prozent sogar über 35 Stunden in der Woche. Das ist ein viel größeres Problem.

Lerchbammer: Wie willst du mich in mein Seminar hineinsetzen?

Bankel: Ich würde gern weg von diesem scheinbaren Zusammenhang von Kapazitäten und Zugangsbeschränkungen. Es gibt keine transparenten oder fairen Zugangsbeschränkungen. Ich habe bisher vier verschiedene Zulassungsprüfungen bestanden und kann aus dieser Erfahrung sagen, das Kriterium hätte genau so gut sein können, dass diejenigen mit grünen Augen aufgenommen werden. Eine Prüfung ist auch immer nur eine Momentaufnahme deines Zustands an einem bestimmten Tag.

Gamon: Ich bin derzeit in einem zugangsbeschränkten Master. Die Studierenden sind in Österreich aber mitunter auch falsch verteilt. Unglaublich viele beginnen z.B. ein BWL-Studium oder ein anderes Massenfach, für das sie sich eigentlich nicht interessieren und wechseln dann nach zwei drei Semestern. Dadurch haben sie aber, grob gesagt, anderen Studenten, die sich vielleicht wirklich dafür interessieren, ihren Platz weggenommen. Ich glaube, einem erwachsenen Menschen kann man abverlangen, dass er sich mit dem Angebot beschäftigt. Die Leute können immerhin auch schon wählen. Dann kann man auch verlangen, dass er sich auf Zugangsbeschränkungen vorbereitet. Die fehlende soziale Mischung hat noch andere Gründe.

progress: Welche Gründe sprichst du an?

Gamon: Dass sich Menschen bereits mit zehn Jahren für eine Bildungslaufbahn entscheiden müssen, ist hier meiner Meinung nach das größte Problem.

Freidl: Natürlich muss man beim Schulsystem ansetzen und natürlich soll es genug Zeit geben, um schauen zu können, welches Studium zu einem passt. Genau deswegen wollen wir bei einer Orientierungsphase ansetzen. Ich bin auch in einem zugangsbeschränkten Master auf der WU und in den ersten Lehrveranstaltungen haben sie uns bereits gesagt: Wenn wir nebenbei arbeiten müssen, wird das nicht funtktionieren. Wenn man dann noch dazu den Universitäten die Autonomie dazu gibt – also ich will nicht, dass Rektor Badelt alleine entscheidet, wie Zugangsbeschränkungen aussehen sollen.

Gamon: Bei meinem Master hatte ich das Gefühl, dass es ein relativ faires Verfahren war. Man hat sich die Lebensläufe angeschaut, es hat Interviews gegeben, das war alles sehr ausgewogen.

Fleischhacker: Da sind wir doch genau wieder bei dem, was Anna Lena vorhin schon angeschnitten hat: In welcher Tagesverfassung bin ich gerade oder wie passt der Prüfungsmodus zu meinen Typ? Das ist nicht fair. Es gibt Leute, die in einem Prüfungsmodus besser sind oder eben im anderen. Worum es geht, und das hast du eh auch schon angeschnitten, ist Orientierung und eine gescheite Überleitung von der Schule auf die Hochschule.

Kraushofer: Ich würde gerne noch auf den Aspekt eingehen, dass es zumutbar sein muss, dass Leute sich damit beschäftigen, was sie machen wollen und das würden sie tun, wenn es ein Aufnahmeverfahren gibt. Jetzt nehmen wir an, dass alle, die zu einem Aufnahmeverfahren kommen, sich bereits damit auseinandergesetzt und sich entschieden haben. Dann muss aber immer noch selektiert werden. Damit habe ich dann ein Problem. Ich stimme Claudia aber zu, dass sich Leute müssen damit auseinandersetzen müssen, was sie studieren wollen und da tut die ÖH auch gerade sehr viel.

progress: In beinahe allen Wahlprogrammen findet sich die Forderung nach Frauenförderung. Wie soll diese aus eurer Sicht aussehen und wie unterscheidet ihr euch diesbezüglich?

Freidl: Ein wichtiger Punkt sind für uns Praktika: Es sind vor allem Frauen, die niedriger bezahlt und oft nicht ihren Qualifikationen gemäß beschäftigt werden. Zweitens ist uns die Förderung von Frauen in technischen Berufen ein Anliegen: An der TU ist der Frauenanteil extrem gering. Hier muss schon in der Schule angesetzt werden, es benötigt aber auch Mentoring-Programme in den jeweiligen Studien – explizit für Frauen. Außerdem fordern wir die Offenlegung der Gehälter an den Universitäten. Frauen werden noch immer schlechter bezahlt als Männer. Das hört auch nicht an den Eingängen der Hochschulen auf. Frauen sollen durch die Offenlegung eine bessere Grundlage haben, um höhere Gehälter zu fordern und gleichzeitig wird Ungleichgewicht sichtbar gemacht.

Lerchbammer: Bei uns ist es leichter: Geschlecht soll in keinem Fall eine Rolle spielen, weder bei der Bezahlung noch sonstwo. Es muss die Leistung im Vordergrund stehen. Leistung ist ein faires Auswahlkriterium. Kein Geschlecht soll schlechter gestellt werden, es soll um die Person gehen. Deswegen lehnen wir auch jegliche Quotenregelungen ab: Sie diskriminieren immer das andere Geschlecht und sie widersprechen fairen Auswahlverfahren. Für uns als AG müssen Leistung und Person im Vordergrund stehen.

Fleischhacker: In unserer Gesellschaft spielt Geschlecht aber eine Rolle.

Lerchbammer: Deswegen muss ich bei den Rahmenbedingungen ansetzten, damit das keine Rolle spielen kann.

Bankel: Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, dass das Geschlecht eine Rolle spielt. Es ist einfach die Realität, dass Frauen diskriminiert werden, wenn es beispielsweise um Jobs oder Gehälter geht.

Lerchbammer: Wo wirst du auf der Uni diskriminiert? Männer sind beispielsweise beim letzten EMS-Test diskriminiert worden.

Bankel: Ich wurde gegenüber meinen männlichen Mitstudenten die ganze Zeit diskriminiert. Zum Beispiel wurden nur Männer bei den Professoren in Ateliers aufgenommen. Sie haben nie eine Frau als Praktikantin beschäftigt. Auch hinter einer Quotenregelung stehen wir. Dafür sprechen wir uns aus, auch beim EMS-Test. Wenn es um uns selbst, innerhalb unserer Fraktion geht, ebenso. Die FEST hat einen starken Männerüberhang, weshalb bei uns speziell Frauen gefördert werden.

Gamon: Als Liberale bin ich gegen Quoten und ich pflichte Florian auch bei, dass die Leistung im Vordergrund stehen soll. Wir gehen hier aber von der österreichischen Realität aus und da geht es oft nicht um Leistung sondern um Netzwerke und Beziehungen. Gerade an der WU haben wir kaum Frauen in der Forschung und kaum Professorinnen. Wenige gehen den Weg der Forschung, weil sie nicht gefördert werden. Dabei würde die Uni letztendlich davon profitieren. Ich bin dafür, dass man Frauen aktiv fördert, weil sie aus verschiedenen Gründen nicht in die Forschung gehen: weil sie sich diskriminiert fühlen, weil sie es auch werden und weil sie nicht dazu aufgefordert werden. Wenn man anerkennt, dass viele Frauen in der Forschung und Lehre für eine Uni wichtig sind, muss man das fördern. Wir wurden lange diskriminiert und es gibt noch keine echte Gleichberechtigung in Österreich.

Lerchbammer: Förderprogramme sind gut und richtig. Da sind wir auch dabei, aber für beide Geschlechter und vor allem für Talente.

Fleischhacker: Man hat selbst im Jahr 2013 keine Gleichstellung. Frauen werden auf vielen Ebenen diskriminiert. Gerade wenn man sich ansieht, wie viele Studienanfängerinnen es gibt und wie die Zahl sich dann nach oben hin ausdünnt. Wir haben fünf Rektorinnen in Österreich, aber es gibt sicher nicht nur fünf fähige Frauen, sondern unglaublich viele Hindernisse, die Frauen davon abhalten in solche Positionen zu kommen. Die Quote ist dazu da, dass bei gleicher Leistung die Frau bevorzugt wird. Die Quote ist auch nur so einzusetzen bis man zu einer Gleichstellung kommt – also bis man bei 50 zu 50 Prozent steht.

Freidl: Es gibt jetzt schon inoffizielle 80 bis 90prozentige Männerquoten …

Kraushofer: …etwa unter den ProfessorInnen an der TU Wien. So sieht’s eben in der Realität aus. Wir können das Problem nicht einfach wegreden oder verleugnen. Es gibt ein Problem und es geht uns etwas an. Ich finde, dass sich die ÖH damit beschäftigen kann. Ich finde es polemisch zu sagen, es müssen alle gleich behandelt werden, ohne sich die Frage zu stellen, warum ist es so, dass eben nicht alle gleichberechtigt sind.

Lerchbammer: Dann sollten aber die Hindernisse abgebaut werden. Das heißt aber auch keine Hindernisse für Männer aufzubauen.

Bankel: Als Mann siehst du es dann vielleicht so, dass du diskriminiert wirst, aber es ist eine Art Umverteilung von Machtverhältnissen. Genauso wie Leute, die mehr verdienen auch höhere Steuern zahlen müssen, müssen auch Männer Abstriche machen.

„Die gesetzliche Grundlage muss für alle Hochschultypen einheitlich sein“

  • 08.05.2013, 12:14

In drei Teilen stellt progress euch die Positionen der bundesweiten SpitzenkandidatInnen aller Fraktionen mit Klubstatus in der ÖH-Bundesvertretung vor. Florian Lerchbammer (AG), Anna Lena Bankel (FEST), Florian Kraushofer (FLÖ), Marie Fleischhacker (GRAS), Claudia Gamon (JuLis) und Julia Freidl (VSStÖ) diskutierten im ersten Teil Fragen zur Bedeutung von Hochschulen, deren Finanzierung und Qualität im Studium. Oona Kroisleitner und Georg Sattelberger moderierten die Runde.

In drei Teilen stellt progress euch die Positionen der bundesweiten SpitzenkandidatInnen aller Fraktionen mit Klubstatus in der ÖH-Bundesvertretung vor. Florian Lerchbammer (AG), Anna Lena Bankel (FEST), Florian Kraushofer (FLÖ), Marie Fleischhacker (GRAS), Claudia Gamon (JuLis) und Julia Freidl (VSStÖ) diskutierten im ersten Teil Fragen zur Bedeutung von Hochschulen, deren Finanzierung und Qualität im Studium. Oona Kroisleitner und Georg Sattelberger moderierten die Runde.

progress: Wir haben euch gebeten einen Gegenstand mitzubringen, den ihr mit Hochschule verbindet. Welche Bedeutung haben Hochschulen für euch? 

Marie Fleischhacker: Ich habe einen Kompass mitgebracht. Der passt für mich perfekt, da Orientierung an den Hochschulen oft fehlt. Die STEOP soll durch ein „Studium-Generale“ ersetzt werden, bei dem man sich während der ersten beiden Semester orientieren kann und Lehrveranstaltungen aus verschiedensten Bereichen absolvieren kann, um so verschiedene Studienrichtungen kennenzulernen. So sollen StudienanfängerInnen tatsächliche Orientierung bekommen.

Julia Freidl: Für mich und für uns als VSStÖ bedeutet Hochschule Bildung und vor allem kritische Bildung. An der Wirtschaftsuniversität habe ich erlebt, dass die Neoklassik am Serviertablett angeboten wird, es aber keinen Platz für andere Strömungen und Sichtweisen gibt. In der Wirtschaftskrise hat man gesehen, dass die Neoklassik nicht die Lösung für alles ist. Genau deswegen ist kritische Bildung wichtig. Ich habe Bücher von verschiedenen heterodoxen ÖkonomInnen mitgebracht. Besonders aus Sicht der Wirtschaftsuni soll heterodoxe Ökonomie kein Nischenangebot bleiben.

Florian Kraushofer: Ich habe ein Universitätsgesetz (UG) mitgebracht. Das ist meine deutlichste Assoziation mit Hochschulen. Am UG wird gerne sofort herumgedoktort, wenn man auch nur denkt einen Bruchteil einer Lösung zu haben. Das UG ist natürlich auch das Gesetz, das festlegt, wie Hochschulen funktionieren, was sie formt und dort muss man auch ansetzen. Hochschule bedeutet natürlich kritisches Denken, selbstständiges Lernen und sich Gedanken über das zu machen, was einem vorher nicht serviert worden ist – wo man etwas ausprobieren kann.

Florian Lerchbammer: Universität ist ein Ort von Bildung und nicht von Ausbildung. Wir sind aufgefordert die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass wir sorgenfrei studieren können. Für die AG habe ich eine überdimensional große Taschenlampe mitgebracht, weil wir einen Schwerpunkt auf Transparenz legen möchten. Wir wollen die Einbindung der Universitäten in das Transparenzgesetz, um eine effizientere Mittelverwendung zu erreichen, damit am Ende des Tages mehr Geld überbleibt und wir somit mehr ausfinanzierte Studienplätze haben. In Zukunft soll bei einer Mittelerhöhung nicht das Prinzip der Gießkanne zum Tragen kommen, sondern das Geld in den Hörsaal fließen, wo es hin sollte.

Anna Lena Bankel: Derzeit symbolisiert Hochschule für mich und für uns als FEST ein mit Ketten verschlossenes Buch. Hochschulen definieren sich darüber, wer nicht hinein soll, wer dementsprechend von den Hochschulen ausgeschlossen sein soll. Dabei wird dauernd die Kapazitätenfrage vorgeschoben, anstatt kreative Lösungen zu suchen. Hochschulen müssen das kritische Denken fördern. Das kann aber bereits im Kindergarten beginnen. Auf jeder Ebene von Bildung kann kritisches Denken gefördert werden, nicht erst bei Master und PHD.

Claudia Gamon: Ich habe von John S. Mill „Über die Freiheit“ mitgenommen. Die Uni ist für mich eine Bildungsstätte. Für mich als Landpomeranze war es eine tolle Erfahrung, andere Menschen kennenzulernen, mit denen man leidenschaftlich über Ökonomie diskutieren kann. Wissen bedingt die Freiheit und umgekehrt. Das Buch hat auch eine besondere Bedeutung: Ein Kurs über Ethik und Ökonomie war die einzige Wahlfreiheit, die ich in meinem Bachelor hatte. Dort habe ich das Buch das erste Mal gelesen. Im Nachhinein hätte ich mir mehr Freiheit im Studium gewünscht.

progress: . Zumindest zwei von Euch fordern verstärkte Hochschulfinanzierung aus dem privaten Sektor. Was sind die Für und Wider zusätzlicher Drittmittelfinanzierung?

Lerchbammer: Neben der Forderung, dass es mehr Geld von der Regierung braucht, gehen wir einen Schritt weiter: Wir sollten wirklich darüber nachdenken mehr private – also Drittmittel – in das Hochschulbudget zu integrieren. Es macht keinen Unterschied, ob der Hörsaal den Namen eines Unternehmens trägt, es macht aber sehr wohl einen Unterschied, wie viel Platz in einem Hörsaal ist und welche Infrastruktur wir vorfinden. Natürlich muss sichergestellt werden, dass sogenannte Orchideenfächer von der Regierung finanziert werden und nicht unter die Räder von wirtschaftlichen Interessen kommen.

Gamon: Solange die Regeln klar sind und Lehre und Forschung unabhängig sind, habe ich kein Problem damit. Ich glaube, dass Angst davor besteht, in eine Abhängigkeit zu fallen. Viele Studien können von einer größeren Involvierung der Wirtschaft und einem größeren Praxisbezug profitieren. Gerade in technischen Studien gibt es viele Möglichkeiten, bereits während dem Studium mit Unternehmen zusammenzuarbeiten. Auf der TU gibt es ja Beispiele für tolle Kooperationen und ich glaube, das könnte man weiter unterstützen.

Kraushofer: Prinzipiell ist für uns Drittmittelfinanzierung nicht das Feindbild schlechthin. Wenn die Unabhängigkeit der Universitäten garantiert ist, dann darf das ruhig auch passieren. Garantiert ist das aber natürlich nur, wenn die Universitäten bereits vom Staat ausfinanziert sind, was wir auch fordern. Dass man einen Hörsaal nach jemandem benennt und dafür Geld über Jahre hinweg Geld bekommt, ist illusorisch.

Lerchbammer: Das war ja nur ein plakatives Beispiel.

Kraushofer: Ja, eines wo offensichtlich ist, dass es harmlos ist. Wenn man aber an Forschung gebundene Drittmittel lukriert, dann sind die Ergebnisse oft nicht öffentlich und dürfen nur von dem Unternehmen, das die Forschung gesponsert hat, verwendet werden. Forschungsergebnisse, die auf einer Universität gewonnen werden, sollen aber der Gesellschaft zugutekommen.

Gamon: Das stimmt. Aber der Grund dafür ist die fehlende Grundfinanzierung. Deswegen fühlen sich Universitäten bis zu einem gewissen Grad gezwungen, solche Verträge einzugehen. Das ist eher das Problem und nicht die Drittmittelfinanzierung an sich.

Freidl: Es ist aber auch eine berechtigte Angst, dass durch Auftragsforschung die Grundlagenforschung zur Seite gedrängt wird und nur mehr jene Forschung, bei der Gewinn für Unternehmen rausschaut, im Vordergrund steht. Deshalb sollten wir uns in erster Linie um eine Ausfinanzierung der Hochschulen bemühen, dann können wir über Drittmittel sprechen.

Fleischhacker: Das Problem bei Drittmitteln ist, dass die Studierenden ausgebeutet werden. Zum Beispiel auf Fachhochschulen erbringen Studierende über Ausbildungsverträge Leistungen, die an Konzerne gehen und nur von diesen verwendet werden dürfen. Die Studierenden haben dann bis zu zehn Jahre überhaupt kein Recht mehr etwas von dem, was sie in ein Projekt hineingesteckt haben, zu verwenden. So dürfen Hochschulen nicht finanziert werden.

Bankel: Das Problem liegt besonders dort, wo Unternehmen in Infrastruktur investieren wollen. Das sind eben keine Spenden sondern Investitionen, für die eine Gegenleistung erwartet wird. Studiengänge, die Unternehmen mehr interessieren als andere, werden so immer besser ausgestattet. Warum kann es nicht möglich sein, in einen Fond einzuzahlen, aus dem dann über alle Hochschultypen und Studiengänge verteilt wird? Dann wird plötzlich klar, dass Unternehmen ihren eignen Interessen nachgehen und dass das Hauptinteresse eben nicht Bildung ist, sondern gewisse Ausbildungsarten zu fördern.

progress: Wenn die Differenz auf die zwei Prozent des BIPs nicht aus Drittmittel kommen soll, woher dann?

Freidl (lacht): Vom Staat braucht es zunächst ein Einsehen, dass in Bildung investiert werden muss – 1,3 Prozent des BIPs für die Hochschulen sind zu wenig. Vermögensbezogene Steuern könnten etwa 3 Milliarden Euro zum Budget beitragen. Es gibt eine Berechnung der AK, die zeigt, dass durch die Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer zusätzliche 500 bis 700 Millionen Euro in das Budget fließen könnten. Die Anpassung der Grundwerte bei der Grundsteuer, die seit den 1970er Jahren nicht mehr verändert wurden, könnte weitere 500 Millionen Euro bringen. Und dann die allgemeinen Vermögenssteuern.

Lerchbammer: Anstatt zu überlegen, wie wir irgendwelchen Leuten Geld wegnehmen, wäre es ein besserer Ansatz darüber nachzudenken, wie wir das Budget verteilen. Wir als ÖH könnten uns ja auch dafür einsetzen, dass Geld weg von den Pensionisten und Pensionistinnen hin zu den Studierenden kommt. Aber dass wir uns Gedanken über Vermögenssteuern machen, geht zu weit.

Freidl: Es geht nicht ums Geldwegnehmen sondern um Umverteilung, also um Verteilungsgerechtigkeit.

Kraushofer: Es sollte nicht Aufgabe der ÖH sein, sich ein Opfer zu suchen – seien es die Reichen oder die PensionistInnen. Bildung ist eine Investition, auch für den Staat Österreich. Es ist total bescheuert zu sagen, wir investieren in diesen Bereich nicht. Das wird auch Österreich teuer zu stehen kommen – in 30 oder 40 Jahren. Es muss für den Staat möglich sein dieses Geld aufzutreiben.

Gamon: Es muss um ein Bekenntnis für Wissenschaft und Bildung gehen, weil das die einzige nachhaltige Ressource ist, die der österreichische Wohlstand hat. Ich würde es aber ablehnen, dass die ÖH dazu Stellung bezieht, wo man das Geld abziehen soll. Vermögenssteuern würde ich aber ablehnen.

Fleischhacker: Es braucht den politischen Willen, mehr Geld in Bildung zu investieren. Bei den Vermögenssteuern gibt es mehrere Modelle. Es ist wichtig, dass umverteilt wird und dass das Geld in die Bildung fließt. Man kann das ja auch schön sehen an Ländern, in denen es progressivere Steuersysteme gibt, wo dann tatsächlich auch mehr in Bildung investiert wird.

progress: In der Hochschulfinanzierungsdebatte werden immer wieder Studiengebühren ins Feld geführt. Die JuLis fordern Studiengebühren, während die Koalitionsfraktionen die ersatzlose Abschaffung der noch bestehenden fordern. Von der AG gab es heuer keine deutliche Position.

Lerchbammer: Die AG lehnt Studiengebühren ab, weil nicht sichergestellt ist, dass ich in Mindestzeit studieren kann. Außerdem ist nicht sichergestellt, dass die Studiengebühren Studienplatz, -ort und –zweckgebunden verteilt werden. Verkürzt gesagt: keine Vignette ohne Autobahn. Dementsprechend lehnen wir Studiengebühren ab.

Gamon: Ich will das nicht so verkürzt sehen. Die Unis müssen natürlich ausfinanziert werden. Deswegen würde ich das, was wir fordern, als Selbstbehalt beschreiben, weil es ja auch nicht die gesamten Studienkosten decken soll, sondern ein gewisser Beitrag von 10 bis 30 Prozent der Studienkosten. Es ist auch eine Frage der Gerechtigkeit, ob z.B. jemand, der eine Lehre gemacht hat, unser Studium zur Gänze finanzieren muss – das ist auch der Grund für unser Plakat [„Deine Mutter finanziert mein Studium“ Anmk.]. Ich erachte Selbstbehalte als fair, weil ich auch überdurchschnittlich davon profitiere.

Freidl: Fair ist es nicht, wenn Kinder, deren Eltern nicht viel Geld haben, von den Hochschulen gedrängt werden. Oder ausländische Studierende, die über 700 Euro zahlen müssen. Das ist nicht fair. Was man auch sagen muss, ist das Studiengebühren keinen Beitrag zur Finanzierung der Hochschulen leisten können. Sie sind höchstens ein Tropfen auf dem heißen Stein. Außerdem zahlen AkademikerInnen später bis zum dreifachen wieder in den Steuertopf und damit an den Staat zurück.

progress: Stellen Studiengebühren eurer Meinung nach eine zusätzliche Barriere zum Hochschulzugang dar?

Gamon: Die Debatte darüber, dass Studiengebühren eine Hürde seien, ist ein wenig verkürzt, weil sie ignoriert, dass es genügend Studiengebühren- und Beihilfenkonzepte gibt. Diese stellen sicher, dass es trotzdem noch eine gute soziale Durchmischung an den Unis gibt. Ich kann grundsätzlich aber auch akzeptieren, dass die andere Seite sagt, dass Bildung gratis sein soll. Dann muss das aber auch konsequent gefordert werden und für alle Bildungswege gelten. Was ich aber nicht akzeptieren kann, ist, dass es verschiedene Hürden gibt, weil es doch genügend Evidenz dafür gibt, dass das eben nicht so ist, in den Ländern die das anwenden.

Kraushofer: Es ist unfair zu sagen, es gibt Länder, in denen funktioniert das, deswegen führen wir das auch bei uns ein. Wenn wir uns die Studierendensozialerhebung anschauen, dann sehen wir, anhand der Jahre, in denen die Studiengebühren eingeführt und abgeschafft wurden, dass es eben nicht funktioniert hat.

Gamon: In unserem Modell soll das Geld autonom eingehoben und direkt an die Unis ausgezahlt werden. Man kann sich Ideen von anderen Ländern hernehmen. Dass man diese dann aber für Österreich anpassen muss, steht außer Frage.

Fleischhacker: Skandinavische Länder zum Beispiel: Da gibt es ein progressives Steuersystem, keine Studiengebühren und fast keine Zugangsbeschränkungen. Also das funktioniert schon. Es ist kontraproduktiv zu sagen, man will Studiengebühren und trotzdem mehr Studierende. Es gibt Zahlen, die zeigen, dass Studiengebühren als Hürde gesehen werden. Und selbst wenn man von Studiengebühren befreit ist, muss man immer noch das Geld aufbringen, um sie zuerst einzubezahlen.

progress: Die FEST bekommt ihre Mandate vor allem von den FHs. Diese heben mehrheitlich Studiengebühren ein und haben alle Zugangsbeschränkungen. Wie steht ihr dazu?

Bankel:  Fachhochschulen fallen ins Privatrecht und sind keine öffentlichen Universitäten. Aber: Der Staat finanziert Fachhochschulen fast zur Gänze, die Beteiligung von Unternehmen liegt bei etwa 2 Prozent. Die Struktur einer Fachhochschule ist aber wie in einer Ausbildungsfirma. Die Rechtsform von Fachhochschulen ist extrem problematisch, wir fordern schon seit Jahren, dass es ein einheitliches Hochschulgesetz geben soll – darin kann es aber natürlich verschiedene Hochschultypen geben. Die Grundlage für alle Hochschultypen muss ein Gesetz sein und nicht drei.Aber grundsätzlich lehnen wir Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren ab. Bildung ist ein Menschenrecht und muss für jede und jeden frei zugänglich sein.

progress: Derzeit müssen, unter anderem, Drittstaatenangehörige doppelt so hohe Studiengebühren bezahlen. Wie steht ihr dazu?

Freidl: Das ist eine Katastrophe. Zu uns sind Studierende in die Sozialberatung gekommen und haben uns erzählt, dass sie nicht mehr wissen, wie sie ihr Studium finanzieren sollen. Wenn man schon von einem Hochschulraum und einer europäischen Hochschulpolitik redet, braucht es auch europäische Lösungen und da ist der Wissenschaftsminister ganz klar gefordert, sich für Ausgleichszahlungen zwischen jenen Ländern, zwischen denen es Studierendenströme gibt, einzusetzen. Es gibt ja beispielsweise bereits den nordischen Rat, wo das mit Ausgleichszahlungen ganz gut funktioniert. Da sollten wir ansetzen, anstatt Studierende, die sich ohnehin in einer sehr prekären Situation befinden, dann auch noch mit doppelten Studiengebühren zu belasten.

Kraushofer: Prinzipiell kann ich mich da anschließen. Was man vielleicht aber noch dazu sagen sollte ist, dass die doppelten Studiengebühren nicht das einzige Problem sind. Drittstaatsangehörige haben andere Aufnahmebedingungen. Sie dürfen zum größten Teil nur sehr wenig arbeiten. Oder etwa das passive Wahlrecht, das wäre nochmal ein eigenes Thema. Sie werden auf vielen Ebenen der österreichischen Hochschulen diskriminiert und das ist eine Frechheit.

Lerchbammer: Wir lehnen Studiengebühren unter diesen Studienbedingungen ab, auch die doppelten. Wir sollten uns nicht davor fürchten, dass jemand zu uns zum Studieren kommt, sondern die Rahmenbedingungen schaffen, dass er dann auch hier bleibt.

Bankel: Ergänzend muss man noch sagen, dass es nicht nur die rechtlichen Hürden, die doppelten Studiengebühren oder etwa Probleme bei Zulassungsprüfungen gibt. Drittstaatenangehörige müssen auch jedes Mal, wenn es darum geht, ihre Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern, zittern, wem sie da jetzt am Amt gegenüber sitzen. Da wird oft mit reiner Willkür entschieden. Es braucht das Bekenntnis der ÖH sich gegen Rassismus zu engagieren, und zwar nicht nur auf legistischer Basis, sondern auf allen Gebieten – eben als gesellschaftspolitisches Programm.

Gamon: Die doppelten Studiengebühren gehen auf keinen Fall, das ist einfach diskriminierend. Es ist volkswirtschaftlich und menschlich ein Blödsinn jemanden hier studieren, aber später nicht in Österreich leben und arbeiten zu lassen.

Fleischhacker: Ich glaube, wir stimmen alle überein, dass die doppelten Studiengebühren eine große Diskriminierung darstellen. Wie auch schon gesagt, sind sie aber auch nur ein Faktor in einer Reihe von Diskriminierungen.

 

 

Seiten