Von Spar – Streetlife

  • 15.12.2014, 11:21

 

Plattenrezension

Katja: Genau zehn Jahre nach ihrem gefeierten, gehypten und untergegangenen Album „Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative“ (allein der Name!) haben sich Von Spar nach langem Irrweg zusammengerissen und eine echte Überraschung hingelegt. Nach zwei unanhörbaren Zwischenveröffentlichungen und dem damit in Zusammenhang stehenden Abgang von Sänger Thomas Mahmoud – sei es der Grund oder die Begründung – gibt es mit „Streetlife“ endlich die Versöhnung. Was 2004 noch sehr im Zeichen von Punk, Elektro, Kapitalismuskritik und Parolenpop stand, ist nun einem sehr sanften, unaufgeregten Klang gewichen. Gleich beim Opener „Chain of Command“ zieht es einer*m aber die Gänsehaut über den Körper, so ein kluger Diskodancer! Da ist endlich der Soul angekommen. Diese Band hat ein Happy End verdient.

Joël: Ätherische Männerstimmen mäandern fröhlich über leicht melancholischen Elektropop. Das hört sich – vor allem nach der vollen Dröhnung Haftbefehl – doch ganz gut an. Früher hätte man solche Musik sicher unter dem Label „prog rock“ eingeordnet, aber heute erfindet ja jede Band ihr eigenes Genre. Je länger das Album läuft, umso mehr geraten die Stimmen in den Hintergrund und die restlichen Instrumente kommen ins Zentrum. Das Ganze plätschert hübsch und würde sich hervorragend eignen, um Weltraumreisen in psychedelischen Science-Fiction-Filmen zu untermalen. Unverhofft singt dann nach längerer Pause in „Try Though We Might“ wieder jemand und dann klingen Von Spar wie eine bessere Popband, die man wahrscheinlich eher nicht im Radio hören wird. Dafür sind Tracks wie „Duvet Days“ die ideale Begleitung für lange, monotone Autobahnfahrten, wenn im Radio nur „Driving Home for Christmas“ läuft. Den Eltern kann man die Platte auch schenken. Vor allem wenn die öfters von ihren Drogenerfahrungen auf Pink Floyd-Konzerten erzählen, werden sie an „Streetlife“ sicher ihre Freude haben.

Katja Krüger studiert Gender Studies und Politikwissenschaften an der Uni Wien, Joël Adami studiert Umwelt- und Bio-Ressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur Wien.

AutorInnen: Joël Adami, Katja Krüger