Plattenkiste: Hot Chip „wHy MaKe SenSe?“

  • 11.05.2015, 08:36

Zweimal hingehört


Zweimal hingehört

Marie: Die Londoner Band Hot Chip lässt uns ab 18. Mai wieder unsere Sportkleidung auspacken und hysterisch zu ihren Synthklängen und Electrobeats herumhüpfen. Denn dann erscheint „Why Make Sense?“, das neue Album. Das letzte, 2012 erschienene Album, „In Our Heads“, hieß nicht ohne Grund so, denn zu den erwachseneren und introvertierteren Klängen ließen sich zwar schon die Hüften schwingen, das aber um einiges nachdenklicher. Neue Platte, neues Glück: Hier darf wieder wilder getanzt werden, wenn man dem neuen Demosong als Vorboten vertrauen schenken kann; „hey yeah“ quiekt eine Stimme frenetisch ins Mikrophon. Während im Video vor allem Lichter zu sehen sind, in denen diffuse Schatten herumwirbeln, säuselt die Kopfstimme von Alexis Taylor zu Electro und Synthorgel-Akkorden. Irgendwann stimmt eine Sprechstimme mit einem kurzen Text ein, der vielleicht als Metapher für das Album gelesen werden kann: „I got something for your mind, body and your soul“. Die Release haben „Hot Chip“ wohlweislich an den Anfang des Sommers gelegt.

Katja: Um sich den Sound und die Ästhetik von Hot Chip vorzustellen, ist es sehr dienlich, Walter White vor dem inneren Auge zu haben. Man stelle sich vor, er wäre nicht zufällig auf die Idee gekommen, Drogen herzustellen, weil er Chemielehrer war, sondern er hätte eine Band gegründet, weil er Musik unterrichtet hat. Mit einem Mix aus konservativ, intellektuell und größenwahnsinnig gelingt es Hot Chip seit 2000 immer wieder, spannende und gewöhnungsbedürftige Alben aufzunehmen, die entweder sofort zünden oder sich erst beim fünften Hördurchgang erschließen und eine_n dann nicht mehr loslassen. Mit „Why Make Sense?“ ist dies erneut geglückt. Manchmal wirkt ein Track so funky wie ein Stück Holz, doch gegen jede Erwartung muss man nach wenigen Momenten mitsummen. In jeder Ritze steckt Harmonie, auch wenn es kantig und klobig wirkt. Das Tempo der bisherigen Alben haben Hot Chip ein bisschen zurückgeschraubt, dafür treten sie ein wenig gradliniger auf. Am Ende des Albums – beim titelgebenden „Why Make Sense?“ – klingen sie fast wie eine ungefilterte, pure Liveband.

 

Katja Krüger studiert Gender Studies an der Universität Wien.
Marie Luise Lehner studiert Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst.

AutorInnen: Katja Krüger, Marie-Luise Lehner