OMG, Österreichbezug!

  • 15.12.2014, 11:25

Spiel-Rezension

1895 im Kaiserreich Österreich-Ungarn: Die Herzogstochter Aurora wird krank und findet sich in einem märchenhaften Fiebertraum wieder. Die Spieler*innen schlüpfen fortan in die Rolle des mutigen und entschlossenen rothaarigen Mädchens und versuchen, aus einer geheimnisvollen Welt namens Lemuria zu entkommen und zurück zur Familie zu finden. Zur Hilfe steht Aurora Igniculus, ein kleines Glühwürmchen; ausgestattet ist die kleine Heldin mit einer viel zu großen Krone, die ihr ständig vom Kopf fällt, und einem riesigen Schwert, dessen Handhabung ihr sichtlich Schwierigkeiten bereitet. Nichtsdestotrotz geht Aurora im Laufe der Platform-Adventure viele Kämpfe mit mystischen und teilweise gruseligen Gestalten ein. Die rundenbasierten Auseinandersetzungen stellen sich als richtig schwierige Hürden heraus, was einen schönen Kontrast zur Verträumtheit Lemurias darstellt.

Ohne die Gefährt*innen, die Aurora immer ein Stück weit begleiten, wären die Kämpfe aussichtslos – mit aber leider manchmal auch. So müssen Spieler*innen Side-Quests aufgeben und sich neu in der Welt orientieren, weil sie für den Anfang einfach viel zu schwer sind. Das aber und die teilweise kryptischen Nachrichten, die Aurora in Lemuria findet, wecken in den Spieler*innen einen starken Entdeckungsdrang: Worum geht es hier wirklich?

Bestechend ist bei „Child of Light“ die Tatsache, dass Aurora in Lemuria vorwiegend auf Frauen trifft und dass die Nebencharaktere im Videospiel sehr differenziert ausgearbeitet sind. Sie haben alle eine Hintergrundgeschichte, Eigenheiten (was sich auch in ihren spezifischen Kampf-Fähigkeiten niederschlägt) und einen typischen Humor, der sich etwa in Sprechweisen zeigt. À propos Sprechweisen: „Child of Light“ ist tatsächlich komplett in Versform geschrieben. Alle Spieleanweisungen, Rückblenden, Nachrichten und sogar Dialoge sind kunstvoll gereimt, was dem Spiel aber keinen altbackenen oder verstaubten Anstrich gibt, sondern perfekt zum wasserfarben-träumerischen Artwork passt. Das erste Ubisoft-Videospiel mit Österreichbezug ist dank der sympathischen Heldin, der rätselhaften Story und nicht zuletzt einem hypnotischen Soundtrack die perfekte Begleitung für dunkle Winterabende.

„Child of Light“
Ubisoft
Einzel- oder Mehrspieler*innen für Windows, PlayStation (3, 4 und Vita), Wii U, Xbox (360 und One)
min. 14,99 Euro, max. 24,99 Euro

 

Olja Alvir studiert Germanistik und Physik an der Universität Wien.

AutorInnen: Olja Alvir