Mommy's in the KGB

  • 11.05.2015, 08:00

Skurrile Perücken, aufgeklebte Bärte, zwielichtige Doppelagent*innen und viel Verführung: „The Americans“ hat wirklich alles, was eins sich von einem klassischen Spion*innenstück erwartet. Allerdings ist die von einem ehemaligen CIA-Agenten kreierte Show viel mehr als ein (Polit-)Krimi. Wir haben es hier mit einem bedacht schreitenden Epos über Überzeugung, Vertrauen, das Erbringen von Opfern und dem Kalten Krieg zu tun. Die in den frühen 80ern angesiedelte Story handelt vom Leben der Jennings, eines Ehepaars, das zwar oberflächlich ein unschein- bares Vorstadtleben nahe Washington führt, des nächtens aber zu den absoluten Top-Spion*innen der Sowjetunion zählt. Als sich der neue Nachbar der Jennings als FBI-Agent vorstellt, schauen wir als Zuseher*innen ganz genau auf die Gesichtszüge des Spion*innenpaares: Lassen sie sich etwas anmerken? Sind sie in Gefahr? Was nun? Die Kinder wissen schließlich auch nichts vom geheimen Leben ihrer Eltern.

Bei Schauplatzwechseln in Büros des FBI und des russischen Konsulats wird schnell klar: „The Americans“ geht es nicht darum, die Spion*innen als kaltblütige Überleichengeher*innen darzustellen. Vielmehr haben alle Charaktere – ob Amerikaner*innen oder Russ*innen – ihre Stärken und, vor allem, Schwächen. Diese balancierte Darstellungsweise bei einem derart aufgeladenen Thema ist gerade für eine amerikanische Produktion beachtlich. Hinzu kommt eine unglaubliche Liebe zum Detail; Mode und Kulissen sind hypnotisierend glaubwürdig. Die Russ*innen sprechen echtes Russisch und die Einbettung in historische Ereignisse ist immer realistisch. Keri Russel (bekannt aus „Felicity“) brilliert in der Rolle als Mutter, unerschütterliche Kämpferin für ihre Sache und, naja, allen anderen Rollen, die sie zwischendurch spielen muss – und führt damit schauspielerisch einen Cast voller Badass-Frauen an. Wie weit sind sie bereit zu gehen, um ihre Ziele zu erreichen?

Wegen der feingliedrigen Mischung aus Spannung, Zwischenmenschlichem, Politik und Moral ist „The Americans“ jedenfalls ein absolutes Muss. I’ll just say it: Es ist besser als „House of Cards“. Verdammt, es ist das Beste seit „Breaking Bad“.

Joe Weisberg: „The Americans“
Twentieth Century Fox
erste Staffel auf Netflix/DVD (15,99 Euro), zweite Staffel ab 19.5. um 20:15 Uhr auf Sat.1, dritte Staffel auf Amazon Instant Video (2,49 bzw. 2,99 Euro pro Folge)

 

Olja Alvir studiert Physik und Germanistik an der Universität Wien. 

 

AutorInnen: Olja Alvir