Liebe ist ein Säurebad

  • 02.09.2016, 19:44
Wir haben uns Suicide Squad angesehen, damit ihr es nicht müsst. Ganz so schlimm wie erwartet war es dann eh nicht.

Wir haben uns Suicide Squad angesehen, damit ihr es nicht müsst. Ganz so schlimm wie erwartet war es dann eh nicht.

Liebe Freund*innen des umstrittenen DC-cinematic universe: nach scheinbar endlosen fünf Monaten seit „Batman v Superman – Dawn of Justice“ kommt „Suicide Squad“ in die Kinos und erlöst uns vom langem Warten auf einige unserer Lieblingscharaktere. Wer Bat- und Superman schon nicht mehr sehen kann, erwartet sich von diesem Film nicht nur lässige Hau-drauf-Action, Sex und Humor, sondern auch ein Wiedersehen mit dem Joker bzw. die Einführung von Harley Quinn, seiner On-Off-Hassliebe.

Kurz zur Story: Eine toughe FBI-lerin hat den kecken Plan, Superbösewichte zusammenzutrommeln und aus ihnen einen unzerstörbaren Militärtrupp zu basteln, der dann auf diverse Himmelfahrtskommandos geschickt wird. Im Hintergrund steht der potentielle Terror von gesetzlosen Flattermännern, aber auch nicht ganz unwichtig sind die Machtspielchen des FBI und die Frage: Kann man diese Typen kontrollieren?

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Die Bösewichte sind bei Leuten, die nicht so oft Comics lesen, eventuell nicht bekannt. Da gibt es z.B. Deadshot (Auftragskiller mit Herz, aber ohne Sorgerecht), Diablo (siehe Pyro, Human Torch, Match – hier als die Latin Bad Boy Version), Captain Boomerang (Stichwort: Down Under), Killer Croc (Reptil) und eben Harley Quinn (verrückt). Captain Boomerang und Killer Croc werden höchstens für ein oder zwei Gags gebraucht, sonst spielen sie keine weitere Rolle. Dem Truppenführer Flag wird Katana zur Seite gestellt, eine schwertschwingende Asiatin. Damit hat man alle Klischees auf einem Haufen.

Gegenspielerin der Bösewichte ist Enchantress, eine Mischung aus Göttin und Hexe, geschlüpft aus einer ausgegrabenen Tonfigur. Sie möchte gerne eine Maschine bauen, die alle Menschen tötet. Dies erinnert sehr an den letzten Film von Marvel: „X-Men: Apocalypse“. Die Parallele ist in beiden Filmen, dass Mutanten bzw. paranormale Wesen aus längst vergangener Zeit erwachen und sich darüber echauffieren, dass sie nicht mehr angebetet werden. Ob das große Geister wirklich stören würde?

Um es kurz zu machen: Mit mächtig viel Feuerkraft ballert sich die Suicide Squad bis zur Hexe durch und es gibt einen Showdown. Ende.

Was am Schluss von Suicide Squad übrig bleibt ist ein extrem bemühter, aber insgesamt eher qualmender als feuriger Blockbuster. Zu Gute halten kann man dem Film aber, dass hier zumindest ansatzweise auf grundlegende Diversität geachtet wurde. Es gibt mehr als nur eine „Schlumpfine“, die wohl Harley Quinn wäre. Neben ihr sind noch drei andere Frauencharaktere handlungsmächtig. Aber bleiben wir kurz bei Harley Quinn. Ohne sie wäre der Film absolut gar nichts. Sie bringt jeglichen Humor, jegliche Farbe und (natürlich) auch jeglichen sex appeal ins Suicide Squad-Team. Sie sollte einen oder gleich mehrere Spin-Offs bekommen.

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Zum blutleeren Rest muss man leider sagen, dass solcherlei millionenschwere Bemühung nicht immer zum Erfolg führt. Man merkt genau, welche Makel der allgemeinen Superman-Schiene von DC versucht wurden auszubügeln. An der Musikliste kann man ungefähr erkennen, in welche Kerbe man schlagen wollte. Bei den Neuverfilmungen der Star Trek Reihe wird z.B. „Sabotage“ von den Beastie Boys eingesetzt, um popkulturelle Relevanz und einen Wiedererkennungswert zu schaffen. Bei Suicide Squad sind es Megahits wie “Seven Nation Army” (White Stripes) oder „Without Me“ (Eminem) – sie werden im 10-Minuten-Takt eingestreut, so dass genau der gewünschte Knalleffekt nicht mehr spürbar ist.

So fühlt es sich von Anfang bis Ende auch an: überladen, lieblos und chaotisch – wie eine Collage aus dem Kunstunterricht einer Projektwoche im Jahre 1995. Aber trotzdem macht der Film soliden Spaß und ist nicht allzu ärgerlich für alle, die die Comicvorlage nicht kennen.

Katja Krüger-Schöller ist Studentin der Gender Studies an der Universität Wien.

AutorInnen: Katja Krüger