Haarige Welten

  • 16.06.2016, 20:23
Die tschechischen Spieleentwickler_ innen Amanita Designs haben sich, was die Gestaltung des Computerspiels Samorost 3 angeht, viel angetan.

Die tschechischen Spieleentwickler_ innen Amanita Designs haben sich, was die Gestaltung des Computerspiels Samorost 3 angeht, viel angetan. Die eigenwillige Computerspielkreation legt ihren Schwerpunkt nicht auf die spieltechnische Herausforderung, sondern konzentriert sich auf das ästhetische Empfinden der Spieler_innen. Gefordert sind vor allem Augen und Ohren. Als weißer Gnom in einem reinweißen Ganzkörperanzug mit Zipfelmütze bewegt eins sich v ia Point-and-Click durch neun haarige, hölzerne, steinige oder bewaldete Welten: Planeten und Asteroiden, die von magischen Klängen bewohnt sind. Mittels einer Flöte interagiert der Gnom mit seiner Umwelt.

Die perfekte Gestaltung der Welten stellt auch die Herausforderung von Samorost 3 dar. Vom Bau eines primitiven Raumschiffs bis hin zur Vernichtung des Endgegners; die Struktur der Welten gibt selten einen Hinweis darauf, wo die Lösung der Rätsel liegt. Die vorherrschende Methode, um in Samorost 3 voranzukommen, ist Trial-and-Error. Selbst nachdem ein Rätsel gelöst wurde, ist nicht immer ganz klar, wie es dazu kam. Die Extra-Achievements lassen ebenfalls zu wünschen übrig: Meist lassen sie sich nur durch zufälliges Anklicken von irgendwelchen Gegenständen oder Tieren freischalten. Da Samorost 3 vollkommen auf die sprachliche Ebene verzichtet, sind die meisten Probleme im besten Fall bildlich dargestellt. Sonst zieht sich ein roter Faden durch das Spiel: Die Findung des Problems ist Teil des Rätsels. Deeep!

Das ist jedoch auch das große Manko von Samorost 3. Trotz der wunderschönen Welten wird die Spielfreude durch ein langsames Tempo und unnachvollziehbare, teilweise sogar frustrierende Spielerfahrung getrübt. Ungeduldige Spieler_innen werden, obwohl Samorost 3 ein kurzes Spiel ist, nicht ohne einen Blick in die Komplettlösung auskommen. Die Stärke von Samorost 3 liegt in der Wirkung von lebendigen Bildern, die von seltsamen Klarinettentönen begleitet werden. Anders als in herkömmlichen Spielen, stellt die Vernichtung des Endgegners, eines Mönchs mit schwarzer Rüsselnase, nicht den Höhepunkt dar, sondern ist ein Moment des Zurücklehnens. Wem das reicht, hat mit Samorost 3 eine Freude. An alle anderen: meh!

Amanita Designs: Samorost 3
Einzelspieler_in für Mac und Windows
19,99 Euro

Marlene Brüggemann studiert Philosophie an der Universität Wien.

AutorInnen: Marlene Brüggemann