Eine kurze Geschichte Spaniens

  • 05.12.2015, 13:03

Spanien hat seit dem Beginn der Platzbesetzungen im Mai 2011 eine beeindruckende Phase sozialer Kämpfe hinter sich. Nicht zuletzt angesichts der anstehenden Wahlen lohnt sich ein Blick auf die Situation.

Das Buch „Mit Podemos zur demokratischen Revolution – Krise und Aufbruch in Spanien“ von Raul Zelik beginnt nicht 2008 mit der Krise, sondern bettet die jüngeren Entwicklungen in den Kontext des 20. Jahrhunderts ein. Besonders interessant ist dabei das Kapitel zur „Transicion“ ab Mitte der 1970er Jahre – jenem gefeierten Demokratisierungsprozess unter Aufsicht des Königs, durch den die alten Eliten ihre politische und ökonomische Macht behalten konnten. Große Teile der Linken machten da mit, Widerstand gab es nur von den Rändern – in Katalonien und dem Baskenland. Dieser Prozess war alles andere als friedlich. Dutzende Menschen fielen etwa den von der sozialdemokratischen Regierung unterstützten Todesschwadronen zum Opfer.

Präzise analysiert Zelik das spanische Akkumulationsmodell, in dem Immobilienboom und Korruption schließlich in die große Krise führten. Mit 15-M entstand daraus eine beeindruckende soziale Bewegung. Doch obwohl sie über Jahre mobilisierungsfähig geblieben ist, gelang es ihr nicht die Politik zu ändern.

Besonders aufschlussreich ist die kurze Darstellung der Populismus-Theorie, die der Strategie von Podemos zugrunde liegt. Der Autor sieht die Chancen eines Bruchs aber weniger bei Podemos als in den neuen Gemeindekandidaturen und den Absetzungsbewegungen in Katalonien. Besonders interessant ist dabei, wie aus konkreten Kämpfen gegen Zwangsräumungen in Barcelona die Einheit der Linken hergestellt wurde. Nicht im Nationalismus, sondern in der demokratischen Konstituierung der Gesellschaft, wie sie von den linken und linksradikalen Teilen der Unabhängigkeitsbewegung angestrebt wird, sieht Zelik eine Chance.

Ohne dem Autor in jeder These zuzustimmen, bietet Zeliks Buch einen hervorragenden Überblick und viele Aspekte der spanischen Erfahrung scheinen auch für die Neuformierung der Linken in Österreich hilfreich.

Martin Konecny dissertiert am Institut füt Politikwissenschaft und ist Redakteur bei mosaik-blog.at.

AutorInnen: Martin Konecny