Die Geschichte einer Kämpferin

  • 17.06.2013, 19:46

Aktivist_in Nosphokzai Fihlani wurde Opfer einer homophoben Vergewaltigung*. Für progress Online erzählte sie der Gastautorin Caelyn Woolward ihre Geschichte und warum sie sich von dieser Erfahrung nicht unterkriegen lässt.

Die Aktivist_in Nosphokzai Fihlani wurde Opfer einer homophoben Vergewaltigung*. Für progress online erzählte sie der Gastautorin Caelyn Woolward ihre Geschichte und warum sie sich von dieser Erfahrung nicht unterkriegen lässt.

** Der erste Teil des Artikels erzählt Nosphokzai´s Geschichte, die evtl. ein Trigger sein kann. In dem Fall empfehlen wir, ab dem zweiten Unterpunkt "Gegenwehr" anzufangen. Anm. der Redaktion **

Nosphokzai’s Geschichte. Im Juni 2011 war Nosphokzai Fihlani nach einem Abend mit FreundInnen auf dem Weg nach Hause. Es war dunkel und gefährlich, aber sie ging diesen Weg oft und es war ihre Stadt. Sie hatte nichts zu befürchten. Eine Gruppe Männer lief hinter ihr. Sie fingen an, sie zu verspotten und machten grobe homophobe Kommentare. „Die Beleidigungen waren scheußlich und sie wurden immer schlimmer. Ihr Verhalten wurde heftig und ich bekam Angst. Also versuchte ich zu flüchten.“ Als Fihlani von den Männern wegrannte, liefen sie ihr hinterher. „Ich schaute zurück und sah, wie ein Mann mir hinterherlief. Ich rief um Hilfe, aber niemand hörte mich. Ich rannte in eine öffentliche Toilette und da gab es kein Entkommen mehr. Ich hatte keine andere Wahl, als mich zu wehren“, erzählt sie.

„Er versuchte, meine Hände festzuhalten, sodass ich mich nicht wehren konnte. Als ihm das nicht gelang, schlug er meinen Kopf gegen die Wand. Er hatte ein Messer und begann, zuzustechen“. Die Wörter strömen aus Nosphokazi Fihlanis Mund, als habe sie die Geschichte schon hundert Mal erzählt. Vor mehr als einem Jahr wurde die im Hlalani Township lebende Frau belästigt, angegriffen, gestochen, vergewaltigt und dem Tode überlassen. Der Überfall war nicht zufällig, das Motiv war eindeutig. Fihlani wurde vergewaltigt, weil sie lesbisch ist.

Die Narben an ihren Händen und ihrem Rücken sind noch immer sichtbar. Sie wehrte sich so gut sie konnte, aber letztendlich traf sie einer so hart, dass sie das Bewusstsein verlor: „Ein paar Stunden später wachte ich auf. Ich war nackt, allein und mir war kalt. Meine Kleider waren gestohlen. Ich wurde vergewaltigt, weil ich eine Lesbe bin.“

Gegenwehr: Ihre Geschichte ist nur eine von vielen Vorfällen von homophoben Vergewaltigungen in Südafrika. Diese richten sich gegen Lesben und werden von Männern durchgeführt, die glauben, dass Frauen ihre sexuelle Orientierung ändern, wenn sie Sex mit Männern haben. Manche sind der Ansicht, dass Frauen für ihre Homosexualität bestraft werden müssten.

„Sie glauben, dass das, was sie mir angetan haben mich ändern wird. Aber das wird es nicht. Ich bin noch immer derselbe Mensch. Ich werde mich durch sie nicht unterkriegen lassen. Ich möchte, dass die Leute wissen, was mit mir geschehen ist, denn wenn ich schweige, werden sie weitermachen.“ Da viele Fälle homophober Vergewaltigungen nicht angezeigt werden, kennt man die genaue Statistik nicht. Aber Fihlani bleibt stark: „Ich werde mich nicht verstecken und mich schämen. Alle in meiner Nachbarschaft wissen, dass ich lesbisch bin und dass ich das vor niemandem verbergen werde.“

Eine Gemeinde im Krieg. „Menschen werden vergewaltigt, aber bekommen keine Hilfe. Die Gemeinde wendet sich gegen sie.“ Als die Gemeinde gefragt wurde, was sie von den homophoben Vergewaltigungen halten, waren die Antworten insbesondere von Männern eindeutig. Sie glauben oft, dass niemand außer einem Mann eine Frau befriedigen kann. „Ich hasse Lesben. Ich hasse sie. Es ist eine Abscheulichkeit” und „Vielleicht sollte die Regierung all diese Menschen aufgreifen, sie in ein anderes Land schicken und sie wegsperren“, sind nur zwei der Meinungen, die sich bei Männern in der Gemeinde wiederfinden. Als gefragt wurde, ob sie der Meinung wären, dass dies eine Art von Missbrauch sei, sagte einer: „Missbrauch ist nicht gut, aber es ist ein Weg, queere Frauen zu ändern.“

Inspirierende Personen. Zanele Nqokoqa, Nosiphokazis Freundin hält zu ihr. „Sie ist noch immer derselbe Mensch, den ich vorher kannte. Manche Männer sind eifersüchtig. Sie wollen das, was sie hat. Ich aber auch: Sie ist eine inspirierende Frau und ich bin sehr stolz darauf, wie stark sie ist.“ Eine Freundin von Nosiphokazi, Nolubabalo Matshoba, sagt, dass Fihlani sogar einen Trend unter den Lesben in Grahamstown gesetzt hat: „Sie trägt einen Anzug. Das ist untypisch, weil man sich in Grahamstown sehr informell kleidet. Sie sehen, wie schick sie im Anzug aussieht und sie schließen sich ihr an. Sie sehen, wie mutig sie ist und werden von ihr inspiriert. Sie fangen an zu akzeptieren wer sie sind und haben keine Angst sich zu outen.“

Matshoba hatte auch erst Angst, sich öffentlich zu ihrer Homosexualität zu bekennen. „Die Gegend in der wir leben ist kein sicherer Ort für Lesben. Aber als ich sie sah, und auch sah wie mutig sie ist, dachte ich, ich sollte auch so sein. Sie sagte mir, ich sollte akzeptieren wer ich bin.“

Nicht viele Frauen sind mutig genug, es Fihlani nachzutun. Aber hoffentlich werden sie durch ihre Geschichte und ihre Tapferkeit ermutigt, sich nicht zu verstecken und sich Gehör zu verschaffen.

Nosphokazi Fihlani setzt mit ihrer formellen Kleidung ein Zeichen: sie lässt sich nicht unterkriegen. Foto: Rosanna Scott

* in Anlehnung an die Kritik am geläufigeren Begriff „corrective rape“ („korrigierende Vergewaltigung“) wird der Begriff „homophobe Vergewaltigung“ vorgezogen. Anm. der Übersetzerin.

 

Der Text wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Lisa Zeller.

AutorInnen: Caelyn Woolwards