„Theater“ um Regenbogenfahnen beendet?

  • 05.07.2014, 08:32

So viele Grazer Bezirksrät_innen wie noch nie stimmten für ein Zeichen gegen Homophobie. Christoph Schattleitner blickt zurück auf die Hintergründe.

So viele Grazer Bezirksrät_innen wie noch nie stimmten für ein Zeichen gegen Homophobie. Christoph Schattleitner blickt zurück auf die Hintergründe.

Am 28. Juni ist Christopher Street Day (CSD), an dem sich weltweit Menschen für die Gleichbehandlung von Schwulen, Lesben, Transgender und Bisexuellen solidarisieren. Das ist oft eine Mischung aus Party und Protest, wie etwa in Wien bei der Regenbogenparade. Ziel ist es, auf Missstände und Diskriminierung von Homosexuellen hinzuweisen. Zwischen Ehe und Eingetragener Partnerschaft gibt es nach wie vor 40 Ungleichbehandlungen, wie Betroffene beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte feststellen ließen. Die Benachteiligungen reichen vom Adoptionsrecht über Pensionsanspruch bis hin zur Frage, wo getraut werden darf.

„Theater“ in Graz

Letzteres wurde in Graz heftig diskutiert. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) wehrte sich lange gegen eine Verpartnerung von Homosexuellen im Trauungssaal des Rathauses bis der Verfassungsgerichtshof zu einer anderen Erkenntnis kam: Seit September 2013 darf nun auch im Prunksaal verpartnert werden. Mit Regenbogenfahnen soll am Christopher Street Day auf solche Ungleichbehandlungen aufmerksam gemacht werden. Anderenorts ist das bereits Routine. In Wien etwa werden wochenlang die Straßenbahnen mit kleinen Regenbogenfähnchen geschmückt, in Berlin hissen jedes Jahr alle Bezirksrathäuser die bunte Fahne. Gleiches versucht seit 2008 Gerald Kuhn, Grüner Bezirksrat des Stadtbezirks Jakomini, auch in Graz durchzusetzen. Bisher gab es um die Fahnen aber immer ein „Theater“, ärgert er sich. Die Grazer Grünen stellen Jahr für Jahr in den Bezirken, in denen sie vertreten sind, einen Antrag zum Kauf (eine Fahne kostet 14, 50 Euro) und zur Hängung der Flaggen. Das blieb nicht immer ohne Widerstand. Vergangenes Jahr stimmten etwa die Bezirksräte St. Leonhard, Mariatrost und Lend gegen den Antrag. Während die Grünen ein „massives Problem mit Homosexuellen“ (Zitat Kuhn) bei der ÖVP orteten, sorgte der bunte Stoff auch bei der SPÖ für Aufregung: Zwei der drei SPÖ-Räte im Lend wollten keine Homo-Flaggen und kassierten dafür Kritik von der Sozialistischen Jugend: „Wir sollten uns als Sozialdemokraten schämen. Das ist ein peinlicher Ausrutscher“, meinte Sebastian Pay von der SJ Graz. Heuer stimmte der Bezirk Lend einer Beflaggung zu – so wie sieben andere Bezirke. In zehn der 17 Bezirke wurden Anträge gestellt, acht gingen durch – so viele wie noch nie. „Das ist ein voller Erfolg – vor allem, weil einige Bezirke die Fahnen nicht ein, zwei Wochen, sondern den ganzen Juni lang aufhängen“, freut sich Kuhn über die Entwicklung in Richtung mehr Toleranz in der „Menschenrechtsstadt“ Graz.

Übrigens: Die Stadt Graz selbst hat bis dato noch keine Regenbogenfahne gehisst. Vor dem Rathaus hing zwar die letzten Jahre eine Fahne, dies geschah aber immer auf Initiative und Rechnung der Grünen, erklärt Nicole Kuss, Pressesprecherin von Stadträtin Lisa Rücker (Grüne). Heuer verpasste man es die Fahnenmasten zu reservieren.

Leerer Fahnenmast im Volksgarten Graz im Jahr 2013. Foto: Christoph Schattleitner

Christoph Schattleitner studiert „Journalismus und PR“ an der FH Joanneum in Graz und twittert unter dem Namen @schattleitner.

AutorInnen: Christoph Schattleitner