Smash it!

  • 18.05.2015, 12:58

Neon, Verzerrungen und auszuckende Frauen. Die Kunsthalle Krems zeigt mit der Ausstellung „Komm Schatz, wir stellen die Medien um fangen nochmal von vorne an“ Werke der Schweizer Video- und Objektkünstlerin Pipilotti Rist aus den letzten 30 Jahren.

Neon, Verzerrungen und auszuckende Frauen. Die Kunsthalle Krems zeigt mit der Ausstellung „Komm Schatz, wir stellen die Medien neu um und fangen nochmals von vorne an“ Werke der Schweizer Video- und Objektkünstlerin Pipilotti Rist aus den letzten 30 Jahren.

Begrüßt wird man von einem Kronleuchter aus ähnlich alt aussehenden Unterhosen, der den Weg in einen Raum mit gemütlichen Betten weist. Liegend wird man von kaleidoskopartigen Aufnahmen eingesogen. Mal eine Zunge hier, mal eine Vulva da, auch Himbeeren kommen vor. Alles Motive, die sich durch die ganze Ausstellung ziehen. Großes Highlight: der Film „Ever Is Over All“. Eine Frau in einem Kleid zerschmettert mit lachendem Gesicht willkürlich Autofensterscheiben mit einer Stange, die wie eine Blume aussieht.

(c) Pipilotti Rist - Homo Sapiens Sapiens

Sonst findet man in den großen Räumen immer wieder kleine experimentelle Filmchen in Handtaschen, Teppichen oder Muscheln versteckt. Es ist auf den ersten Blick nicht klar ersichtlich, wo im Raum die Kunst anfängt und aufhört. „Bitte nicht die Kunstobjekte berühren!“, so eine Museumsangestellte zu einem Typen, der sich lässig auf ein Gitterbett aufstützt, in dem eine Stoffbombe liegt, in der wiederum ein Film gespielt wird. Daneben fließt auf den Boden projiziertes Blut.

Gerade zu Beginn changiert die Ausstellung immer wieder zwischen faszinierenden, grellen Aciderfahrungen und erschreckendem Horrortrip, bei dem zuerst noch alles lustig war und dann auf einmal Blut zwischen den Zähnen eines lachenden Gesichts hervorsprudelt. Gegen Ende wird die Ausstellung zunehmend ruhiger. Dazu tragen Lämmer-, Früchte- und Wassermotive bei. Aber auch Teppiche, Sitz- und Liegesäcke, auf denen man sich vom Boden aus wandgroße Videoprojektionen von Füßen auf der Wiese oder zermatschenden Granatäpfeln ansehen kann, verstärken den Effekt.

(c) Pipilotti Rist - Sip My Ocean

Pipilotti Rist bricht mit der klassischen Rolle der Betrachtenden durch die Vielfalt der Positionierungen der Videos, aber auch der Zuseher_innen. Dementsprechend radikal verarbeitet sie auch Körperbilder und Geschlechterrollen, zum Beispiel in dem Covervideoclip zu „I’m Not A Girl Who Misses Much“ der Beatles. Sie schafft es mit ihren Werken Alternativen zum, wie sie es nennt, „Blickregime“ zu zeigen, in denen für den Moment des Betrachtens die Utopie real wird.

 

Pipilotti Rist: „Komm Schatz, wir stellen die Medien neu um & fangen nochmals von vorne an“
Kurator_innen: Stephanie Damianitsch, Hans-Peter Wipplinger
Kunsthalle Krems, Niederösterreich
bis 28.06.

 

Marlene Brüggemann studiert Philosophie an der Universität Wien.

AutorInnen: Marlene Brüggemann